Endlich ist das Geheimnis gelüftet und der Nachfolger des herausragenden beyerdynamic Xelento veröffentlicht. Der Original Xelento hat bereits vor langer Zeit eindrucksvoll bewiesen, daß es nicht unbedingt unzähliger Treiber braucht, um klanglich ganz oben mitzuspielen. So setzt der Xelento (2. Generation) auf einen einzigen, dynamischen Treiber.

Preislich orientiert man sich bei Beyerdynamic exakt am Preis des Vorgängers und konnte wohl der Versuchung wiederstehen, den Preis nach oben anzupassen. Und das trotz Fertigung in Deutschland. Ob der neue Premium High-End Inear auch klanglich in die Fußstapfen des Vorgängers tritt – oder ihn gar übertrifft? Lasst es uns herausfinden!


[Werbung] Der Xelento Wireless 2. Generation wurde mir für diesen Test leihweise von Beyerdynamic zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Der beyerdynamic Xelento Wireless 2. Generation

Single Driver InEars – also solche mit nur einem (meist dynamischen) Treiber – liegen aktuell wieder voll im Trend. Das Wettrüsten um den Boliden mit den möglichst meisten Treibern unterschiedliche Bauart in einem Gehäuse scheint beendet. Man besinnt sich auf die Potentiale, die ein einziger, sehr guter Breitbandtreiber bieten kann.

Der Sennheiser IE900 hat es jüngst vorgemacht und auch der Xelento gehört dieser Spezies seit jeher an. Der Original Xelento hat bereits eine beachtliche Klangqualität aus seinem Miniatur Tesla Treiber gezaubert (Test). Weniger ist oft mehr – auch dieses Mal?

Nun jedenfalls steht die Weiterentwicklung des beyerdynamic Inear Flaggschiffes in Form des Xelento 2. Generation bereit, um dieses Erbe anzutreten. Schon auf den ersten Blick hat sich so Einiges getan: Ein sehr schönes Design und ein praktischeres Nackenband (in der Wireless Variante) zeigen bereits von außen, daß beyerdynamic den Xelento zwar grundlegend, aber mit viel Feingefühl überarbeitet hat.

Was macht den neuen Beyerdynamic Xelento Wireless aus?

  • High-End-Klang dank beyerdynamic 11 mm TESLA-Schallwandler
  • Zertifiziert mit Hi-Res Audio und Hi-Res Audio wireless
  • Extrem leichte und ergonomische Bauweise
  • Abnehmbare Kabel (Steckverbindung: MMCX)mit Kabelabführung hinter dem Ohr
  • Klinkenanschlusskabel und Bluetooth®-Empfänger mit zusätzlichem DAC/Amp und neuesten Codecs
  • IPX4-Zertifizierung, damit unterwegs vor Feuchtigkeit gut geschützt.
  • Umfangreiches Zubehör im Lieferumfang

Und wie den Vorgänger gibt es den Xelento auch dieses Mal in zwei verschiedenen Versionen:

XELENTO Remote, UVP 999€
Hier gehört neben dem 3.5mm Klinkenkabel mit Fernbedienung und Freisprechmikrofon ein symmetrisches 4.4mm Audiokabel zum Lieferumfang.

XELENTO Wireless, UVP 1.199€
Auch hier gibts das 3.5mm Kabel mit Remote, aber statt dem 4.4mm symmetrischen Kabel liegt ein Bluetooth Nackenband bei.

Sowohl das symmetrische Kabel als auch das Neckband können zusätzlich als Zubehör einzeln erworben werden. Das Bluetooth-Kabel kann aber noch mehr, als nur Musik drahtlos zu empfangen:
Mittels eines Hörtests über die MIY App kann der Klang individuell auf die individuellen Ergebnisse abgestimmt werden, um so evntl. vorhandene Defizite auszugleichen.

