Darauf habe wohl nicht nur ich schon lange gewartet. Endlich kommt eine Neuauflage des symphatischen Cayin Röhren-Minis. Der Cayin N3Ultra liefert nun den Röhrensound auch an die 4.4mm Buchse. Was es sonst noch neues gibt, was es nicht mehr gibt und ob der Neue das Erbe des Vorgängers würdig antreten kann, das erfahrt ihr hier!


[Werbung] Der Cayin N3Ultra wurde mir für diesen Test leihweise von Cayin Deutschland zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Allgemeines

Cayin hat sich als renommierter Hersteller von stationären High-End-Röhrenverstärkern einen Namen gemacht. Die mobilen Abspielgeräte der chinesischen Marke stehen dem in nichts nach und bieten ebenfalls High-End-Qualität. Im August 2020 wurde ein Meilenstein in der Welt der tragbaren Audioplayer gesetzt, als Cayin den bahnbrechenden N3 Pro DAP präsentierte.

Durch die innovative Verwendung der JAN 6418 Vakuumröhren von Raytheon, einer Komponente mit militärischen Spezifikationen, wurde der N3-Pro zum Vorreiter für ultimativen Digital-Klang mit einem Hauch von Analogsound. Die einzigartige Kombination aus Röhren- und Solid-State-Klangcharakteristiken, gepaart mit hoher Portabilität, langer Akkulaufzeit und einem moderaten Preis, machte den N3-Pro schnell zu einem Bestseller.

Auf der CanJam New York 2024 enthüllte Cayin nun einen würdigen Nachfolger des legendären High-Resolution-Players Cayin N3Pro. Dieser hatte mich seinerzeit absolut begeistert, was man vermutlich unschwer zwischen den Zeilen meines damals verfassten Testberichts lesen kann. Trotz seines relativ günstigen Preises von unter 650€ überzeugt der DAP mit einem beeindruckenden Gesamtpaket aus exzellentem Klang und hochwertiger Verarbeitung – soviel darf ich schon jetzt vorwegnehmen.

Cayin N3Ultra

Der überarbeitete Cayin N3Ultra stellt eine bemerkenswerte Weiterentwicklung dar des N3Pro dar. Der neue N3Ultra ist das zweite tragbare Produkt von Cayin, das die leistungsstarke dritte Generation des Audioschaltkreises mit JAN6418 NOS-Röhren integriert. Damit bietet der N3Ultra erneut die Möglichkeit, zwischen Röhren- und Transistormodus zu wählen.

Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist nun der Röhrenmodus für alle analogen Ausgänge verfügbar, einschließlich des 3,5-mm-unsymmetrischen Kopfhörerausgangs, des 4,4-mm-symmetrischen Kopfhörerausgangs und des Line-Ausgangs. Zusätzlich erreicht der N3-Ultra die gleiche Ausgangsleistung im Röhren- als auch Transistor-Modus.

Der N3-Ultra ist mit zwei AKM 4493S DAC-Chips im MONO-Modus ausgestattet. Die maximale Ausgangsleistung von 600mW am 4.4mm Ausgang lässt sich optimal mit dem analogen Lautstärkeregler dosieren.

Keine Verbindung

Aufgrund der extremen Empfindlichkeit der verwendeten JAN6418-Röhren gegenüber Funkstörungen, die die Klangqualität beeinträchtigen können, wurde der N3Ultra als puristischer DAP entwickelt. Konsequenterweise verzichtet er bewusst auf Wi-Fi- oder Bluetooth-Funktionalitäten. Streaming ist ausschließlich über den USB DAC möglich. Das Entschädigung für diesen Verzicht darf eine neue Ebene der kompromißlosen Klangreinheit erwartet werden.

Inwieweit man die Netzwerk-Komponenten eventuell deaktivierbar hätte machen können – und somit die Wahl dem Nutzer überlassen – wird wohl nur Cayin beantworten können. Da ich persönlich idR meine Musik sowieso „physisch“ auf der Speicherkarte ablege, begrüße ich diese Entscheidung zugunsten einer möglichst Interferenz-freien und sauberen, puristischen Klang-Wiedergabe aber durchaus.

Die Besonderheit des Cayin N3Ultra ist erneut ganz klar die Röhrentechnik – und damit einhergehend dieser wundervoll organische Sound. Und dieses Mal gibt es nicht nur zwei, sondern gleich drei verschiedene, tonale Abstimmungen – laut Cayin wie folgt definiert:

  • Classic Tube Timbre: Üppiger, warmer und vollmundiger Klang mit reichen Obertönen
  • Modern Tube Timbre: Lebendige Klangbühne, dreidimensional erweitert mit beeindruckender Linearität
  • Solid State Timbe: Hier schweigt sich Cayin aus….

