[Werbung] Nachdem ich erst kürzlich den HD800S zum Testen hier hatte, hat mir Sennheiser nun den HD700 und auch den brandneuen HD660S leihweise zum Testen zugeschickt – an dieser Stelle vielen Dank dafür!
Normalerweise arbeitet man sich ja eher von den günstigeren Modellen zu den jeweiligen Flaggschiffen durch, in diesem Falle ist es allerdings genau andersrum.
Den HD700 nur als „kleinen“ Bruder der 800er Reihe zu bezeichnen, würde dem Kopfhörer nicht ganz gerecht werden – auch wenn das reine Äußere diesen Schluss nahe legt.
Vielmehr würde ich ihn klanglich als den „Missing Link“ zwischen der 6** Serie und der 8** Serie sehen – mehr dazu später im Abschnitt Klang!

Mit einer Impedanz von 150 Ω lässt sich der HD700 zwar leichter an Smartphones antreiben als sein großer Bruder, er verschenkt dann aber einen Teil seines Potentials. An kraftvollen DAPs wie dem iBasso DX200 hingegen funktioniert er schon sehr gut – ein stationären Kopfhörerverstärker ist also nicht zwingend erforderlich. 

Der HD800S hat mich im Test sehr nachdrücklich begeistert – kann der HD700 eine günstigere Alternative sein?


Unboxing & Lieferumfang

Geliefert wird der HD700 in einem recht großen Karton. Auf der Umverpackung aus dünner Pappe ist außer dem Abbild des Kopfhörers, der Sennheiser Schriftzüge und dem Claim „Truly Excite Your Ears“ nichts weiter aufgedruckt.
Nach dem Öffnen des Außenkartons kommt ein schwarzes Aufbewahrungscase aus dicker, stabiler Pappe mit Textiltextur und aufgeprägtem Sennheiser Logo zum Vorschein.
Der Kopfhörer liegt darin zentral in einer für ihn passend ausgechnittenen, schwarzen Schaumstoffeinlage. Neben dem Kopfhörer befindet sich außer dem Kabel  – von einer kleinen Anleitungsbroschüre abgesehen – kein weiteres Zubehör im Karton. Kein Schnickschnack, sondern Konzentration aufs Wesentliche – gut so!


Technische Daten 

Der Vollständigkeit halbe führe ich hier die technischen Daten des HD700 auf [Quelle: Sennheiser].

  • Ankopplung an das Ohr: Ohrumschließend
  • Wandlerprinzip Dynamisch, offen
  • Audio-Übertragungsbereich (Hörer) 15 – 40.000 Hz (-3dB)
    8 – 44.000 Hz (-10dB)
  • Schalldruckpegel bei 1 kHz: 105 dB
  • Klirrfaktor bei 1KHz < 0,03 %
  • Anschlussstecker 6,3 mm
  • Kabellänge 3m, versilbertes sauerstofffreies (OFC) Kupferkabel
  • Gewicht ohne Kabel: 270 g
  • Farbe: titan
  • Nennimpedanz: 150 Ω
  • Temperaturbereich (Betrieb) –10 °C à +55 °C
  • Frequenz: Diffusfeldentzerrt

Design & Verarbeitung

Das futuristische anmutende Design des HD700 polarisiert – mir hat es aber von Anfang an gefallen. Auch die Farbkombination aus verschiedenen silber/grau Tönen und Schwarz ist mMn sehr gut gelungen. Der offene Blick auf die Treiberrückseite unterstreicht den technisch-modernen Anspruch des Kopfhörers. Ich finde es gut, wenn Hersteller den Mut zu einem außergewöhnlichem Design haben und Sachen abseits der etablierten Formen und archetypischen Gestaltungselemente wählen. Und ich gebe zu: Optik spielt bei mir eine sehr große Rolle – neben den klanglichen Eigenschaften, versteht sich!

Die Aufhängung der Ohrmuscheln wirkt aufgrund der Konstruktion mit den dünnen Halteärmchen allerdings recht filigran. Im Gebrauch wird aber deutlich, daß diese Bedenken wohl grundlos sind – der HD700 ist insgesamt robust und scheint auch langlebig zu sein. Zumindest habe ich bis jetzt noch nichts gegenteiliges gelesen.

