Der Chord Mojo ist wohl unzweifelhaft einer bekanntesten und besten mobilen Kopfhörer DAC/AMPs. Man könnte fast soweit gehen und ihn sogar als einen der Mitbegründer dieser Gerätegattung bezeichnen. Irgendwie hat trotzdem kein Testexemplar bisher den Weg zu mir geschafft – bis jetzt. Nun liegt das Gerät dafür schon in seiner zweiten Version vor mir. Kann der Mojo 2 seinem Ruf gerecht werden? Wir finden es heraus!
Inhalt
[Werbung] Der Chord Mojo 2 wurde mir vom deutschen Chord Vertrieb leihweise für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Chord Mojo 2
Der kleine Mojo hat weltweit viele Fans. Bewegt man sich in entsprechenden Kopfhörer-Foren und Gruppen, kommt man an dem schicken schwarzen Gerät nicht vorbei. Und das auch nicht zu Unrecht: Der Mojo klingt absolut genial und ist auch sonst recht charmant – dazu später mehr.
Schauen wir nun erst einmal auf die inneren Werte:
Also, was haben wir hier?
- Ultra-res PCM up to 32-bit/768kHz via USB
- Native playback up to DSD256
- Zwei 3.5mm Kopfhörerbuchsen
- DSP Klangtuning (4 Band EQ)
- Crossfeed
- Akku mit 8h Laufzeit
Der Mojo 2 bietet für 599€ einen kompakten, klangstarken und durch ein Wireless Modul erweiterbaren mobilen DAC/AMP.
Die Besonderheit:
Statt auf das Angebot an etablierten integrierten DAC Chips zurückzugreifen, programmiert man bei Chord seine DACS einfach selbst. Und das scheint das Geheimnis seines Erfolges zu sein. Denn der Vorgänger war sogar über sein eigentliches Einsatzgebiet als Kopfhörerverstärker hinaus aufgrund seiner erstklassigen Wandlereinheit auch oft an ausgewachsenen Heimanlagen als DAC anzutreffen.
Verpackung und Lieferumfang
Der Mojo 2 kommt in einer kleinen, weißen Pappschachtel. Das Design ist unscheinbar und setzt wenig auf Effekthascherei. Nüchternes Understatement ist hier angesagt.
Im Innern der Schachtel befindet sich der Mojo 2 samt Zubehör. Wobei Zubehör schon übertrieben ist: Lediglich ein kurzes USB-A auf micro-USB Kabel liegt bei – halt, microUSB ? Ja, kein Tippfehler! Weil der Mojo 2 kompatibel mit dem Strammer-Modul Poly bleiben sollte, musste der längst aus der Mode gekommene Anschluss wieder integriert werden. Denn dieser dient zur elektrischen wie mechanischen Verbindung mit dem Poly. Was natürlich gut ist für die Besitzer des Poly, ist für mich leider nicht nachvollziehbar und ein echtes Manko. Ich habe hier gar keine micro USB Geräte mehr im Einsatz, müsste also stets ein Kabel nur für den Mojo 2 bereithalten. Nicht schön.
Design & Verarbeitung
Das Design des Mojo 2 hat sich quasi nicht verändert. Das solide, schwarze Metallgehäuse mit den abgerundeten Kanten sieht richtig gut aus, ist handlich und macht einfach was her. Die charmante Form mit den integrierten, sphärenförmigen Tasten in Kugelform hat man beibehalten. Lediglich eine Taste für die neuen Menüfunktionen ist hinzugekommen – und ein zusätzlicher USB-C Anschluss zur Datenübertragung vom Quellgerät.
Diese USB-C Buchse sitzt aber so unpassend am unteren Rand (auf der Stirnseite war wohl kein Platz mehr), so dass das Ganze in diesem Detail sehr merkwürdig und irgendwie verbastelt aussieht. Gerne hätte ich hier erneut auf die Kompatibilität zum Poly verzichtet.
Allerdings überwiegt der positive Gesamteindruck, einen hübschen DAP entstellt so leicht nichts.
Auf die Verarbeitungsqualität hat das indes keinen Einfluss, diese ist als ziemlich perfekt zu bezeichnen. Saubere Oberflächen, akkurate Spaltmaße und sauber eingefasste Buchsen – hier gibt es nix zu meckern.
Technische Daten
Technische Daten sind Schall & Rauch – naja, nicht wirklich. Zur Vollständigkeit hier wie immer trotzdem die Auflistung. Wie immer, dreist von der Herstellerseite geklaut.
D/A-Wandlung PCM | bis 768 kHz / 32 bit |
D/A-Wandlung DSD | bis DSD256 |
Kopfhörer-Verstärker | Ja |
Akku | Ja, ca. 8h |
Eingänge | USB-C, Mikro-USB, Optisch, Koax (Dual Data bis 768kHz) |
Kopfhörer-Anschluss | 2x Mini-Klinke (Impedanz 0,06 Ohm) |
Display | Nein |
Maße | 83 x 62 x 22.9 mm |
Stromversorgung | Mikro-USB |
Gewicht | 185 g |
Preis | 599 Euro |
Funktionen & Bedienung
Der Mojo 2 verfügt über mehr Einstellungsoptionen als der Vorgänger. So gibt es nun einen DSP EQ und Crossfeed. Allerdings ist die Einstellung nicht wirklich intuitiv.