Der verwendete TESLA.11-Treiber zeichnet sich laut Beyerdynamic nicht nur durch einen unvergleichlich hochauflösenden Klang aus, sondern auch durch einen enorm hohen Wirkungsgrad, der durch einen leistungsstarken Neodymium-Ringmagneten erreicht wird. Bereits der erste Wurf des Xelento hat ja schon klanglich begeistert, dieser hier toppt das nochmal – mehr dazu später!


Lieferumfang und Verpackung

Der Lieferumfang in der edel gestalteten und stabilen Pappschachtel ist umfangreich und nahezu identisch mit dem des Vorgängers.

Neben dem IEMs – die wie zwei teure Juwelen auf der obersten Ebene der Schachtel in einem Schaumstoffinlay präsentiert werden – befindet sich das Bluetooth Nackenband, ein Audio- und ein USB Kabel und jede Menge verschiedene Aufsätze (7 Paar Silikon und 3 Paar Schaumstoff).

Außerdem findet sich im Lieferumfang des beyerdynamic Xelento Wireless ein Transportcase, zwei Clips, Ersatzfilter und ein Reinigungstuch – was für die Hochglanzoberfläche durchaus sinnvoll ist.

Bemerkenswert ist darüberhinaus die große Auswahl an Silikontips – hier ist wirklich für jeden was dabei. Aber mehr dazu später….die große Auswahl hat mich bereits beim ersten Xelento auf eine falsche Fährte geschickt….)

Hier der Lieferumfang:

  • In-Ear-Kopfhörer Xelento wireless 2. Generation
  • Bluetooth® Nackenband mit Fernbedienung
  • Klinken-Anschlusskabel mit Fernbedienung, Klinke 4-pol. 3,5 mm
  • Ladekabel USB-A auf USB-C
  • 7 Paar Ohrpass-Stücke aus Silikon
  • 3 Paar Ohrpass-Stücke aus Schaumstoff von Comply™
  • Kabelclips (2 Stück)
  • Ersatz Cerumen-Schutzgitter (2 Stück)
  • Etui zur Aufbewahrung
  • Microfaser Reinigungstuch
  • Papierkram

Technische Daten

Für den interessierten Techie hier die Technik Facts.

  • Akustische Bauweise: Geschlossen
  • Übertragungsart: Drahtlos über Bluetooth®
  • Fernbedienung: Universal 3-Knopf Fernbedienung
  • Nennimpedanz: 16 Ohm
  • Übertragungsbereich: 10 – 50.000 Hz
  • Lennschalldruckpegel: 114 dB (1 mW)
  • Klirrfaktor: 0,02% bei 1 kHz
  • Unterstützte Bluetooth-Profile: HSP, HFP, A2DP, AVRCP, GAVDP
  • Audio-Codecs: LHDC, Qualcomm® aptX™ HD, aptX™ Adaptive, aptX™, AAC, SBC

Design und Verarbeitung

Beyerdynamic Xelento (2. Generation)
Die Verarbeitung der InEars ist absolut erstklassig. Das hochglänzende und solide Metall-Gehäuse sieht noch edler aus als beim Original, das goldene Logo und der Schriftzug auf dem polierten Edelstahl der Faceplate ist sogar aus echtem Gold.

Das Gehäuse ist matt-silber und bildet so mit der hochglänzenden Faceplate einen tollen Kontrast. Die Fertigungsqualität ist beeindruckend: Die Fügestelle der beiden Gehäusehälften ist absolut akkurat. Der Xelento 2. Gen. ist ein echtes Schmuckstück!

Das Design an sich kommt aber bekannt vor: Der Astell & Kern T9iE, eine Kooperation zwischen Beyerdynamic und Astell & Kern, hat hier offensichtlich die Vorlage geliefert. Dennoch ist das Gehäuse eine komplette Neuentwicklung und ergonomisch noch weiter optimiert.

