Der Beyerdynamic Amiron Home ist nun schon seit weit über einem Jahr in meinem Besitz. Heute gibt es endlich den Testbericht dazu. Mit einer UVP von 599€ ist der Kopfhörer gewiss kein Schnäppchen. Allerdings wird er schon eine ganze Weile von Beyerdynamic für 539€ angeboten. Ob er das wert ist – und wenn ja warum – und was er kann, das erfahrt ihr jetzt!


[Werbung] Auch wenn ich den Amiron Home ganz normal gekauft habe, sei hier sicherheitshalber der Hinweis erlaubt… 


Allgemeine Beschreibung

Beyerdynamic erfindet sich neu! Auf der IFA 2018 wurde das neue „Beyerdynamic“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Komplett neues CI mit neuen Firmenfarben (Orange statt Blau), Logo und allem was dazu gehört. Ich bin noch ein bisschen zwiegespalten über diesen Schritt. Einerseits begrüße ich es grundsätzlich, daß eine Firma sich neu erfindet um neue Zielgruppen zu erreichen und einen frischen Wind in alte Strukturen und Sortimente zu bringen. Andererseits ist es doch gerade bei traditionsreichen (Welt)Marken immer Gratwanderung, um die angestammten Kunden nicht zu vergraulen. Beyerdynamic will wohl mit dem neuen Look und dem neunen Image vor allem junge Leute ansprechen und hat somit die Generation „Beats“ nun direkt ins Visier genommen. Ob das Konzept aufgeht wird man sehen – ich denke schon, denn am Ende zählt nach wie vor die Qualität. Gute neue Produkt hat die Firma jedenfalls am Start. 
Aber hier soll es ja nicht um die Firma Beyerdynamic an sich gehen, sondern vielmehr um deren offenen Kopfhörer Amiron Home, welcher nun bereits seit über einem Jahr in meinem Besitz ist. Wie ich dazu kam, kann man hier nachlesen…

Was haben wir also hier?
Beim Amiron Home handelt es sich um einen offenen, ohrumschließenden Over-Ear Kopfhörer für den Heimgebrauch mit Premium-Anspruch an Klang, Verarbeitung und Langlebigkeit.

Kernstück des Amiron ist selbstverständlich Beyerdynamics Tesla-Treibertechnik, welche für seine extrem detaillierte und akkurate Klangreproduktion bekannt ist. Die vergleichsweise hohe Impedanz von 250Ω unterstreicht zugleich den Anspruch des Kopfhörers nach einem adäquaten Zuspieler – als mobiler Partner ist er also nicht entwickelt worden.


Technische Daten & Lieferumfang

Der Vollständigkeit halbe führe ich hier wie immer die technischen Daten auf:

  • Wandlerprinzip: Dynamisch, offen
  • Ankopplung an das Ohr: Ohrumschließend
  • Übertragungsbereich: 5 – 40.000 Hz
  • Impedanz: 250 Ω
  • Kennschalldruck: 102 dB (1mW / 500 Hz)
  • Klirrfaktor: < 0,05 %
  • Nennbelastbarkeit: 200mW
  • Max. Schalldruckpegel: 125dB (200mW / 500Hz)
  • Kabellänge: 3m, steckbar
  • Anschlussstecker: 3,5 mm & Adapter auf 6.3mm
  • Gewicht ohne Kabel: 340gr
  • Zubehör: Transportcase

[Quelle: Beyerdynamic]

Der Lieferumfang ist überschaubar, aber ausreichend. Was braucht man schon? Neben dem Kopfhörer mit abnehmbarem Kabel (3m) liegt noch ein Transportcase und ein 3.5mm auf 6.3mm Adapter bei.


Verarbeitung & Tragekomfort

Der Amiron ist „Handmade in Germany“ – immer gut, wenn man die heimische Wirtschaft unterstützen darf! Er verkörpert die typische, ikonische Beyerdynamic Studiotechnik-Optik, nur diese Mal noch Wohnzimmertauglicher durch die Verwendung besonders „kuscheliger“ Materialien. Die runden Ohrmuscheln sind aus robustem Kunststoff gefertigt, die Ohrpolster mit samtweichem Alcantara Microfaser umhüllt. Der Kopfbügel schmückt sich mit kuschelweichem Mikrovelour. Die Hörmuschel-Haltebügel sind wie bei den meisten Beyerdynamic Over Ears aus Aluminium gefertigt.

Ein silbernes Drahtgitter auf der Aussenseite der Hörmuscheln verleiht dem Hörer seinen technisch-kühlen Look. Das abnehmbare Kabel, ein nützliches Transportcase und das Siegel „Handmade in Germany“ runden das Gesamtpaket ab. 

