Der Vorgänger des audio-technica ATH-MSR7b – also der MSR7 – ist von mir im Jahre 2015 – das war jetzt vor 4 Jahren – getestet worden. Seitdem hat er einen festen Platz in meiner persönlichen Topliste der besten (von mir gehörten) Kopfhörer. Auch international hat der MSR7 ordentlich abgeräumt und gilt als ein TOP-Kopfhörer.
Und nun hat er einen Nachfolger bekommen: Den audio-technica ATH-MSR7b. Was unterscheidet ihn vom Vorgänger und kann er den vielgelobten und meistverkauften audio-technica Kopfhörer aus der hauseigenen Sound-Reality Serie noch toppen?


[Werbung] Der audio-technica ATH-MSR7b wurde mir für diesen Test von audio-technica Deutschland zur Verfügung gestellt – vielen Dank! 


Allgemeine Beschreibung

Viele Worte muss man zu audio-technica nicht mehr verlieren. Mittlerweile ist die japanische Firma auch hierzulande nicht nur unter Kopfhörerfeunden recht bekannt für ihre hochwertigen HiFi-Kopfhörer und professionelles DJ-Equipment.
Beim MSR7b handelt es sich wie beim Vorgänger um einen geschlossenen Kopfhörer.
Auf den ersten Blick gibt es kaum Unterschiede – auf den zweiten dafür umso mehr:
Abnehmbare Kabel hatte der erste auch, dieses Mal sind die Anschlüsse aber symmetrisch, d.h. die Kabel haben einen Split und werden Y-förmig separat links und rechts in die Hörmuscheln geführt. Die beidseitige Kabelführung ermöglicht es endlich, den MSR7b auch symmetrisch betreiben zu können. Vermutlich steht für diese Verbesseung auch der Zusatz „b“ in der Modellbezeichnung.
Warum audio-technica für die Stecker allerdings eine A2DC (Audio-Designed-Detachable-Coaxial) Verbindung gewählt hat – und keine Standard-Klinken – , bleibt mir ein Rätsel. Eines der beiden – ansonsten identischen Kabel – verfügt über einen 4.4mm Pentacon Stecker. Das wiederum finde ich sehr löblich, denn diese Art der Anschlusstechnik ist stark im Kommen und ich selbst besitze mit dem Sony ZX300 auch einen Player, der über einen solchen Anschluss verfügt.
Eine weitere Änderung betrifft den Kopfbügel. Dieser ist jetzt schlanker und leichter leichter geworden. Und anstelle eines sehr rudimentären Beutel mit Kordelzug liegt nun eine hochwertigere Neopren-Tasche bei. Last but not least:
Auch klanglich ist der Neue anders abgestimmt, er hat überarbeitete Treiber bekommen. audio-technica spricht hier von einer DLC – „diamond-like-carbon“ – beschichteten Membran.

Was haben wir also hier?
Der ATH-MSR7b ist ein portabler, ohrumschließender und geschlossener Kopfhörer mit beidseitig abnehmbaren Kabeln. Eine behutsame Produktpflege. Die neue Generation eines Klassikers?


Technische Daten

Der Vollständigkeit halbe führe ich hier wie immer die technischen Daten auf. Auf dem Papier ist der Frequenzgang um 10KHz nach oben erweitert worden. Die Empfindlichkeit ist von 100dB/mW auf 101dB/mW erhöht worden und das Gewicht um 53 Gramm reduziert worden. Bis auf das verringerte Gewicht gab es auf rein technischer Seite – zumindest von den Werten her – keine signifikanten Änderungen.

TypGeschlossen, dynamisch
Treiberabmessung45 mm
Frequenzbereich5 – 50.000Hz 
Max. Eingangsleistung2000 mW
Empfindlichkeit101dB/mW 
Impedanz36 Ohm
Gewicht237 g
Verfügbare FarbenSchwarz und Gun Metal

[Quelle: audio-technica]

Feine Details wie die Fase an der Hörmuschel werten die Optik auf.