Die MMXC Anschlüsse sind sauber eingefasst und die Stecker rasten mit einem satten Klicken ein. Das kenne ich von Produkten aus fernöstlicher Produktion auch anders, da hakelt es schonmal und die Klemmkraft variiert zwischen beiden Inears. Nicht so hier bei Beyerdynamic: Der Rastpunkt ist genau definiert und gleichbleibend. Der Stecker sitzt fest, lässt sich aber bei Bedarf leicht drehen. Auch hier: Fein austariert der Sitz.

Qualität „Made in Germany“ ist hier Programm. Man sieht und fühlt die perfektionierte Fertigungsqualität an allen Ecken und Enden. Spaltmaße, Oberflächen, Materialbearbeitung- alles top!

Kabel
Das Kabel ist dünn und leicht – vielleicht zu leicht?
Vor allem das normale Kabel dürfte auf den ersten Blick gern etwas schwerer sein, damit es lockerer fällt.

Vor allem am Anfang – frisch aus der Box – nerven mich die Knickstellen doch sehr, und das Kabel verfügt über ein störrisches Eigenleben aufgrund der eingebrachten Federspannung (durch die Knicke). Aber ich kann Entwarnung geben: Nicht entmutigen lassen – mit der Nutzung wird das besser. Die Knickstellen gehen weg und dann überzeugt das Kabel wiederum durch seine Leichtigkeit.

Rein technisch unterstelle ich mal, daß die Kabel von bester Qualität sind. Da hat beyerdynamic mit Sicherheit das Optimale herausgeholt – zumal das Kabel in dieser Form bereits bei Original Xelento zum Einsatz kam und sich somit anscheinend bewährt hat.

Bluetooth Nackenband
Die Bluetooth Lösung entspricht vom Design dem Nackenband des Blue Byrd (Test) – und ist somit m.M.n. viel besser als die alte Lösung des Xelento, welche permanent an den Kabeln und damit Ohren gezogen hat. Geladen wird nun endlich zeitgemäß über USB-C. Die Bedienung über die Kabelfernbedienung erfolgt intuitiv und die Bedienelemente haben einen sehr guten Druckpunkt.

Dank Bluetooth 5.2 und neuester Codecs wie LHDC, Qualcomm® aptX™ HD und Qualcomm® aptX™ Adaptive sowie des zusätzlich zum integrierten Chip verbauten Digital- und Analogwandlers mit Verstärker von AKM (im Enhancement Modus), steht dem kabellosen HiFi-Klangerlebnis nichts im Wege – egal ob Android, iOS, Windows oder Mac.

Case
Das Case aus Kunstleder ist einfach und schlicht. Es ist groß genug, um das Bluetooth Nackenband aufzunehmen, welches mit einem Gummiband fixiert werden kann. Leider passt nicht viel mehr hinein – zusätzlicher Platz, z.B. für ein extra Kabel, wäre toll gewesen.


Tragekomfort

Hier ist der Xelento (2. Generation) im Grunde identisch zum Vorgänger, weshalb ich mit erlaube, den Absatz weitgehend von dessen Test zu übernehmen – inkl. dem anfänglichen Problem mit den Tips und dessen Lösung!

Die Trageweise des Xelento ist an die von CIEMs angelehnt, sprich man trägt die Xelento mit Kabel über dem Ohr. Das ist nicht jedermanns Sache und erfordert etwas Übung, bietet aber einen sicheren und festen Halt. Aber ich bin auf etwas ganz anderes „reingefallen“…..

Die Beyerdynamic Tips sind nicht rund, so wie die meisten Silikontips, sondern oval. Diese sowieso schon geniale Form hat beyerdynamic anscheinend für die 2. Generation nochmals optimiert. Denn aus der Erinnerung kommen sie mir nun noch besser passend vor – wenn man die richtige Größe gefunden hat.

Denn trotz reichlich IEM Erfahrung habe ich bei meinen ersten Versuchen (damals mir der ersten Generation) erstmal gründlich daneben gegriffen und hätte den Xelento fast ungetestet retour geschickt. Was habe ich falsch gemacht?

