Für Kopfhörer Verrückte gibt es einen Therapie-Platz: Madooma in Dortmund kümmert sich um die leichten, aber auch um die schweren Fälle!

Für uns Kopfhörer Verrückte stellt sich ja immer eine Frage: Wo kauft man die Objekte seiner Begierde? Oder besser: Wo kann man sie vor dem Kauf Hören und ansehen?
Das ist gar nicht so einfach, denn während die „Mainstram“ Marken ihre Produkte im unteren und mittleren Preisbereich reichlich in den einschlägigen Elektromärkten offerieren, herrscht im Bereich für High End Geräte oft gähnende Leere. Also was tun?
Erstmal im Internet bestellen und bei Nichtgefallen zurückschicken? Hm, ist nicht jedermanns Sache – meine auch nicht.
Alteingesessene HiFi Studios? Gut, die haben hier und da mal ein Flaggschiff-Kopfhörer rumliegen, aber wirklich vergleichen ist dann auch nicht möglich.

Es gibt aber eine Lösung, und die hat es in sich. Es handelt sich quasi um DAS Kopfhörer-Paradies im Ruhrpott, wenn nicht der ganzen Republik.
Madooma in Dortmund hat sich komplett auf HighEnd Kopfhörer spezialisiert und bietet seit 2007 neben dem Internetshop auch offline im Ladengeschäft jede Menge feine Kopfhörer und Zubehörgerätschaften an, welche die Herzen aller Kopfhörer-Junkies höher schlagen lässt.
Unscheinbar in einem Bürohaus gelegen, ist man nicht unbedingt auf Laufkundschaft ausgerichtet. Für diese Zielgruppe wären die angebotenen Hörer aber auch zu erlesen und kostspielig.
Nein, hier läuft das anders. Hier macht man einen Termin zum Probehören und kann dann auch sicher sein, genug Zeit zu haben um „seinen“ Kopfhörer in Ruhe testen zu können.

Anfang August habe ich selbst Madooma einen Besuch abgestattet. Meine Mission war klar: Es sollte ein offener Kopfhörer für zuhause werden, Preislimit 1.000€.
Und hier ist mein „Erlebnisbericht“:

Dass es sich bei Madooma um keinen „normalen“ Laden handelt, merkt man bereits an der Eingangstür: Diese ist – für Bürokomplexe üblich – stets verschlossen. Wenn man klingelt, wird einem geöffnet und der Weg ins Schlaraffenland ist frei.
Insgesamt bietet Madooma in drei Räumen (plus einem „Gaming“ Raum für Headsets) Kopfhörer fast aller Preisklassen an. Hier findet man eine große Auswahl an Kopfhörern der bekanntesten Marken wie Sennheiser, Beyerdynamic und AKG – natürlich auch die Flaggschiffe.
Zusätzlich – und im Gegensatz zu den normalen Läden – aber eben auch Produkte von so erlesenen und hierzulande immer noch etwas exotischeren Marken wie Audeze, Hifiman oder Audioquest, 

Mein Tip: Nicht unvorbereitet kommen. Eine Vorabselektion aufgrund umfangreicher Internetrecherche vorausgesetzt, hat man die möglichen Kandidaten bereits im Vorfeld selektiert. Bei mir waren das:

  1. Beyerdynamic Amiron Home & DT1770
  2. Audioquest Nighthawk
  3. AKG K812
  4. Hifiman HE560
  5. Focal Elear

Als Abspielgerät hat man natürlich die freie Wahl aus verschiedensten Kopfhörerverstärkern und DACS. Alles nutzbar. Auch die richtig fetten Teile. Das Team stehlt dabei mit Rat & Tat bei der Verkabelung zur Verfügung. Ich für meinen Teil wollte mich auf meinen iBasso DX80 als Abspielgerät beschränken.
Nach ein wenig Fachgesimpel mit den sehr gut informierten Mitarbeitern durfte ich es mir im hinteren Zimmer in einem gemütlichen Sessel bequem machen, bekam einen leckeren Kaffe und wurde dann „in Ruhe“ gelassen.

Los gehts!

