Einer von vier Neuerscheinungen von Campfire Audio in 2021 ist der Mammoth. Sofort kommen mir Bilder von einem haarigen Urvieh in den Kopf. Aber handelt es sich bei dem neuen IEM wirklich um ein ausgestorbenes Trampeltier oder um ein feinfühliges Monster?


Allgemeine Beschreibung

Der Mammoth ist ein hybrider IEM mit einem dynamischen 10 mm Treiber aus Bio-Zellulose und zwei BA-Treiber jeweils für mittlere und hohe Frequenzen. Campfire Audio beschreibt den Sound des dynamischen Treibers selbst als „old school“ und empfiehlt den Hörer unter anderem für Techno, Drum n‘ Bass, Breakbeats und EDM. Das sind allesamt Genres mit dominantem Bassanteil und so stell sich der Mammoth auch breitbeinig auf einem tiefen Bass-Fundament dar.


Lieferumfang und Verpackung

Der Mammoht kommt in der für Campfire Audio typischen Papierschachtel, die sich entblättern lässt und stilvoll den Inhalt schützt:

  • Campfire Audio Mammoth IEM
  • Transport-Case
  • Smoky Glow Kabel
  • Elf (!) unterschiedliche Ear-Tips
  • Reinigungspinsel
  • Anstecker mit „CA“-Aufdruck

Technische Daten

Die technischen Details werden von Campire Audio – genauso wie von mir – kurz gehalten:

  • 5 Hz – 20 kHz Frequenzgang
  • 94 dB SPL @ 1kHz: 18.16 mVrms
  • 8.1 Ohms @ 1kHz Impedance

[Quelle: campfireaudio.com]


Design & Verarbeitung

InEar


Design und Verarbeitung folgen streng dem Andromeda, der bereits bei kopfbox.de unter die Lupe genommen wurde. Abschreiben wäre hier angebracht aber ich kann gerne noch mal kurz wiederholen wofür Campfire Audio steht: optisch und haptisch Oberklasse. Die Gehäuse wirken robust und sind trotzdem extrem leicht!

Im Gegensatz zum Andromeda sind die drei Schrauben und das Gehäuse farblich abgestimmt und es ergibt sich ein kühler dunkler Eindruck, der nur vom eingravierten Campfire Audio Logo unterbrochen wird. Das Logo schimmert leicht gelblich und kann im Dunkeln leuchten. Ein toller Kontrast!

Kabel


Das Kabel am Mammoth ist sehr leicht und flexibel. Es fällt ohne bockig zu sein in jede erdenkliche Lage ganz federleicht. Auch am MMCX-Connector und am Klinkenstecker hat sich Campfire Audio was einfallen lassen: die Kabelenden enthalten Radium und leuchten im Dunkeln, wenn Sie vorher dem Sonnenlicht ausgesetzt waren. Ein cooles Feature wenn man kurz vorm Schlafengehen im Dunkeln noch mal schnell den Mammoth an seinem Lieblingsplayer anschließen möchte. In der Praxis hat sich das allerdings nicht bewährt, denn einen so hochwertigen Kopfhörer lagere ich tagsüber im mitgelieferten Case und da kommt dann auch kein Sonnenlicht dran.

Case


Das Case sieht super cool aus. Bunte und freundliche Farben, die in bisschen an ein Hawaii-Hemd erinnern präsentieren das „All Seeing Eye“. Eine Kunststoff-Applikation mit eingeprägtem „Campfire Audio“ und der gesamte Reißverschluss können im dunkeln Leuchten. Jedes Case ist einmalig und wird aus „upcycled marine plastic“ hergestellt. Campfire Audio unterstützt damit die SEAQUAL® INITIALTIVE.


Tragekomfort

Der Mammoth hat ein ähnlich dickes Schallröhrchen wie z.B. der FiiO FH7. Beim Mammoth wird das Schallrohr jedoch in Gehäusenähe trichterförmig erweitert und hat dadurch eine effektiv größere Länge als beim o.g. Hörer. Ich selbst habe einen recht kleinen äußeren Gehörgang und kann nicht jeden IEM optimal tragen. Leider gehört der Mammoth dazu. Durch den beschriebenen Aufbau des Schallrohrs schaffe ich es nicht den Mammoth zusammen mit den Silikon Eartips sinnvoll zu verwenden. Entweder sitzen sie zu locker oder zu fest. Zu locker merkt man gleich im dünnen Sound – zu fest im verwaschenen, matschigen Sound. Der Mammoth passt in mein Ohr nur mit den flexiblen Foam-Tips, die zum Lieferumgang gehören.