Lieferumfang

Hier wurde im Vergleich zum Vorgänger etwas abgespeckt. Enthielt die hochwertige, hochglänzende Verpackung seinerzeit noch drei Kabel (zwei kurze – eins davon mit Kabelfernbedienung und ein langes), so liegen dem neuen lediglich zwei kurze Kabel bei: Eines mit 3.5mm und eine symmetrisches mit 4.4mm Pentacon Stecker. Des Weiteren liegt noch eine leichte Transporttasche aus Neopren bei.

  • 1,2 m-Kabel (3,5 mm 3-polig auf A2DC, beidseitig)
  • 1,2 m-Kabel (4,4 mm 5-polig symmetrischer Klinkenstecker) auf A2DC
  • Transporttasche
Die beiden Kabel mit 2.5mm und 4,4mm Anschlüssen.

Verarbeitung

Verarbeitungstechnisch ist der Nachfolger auf dem Niveau des Vorgängers. Dieser hat bisher keine qualitativen Probleme gehabt, macht aber durch unschönes Knarzen des Bügels auf sich aufmerksam. Das ist beim Neuen leider immer noch so. Nimmt man den Hörer in die Hand, knarzt es. Bei der Nutzung – wenn er auf dem Kopf sitzt – ist aber alles okay – auch bei ruckartigen Kopfbewegungen ist dann nichts mehr zu hören. Im Grunde ist das nichts weiter als ein kleiner Schönheitsmakel und kein Drama – die Verarbeitungsqualität ist offensichtlich trotzdem gut. Aber irgendwie verstehe ich grundsätzlich nicht, warum man so etwas akzeptiert – vor allem bereits in der 2. Generation – und so in die Produktion gibt. Stört sich sonst keiner daran?

Der Rest ist aber absolut solide und gibt überhaupt keinen Anlass zur Kritik. Die Ohrmuscheln sind teilweise aus Alu und der sauber gerastete Verstellmechanismus des Kopfbügels ist definitiv verbessert worden. Dieser orientiert sich jetzt an den DSR Modellen.

Die beigefügte Tasche aus Neopren ist gut, schützt den Kopfhörer aber ebensowenig vor Beschädigung durch Druck (z.B. in vollen Koffern) wie die noch einfachere „Sportbeutel-Tasche“ des Vorgängers. Zum Schutz vor Kratzern und zum Verstauen beider Kabel beim Transport in einem Rucksack o.ä. ist sie aber bestens geeignet.


Tragekomfort

Der ATH-MSR7 war von mir bereits als außerordentlich komfortabel eingestuft worden. Der Tragekomfort beim Nachfolger ist aber aufgrund des etwas geringeren Gewichts und eines weniger starken Anpressdrucks nochmals besser geworden. Meine Ohren haben in den ovalen Ohrpolstern mit Memoryschaum (Innenmaß ca. 60mm x 40mm) ausreichend Platz und stoßen innen nirgends an. Der MSR7b sitzt wirklich außerordentlich bequem und ich kann damit stundenlang ganz entspannt Musik genießen.


Klangqualität

Und wie klingt er? Der ATH-MSR7 ist bereits ein anerkannt guter und beliebter Kopfhörer gewesen. Aufgrund seiner leicht betonten Höhen war er aber für einige Menschen nicht ganz optimal, für einige sogar ungenießbar. Mir gefiel und gefällt die Klangsignatur aber nach wie vor sehr gut und ich habe diese Höhenbetonung auch nur selten in meiner Musiksammlung als nervig wahrgenommen – obgleich es schon die ein oder andere Produktion gibt, die mir mit dem MSR7 nicht gefallen hat und ich die Kritik nachvollziehen kann. Das sind aber alles Alben, die auch mit anderen Kopfhörern nicht ganz problemlos sind. Der Nachfolger ist an diesem Punkt etwas angenehmer und weicher, das neue Tuning der Treiber ist in den Höhen etwas entschärft.

