[Werbung] Nachdem sich RHA in der Vergangenheit ausschließlich durch die Entwicklung von sehr guten und preisgünstigen InEars einen Namen gemacht hat, begibt man sich nun auf neues Terrain. Der RHA DacAmp L1 – im Folgenden werde ich ihn schlicht L1 nennen – ist das erste Produkt von RHA abseits von InEar Kopfhöreren.

Was ist der RHA DacAmp L1?

Wie der Name „DacAmp“ bereits andeutet, handelt es sich beim L1 um einen mobilen Kopfhörerverstärker mit integriertem D/A-Wandler.
Damit bietet er neben der reinen Verstärkerfunktion auch die Möglichkeit, digital zugeführte Signale in analoge Signale umzuwandeln und somit den vorhandenen DAC in Abspielgeräten zu umgehen.

Der Vorteil hierbei: In einem nur für diesen Zweck bestimmten Gerät hat man deutlich mehr Platz für die einzelnen Komponenten und Schaltkreise.
Somit ergeben sich natürlich ganz andere Möglichkeiten als im begrenzten Raum eines Smartphones, in dem sich die Audioeinheiten den Platz mit einer Reihe anderer Komponenten teilen müssen. Dies ermöglicht den Einsatz von höherwertigen und komplexeren D/A-Wandlern und vor allem leistungsfähigeren Verstärkern.
Der L1 bildet übrigens zusammen mit dem InEar CL1Ceramic – der bereits in diesem Testbericht voll überzeugen konnte – ein hochinteressantes Duo, welches auch anspruchsvollste Kundengruppen zufrieden stellen soll.


Features & Technische Daten

RHA hat mit dem ersten Gerät aus dieser Kategorie direkt eine eierlegende Wollmilchsau entwickelt. In einem robusten und optisch ansprechenden Gehäuse aus Aluminium befinden sich erlesene Komponenten.
Der L1 findet digitalen Anschluss entweder über einen der beiden USB Anschlüsse (USB-A kompatibel mit iOS & Android, USB-micro-B kompatibel mit macOS, Windows und anderen, weitere Details finden sich hier direkt bei RHA) oder über den ebenfalls vorhandenen Mini-TOSLINK-Anschluss – über diesen steht auch die analoge Verbindung mit klassischer 3.5mm Line-In Klinke zur Verfügung.

Ausgangsseitig werden Kopfhörer von 8 bis 600Ω entweder an der 3.5mm Klinke angeschlossen (unbalanced) oder am 4-poligen Mini-XLR Anschluss (balanced/symmetrisch). Wie gut, daß dem CL1 ein passendes Kabel beiliegt!

Nun aber zu den inneren Werten. Der eingesetzte D/A-Wandler vom Typ ESS Sabre ES9018K2M unterstützt Audio Formate bis 384kHz/32bit PCM und Quad DSD (11.2MHz, DSD245). Bei dem Verstärker handelt es sich um einen Class A/B Amp in vollsymmetrischer Ausführung. Im Einzelnen:

Technische Daten:

  • Ausgangsleistung (16Ω): 300mW
  • Ausgangsleistung (300Ω): 28mW
  • Ausgangsimpedanz: 2.2 ohms
  • THD+N: >0.0018%
  • Dynamikbereich: 111dB
  • PCM Sampling-Frequenzen: 44.1 – 384kHz, 16 / 24 / 32-bit
  • DSD Sampling-Frequenzen: 2.8224MHz (DSD64), 5.6448MHz (DSD128), 11.2896MHz (DSD256)
  • Eingänge: 3.5mm line in, USB A, USB micro-B, mini-TOSLINK Optical
  • Ausgänge: 3.5mm line out, 3.5mm headphone out, 4-pin Mini XLR (balanced)
  • Akku: 4000 mAh
  • Abmessungen: 118x73x20mm
  • Gewicht: 233g

Die Akkulaufzeit wird vom Hersteller mit 10 Stunden angegeben.