Klangqualität

Kommen wir zum zentralen Thema dieser Bewertung. Campfire Audio eilt generell ein sehr guter Ruf voraus, welchen auch die Reviews auf kopfbox.de bestätigen. Und auch der Mammoth enttäuscht nicht. Man muss allerdings sagen, dass die Klangcharakteristik offensichtlich für Liebhaber von Bässen optimiert wurde. Ich persönlich habe mich gerade an den luftigen und ausgeglichenen Sound von einem hybriden Multi-BA Kopfhörer mit einem sehr transparentem Zuspieler gewöhnt und der Mammoth ist da einfach mal so reingeplatz und hat alles auf den Kopf gestellt.

Bass

Signifikant! Wer Bässe liebt, liebt den Mammoth. Das angehobene Ende des Frequenzspektrums fällt sofort auf. Die Bässe walzen durch den Gehörgang dass es nur so kracht. Da kommt Freude auf! Leider etwas zu Lasten der Qualität wie ich finde. Ich persönlich mag den Klang von E-Bass-Gitarren wirklich sehr gerne. Manchmal kommt mir mein Lieblingsinstrument allerdings zu kurz. Bei anderen Kopfhörern kann man tatsächlich das Zupfen der Basssaite hören. Das kann beim Mammoth allerdings manchmal untergehen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau – denn auch wenn man den Anschlag nicht hört nimmt man die Energie des Instrumentes trotzdem wahr. 

Mitten

Die hohe Bassmenge unterdrück leider etwas die mittleren Frequenzbereiche. Auch wenn Gesänge von Frauen und Männern gut rüberkommen könnten Gitarrenklänge etwas präsenter sein. Hier nimmt man die ausgeprägte V-Signatur leider etwas nachteilig wahr, denn manchmal wirken die Mitten etwas schwammig und verwaschen.

Höhen

Bei den Höhen kann der (oder die) BA-Treiber wieder voll punkten. Sie klingen brillant und luftig ohne zu nerven. Das obere Frequenzspektrum hat viel Energie und rundet den dominanten Bassbereich gekonnt ab.

Bühne, Separation & Isolation

Wie schon im Kapitel Tragekomfort berichtet passt der Mammoth bei mir am besten mit den Foam-Tips. Dadurch ergibt sich praktisch eine perfekte Isolation gegen Umgebungsgeräusche. Die Wahl der Tips hat jedoch etwas Einfluss auf die Bühnenpräsentation. Mit den Foam-Tips rückt die wahrgenommene Kapelle etwas mehr an die Ohren. Mit den Standard-Tips rückt sie etwas weiter auseinander (aber damit ist auch die Isolation und der Sitz nicht so optimal). Hier gilt es auszuprobieren was optimal zum Ohr passt. Die Separation ist soweit in Ordnung auch wenn innerhalb des Bassbereichs hin und wieder mehr Details wahrnehmbar sein könnten. Bassquantität schlägt da manchmal Qualität.


Fotos

Fazit

Ich habe den Mammoth kreuz und quer durch meine Metal-Musiksammlung gehört. Er überzeugt dabei insbesondere bei modernen und energiegeladenen Produktionen (z.B. von While She Sleeps, In This Moment oder Within Temptation) zeigt dafür allerdings etwas Schwächen bei Werken, bei denen es viele Details rauszuhören gibt (Dream Theater, Ayreon, Long Distance Calling). Das bestätigt letztendlich die Genre-Empfehlung von Campfire Audio selbst.

Trotzdem ist der Mammoth ein unglaublich energiegeladener Kopfhörer für Liebhaber von spaßiger Abstimmung mit viel Bass.

Campfire Audio Mammoth | Testbericht

8.8

Sound

8.5/10

Verarbeitung

10.0/10

Tragekomfort

8.0/10

Preis / Leistung

8.5/10

Pros

  • Bässe
  • Design
  • Gewicht

Cons

  • Verhüllte und teils schwammige Mitten