Und das, was der MSR7 schon sehr gut gemacht hat, macht der Nachfolger einfach nochmal besser: Die Tonalität ist ausgeglichen, der MSR7b klinkt sehr echt und punktet mit wirklich sauguter Auflösung und Klarheit. Dazu hat er eine frische Energie, die bei Metal & Rockmusik einfach wunderbar passt und die Energie dieser Musik exzellent transportiert.

Die folgenden Eindrücke sind mit dem symmetrischen Kabel am Sony ZX300 entstanden.

Bass
Druckvoll, knackig, konturiert und trocken war der Bass bereits beim MSR7. Eben genau so, wie ich ihn für schnellen Metal und harten Rock am liebsten habe. Der Nachfolger bringt diese Bassqualität ganz genauso mit, legt aber sogar bei der Quantität noch ein kleines bisschen drauf. Gleichzeitig verfügt der Bass über eine verbesserte Textur und Griffigkeit. Beides zusammen macht den Bass einfach noch „besser“, weil es ihn noch druckvoller, detaillierter und vor allem „musikalischer“ und authentischer macht.

Mitten
Die Mitten sind sauber differenziert und unglaublich präsent und klar. Man spürt förmlich die Energie, die in fetten Gitarrenriffs steckt. Gleichzeitig wird der Musik viel Raum gegeben, um Instrumente transparent und klar zu präsentieren.

Höhen
Genau wie der Vorgänger brilliert auch der MSR7b im wahrsten Sinne des Wortes in den oberen Frequenzbereichen. Der Sound ist extrem crisp und brilliant, aber niemals übertrieben schrill oder nervig. Im direkten Vergleich zum MSR7 ist der MSR7b in den Höhen etwas entschärft, ohne aber Details oder luftige Brillianz zu verlieren.

Bühne
Für einen geschlossenen Kopfhörer hat der MSR7b eine sehr gute Bühnenpräsentation. Alles wirkt irgendwie aufgeräumt und wohl geordnet, man bekommt einen regelrechten dreidimensionalen Eindruck vom dargebotenen und fühlt sich nicht als Zuhörer mit Kopfhörer, sondern eher als Konzertbesucher mitten vor der Bühne.

Separation
Wie oben bereits angedeutet, kann der MSR7 definitiv als Analyse-Werkzeug dienen und ich kann mir vorstellen, daß er auch gerade als Studiokopfhörer extrem gut geeignet ist. Er trennt alle Spuren/Instrumente so sauber auf, daß es ein Leichtes ist, seinem Lieblingsinstrument zu folgen. Der Bassline folgen? Kein Problem. Das Riff studieren? Klar. Was klimpert da links hinter dem Sänger?
Gerade bei pompösen Prog-Sachen – wie zum Beispiel die Werke von Ayreon oder auch Blind Guardian – öffnen sich auf einmal neue Dimensionen, die man vorher in dieser Klarheit nicht wahrgenommen hat.

Isolation
Die Isolation ist gleich geblieben. Soll heißen: Der MSR7b verfügt über eine ziemlich gute passive Isolation durch das geschlossene System und die dieses Mal noch etwas weicheren, sehr gut abdichtenden Ohrpolster.
Das Leakage nach außen ist ebenfalls sehr gut, d.h. es dringt wenig Musik nach außen – solange man nicht mit gesundheitsgefährdenden Lautstärken hört.


Hörbeispiele

In Flames | I, the Mask – Follow me
In Flames spalten ja schon lange ihre Fans: Der alte Göteborg Death-Metal ist weg – und macht Platz für vielschichtige und melodiösen Metal. Die Akustikgitarren im Intro des neuen Songs sind klar und brilliant – voller Timbre und Strahlkraft. Der MSR7b spannt eine tolle Bühne auf und fächert die Akkorde perfekt im Stereopanorama auf. Das einsetzende Schlagzeug kommt druckvoll mit viel Punch und Attack über den Kopfhörer. Und die Gitarren werden sehr plastisch, transparent und lebhaft in Szene gesetzt. Die Klarheit des Kopfhörers unterstützt perfekt die moderne Produktion, so macht moderner Metal einfach nur Spaß!