Kritik muss ich aber am beiliegenden Kabel üben: Dieses ist zwar verarbeitungstechnisch auf hohem Niveau – ist es doch textilummantelt und schön dick – jedoch im Alltagsgebrauch unglaublich nervig weil extrem störrisch und steif. Hier ist anzuraten, sich im Zubehörmarkt nach einer Alternative umzusehen. 


Tragekomfort

Der Tragekomfort ist – für mich – nichts anderes als phänomenal! Ich würde sagen, der HD700 ist der für mich bis jetzt bequemste Kopfhörer. Die superweichen, D-förmigen Ohrpolster sind anatomisch eigentlich logisch – warum gibt es immer noch runde bzw. ovale Polster an den meisten Kopfhörern?  Der 700er sitzt bei mir nochmal besser als der HD800(S), da die Muscheln an sich kleiner sind und sie deshalb nicht allzuweit in Richtung Gesicht reichen.
Außerdem ist der Kopfhörer ein wahres Leichtgewicht und aufgrund der superweichen Polsterung am Kopfbügel ist er bereits nach wenigen Minuten nicht mehr zu spüren. Einzig die Bügelverstellung ist für meinen Geschmack zu leichtgängig – sie verstellt sich leicht beim Absetzen und muss dann vor dem nächsten Aufsetzen nochmals eingestellt werden.


Klangqualität

Kommen wir endlich zum wesentlichen Teil, dem Klang. Gehört habe ich den HD700 an meinem Questyle CMA400i , der dem Kopfhörer mehr als ausreichend Leistung liefern kann.
Was sofort auffällt, wenn man den HD700 das erste Mal aufsetzt, ist seine wunderbare Klarheit und der offene Charakter. Die Ähnlichkeit zum HD800(S) wird hier sehr deutlich. Genau wie dieser überzeugt der HD700 darüberhinaus durch seine detaillierte und transparente Bühne. Dazu kommt eine leichte Wärme in der Tonalität, welche er wiederum von seinen kleinen Brüdern aus der 600er Reihe geerbt haben muss. Die Musikwiedergabe ist energetisch, impulsiv und natürlich. Besonders Live-Aufnahmen profitieren von der tollen Bühnendarbietung und offenen Transparenz.
Für mich wichtig: Rock- und Metal funktionieren sehr gut mit dem HD700.

Bass
Der Bass ist nicht überbetont, jedoch etwas gewichtiger als der des HD800S – dafür fehlt im das letzte Quentchen Präzision und Textur im direkten Vergleich mit dem großen Bruder – dieser hat einfach die noch bessere Bassqualität. Trotzdem beeindruckend, wie es der HD700 schafft trotz reichlich Druck und Punch im Bassbereich immer noch so luftig, klar und natürlich zu bleiben.

Mitten
In den Mitten gibt sich der HD700 ausgesprochen relaxt und wie bereits erwähnt tonal leicht warm. Stimmen werden so immer wohlklingend, trotzdem aber stets präsent und mit viel Leben und „Drive“ wiedergegeben. Auch hier empfiehlt er sich für Metal und Rock: Gitarrenriffs kommen transparent und klar strukturiert rüber.

Höhen
Die Höhen werden kristallklar und brilliant wiedergegeben, sind aber immer angenehm durchhörbar und dürften auch Höhenphobikern nicht unangenehm scharf auffallen. Im Vergleich zum Audio Technica MSR7 sind die Höhen soft und angenehm, verschweigen aber nie irgendwelche Details.

Bühne & Separation
Auch hier wieder: Kleiner Bruder des HD800(S)!
Die Bühne ist groß, aber die des HD800(S) ist größer! Ebenso schafft es der HD700 nicht ganz an die ultrapräsise Separationsfähigkeit des 800er heranzukommen. In Anbetracht des preislichen Unterschiedes ist das aber auch mehr als verzeihlich.
Man kann es auch so sehen: Dadurch, daß der HD700 die Musik nicht so akribisch in ihre Einzelteile zerlegt, sondern alles mehr wie aus einem Guss klingen lässt, kann er durchaus für den ein oder anderen die interessantere Wahl sein.


Musikbeispiele

Avatarium – Bird of Prey
Fantastische Akkustikgitarren läuten den schweren und kriechenden Song ein. Außerordentlich echt klingende Drums unterstreichen die düstere Atmosphäre druckvoll und nachdrücklich. Das Riffing ist schwer und bedrohlich.
Dem entgegen stellt sich der transparente und feine Gesang, der dem Song Licht spendiert. Gekonnt transportiert der HD700 diese Art von Doom-Metal und gibt zum Schluss noch eine Glanzvorstellung bei der klaren und dynamischen Wiedergabe des Klaviers.