Nun, ich habe – erstmal mit grobem Augenmaß geschaut, welche Tips passen könnten und habe direkt zu den Silikontips in Größe 2XL gegriffen. Normalerweise benutze ich bei den klassischen runden Silikontips eher die mittlere Größe. Die 2XL erschienen mir aber recht passend – kommen sie optisch einer Größe „M“ z.B. von Final Audio sehr nahe. Eine Nummer kleiner zu gehen, kam mir nicht in den Sinn. Also probierte ich es mit den 3XL. Aber auch hier wurde ich enttäuscht und ein richtiger Klang wurde nur erreicht, wenn ich die InEars manuell etwas weiter in Ohr gedrückt habe.

Da ich ja selbst mit den größten Tips keinen vernünftigen Seal bekommen habe, dachte ich nicht im Traum daran, es ein paar Nummern kleiner zu probieren. Erst als ich dann die L Tips probierte, stellte sich endlich ein richtig guter Seal ein und dieser wurde dann mit den XL Tips perfekt. Ich kann also nur den Tipp geben: Beschäftigt euch ausgiebig mit den verschiedenen Silikontips und probiert – wenn der Klang nicht perfekt ist – möglichs so lange durch, bis es passt. Beyerdynamic empfiehlt, mit der Größe M zu beginnen und sich vorzuarbeiten. Und: Ohren sind unterschiedlich! Es kann sein, daß ihr für links und rechts jeweils unterschiedliche Größen braucht! Ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren!

Hat man dann aber erst einmal die passenden Tips gefunden, wird man durch einen mega-bequemen Sitz und vor allen dem „richtigen“ Sound belohnt. Und das völlig ohne das von anderen InEars oft bekannte Fremdkörpergefühl. Denn die Xelento mit den ovalen Tips sitzen nicht wirklich tief im Gehörgang und bieten so einen unvergleichlich komfortablen Sitz. Man vergisst, daß man IEM trägt.

Reichhaltige Auswahl an Tips

Eine weitere Besonderheit: Die Xelento sitzen auch im Liegen auf dem Rücken sehr sicher. Wo ich bei anderen oft nachjustieren muss, da sich aufgrund des Gewichts die Inears langsam aus dem Ohr ziehen, bleiben die Xelentos richtig gut in Position. Aufgrund ihrer kleinen Ausmaße und flachen Bauart kann man sogar darauf liegen.

Es zeigt sich also einmal mehr, wie essentiell wichtig die Ankopplung eines IEM an das Ohr ist. Schnittstelle ist bei universellen IEM eben ein Ohraufsatz – Silikon oder Memory Form. Nicht umsonst gibt es extreme Unterschiede im Klang nur durch die Verwendung anderer Tips. Es lohnt sich also immens, hier etwas zu experimentieren.

Ich kenne mittlerweile einige Leute, die die Tips vom Xelento auch für andere Inears nutzen. Einfach mal ausprobieren! Verglichen mit Final oder Spinfit sind die Beyer Tips auch noch absolut fair im Preis!

Treiberflex
Beim Einsetzen des Xelento kann man u.U. ein klickendes/knisterndes Geräusch vernehmen. Hierbei handelt es sich um sogenannten Treiberflex. Der dynamische Treiber wird beim Einsetzen in die Concha durch einen Überdruck bewegt und tlw. reversibel verformt – dabei entsteht das unangenehmes Geräusch. Laut Beyerdynamic ist das aber für den Treiber i.d.R. völlig ungefährlich, denn das verwendete Material kann das ab und geht sofort in die Ausgangsform zurück.
Man kann versuchen, den Effekt zu minimieren, indem man beim Einsetzen die in der Faceplate liegende Ventilationsöffnung nicht durch einen Finger verschließt.


Funktionen und Bedienung

Zur Bedienung gibt es im Kabelbetrieb nicht viel zu sagen, die Xelento funktionieren halt so, wie InEars mit Kabel und Kabelfernbedienung funktionieren… Über das Kabel kann bei einem kompatiblen Gerät die Wiedergabe gesteuert und die Lautstärke justiert werden. Außerdem bietet die Bedieneinheit ein Mikrofon, um damit telefonieren zu können.