Verarbeitungstechnisch ist alles auf höchstem Niveau. Mittlerweile nutze ich den Kopfhörer schon über ein Jahr und er funktioniert – klanglich sowieso aber auch mechanisch – noch wie am ersten Tag. 

Die beidseitige Kabelführung ermöglicht es, den Amiron auch symmetrisch zu betreiben. Das passende Kabel mit XLR4-Stecker gibt es im Zubehör. Mark von miniklangwunder.de hat mit allerdings gleich ein passendes Kabel mit 2.5mm Klinke gebaut – wie immer perfekt!

Der Tragekomfort ist ausgezeichnet. Die weichen Ohrpolster schmiegen sich mit wohl dosiertem Anpressdruck sanft an – der Amiron ist definitiv mein aktuell bequemster Over-Ear! 


Klangqualität

Aber das alles ist nichts, wenn der Klang nicht stimmt. Der Amiron Home kommt bei mir oft am iBasso DX200 und am Questyle CMA400i zum Einsatz. An beiden Geräten wird er symmetrisch betrieben. Obwohl er auch am Smartphone funktioniert, profitiert der Klang doch sehr deutlich durch angemessenen Antrieb in Form eines leistungsstärkeren Kopfhörerverstärkers oder DAP. Kaum ein anderer meiner Kopfhörer profitiert dermaßen deutlich von einer entsprechenden Verstärkung.

„Detailliert, aber kein Effekthascher und sehr smooth, sehr natürlich und authentisch. Ein absolut relaxter Kopfhörer für die genussvolle Kopfhörersession am Abend. Gefällt mir schon wirklich sehr gut. Ich bin positiv überrascht.“


So habe ich es bereits hier geschrieben, und dieser Eindruck hat sich nach Monaten der Benutzung immer wieder bestätigt.
Die Bereiche im Einzelnen:

Bass
Die Basswiedergabe des Amiron geht tief hinunter. Insgesamt ist der Bassbereich eher betont als neutral – und das ist gut so – , aber immer noch angenehm natürliche. Dabei so wunderbar authentisch und „echt“, druckvoll und – ja, das kann man auch sagen – absolut spaßig! Der Tesla-Treiber schafft es mühelos, auch komplexe und schnelle Doublebass-Passagen zwar nicht ganz so punchig wie es ein T5p aus gleichem Haus vermag, aber immer noch ordentlich akkurat und trennscharf wiederzugeben.

Mitten
Saftige, sägende Gitarren und eine hier entspringende, angenehme Grundwärme charakterisieren den Mittenbereich des Amiron und machen ihn so zum Wohlfühl-Feierabendhörer allererster Güte. Was mich am Amiron fasziniert ist seine Fähigkeit, trotz der warmen Grundabstimmung trotzdem äußerst detailliert und transparent aufzuspielen. Das prädestiniert ihn für mich gerade für komplexen Progressive-Metal und verleiht diesem Genre einen fantastischen, langzeittauglichen Wohlfühsound.

Höhen
Beyerdynamic Kopfhörer sind in der Vergangenheit für ihre Höhenbetonung – auch liebevoll „Beyer-Peak“ genannt – bekannt geworden. Der Amiron fällt definitiv nicht in diese Kategorie. Obwohl er in den oberen Registern klar und brilliant mit höchster Detailgenauigkeit und Auflösung aufspielt, ist er weit davon entfernt, irgendetwas zu übertreiben oder gar in den Höhen nervig zu werden.

Bühne
Der Amiron spannt eine realistische Bühne auf und übertreibt zu keiner Zeit mit künstlich aufgezogener Räumlichkeit. Vielmehr schafft er es auch hier, eine absolut organische und natürliche Präsentation des Geschehens bei guter Ortbarkeit abzubilden.


Fazit

Ein fantastischer Kopfhörer!
Auch wenn es platt klingt und natürlich nur eingeschränkt gilt: Mehr Kopfhörer braucht man nicht. Im Grunde macht der Amiron nämlich alles richtig. Er klingt natürlich, ausgewogen und trotz seiner wärmeren Abstimmung detailliert und frisch.
Vom Tragekomfort gibt es nichts zu verbessern, qualitativ ist alles auf exzellentem Niveau.

Das vielleicht wichtigste Qualitätskriterium ist aber folgendes: Der Amiron ist nun schon deutlich über ein Jahr bei mir und bekommt – trotz Alternativen vom Kaliber einer T5P aus gleichem Hause oder eines Sennheiser HD800S – immer noch reichlich Spielzeit. Somit hat sich das New Toy Syndrom längst selbst überholt und die Einschätzung beruht auf einer langen Erfahrung mit dem Beyer.

Volltreffer!

Beyerdynamic Amiron Home | Bewertung

9.4

Sound

9.7/10

Verarbeitung

9.5/10

Komfort

9.7/10

Preis/Leistung

8.5/10