Long Distance Calling – Out There
Die Drums zu Beginn des Instrumentalsongs klingen natürlich und organisch. Die schrammelige Gitarre hat Rotz und eine wunderbar erdige Tonalität. Im weiteren Verlauf punktet der HD700 einmal mehr durch seine atmosphärische Bühnendarstellung und Instrumentenseparation. Gerade im ruhigen, durch eine spärliche Instrumentation getragenen Mittelteil, spannt sich ein Klangpanorama auf, welches nur der HD800S noch faszinierender darzustellen vermag. Herausragend bei diesem Stück sind aber – ich erwähnte es bereits – die wirklich natürlich und echt klingenden Drumsounds!

Accu§er – The Mastery
Lupenreiner Thrash-Metal soll den HD700 jetzt mal so richtig fordern. Die neue Scheibe der aus Siegen stammenden Band ist ein Brett und ein Statement, wie diese Musikrichtung heutzutage klingen muss – ohne jemals die Wurzeln aus den 80/90ern zu verleugnen. Für den HD700 ist die wuchtige und transparente Produktion ein gefundenes Fressen – kann er doch hier mit seiner erstklassigen Instrumentenseparation prahlen und nebenbei seine hoch-energetische und explosive Seite zur Schau stellen. Das Album macht ja schon generell gute Laune, mit dem HD700 kann ich es grade hoch und runter hören…

Machine Head – Bastards
Machine Head ist eine der Bands, die sich einen Scheiß drum scheren, was Kritiker schreiben. Die neue Scheibe polarisiert extrem. In einem vorhersehbaren Canon jammern immer die gleichen, sobald eine Band die ausgetretenen Pfade verlässt und sich ihrer Kreativität frei von musikalischen Grenzen in den Köpfen (der Fans) hingibt. Ich jedenfalls  finde das neue Album extrem gelungen.
Bastards ist denn auch einer meiner Lieblingssongs auf „Te Mastery“.
Eine feine Melodie auf der Leadgitarre, unterstützt von Klargesang und einer Akkustikgitarre läutet den Song gefühlvolll ein. Nach Einsetzen der (Ihr ahnt es: wieder faszinierend natürlich wiedergegebenen Drums) entfaltet sich der Song zu einem räudigen Bastard aus irischem Folk-Metal und typischen Machine Head Trademarks. Der HD700 schafft es auch hier mal wieder mühelos, im immer dichter werdenden Sound den Überblick zu behalten, so daß man jeder einzelnen Instrumentenspur konzentriert folgen kann – sofern man das überhaupt möchte. 


Weitere Bilder

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Fazit

Der HD700 ist ein richtig toller Kopfhörer! Er punktet mit einem dynamischen und klaren  Sound und begeistert vor allem durch seine breite, dreidimensionale Bühne und die feine Detailauflösung – nicht zu vergessen sein unglaublicher Komfort.
Wer die Gene des HD800S haben möchte aber auf das letzte bisschen Bühne, Separation und Detailgenauigkeit verzichten kann ist mit dem deutlich günstigeren HD700 bestens bedient. 
Aktuell bekommt man den HD700 zum Strassenpreis um 450€ – also deutlich unterhalb der UPV von 599€. Für den HD800S sind immerhin stolze 1.599€ fällig…

Zusammenfassend kann man schon sagen, daß der HD700 eigentlich alles fast so gut wie sein großer Bruder der HD800(S) macht. Das „fast“ ist aber hier der Unterschied zwischen einem sehr guten und einem absolut großartigen Kopfhörer.


Der Sennheiser HD700 wurde mir für diesen Test leihweise von Sennheiser zur Verfügung gestellt.

 

Sennheiser HD700 | Bewertung

9.2

Sound

9.3/10

Verarbeitung

9.0/10

Komfort

10.0/10

Preis/Leistung

8.5/10

Pros

  • Weite Bühne
  • Tolle Detailauflösung
  • Extrem bequem
  • Coole Optik

Cons

  • Steifes und unhandliches Kabel
  • Kopfbügel zu leicht verstellbar