Allerdings stelle ich mir die Frage über die Relevanz eines 3.5mm Kabels MIT Freisprechfunktion – wo doch die meisten (Premium)-Smartphones heutzutage gar keine 3.5mm Buchse mehr haben und hochwertige digitale Audioplayer (DAP) über keine Telefonfunktion verfügen.

Interessant wird aber der Betrieb am Bluetooth Nackenband. Hier bieten die beyerdynamic Inears diverse sinnvolle Funktionen und zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten.

Bluetooth & App

Am „Bluetoothkabel“ jedoch entwickeln sich die Xelento zusammen mit der MIY App zu einem ganz anderen Erlebnis. So kann mittels Appp eine Art Hörtest (mimi) gemacht werden, anhand dessen gewisse Eigenschaften und Defizite des eigenen Gehörs festgestellt werden können. Das Ergebnis ist ein Audiogramm, welches die Hörverluste individuell aufzeigt. Danach hat der Anwender die Möglichkeit, mögliche Hörschwächen mittels Klanganpassung im InEar auszugleichen. Die App steuert dann quasi in den Defizitbereichen entgegen.

Das Bluetooth Nackenband

Das Besondere hierbei:
Das persönliche Profil wird im Wireless-Nackenband gespeichert. D.h. selbst bei Kopplung mit einem Bluetooth Abspielgerät ohne die App wird die Klangpersonalisierung beibehalten. Ich bin kein Freund von Klangtuning, aber diese Anpassungen machen schon durchaus Sinn. Es ist eine Tatsache, daß mit zunehmendem Alter das Hörvermögen nachlässt. Deswegen empfinden junge Menschen oft den Klang eines Kopfhörers gänzlich anders als Oldies.

Den Grad der Anpassung stellt man mittels Scheiberegler nach Belieben ein. Ich wähle die goldene Mitte, damit klingt es für mich am Besten. Im ersten Moment klingt das ungewohnt, da man ja „gelernt“ hat, mit seinen Hördefiziten zu leben…



Sidetone
Verbessert die Wahrnehmung der eigenen Stimme während eines Telefonats. Funktioniert mit allen Bluetooth®-fähigen Endgeräten für Anrufe oder VoIP Gespräche. Hierbei wird dem Effekt entgegen gewirkt, daß die eigene Stimme durch den Verschluss der Ohren beim Telefonieren anders/störend klingt als normal.

Enhancement Modus
Clever: Neben der Systemlösung des integrierten Bluetooth Chipsatzes von Marktführer Qualcomm hat Beyerdynamic noch den zusätzlichen High-End DAC AK4377A von AKM eingebaut. Der Enhancement Modus nutzt DAC und Kopfhöreramp dieses Chips anstelle der integrierten Lösung.

Bemerkenswert: Der Bass wird dadurch kontrollierter und definierter, der Klang insgesamt deutlich transparenter und klarer. So bewegt sich der Xelento im Wireless Modus schon ziemlich nahe an die Performance, die er rein kabelgebunden auch an hochwertigen DAPs zeigt. Natürlich skaliert er dort trotzdem noch deutlich.

Sounddosis
Um die tägliche Lautstärkebelastung zu protokollieren und auf eine mögliche Gefahr durch zu viel zu lautes Hören hinzuweisen, hat Beyerdynamic diese Funktion hinzugefügt. Finde ich gut, so kann man sein Verhalten einschätzen und darauf reagieren.

Equalizer
In der App findet sich auch ein EQ – bzw. eigentlich nur definierte Presets wir „Warm“, „V-Shape“, etc.
Vor allem „V-Shape“ gefällt mir gut. Damit wird aus dem neutralen Xelento ein echter Fun-IEM mit fettem Bass.