Cayin hat sich der Kritik angenommen, daß der Röhrensound beim N3Pro nur über den 3.5mm Anschluss zu genießen war. Der N3Ultra liefert endlich an beiden Kopfhörerbuchsen – 3.5mm unsymmetrisch und 4.4mm symmetrisch – den charakteristischen und vollmundigen Röhrensound.

Unter der Haube

Bei den Röhren handelt es sich um ein selektiertes Paar Raytheon JAN6418 Röhren, welche mit einem speziellen Vibrationsschutz untergebracht sind, um für den mobilen Einsatz gewachsen zu sein. Die digitale Musik wird hierbei von zwei AKM AK4493s DACs dekodiert, und zwar bis zu 32Bit/768kHz und DSD512 nativ.

Der Cayin N3Ultra verfügt über eine vollsymmetrische Schaltung mit 4.4-mm symmetrischem und 3.5 mm unbalanced Kopfhörerausgängen. Am symmetrischen Ausgang liefert der Amp bis zu 600mW@32Ω, am single ended 250mW. Als Line-Out stehen zwei analoge (3.5mm und 4.4mm) und zwei digitale (SPDIF/COAX) Ausgänge zur Verfügung. Zusätzlich funktioniert der USB-C Anschluss entweder als DAC-In oder als USB-Out.


Lieferumfang und Verpackung

Der sehr kompakte Karton ist schwarzmatt mit silber/goldenem Aufdruck. Cayin wählt hier den Weg des Understatements, trotzdem sieht die Verpackung sehr edel und verheißungsvoll aus.

Der Lieferumfang ist überschaubar: Neben dem Player befindet sich ein einfaches, transparentes Silikoncase, Displayschutz und ein USB Kabel im Lieferumfang. Als Zubehör bietet Cayin ein sehr schönes Ledercase an. Das Silikoncase ist zwar praktisch, aber nicht sehr hübsch (wie alle diese Dinger). Ich weiß, das ist Geschmacksache. Ich jedenfalls empfehle das Ledercase! Auch das USB-C auf Lightning Kabel muß leider separat erworben werden, wenn man den N3Ultra als DAC am iPhone nutzen möchte.


Design & Verarbeitung

Dezente Weiterentwicklung – auch beim Design. Das Gehäuse des Cayin N3Ultra ist zwar etwas größer geworden, das Design aber sehr ähnlich dem des N3Pro. Das Display misst dieses mal 4.1″ und löst mit 720×1280 deutlich höher auf. Zum Vergleich: Der N3Pro hatte ein 3.4″ Display mit lediglich 360×480 Auflösung. Ein willkommenes Upgrade, welches das geringfügig größere Gehäuse rechtfertigt.

Die Verarbeitung befindet sich gewohnt auf TOP Niveau und auch das minimalistisch designte schwarze Metallgehäuses gefällt mir sehr gut. Durch die kompakte Form liegt der DAP super in der Hand. Der messingfaerbene Volumeregler hat eine angenehme Rasterung und die Play/FF/FR Tasten einen definierten Druckpunkt. An meinem Gerät sind keinerlei Makel oder Unschönheiten erkennbar. Alle Buchsen sind zentriert und sauber eingefasst.

Die Besonderheit des Cayin N3Ultra – die Vakuumröhren – sind dieses mal weniger selbstbewusst inszeniert. Das Glimmen wird leider lediglich über LEDs sichtbar – und zwar durch die teilweise gelochte linke Gehäuseseite. Die Inszenierung der glimmenden Röhren unter einem Glas im N3 Pro fand ich persönlich stylischer.


Technische Daten

So, dieses Mal liste ich die Daten hier nicht komplett auf, denn Cayin bietet unglaublich viele davon.
Könnt ihr direkt hier nachlesen: https://cayin.com/produkt/cayin-n3-pro-hi-res-digital-audio-player/

Die wichtigsten aber kurz hier:

  • Ausgänge 3,5 mm Klinke + 4,4 mm Klinke
  • DAC: AK4493SEQ x2 DAC
  • Auflösung: bis 32Bit/768KHz
  • Speicherplatz: microsSD bis zu 1 TB
  • Akku-Laufzeit an 3.5mm: ~ 11h Solid State, ~ 9h Tube
  • Ausgangsleistung: max. 600 mW
  • Besonderheiten: Röhren
  • Abmessungen (H x B x T): 125 x 65.5 x 19.5 mm
  • Gewicht: ~204 Gramm