Parkway Drive | Reverence – Absolute Power
Nomen Est Omen – Power wird hier großgeschrieben. Wuchtige Drums und ein knarzender E-Bass grooven sich mächtig durch den Song. Der MSR7b sorgt hier erneut mit seiner unnachahmlichen Klarheit und tollen Basswiedergaben für die nötige Energie und Emotion. Und er schafft es, die sehr feingeschliffene Produktion nicht künstlich klingen zu lassen.

Faith No More | Angel Dust – A Small Victory
Beim Stöbern finde ich dieses Album. Seinerzeit ein oft verkannter Meilenstein. Schauen wir mal… Organisch produzierte Musik aus den 90ern ist ebenfalls kein Problem für den MSR7b. Fernab von übermäßig lauten und komprimierten Produktionen muss ein Kopfhörer zeigen, daß er auch ohne Effekthascherei begeistern kann. Und das tut der audio-technica mit einer sehr klaren und ausgeglichenen Wiedergabe voller Details und Natürlichkeit. Der Bassline zu folgen ist ein Spaß und die Drums klingen faszinierend echt. Damals kannte man keinen Loudness-War. Man musste nichts hinzudichten, was nicht da war. Einfach echte Rockmusik. Ich habe mir gleich das ganze Album angehört…

In This Moment | A Star-Crossed Wasteland – World In Flames
Melancholisch geht es bei In This Moment ja nicht gerade selten zu, aber in dieser Ballade steckt extrem viel Schmerz. Getragen von einem Piano-Hook, Akustikgitarren, einem wabernden Bass und der fragilen Stimme der Sängerin baut sich der Song langsam auf um immer dichter und dichter zu werden. Eine offen und aggressiv gespielte HiHat birgt die Gefahr, daß die metallischen Obertöne viel überdecken oder gar nervig werden. Der MSR7b hat aber alles unter Kontrolle und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Alle Instrumente sind sauber zu hören, nichts matscht oder wird überdeckt.


Fazit

Ist der MSR7 schon super, der MSR7b ist nochmal besser! audio-technica hat den Kopfhörer behutsam und im Detail genau an den Punkten nochmals verbessert, die beim Vorgänger Anlass zu Kritik geboten haben. Dabei ist man der frischen und detaillierten Abstimmung aber absolut treu geblieben. So sind die Höhen immer noch brilliant und glänzend, aber etwas weniger fordernd. Der Bass ist betonter und mitreißende, sehr punchig und körperhaft. Und die Mitten sind präzise, griffig und noch detaillierter.
Etwas leichter und damit noch komfortabler ist er auch geworden. Endlich gibt es eine beidseitige Kabelführung, welche nun den symmetrischen Anschluss ermöglicht. Perfekt, daß man auch gleich ein passendes Kabel mit aufstrebendem 4.4mm Anschluss beilegt.
Zum Preis von rund 250€ erhält man mit dem audio-technica ATH-MSR7b einen Kopfhörer, der mit einem grandiosen Klang und einer tollen Passform – sowohl mobil als auch stationär – begeistert. Zu diesem Preis kenne ich aktuell keinen geschlossenen und ohrumschließenden Kopfhörer, der hier mithalten kann. Das ist perfekte Produktpflege!

Der audio-technica MSR7b ist ein echter Volltreffer! Den Preis wert und portabel, trotzdem echtes „HiFi“ – was will man mehr?


Der ATH-MSR7b wurde mir für diesen Test von audio-technica Deutschland zur Verfügung gestellt – vielen Dank! 

audio-technica ATH-MSR7b | Bewertung

9

Sound

9.5/10

Verarbeitung

8.0/10

Komfort

9.3/10

Preis/Leistung

9.3/10

Pros

  • Extrem klarer und lebhafter Sound
  • Toller Bass
  • Hoher Tragekomfort
  • Abnehmbare Kabel

Cons

  • Beide Kabel nur 1.2m lang
  • Kabelanschlüsse proprietär
  • Knarzt genauso wie der "alte"