Akku

Die Akkulaufzeit am Neckband gibt beyerdynamic mit rund 14h an. Bei Nutzung des hochwertigen Wandlers von AKM verringert sich diese Laufzeit deutlich auf ca. 9.5h. Auch das ist aber noch ein sehr guter Wert.


Klang

Der Xelento 2. Generation setzt bei der Klangerzeugung auf einen einzelnen dynamischen Treiber mit Beyerdynamics Tesla Technologie. Somit folgt er einem aktuellen Trend weg von Multi-Treiber Systemen. Auch wenn diese durchaus ihren Vorteil und ihre Berechtigung hatten und tlw. immer noch haben – ich mag einfach den kohärenten Klang eines dynamischen Breitbandtreibers, der ansatzlos über das gesamte Frequenzspektrum gut performt.

Deswegen zählen aktuell auch die Sennheiser IE900 zu meinen absoluten Favoriten. Ich bin von der Natürlichkeit und Homogenität eines dynamischen Treibers immer wieder fasziniert. Und der Klang, welcher der miniaturisierte Tesla Treiber in seiner neuesten Generation TESLA.11 produziert, ist schlicht großartig.

Für die Klangbeurteilung habe ich den Xelento natürlich nicht am Bluetooth Nackenband, sondern am normalen Kabel am Astell & Kern KANN MAX (Test) und am ifi Gryphon (Test) gehört. Der High-End DAP ist m.M.n. klanglich einer der besten im Moment und harmoniert wunderbar mit dem Xelento – selbst am 3.5mm Anschluss.

beyerdynamic Xelento 2 am Astell&Kern KANN MAX

Die allgemeine Klangsignatur würde ich als sehr ausgeglichen bzw. neutral bezeichnen. Allerdings keineswegs langweilig, sondern mit gerade genug Ausprägung an den richtigen Stellen, um anregend und mitreißend zu spielen.

Im Vergleich zum Vorgänger hat man den Bass mengenmäßig etwas zurückgenommen, dafür ist er noch detaillierter und straffer ausgefallen. Die Mitten sind deutlich linearer geworden und die Höhen wurden etwas entschärft, sind jedoch gleichzeitig luftiger geworden und lösen sich besser vom Kopf. Die Transparenz und offene Spielweise ist wirklich beeindruckend für einen Inear. Ich hatte oft das Gefühl, einem „richtgen“ Lautsprecher-Setup zu lauschen und keinen kleinen IEMs.

Beachtlich ist, wie verzerrungsfrei der Xelento 2. Gen. arbeitet und selbst bei hohen Lautstärken (Obacht: ungesund bis gefährlich!) die absolute Kontrolle behält und keine Spur von Verzerrungen vernehmen lässt. Was früher bei dynamischen Treibern undenkbar war, ist nun Realität. Ein weiterer Vorteil von BA Treibern fällt somit in diesem Zusammenhang weg – Großartig!

beyerdynamic Xelento 2 am ifi Gryphon

Die einzelnen Frequenzbereiche:

Bass
Der Bass ist auf einem beeindruckenden Niveau – extrem klar, schnell und detailliert mit glasklarer Kontur und einem erstklassigen Punch und Attack. Perfekt geeignet für Rock und Metal – aber natürlich auch für alle anderen Musikgenres. Bassdrums klingen voll und körperhaft, haben einen knackigen Attack, einen wuchtigen Körper und ein lebhaftes, natürliches Sustain.

Die Klangfarbe ist überaus texturiert und vielschichtig. Verglichen mit dem ersten Xelento hat der neue (pur – ohne Klanganpassung durch die App!) trotzdem die deutlich neutralere Abstimmung. Vor allem der Übergang von Tief- zu Oberbass und zu den wichtigen Mitten gelingt der 2. Generation besser und somit natürlicher.

