[Werbung] Nach den Tests des Quad und des Triple Driver InEars habe ich jetzt die Möglichkeit, einen ausgewachsenen Overear Kopfhörer von 1More zu testen.
Das Besondere: Beim 1More H1707 handelt es sich um einen Kopfhörer mit Triple Driver, also einem System mit drei Treibern. Im Bereich der On- bzw. Overear Kopfhörer finden sich zumeist dynamische Einzeltreiber wieder. Der Einsatz von mehr als einem Treiber ist überaus innovativ und ich bin gespannt, was mich hier erwartet.


Allgemeine Beschreibung

Wie bereits erwähnt handelt es sich beim H1707 um einen geschlossenen  Kopfhörer. Die Bauart der „hybriden“ InEars, also InEars welche auf verschiedene Treibertechniken zurückgreifen, ist mittlerweile etabliert und warum sollte sich solch ein Prinzip nicht auch bei ausgewachsenen Kopfhörern realisiseren lassen? Die Vorstellung klingt vielversprechend und innovativ. 1More hat es versucht und das Ergebnis liegt nun vor mir.

Schauen wir uns zuerst einmal das Prinzip bzw. das System und die einzelnen Treiber an. Der H1770 verfügt über einen Piezo Keramic Treiber, welcher ausschließlich für die oberen Frequenzen bis 40kHz zuständig ist. Desweiteren ist dynamischer Treiber mit mit 40mm Durchmesser verbaut und zusätzlich noch eine ein Bassreflextreiber – welcher ebenfalls nach einem klassischen, dynamischem Treiber ausschaut und nach dem gleichen Prinzip wie ein Lautsprecher arbeiten soll.

Der Kopfhörer ist klein, leicht und faltbar – so lässt er sich entweder prima in dem mitgeliefertem Case (mit Ausformungen für den zusammengefalteten Hörer!) fürs Reisegepäck verstauen oder – noch besser – gleich aufsetzen. Dazu passt auch die Leistungsanforderung: Mit 32Ω dürfte er sich an den meisten Smartphones und DAPs ausreichend laut betreiben lassen.


Lieferumfang

Die Verpackungen von 1More sind eine Klasse für sich.
So kommt auch der H1707 in einem dicken Karton, welcher sich wie eine Schatulle öffnen lässt. Im Innern dieser „Truhe“ befinden sich neben dem Papierkram (und einem 1More Sticker):

  • der Kopfhörer 1More H1707
  • ein 135cm langes Anschlusskabel
  • ein 6.3mm Adapter
  • ein Transportcase / Hardcase
  • ein Stoffbeutel

Löblich finde ich die Beigabe eines soliden Transportcases. Das machen längst noch nicht alle Hersteller, auch nicht bei den hochpreisigen Kopfhörern.


Technische Daten

Nüchterne Daten, die erfahrungsgemäß nix über die Klangqualitäten eines Kopfhörers aussagen seien hier der Vollständigkeit halber genannt:

  • Frequenzverlauf: 20 – 40.000 Hz
  • Impedanz: 32Ω
  • Empfindlichkeit: 104dB
  • Empfohlene Leistung: 50mW
  • Gewicht: 293gr
  • Kabellänge: 1,35m OFC
  • 3,5mm Klinkenstecker, vergoldet

Verarbeitung & Design

Die Verarbeitung ist auf einem durchaus hohem Niveau. Der Rahmen der Ohrmuscheln und Teile der Bügelkonstruktion sind aus soliden Metall gefertigt und machen einen sehr wertigen Eindruck. Ansonsten wird viel Kunstoff eingesetzt, welcher sich aber ebenfalls durchgängig hochwertig anfühlt.

Der Faltmechanismus macht einen zuverlässigen Eindruck. Die Ohrmuscheln sind um 45° drehbar – warum nicht 90°?
Das abnehmbare OFC Kabel mit 3.5mm Klinke wird beidseitig in den Kopfhörer gesteckt und ist bis zum Splitter gewebeummantelt, ab dem Splitter gummiert. Die Stecker und der Splitter sind aus Metall.

Kommen wir zum Design. Die Mischung aus schwarz und messingfarben ist bestimmt nicht jedermanns Sache… aber irgendwie ist das auch mal was Anderes… Auf alle Fälle bleibt man sich der Designsprache / Farbgebung treu, welche man bei den InEars etabliert hat.

Auf den ersten Blick hat man den Eindruck, als handele es sich um einen offenen Kopfhörer und man würde direkt auf den Treiber blicken können.
Dem ist aber nicht so, denn zwischen der Abdeckung – welche im Übrigen wie eine Alufelge designed ist – und dem Treiber befindet sich eine transparente Plastikscheibe.