1. Durchgang

Beyerdynamic Amiron Home & DT1770

Jaja, schon klar. Der DT1770 ist kein offener Hörer, er lag aber hier rum, und ich wollte ihn schon immer mal in Ruhe hören. 
Der DT1770 „enttäuschte“ mich ein wenig. Nachdem ich ihn auf der CanJam 2016 bereits gehört habe und er mich dort nicht so begeisterte, wurde dieser Eindruck erneut bestätigt. Im Grunde kein schlechter Hörer, recht neutral und sehr detailreich. Aber der hohe Anpressdruck sagt mir nicht zu.
Jetzt der Amiron. Wow! Bereits die Haptik und die hohe Verarbeitungsqualität können voll überzeugen. Anders als auf Bildern im Netz strahlt der Amiron in natura eine sehr hochwertige Anmutung aus. Auch gefällt mir die beidseitige Kabelführung gut, so ist doch die Option auf einen symmetrischen Anschluss gegeben. Komfortabel ist er auch, superweiche Polster und Kopfbügel. Kuschelatmosphäre. Und dann der Sound! Detailliert, aber kein Effekthascher und sehr smooth, sehr natürlich und authentisch. Ein absolut relaxter Kopfhörer für die genussvolle Kopfhörersession am Abend. Gefällt mir schon wirklich sehr gut. Ich bin positiv überrascht.
Weiter geht es mit dem

Audioquest Nighthawk

Von diesem Hörer haben ich einiges gelesen. Aufgrund seines – sagen wir mal „gewöhnungsbedürftigen“ – Designs hat er mich allerdings nie besonders interessiert. Viele mögen jetzt rufen : „Aber es kommt doch auf den Klang an!“. Stimmt schon, aber bei mir hört das Auge halt mit. Trotzdem gilt: Klang zuerst! Und deshalb wollte ich ihm selbstverständlich eine Chance geben.
Der erste Kontakt bestätigt auch sofort meine Vorbehalte. Optisch und haptisch geht das irgendwie gar nicht für mich. Und der Klang? Nicht schlecht, sehr detailliert und ein ordentliches Bassfundament. Allerdings finde ich die Bassqualität viel schlechter als die des Amiron. Teilweise würde ich den Bass sogar als recht schwammig bezeichnen. Insgesamt schon recht enttäuschend. Nach allem Positiven, was ich zu diesem Hörer gelesen hatte, war ich doch recht überrascht. Aber für mich kann ich den jetzt komplett ausblenden.
Und weiter mit dem 

AKG K812

Das AKG Flaggschiff hat ja zuletzt eine ordentliche Preisreduzierung erfahren und so wollte ich in den auch auf jeden Fall mal reinhören. Was sofort auffällt, sind die für mich überpräsenten Mitten. Dadurch ist der Klang zwar sehr differenziert und detailliert, aber in Verbindung mit dem doch recht zurückhaltenden und zahmen (neutralen?) Bass auch sehr langweilig wie ich finde. Bei harter Gitarrenmusik gefällt mir die Signatur überhaupt nicht. Für Klassik mag das gehen, aber so ist auch der AKG recht schnell aus dem Rennen für mich.

Hifiman HE560

Der nächste Hörer ist der HE560 von HiFiman. Ebenfalls nicht unbekannt und ein sehr beliebtes Modell. Optisch nach meinem Geschmack unmöglich – genauso wie die ganzen Audezes (zumindest die LCD Serie!). Ich frage mich manchmal, ob es den Leuten wirklich egal ist wie ihre Kopfhörer aussehen oder ob sie diese Konstruktionen am Ende vielleicht sogar wirklich gelungen finden. Für meinen Geschmack ist man bei der Bügelkonstruktion des HE560 zu sehr dem Prinzip „form follows function“ gefolgt. Aber gut, Geschmacksache. Wie klingt er denn nun?
Ziemlich gut! Es fällt direkt der sehr gute Bass auf, druckvoll und schön texturiert. So wie ich das mag! Nach mehrmaligem Gegenhören mit dem Amiron zeigt sich aber dessen Bass noch konturierter, noch lebendiger. Der HiFiman ist aber eine Spur rockiger, nicht so smooth wie der Amiron. Nett. Beides hat etwas…

Nach diesem ersten Durchgang konnte ich also gleich folgende Hörer aussortieren: Den Beyerdynamic DT1770, den Audioquest Nighthawk und den AKG K812.
Weiter im Rennen sind also der Beyerdynamic Amiron Home und der HiFiman HE560.
Nun kommt mein heimlicher Favorit an die Reihe.