Mitten
Der Xelento in den Mitten ebenfalls sehr schön ausgewogen. Stimmen / Gesang werden sehr präsent, klar und höchst detailliert wiedergegeben. Wieder dabei: Die Tesla-eigene, trennscharfe Instrumentenseparation – was der einzelne Dynamiker hier liefert, ist wahrhaftig beeindruckend. Hier kommen fette Gitarrenriffs mit massiv Druck, selbst gedoppelte Rhytmusgitarren sind auseinanderzuhalten. Da können sich manche Inears mit BA Treibern eine Scheibe abschneiden.

Höhen
Die Höhen sind äußerst klar und luftig, verfügen über eine tolle Präsenz, sind detailliert und natürlich. Nervige Spitzen konnte ich selbst bei alten, suboptimalen Metal-Produktionen nicht feststellen. Becken klingen astrein, frei von Verfärbungen und voller Klangfarben. Sibilanten sind angenehm und weitestgehend (ja nach Interpret/Aufnahme) frei von zischelnden S-Lauten. Selbst hohe Sopranstimmen verursachen keine Zahnschmerzen.

Bühne
Die Klangbühne ist nicht nur für einen geschlossenen InEar recht weitläufig, wenn auch nicht exorbitant riesig. Die Instrumentenstaffelung im Raum ist super, hier profitiert der Klang immens von der Schnelligkeit des Treibers und von dessen Separationsfähigkeit.

Oftmals wird diese ja als Schwäche von dynamischen Treibern genannt, hier aber gibt es keine Nachteile gegenüber Balanced Armature Treibern. Im Gegenteil: BA-Fans sollten sich den Xelento unbedingt mal anhören.

Separation
Tesla halt: Beyerdynamic zeigt mal wieder äußerst eindrucksvoll, wozu ein einzelner dynamischer Treiber heutzutage imstande ist. Die Instrumentenseparation steht der eines Balanced Armatur Treibers in nichts nach. Vollgepackte Metalproduktionen wie die neue Blind Guardian meistert der Xelento mit Leichtigkeit. Alles wird sauber separiert und klar dargestellt – keine Spur von Soundbrei oder dergleichen. Selbst bei höheren Lautstärken wieder absolut kontrolliert und verzerrungsfrei.

Isolation
Hat man erst einmal den perfekten Sitz gefunden, so ist der Seal und die daraus resultierende Isolation vor Außengeräuschen als optimal zu bezeichnen. Die passive Abdichtung ist bei mir mit den XL Silikontips so gut, daß ich ANC in keinster Weise vermisse.


Vergleich beyerdynamic Xelento 2. Generation vs. Sennheiser IE900

Der Vergleich mit den kürzlich erschienenen Sennheiser IE900 drängt sich auf: Beides sind Single-Driver Inears mit dynamischem Treiber. Den IE900 gibt es zwar nicht mit einem Bluetooth Bundle, aber ansonsten sind beide Inears doch recht ähnlich – auch wenn der Sennheiser mit 1.499€ rund 300€ teurer ist.

Links: beyerdynamic Xelento 2. Generation | rechts: Sennheiser IE900

Klar, das Design ist unterschiedlich, jedoch sind beide Inears fantastisch verarbeitet. Auch die verwendeten Materialien lassen bei beiden keine Wünsche übrig – und doch gehen beide Hersteller unterschiedliche Wege. Der eine fräst das Gehäuse sehr aufwändig aus dem Vollen, der andere baut klassisch mit Faceplate und Gehäuse. Die Verarbeitungsqualität ist bei beiden absolut High-End – man merkt, daß man es mit Flaggschiffen am oberen Ende des aktuellen Portfolios zu tun hat.

Klanglich sind beide Inears erwartungsgemäß ebenfalls absoluter High-End – daran besteht kein Zweifel. Und doch unterscheiden sie sich recht deutlich in ihrer Klangsignatur. Der IE900 ist eher auf der tonal etwas wärmeren Seite mit deutlich mehr Tiefbassbetonung, tlw. etwas spitzeren Höhen und einem trotzdem insgesamt sehr ausgeglichenen und entspannten Klangbild bei leichter V-Signatur.