Tragekomfort

Für einen Overear wirkt der Kopfhörer recht zierlich. Die nicht abnehmbaren Ohrpolster sind superweich und umschließen meine Ohren komplett. Ich kann mir aber gut vorstellen, daß Leute mit größeren Ohren hier nicht alles unterbringen können. Gut, das sollte kein Drama sein und ist auch ein wenig der Portabilität geschuldet. Muss man es halt ausprobieren.
Das Kopfband mit gepolsterten Noppen liegt bei mir recht punktuell auf und fängt dadurch nach einiger Zeit an, etwas unbequem zu werden, Hier wäre ein durchgehendes Polster vielleicht besser gewesen. Auch ist der Anpressdruck recht hoch. Selbst bei meinem kleinen Schädel fängt es nach gut einer halben Stunde an zu drücken. Hier kann man aber Abhilfe schaffen, indem man versucht den Bügel über mehrere Bücher gespannt etwas von seiner Spannung zu nehmen.
Kabelgeräusche sind kaum vorhanden, ebenso hält sich die Übertragung von Berührungsgeräuschen an den Kapseln in Grenzen.


Klangqualität

Kommen wir zum Wichtigsten – dem Klang. Ich habe ihn „out of the box“ nur ein paar Minuten gehört und danach erstmal einige Stunden mit meiner Musik gequält, damit er direkt weiß was ihn später erwartet. Ja ja, ich höre es schon: Einspielen ist Voodoo und so. Ist mir wurscht, ich mach es halt einfach…  ;-)

Tonal ist der 1707 dunkel und warm abgestimmt, tlw. kommt er mir sogar ein wenig „verhangen“ vor – vor allem im Vergleich mit einer Detaillupe wie dem MSR7. Wenn man genau hinhört, sind aber alle Details da. Er präsentiert sie halt nicht unter Neonlicht. Ich glaube das ist auch eine Eigenschaft des Triple: Dunkel, warm – aber detailliert!

Die grundsätzliche Charakteristik des 1More H1707 Triple Driver ist der seines Bruders, dem InEar Triple Driver, also gar nicht mal so unähnlich. Der H1707 besitzt aber den deutlich ausgepägteren Bass. Im Detail:

Bass

Oh ja! Bass. Der Bass ist definitiv betont. Qualitativ ist er zwar nicht superpräzise, aber noch mit guter Kontur und Schnelligkeit (Punch!), um die allermeisten Sachen reproduzieren zu können. Was mir aber ein wenig fehlt, das ist das „Organische“ im Bass, das „Lebhafte“ und „Mitreissende“ – etwas, welches seinem kleinen Bruder, dem Quad Driver InEar so gut gelingt.

Mitten

Der Bereich der Mitten überzeugt mit einer authentische Wiedergabe, Gitarren kommen schön griffig, fett und warm rüber. Hier erinnert er wieder an die Klangsignatur der Triple InEars.

Höhen

Trotz der dunklen Abstimmung sind die Höhen klar, sauber und zumeist von der sanften Sorte. Details sind trotzdem reichlich vorhanden, springen einen aber nicht unmittelbar an.
Auf manchen Produktionen nerven mich aber die HiHats etwas: Sie klingen mitunter etwas „künstlich“.

Bühne

Die Bühne ist für einen geschlossenen Kopfhörer gut. Nicht riesig, aber sehr echt.  Lokalisation und Instrumentenseparation ist gut möglich.

Isolation

Die Isolation liegt für einen geschlossenen Kopfhörer im üblichen Rahmen – und das in beide Richtungen. Für unterwegs in lauten Umgebungen oder auf Reisen würde ich aber sowieso eher einen Bluetooth Kopfhörer mit Noise Canceling (wie den Sennheiser Momentum Wireless) empfehlen.


Hörbeispiele

Anathema – Dreaming Light

Mit Rockmusik kommt der 1707 sehr gut klar. So auch hier. Das getragene Klavierintro klingt frisch und luftig, darüber legt sich der präsente Gesang und später die atmospärischen Streicher. Die einsetzenden Drums sind fett, vor allem auch der Tiefbassbereich kommt sehr schön plastisch und – ja – federnd. Trotz der dunklen Abstimmung bleibt der Song luftig und mitreißend.