2. Durchgang

Focal Elear

Im zweiten Durchgang habe ich endlich den Focal Elear dazugenommen. Dieser Hörer ist ja momentan schwer angesagt und auf der 2016er CanJam hat er mich bereits ziemlich begeistert. Umso größer war natürlich auch die Vorfreude – insgeheim war der im Grunde schon gekauft. Also auf zu Runde zwei. Schauen hören wir mal, wie sich der Elear im Vergleich zu den anderen Hörern schlägt!

Der erste Eindruck vermittelt auch gleich wieder diesen Aha-Effekt! Der Hörer ist erstklassig verarbeitet und saubequem. Die Polster – ein Traum! Einzig das Kabel ist eine Katastrophe. Genauso ein Eselschwanz wie bei den Fostexen….. Ausserdem ist er recht schwer, das ist schon auffällig.
Klanglich: Sehr schön. Auflösung und Details toll, Bühne super und ein wahnsinnig toller Bass. Also arbeite ich mich weiter durch meine Musiksammlung. Doch halt, was stimmt hier nicht?
Immer mehr drängt sich irgendetwas im Klang auf, was mir ganz und garnicht zusagt. Die Mitten! Es sind die Mitten – vor allem bei manchen Stücken oder ganzen Produktionen – die irgendwie künstlich klingen.
Das 2015er Dr. Living Dead Album „Crush The Sublime Gods“ z.B. klingt komplett „falsch“. Ausserdem weitere andere schwermetallische Alben. 

Im direkten Vergleich mit dem Amiron:
Der Amiron ist für meinen Geschmack eine Ecke natürlicher, ehrlicher. Diese Verfärbungen in den Mitten nehme ich hier nicht wahr. Die Stücke, welche beim Elear „komisch“ klangen, ballern hier ohne Auffälligkeiten durch die Gehörgänge.
Der Bass des Elear ist schon richtig fein, geht in Richtung der Fostexe. Das suche und brauche ich aber nicht, denn dafür habe ich den Fostex TH-X00.
Im Gegenzug finde ich die Basswiedergabe des Amiron deutlich natürlicher/neutraler.
Insgesamt wirkt der Amiron viel luftiger und weitläufiger. 
Nach mehrmaligem Hin- und Her war klar: Nein, der Elear ist raus, der Amiron ist für mich das bessere und universellere Gesamtpaket. Erstaunlich, das hätte ich nicht erwartet.
Der Hifiman hatte dann auch schnell das Nachsehen, obwohl er klanglich gar nicht so viel schlechter/anders als der Amiron war, aber das Design gefällt mir einfach überhaupt nicht. Darüberhinaus ist er trotz seiner nur 45Ω extrem leistungshungrig. Stationär oder an potenten DAPs ist das kein Problem, aber am iPhone klang er schon recht dünn. Und auch da soll mein neuer Hörer hin und wieder mal betrieben werden können.

Entscheidung für den Beyerdynamic Amiron Home

Am Ende ist es also – für mich doch recht überraschend – der Beyerdynamic Amiron Home geworden. Nach allem, was ich im Netz im Vorfeld gelesen hatte, war ich mir relativ sicher, daß es der Elear werden würde. Hier zeigt sich also mal wieder, wie wichtig es ist, sich ausreichend Zeit bei der Wahl des „richtigen“ Kopfhörers zu nehmen. 

Und genau hierfür ist Madooma eine ausgezeichnete Wahl. Die Auswahl ist riesig, das Personal kompetent und freundlich. Als mein iBasso DX80 z.B. batterietechnisch aufgegeben hat, bot man mir ohne zu zögern einen Astell & Kern KANN an, damit ich weiterhören konnte. 
Nachdem ich am Ende noch kurz in die Audeze iSine 10/20 reinhören durfte, musste ich doch feststellen, daß ich fast drei Stunden dort verbracht hatte.  

Bildergalerie

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