Funktionen & User Interface 

Wie bereits erwähnt ist der Cayin N3Ultra ein puristischer Digital Audio Player, der über keinerlei drahtlose Konnektivität verfügt. Will man Musik via Streaming genießen, so muss man dies über ein per USB angeschlossenes Smartphone tun. Mein USC-C auf Lightning Kabel von ddhifi funktioniert gut. Aber Achtung: Achtet darauf, daß euer Kabel OTG zertifiziert ist. Nicht jedes Kabel funktioniert! Sollte das Streaming für euch also unabdingbar sein, geht auf Nummer sicher indem ihr das Kabel von Cayin (CS-L2C) direkt mitbestellt. Ich kenne die Herstellungspreise solcher Kabel nicht, aber es wäre klasse, wenn neben den USB-USB Kabel auch das USB-Lightning Kabel direkt im Lieferumfang wäre.

Touchdisplay
Das mit 4.1″ ordentliche Touchdisplay löst mit 720×1280 endlich ausreichend auf und reagiert flott. Das war ein – wenn auch akzeptables – Manko der N3Pro.
Der N3Ultra verfügt wie sein Vorgänger zwar weiterhin über kein Vollflächendisplay, so wie man es mittlerweile von vielen DAPS gewohnt ist. Der untere Bereich ist „Displayfrei“. Das stört mich aber hier überhaupt nicht, denn das Dsiplay wird ja sowieso nur zur Auswahl der Musik genutzt – und hier punktet es mit sehr gutem Blickwinkel, hohem Kontrast, knackigen Farben und ausreichender Helligkeit.

Bedienung
Die Bedienung des Players ist erstklassig. Das Touchdisplay reagiert schnell und flüssig, ohne jegliches Ruckeln. Der griffige Volumenregler mit seiner präzisen Rasterung ermöglicht eine hervorragende Haptik und erlaubt zusammen mit den physischen Tasten für Play/Pause und andere Funktionen eine intuitive Bedienung, sogar blind.

Die Navigation durch die Musikbibliothek kann entweder über die Dateien direkt oder über die TAG-Bibliothek erfolgen, je nach individuellen Vorlieben und Anforderungen.

Software und Datentransfer
Wer mich kennt weiß, daß ich überzeugter MAC-Nutzer bin. Und hier ärgern mich die „modernen“ Android Player allesamt: Sind sie doch nicht in der Lage, den internen Speicher und eventuell eingesteckte Speicherkarten im macOS als Laufwerke systemweit – also auch für Synchronisationssoftware – zur Verfügung zu stellen. Umso erfreuter war ich, als genau das mit dem N3Pro funktionierte. Damit ist jetzt leider Schluss, denn der N3Ultra verhält sich hier wie ein „normaler“ Android DAP.

Die Navigation und Bedienung über das Touchdisplay ist intuitiv, die Einstellmöglichkeiten mannigfaltig. Es gibt ein Short-Menü (Wischen vom oberen Bildschirmrand), in dem die wichtigsten Funktionen (Mode, Gain, …) direkt zugänglich sind.

Filter und Klangeinstellungen
Für die klangliche Anpassung bietet der Player eine Vielzahl von DAC-Filtern, einen leistungsstarken Equalizer und nicht zuletzt die Möglichkeit, zwischen zwei Betriebsarten zu wählen: Röhre und Transistor. Dabei bietet der Röhrenmodus sogar zwei verschiedene Abstimmungen: Classic und Modern. Diese breite Palette an Optionen ermöglicht es, den Klang ganz nach persönlichen Vorlieben oder der jeweiligen Stimmung anzupassen und den Spieltrieb zu befriedigen.

Leistung und DAC
Die Power des N3 Ultra reicht für alle meine Kopfhörer locker aus. Selbst der Sennheiser HD800S wird richtig gut angetrieben. Die Leistung ist in drei Stufen anpassbar: Lo, Mid und Hi Gain.

Drahtlos war einmal
Der N3 Pro verfügt weder über WLAN noch Bluetooth. Er ist von Cayin als konsequenter und puristischer Musikplayer entwickelt worden. Röhren sind super-empfindlich und empfänglich für störende Einstreuungen von allen elektronischen Bauteilen und vor allem Funkwellen wie WLAN oder Bluetooth. Um hier von vornherein allen Problemen aus dem Weg zu gehen, geht man auf Nummer sicher. Wie gesagt, für mich kein Problem, ich nutze sowieso auf allen DAP immer eine gut bestückte Speicherkarte.