Fear Factory – Anodized

Auch mit heftiger Kost wie dem Industrial- / Deathmetal von Fear Factory kann der Kopfhörer gut umgehen. Hier kommt ihm die warme Tonalität zugute, bewahrt er doch so den Hörer vor allzu Harschen Gitarrenwänden und Becken-Explosionen. Basstechnisch bringt er die synthetisch aufgeladenen Drums ohne Verzerrungen zumindest bei nicht ohrenzerstörenden Lautstärken absolut verzerrungsfrei rüber.

Amy Macdonald – Dream On

Tolle Präsentation mit viel Details! Doch halt! Was ist das? Irgendwas in der Stimme gefällt mir im Refrain garnicht! Das klingt sogar ein wenig verzerrt, irgendwie harsch und schrill….. Was ist da los? Das hätte ich jetzt nicht erwartet, denn eigentlich hatte ich die Höhen bis jetzt als ausgesprochen kontrolliert und gezähmt in Erinnerung. Der Effekt scheint aber tatsächlich nur bei diesem einen Stück aufzutreten. Der Rest des Albums ist wie man es erwarten würde.

Avatarium – Medusa Child

Die warme Abstimmung des Triple Over Ear ist wie gemacht, um ein bisschen Doom zu hören. Die schwere Musik von Avatarium braucht Leistung, dann wälzen sich die tonnenschweren Riffs, pumpenden Basslines und wuchtigen Drums durch die Gehörgänge. Der 1707 hat damit keine Probleme und baut ordentlich Druck und Atmosphäre auf. Man muss aber anerkennen daß er nicht an die Bassautorität des Fostex TH-X00 heranreicht. Trotzdem eine mehr als gute Vorstellung.


Weitere Bilder

[ngg_images source=“galleries“ container_ids=“87″ display_type=“photocrati-nextgen_basic_thumbnails“ override_thumbnail_settings=“0″ thumbnail_width=“120″ thumbnail_height=“90″ thumbnail_crop=“1″ images_per_page=“20″ number_of_columns=“0″ ajax_pagination=“0″ show_all_in_lightbox=“0″ use_imagebrowser_effect=“0″ show_slideshow_link=“0″ slideshow_link_text=“[Zeige eine Slideshow]“ order_by=“sortorder“ order_direction=“ASC“ returns=“included“ maximum_entity_count=“500″]


Fazit

Einen OverEar Kopfhörer mit drei Treibern gab es bisher noch nicht – mir ist zumindest keiner bekannt. 1More versucht hier, das bewährte Prinzip aus den InEars in die Welt der großen Kopfhörer zu übertragen.

Der 1More H1707 hat starke Konkurrenz im Bereich der geschlossenen, mobilen Kopfhörer. Dieser Bereich ist hart umkämpft, das Angebot riesig und es gibt hier richtig gute Hörer. Um nur mal zwei zu nennen:

  • Der Beyerdynamic DT770 – ein Klassiker – ist für weniger Geld zu haben und lässt klanglich nix anbrennen, ist wartungsfreundlich und hat größere Ohrmuscheln.
  • Oder der Audio Technica MSR7, welcher eine fast neutrale Spielweise mit sehr hohem Detailgrad und recht linearem Frequenzverlauf aufweist.

Beides sind erstklassige Kopfhörer mit unterschiedlichen Charakteristiken. Der 1More hat also starke Mitbewerber.

Ich denke aber, er wird seine Nische finden, denn die warme und natürliche Klangsignatur mit ordentlicher Bassbetonung, warmer und dunkler Tonalität  bei trotzdem detaillierten Höhen ist einfach sehr faszinierend – wenn man mit dem leichten Höhenpeak bei manchen (wenigen) Stücken leben kann.

Durch die bassbetonte Abstimmung eignet er sich hervorragend für den mobilen Einsatz, ist aufgrund der kleinen Ohrmuscheln und des speziellen Designs aber bestimmt nicht jedermanns Sache. Aktuell kostet er knapp 200€ und ist direkt im Shop von 1More zu bekommen.

Für mich steht nach diesem Test fest:
1More kann auch „große“ Kopfhörer bauen!


Der H1707 wurde mir für diesen Test  zur Verfügung gestellt.  Vielen Dank an dieser Stelle!

1MORE Triple Driver Over Ear H1707 | Bewertung

8.1

Sound

8.4/10

Verarbeitung

8.0/10

Komfort

8.0/10

Preis/Leistung

8.0/10

Pros

  • Verarbeitung
  • Mitreißender Klang
  • Innovative Technik

Cons

  • Pads nicht abnehmbar
  • Kleine Ohrmuscheln
  • Höhen tlw. etwas harsch