Bedienung
Mangels Display wird der Mojo 2 komplett über die 4 Tasten gesteuert. Das Menü ist gar nicht so komplex, allerdings wird der jeweilige Menüpunkt über Tastenkombinationen erreicht und der jeweilige Status bzw. die Einstellung über Farben codiert – ziemlich nerdig und unpraktisch. Ohne Spickzettel geht hier gar nix. Unterwegs eben mal etwas mehr Bass einstellen ist nicht: Hmm, wie komme ich in die EQ Einstellungen? Welche Farbe steht für Bass? Und wieviel dB wird mir jetzt durch grün angezeigt? Wie gesagt – höchst unpraktisch und nerdig. Klar, kann man alles auswendig lernen – ich habe auf sowas aber keinen Bock, das muss intuitiv sein! Einen ifi xDSD Gryphon kann man komplett ohne Handbuch bedienen – beim Mojo 2 ist das unmöglich.
Aber: Irgendwann wird aus dem Frust pure Lust – dann sind die bunten Kugeln einfach cool und das exotische Bedienkonzept macht durchaus Laune.
Menüfunktionen
Die verschiedenen Menüebenen werden natürlich auch durch die Farbe der Menükugel angezeigt:
- Helligkeit der LEDs/Crossfeed
- Bass 20 Hz
- Bass 125 Hz shelf
- Treble 3 kHz shelf
- Treble 20 kHz
- Tastensperre
Intelligenter Desktop-Lademodus
Der Mojo 2 kann „am Strom“ bleiben. In diesem Modus leuchtet die Menütaste und die Batteriestatusanzeige des Mojo 2 bei voller Ladung magentafarben und zeigt damit das Ende des Ladezyklus und den Beginn des intelligenten Desktop-Modus an, der den Ladevorgang reguliert, um die Batterie zu schonen. Somit kann der Kleinedauerhaft am Computer betrieben werden.
Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit ist mit 8h nicht riesig, aber für ein Gerät mit dieser Leistung und Klangqualität völlig ausreichend.
Anschlüsse
Leider – und das ist für mich neben der microUSB Ladebuchse das größte Ärgernis – gibt es lediglich zwei 3.5mm Kopfhörerbuchsen. Auch das ist nicht mehr aktuell, habe ich doch fast alle meine Kopfhörer und IEM auf 4.4mm umgerüstet. Dieser hat sich in den letzten Jahren doch schon quasi zum Standard gemausert. Für den Mojo 2 brauche ich also neben dem microUSB Ladekante auch stets einen Adapter von 4.4mm auf 3.5mm griffbereit.
Nur um das klarzustellen: Mir geh es gar nicht um mögliche Klangverbesserungen durch den balanced Output – auch wenn ich ihn hier und da durchaus gehört habe. Vielmehr geht es mir um Convenience – ich möchte weitgehend auf Adapter verzichten – und die meisten meiner Kabel haben eben mittlerweile einen 4,4mm Stecker.
Eingangsseitig steht der bereits erwähnte USB-C UND ein micro-USB Anschluss zur Verfügung. Darüberhinaus ein optischer und ein koaxialer SPDIF.
Klangeinstellungen
Die Klangeinstellung funktioniert extrem gut und beeinflusst in kleinster Weise Klarheit und Präzision der Musik. Alle 4 Frequenzbänder sind als „Shelf“ ausgeführt und wirken in einem definierten Frequenzbereich.
Da macht die Einstellung trotz der nur 4 Bereiche sehr effektiv und im Grunde einfach – gäbe es nicht die komplizierte Bedienung durch die Farbcodierung:
Im Grunde nutzt man den EQ ja nicht regelmäßig, sondern justiert ihn einmal passend für seinen Kopfhörer. Hat man derer mehrere, nun ja…. ;-)
Leistung
Der Mojo 2 hat ausreichend Leistung, um Inears und die meisten normalen Kopfhörer zu adäquaten Lautstärken anzutreiben. Schwer anzutreibende, hochohmige oder planarmagnetostatische Kopfhörer hingegen bringen den kleinen Kasten schnell an seine Grenzen. Für IEMs hingegen ist er perfekt geeignet.
Klang
Klanglich spielt der Mojo 2 wie zu erwarten fast in seiner eigenen Liga. Mittlerweile sind aber einige Mitbewerber da, um ihm Paroli zu bieten. Trotzdem ist der Sound, den der kleine schwarze Kasten abliefert ganz großes Kino. Kraftvoll und transparent, sehr ausgeglichen und unglaublich detailliert.
Im Vergleich zum ifi Gryphon ist der Mojo 2 noch ehrlicher/neutraler. Der ifi ist dafür „musikalischer“, ich empfinde ihn als organischer/etwas wärmer, bisschen druckvoller. Dafür ist der Mojo 2 einfach extrem klar und fein auflösend.
Im Idealfall soll ein Verstärker (und auch ein DAC) erst einmal neutral sein, d.h. er soll die Musik genau so wiedergeben, wie sie auf der Aufnahme ist. Also ohne tonal in die ein oder andere Richtung zu färben. Und genau das macht der Mojo 2 richtig gut.
Es ist schwer zu beschreiben, aber man hört, daß der Mojo irgendwas anders macht. Die Lebendigkeit der Musik – dieses Reine, Saubere, Unbestechliche dazu – und die Coolness der Bedienung (bei aller anfänglichen Nerdigkeit) – das ist schon ganz besonders.
Fotos
Fazit
Der Chord Mojo ist mit Fug und Recht einer der beliebtesten portablen Kopfhörerverstärker mit DAC. Klanglich ist der Mojo 2 absolute Spitzenklasse. Die Ausstattung und Funktionalität hinkt aber einem ifi Gryphon hinterher.
Wer aber auf der Suche nach einem puristischen und erstklassig klingenden DACAMP ist, der muss sich den Mojo 2 definitiv anhören.