Akkulaufzeit
Cayin gibt die Akkulaufzeit am 3.5mm Anschluss im Tube-Modus mit 9h an (4.4mm 11h) und im Solid State Mode am 3.4mm mit 11h. Am 4.4mm symmetrischen Anschluss soll es für 9,5h reichen.
Das sind keine exorbitanten Werte, aber für die Leistung und die kompakte Bauform ist das mehr als gut.

LED
Wie bisher gibt es zur Anzeige der Codecs eine kreisförmige LED um unteren Gehäuserand. Diese zeigt farbcodiert die Sample Rate der abgespielten Datei an. Die LED ist recht hell, sie kann aber im Menü abgeschaltet werden.


Klang

Kommen wir nun zum Wesentlichen – dem Sound. Und hier gilt es direkt eine Unterscheidung für die drei Timbre Einstellungen vorzunehmen. Getestet habe ich mit meinen aktuellen IEM Favoriten, dem 64 Audio Volür (Test) und Vision Ears Phönix (Test), außerdem mit dem Dan Clark Audio E3, dem Sennheiser HD660S2 (Test) und dem Ollo Audio S5X (Test).

Classic Tube Modus
Im Tube-Modus fällt sofort die leicht warme Abstimmung auf. Die Musik bekommt ein typisches Röhren-Timbre und zieht mich sofort in ihren Bann. Trotzdem bleibt die Auflösung auf einem hohen Niveau. Trotz der wärmeren Abstimmung und dem smoothen Sound bleibt eine Bassdrum konturiert und schmiert nicht ins schwammige an. Vorzüglich! Die Bühne ist weit und dreidimensionalen Pracht, die Transparenz sowie die Separation der Instrumente sind beeindruckend.

Solid State
Im Transistor-Modus liefert der N3Ultra einen äußerst klaren, neutralen Klang ab. Es gibt keine übermäßigen Betonungen oder unerwünschte Farbgebungen im Klangbild. Stattdessen ist der Klang ausgewogen und natürlich, mit klarer und agiler Wiedergabe. Die Transienten sind etwas impulsiver und knackiger als im Röhrenmodus.

Modern Tube Modus
Wer sich zwischen Solid State und dem Classic Tube nicht entscheiden kann, für den ist der Modern Tube Modus exakt richtig. Hier ist der wärmere Röhrenklang noch zu hören, aber insgesamt ist die Tonalitätklarer und alles eine Spur detaillierter als im Classic Mode. Best of Both Worlds sozusagen.

Selbst der Dan Clark Audio E3 lässt sich gut am Cayin N3Ultra betreiben

Hier heißt es letztlich einfach ausprobieren was einem persönlich am besten gefällt. Toll ist die Möglichkeit der verschiedenen Abstimmungen allemal. Ich ziehe meist den Röhrenmodus vor, denn hier bekommt die Musik etwas Besonderes, ein spezielles Timbre, welches wohl nur Röhren imstande sind zu liefern.


Galerie


Fazit

Kompromissloser Röhrenklang im kompakten Format

Mit dem N3Ultra präsentiert Cayin einen herausragenden DAP, der neben klassischen Funktionen und Features auch mit einem authentischen Röhrenklang überzeugt. Trotz seiner kompakten Größe bietet dieser handliche Player eine beeindruckende Leistung. Ein hervorragender Sound, eine intuitive Bedienung, hochwertige Verarbeitung sowie eine lange Akkulaufzeit machen den Cayin N3Ultra zu einem vielseitigen Begleiter für jede Gelegenheit.

Besonders lobenswert ist die Preisgestaltung: Der N3Ultra ist zum gleichen Preis wie sein Vorgänger erhältlich, was selten anzutreffen ist. Oftmals werden für Nachfolgemodelle saftige Preisaufschläge verlangt. Trotz des Verzichts auf drahtlose Funktionen ist der N3Ultra ein äußerst gelungenes Upgrade. Mit einem Einführungspreis von derzeit 598€ (Stand: 04/2024, später 698€) bietet er ein überzeugendes Preis-Leistungs-Verhältnis und ist uneingeschränkt empfehlenswert als purer Digital Audio Player.

Mobile Röhren Exzellenz!
Der Cayin N3Ultra hat mich sofort überzeugt! Hier wird erstklassiger Klang zu einem fairen Preis geboten. Absolute Kaufempfehlung!


Cayin N3 Ultra | Bewertung

9.6

Klangqualität

9.7/10

Verarbeitung

10.0/10

Bedienung / Funktion

10.0/10

GUI / Software

9.0/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Genialer Röhrensound
  • Kompaktes Gehäuse
  • Leistungsstark
  • Tube Sound auch an 4.4mm
  • Keine Wireless Funktionen ;-)

Cons

  • Keine Wireless Funktionen ;-)