Doppelt klingt besser!
Um eine echte symmetrische Signalverarbeitung realisieren zu können, gibts beim L1 sowohl den D/A-Wandler als auch den Verstärker doppelt. Somit ist eine saubere Kanaltrennung gewährleistet. Nur so macht die symmetrische Signalverarbeitung Sinn und holt das maximal Machbare heraus.


Lieferumfang

An der Umverpackung ist sehr schön die Zugehörigkeit zum CL1 zu erkennen. Die Verpackung folgt dem gleichen Prinzip: In einem edel bedruckten Pappschuber befindet sich die stabile Pappschatulle mit aufklappbaren Deckel. Auf diesem ist eine silberfarbene Prägung einer technischen Zeichnung des L1 aufgebracht. Im Deckel befindet sich in einer Papierlasche eine gut gemachte Broschüre mit Wissenswertem über das Gerät. In der Schatulle selbst liegt der L1 eingebettet in passend ausgeschnittenem und formstabilen Schaumstoff. Darunter findet sich das Zubehör.

Dem L1 liegen verschiedene Kabel und Gummis zur Befestigung am Smartphone o.ä. bei.

  • Dacamp L1
  • USB Micro-B auf USB Micro-B Kabel (OTG)
  • USB A auf USB Micro-B Kabel
  • Silikonbänder
  • Produktbeschreibung
  • Bedienungsanleitung
  • Reinigungs-/Schutztuch

Leider fehlt ein Lightning Kabel zum Anschluss an iOS Geräte. Okay, das ist Jammern auf hohem Niveau. Der geneigte Audioholic hat so´n Kabel sowieso neben vielen anderen in der Schublade.
Der Zubehörhandel bietet verschiedene Lösungen an. So gibt es zum Beispiel solch ein Kabel bei Amazon:

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Design & Verarbeitung

Das Gerät ist mit seiner kühlen und grauen Aluminiumoberfläche, seinen abgerundeten Ecken auf der linken Seite und der griffigen Umrandung aus schwarzem Softtouch-Kunststoff an den anderen drei Seiten ein wahrer Handschmeichler. Es liegt ausserdem gut ausbalanciert in der Hand. Der Lautstärkeregler ist nicht – wie üblich – als drehbarer Knopf ausgestaltet, sondern befindet sich walzenförmig auf der Oberseite des Gerätes zwischen dem Klinkenausgang und dem XLR Anschluss. Unten befinden sich in der Mitte die zwei USB Anschlüsse und der Eingangswahlschalter, links und rechts daneben die LineIn (opt./analog) und LineOut Buchsen.  Am rechten Gehäuserand sind die drei Regler für Bass, Trebel und Gain untergebracht. Die Rasterung dieser Regler ist angenehm knackig, so dass ein unbeabsichtigtes Verstellen erschwert wird. 
Auch wenn es vielleicht die nahtlose Optik etwas unterbrochen hätte, so vermisse ich doch ein paar kleine Gumminoppen oder -Leisten am Gehäuse, die einen direkten Kontakt mit der Tischplatte und damit Kratzer auf der schönen Oberfläche verhindern würden. 


Bedienung & Funktionen

Lautstärke-, Bass-, Höhen- und Verstärkungsregler

Lautstärke über Tasten oder „Wippen“ einzustellen ist wie Autofahren mit Gamepad!
Ich liebe Drehregler – alles, wo man dran drehen kann gibt unvermitteltes Feedback. Der L1 verfügt über ebensolche Regler – und sie fühlen sich gut an.
Die  Lautstärkewalze läuft sauber und rund. Mit ihr lässt sich die Lautstärke feinfühlig justieren. Sie fungiert gleichzeitig als Ein- und Ausschalter.