Der Xelento ist neutraler, vor allem super linear im Bass und in den Mitten frischer und klarer. Der Bass ist punchiger und fester, dafür etwas schlanker. In den Höhen ist der Xelento etwas natürlicher, bleibt aber auch immer angenehm und entspannt – hier klingen z.B. Becken beim IE900 tlw. nicht ganz so natürlich.

Dafür ist die Bühne und das Imaging beim Sennheiser etwas breiter und dreidimensionaler, wobei auch der Xelento sehr räumlich klingt. Und irgendwie luftiger und freier.

Die Instrumentenseparation bekommen beide seht gut hin, brauchen sich – ich habe es schon erwähnt – technisch nicht vor Balanced Armatur Treibern zu verstecken.

Die Passform ist für mich beim Xelento deutlich besser. Den IE900 muss ich oft nachjustieren, der Xelento sitzt einfach perfekt und wird im Ohr komplett vergessen.

Beide Inears haben einen MMCX Anschluss (Sennheiser einen etwas zurückversetzten Sockel, ich glaube hier passt nicht jedes Kabel mit MMCX Stecker automatisch).
Sennheiser liefert aber auch gleich drei Kabel mit (3.5mm, 2.5 & 4.4mm symmetrisch), Beyerdynamic in der Remote Version nur zwei – dafür eines mit Kabelfernbedienung.

Die Beyerdynamic Kabel gefallen mir nicht soooo besonders gut (siehe oben), erfüllen aber absolut ihren Zweck und haben aufgrund ihres federleichten Gewichts auch Vorteile. Die Sennheiser Kabel sind im Vergleich angenehmer, fallen lockerer, sind dafür aber etwas schwerer.

Man beachte die unterschiedliche Form der Silikontips! Links Sennheiser, rechts beyerdynamic

Welcher ist nun mein Favorit?
Beide Inears sind die absolute Speerspitze bei Single-Driver IEMs „Made in Germany“. Der Xelento Wireless bietet aktuell für mich das kompletteste Gesamtpaket. Durch die App und das Bluetooth Nackenband ergeben sich viele Optionen der Individualisierung – im Grunde hat man zwei verschiedene IEM für unterschiedliche Anwendungsszenarien.

Und wer kompromißlos den ultimativen Musikgenuss will, der ordert noch das 4.4mm Kabel nach – oder schaut einfach im Zubehörmarkt nach einem symmetrischen MMCX Kabel Upgrade.


Fotos


Fazit

Der beyerdynamic Xelento 2. Gen. ist ein fantastischer IEM!

Beyerdynamic hat es geschafft, die Klangfaszination der großen Hörer auch in einen kleinen InEar zu implementieren. Der neue Tesla Treiber ist ein Meister seines Fachs – die natürliche Wiedergabe von Drums und Percussion gefällt mir als Drummer besonders gut.

Ob es die Wireless Variante sein muss, das entscheidet jeder individuell. Ich würde Sie aber empfehlen, denn die Anpassung an das persönliche Audiogramm mittels MIY App ist einfach sehr gut umgesetzt und bietet viele Optionen.

Solo am Kabel ist der Xelento (2. Gen) sowieso ein echter Kracher, der den Erfolg des Vorgängers locker fortsetzen wird. Die Vielseitigkeit wird ihm gleichermaßen Fans sowohl in der audiophilen Community als auch im Consumer Bereich bescheren.

Der beyerdynamic Xelento (2. Generation) ist für mich zweifelsfrei einer der aktuell besten Single-Driver High-End InEars am Markt!
Absolute Kaufempfehlung!


Beyerdynamic Xelento Wireless 2. Generation | Bewertung

9.8

Klang

10.0/10

Verarbeitung

10.0/10

Tragekomfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Fantastischer Klang
  • Toller Lieferumfang
  • Wireless Nackenband
  • Angenehmer Komfort
  • Klangindividualisierung

Cons

  • Kabel (Geschmacksache)
  • Case etwas klein