Bass und Treble ist jeweils in 12 Stufen von -3dB bis +9dB anpassbar. Der Gainregler verfügt über drei Verstärkerstufen: Low: 1fache, Mid: 1.8fache und High: 2.5fache Verstärkung. Ausserdem verfügt er noch über eine vierte Position: Auf dieser kann das Gerät bei Nichtbenutzung auch als Powerbank genutzt werden.

Verbindung

Der DacAmp wird bei mir so gut wie ausschließlich am iPhone/iPad eingesetzt. Die Verbindung funktioniert problemlos. Der L1 wird unter iOS sofort als Abspielgerät erkannt und ist direkt einsatzbereit. Ebenso funktioniert das am iMac – es sind keine Treiber (wie bei Windowssystemen) nötig. 
Wer den L1 ausschließlich als Verstärker nutzen möchte, kann natürlich auch den 3.5mm Analogeingang nutzen.

Ein Tipp für eine Transportsche
Diese Tasche – ursprünglich als Case für externe Festplatten bei mir im Einsatz – ist für das Set aus CL1/L1 wie gemacht:

Die Tasche gibt es zum Beispiel bei Amazon*.


Klangqualität

Wie immer vorab: Alle Höreindrücke sind rein subjektiv und von meinem persönlichen Eindruck und Geschmack beeinflusst. Messungen habe ich keine angefertigt.

Es gilt ja der Grundsatz: Wenn ein D/A-Wandler und der nachgeschaltete Verstärker mit höchst-linearer Disziplin alles richtig macht, sollte es keine klanglichen Unterschiede zwischen verschiedenen Geräten geben. Die Realität sieht aber anders aus. Da ist dann doch ein Unterschied zu hören. Bei DAPs wie auch bei KHV oder eben solchen Kombigeräten wie dem DacAmp L1.

Bei DAPs und Verstärkern bevorzuge ich einen neutralen Sound. Deswegen stehen beim Test alle Regler auf „0“. Die Verstärkerleistung stelle ich auf „Low“ – mal schauen ob es reicht.

Als Hörer für den Soundcheck kommt logischerweise der RHA CL1 zum Einsatz, der mit seinen 150Ω schon recht anspruchsvoll ist, wenn es um Verstärkerleistung geht. Angeschlossen habe ich ihn am symmetrischen Ausgang mit dem XLR-Kabel.
Abspielgerät ist mein iPhone 6s Plus, welches den L1 mit den Silikonbändern huckepack nimmt:

Schick oder? Aber nicht nur das: Der Klang dieser Kombination ist fantastisch. Er ist über alle Frequenzen sehr ausgeglichen und authentisch. Was sofort auffällt ist die unglaubliche Detailfülle des ES9018K2M und die saftige Power der Verstärkereinheiten.

Auch wenn ich die Klangregler höchst selten einsetze, so funktionieren sie doch einwandfrei und ziehen den jeweiligen Frequenzverlauf in die gewünschte Richtung. Teilweise stelle ich den Treble Regler auf -1, der Bassregler kann bei alten, bassarmen Produktionen schonmal zwischen +1 und +3 landen.
Die Power, die der L1 liefert, ist beachtlich. Die CL1 werden jedenfalls auf der „Low“ Stufe bereits ausreichend laut und autoritär angetrieben. 
Je weiter ich mich durch meine Musik skippe, desto mehr begeistert mich die Kombination aus L1 & CL1. Die Klangeindrücke sind ja im Grunde in meinem Review des CL1 bereits hinreichend beschrieben. Separation, Präzision, Transparenz und Dynamik sind hervorragend. Der Bass ist schnell, fest und punchig. Ein Rauschen konnte ich selbst bei aufgedrehter Lautstärke nicht wahrnehmen – auch nicht an empfindlicheren InEars wie den Sennheiser IE800.

Balanced vs. Unbalanced

Aktuell ist deutlich ein Trend zu symmetrischen Anschlüssen zu beobachten. Immer mehr Hersteller rüsten ihre Geräte zusätzlich zum „normalen“ Anschluss mit dieser Variante aus. Leider gibt es keinen Standard für den Anschluss. Am weitesten verbreitet an Mobilgeräten ist der 2.5mm Klinkenstecker. Sony und immer mehr andere Hersteller haben aber auch die robustere 4..4mm Buchse für sich entdeckt. So hat z.B. auch iBasso das aktuelle Verstärkermodul AMP5 für den DX200 mit dieser Buchse ausgestattet.
Der Mini-XLR Anschluss mit Bajonett Verschluss, wie er am L1 Verwendung findet, ist aktuell aber noch sehr exotisch.
Adapter auf z.B. 2.5 oder 4.4mm – um eine große Auswahl an Kopfhörern anschließen zu können – sucht man im Zubehörmarkt leider vergebens.
Warum bietet RHA hierfür keine entsprechenden Adapter an?

Wo aber liegen die Unterschiede im Vergleich vom normalen Anschluss zum symmetrischen Anschluss via XLR? Von der reinen Mehrleistung am symmetrischen Anschluss mal abgesehen, habe ich den Eindruck daß die Kanaltrennung noch etwas besser ist. Auch scheint die Separation genauer und die Präzision noch genauer. Bassrums gewinnen nochmals leicht an Druck und Textur.
Letzten Endes sind die klanglichen Unterschiede zwar vorhanden, sie sind aber eher subtil. Der L1 weiß auch am 3.5mm Klinkenanschluss durchaus voll zu überzeugen.

Weitere Kombinationen

Beyerdynamic Amiron Home
Der L1 besitzt bereits auf der untersten Gain Stufe ausreichend Kraft, um meinen Beyerdynamic Amiron Home (250Ω) zu Höchstleistungen anzuspornen. Er gibt ihm die gleiche Power wie mein stationärer KHV und der Amiron dankt es mit explosiver Dynamik und klar konturiertem Punch.

Sennheiser IE800
Der Sennheiser IE800 steht bei mir noch immer hoch im Kurs und ist auch mein mit Abstand meistgenutzter InEar. Und obwohl er mit seinen 16Ω leicht anzutreiben ist, so profitiert er doch durch die zusätzliche Leistung des L1. Der Bass gewinnt an Gewicht und Macht, die gesamte Präsentation ist nochmals präziser und dynamischer.


Weitere Fotos

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Fazit

Der RHA DacAmp L1 vereint einen leistungsfähigen Dual-D/A-Wandler mit einem kraftvollen Kopfhörer-Verstärker und bietet eine Fülle an Anschlussmöglichkeiten. Er hat genug Power, um die meisten Kopfhörer ausreichend potent anzutreiben.

Das Gerät ist noch hosentaschentauglich, jedoch finde ich persönlich die Mobilität doch etwas eingeschränkt aufgrund der Größe und des Gewichts. Für den Einsatz zuhause als semi-mobiles Gerät – etwa auf der Terrasse oder aber auch auf Reisen im Hotelzimmer -begeistert der L1 mit erstklassigen Klangqualitäten und durchdachtem Bedienkonzept. 

Wer mit dem Gedanken spielt, seinem Smartphone klanglich Beine zu machen oder über einen leistungshungrigen Kopfhörer verfügt, sollte sich den RHA DacAmp L1 unbedingt einmal ansehen. Vor allem das Bundle aus CL1 & L1 ist höchst empfehlenswert!


Der L1 wurde mir für diesen Test direkt von RHA leihweise zur Verfügung gestellt. Vielen Dank an dieser Stelle!

RHA DacAmp L1 | Bewertung

9.4

Sound

9.5/10

Verarbeitung

9.5/10

Bedienung

9.5/10

Preis/Leistung

9.0/10

Pros

  • Lebendiger High-End Klang
  • Erstklassige D/A-Wandler
  • Kraftvoller Verstärker
  • Regler zur Klanganpassung
  • Vielseitig

Cons

  • Keine Gummipuffer/Füße
  • Schon recht schwer