Kennern dürfte die IEM-Schmiede aus Polen wohlbekannt sein. Deren Flaggschiff, der FIBAE 7, hat international reichlich Anerkennung eingeheimst. Das Gleiche zeichnet sich für den neuen Tribriden ab. Mit drei verschiedenen Treibersystemen tritt der Custom Art FIBAE 5 an, im Bereich von 1.000€ mitzumischen. Was er kann und wie er klingt, das könnt ihr jetzt lesen!


[Werbung] Der Custom Art FIBAE 5 Universal IEM wurde mir für diesen Test direkt von Custom Art zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Custom Art FIBAE 5

Bei Custom Art handelt es sich um eine IEM Manufaktur aus Polen, die ihre Wurzeln im Bereich der maßgefertigten Inears primär für professionelle Musiker hat. Piotr Granicki, selbst enthusiastischer Reviewer von Audio-Gera, gründete die Firma 2012 in Warschau.

Beim FIBAE 5 handelt es sich um einen In-Ear mit drei verschiedenen Treiberkonzepten: Dynamisch, Balanced-Armture und Planar-Magnetisch. Hintergrund von Multi-System Inears ist ja immer, die Vorteile der jeweiligen Systeme zu nutzen und die Nachteile durch die Vorteile eines anderen Treibers auszublenden.

Custom Art selbst beschreibt den FIBAE 5 als energiegeladen, lebendig und kraftvoll. Mit einem kräftigen, aber dennoch gut kontrollierten Subbass sowie natürlichen, warmen Mitten und klaren Höhen. Das Ziel bei der Entwicklung soll eine Klangsignatur gewesen sein, die smooth, bassbetont und trotzdem detailreich ist und den unverwechselbaren „House Sound“ von Custom Art aufweist. Zum House-Sound selbst kann ich leider nichts sagen, da der FIBAE 5 mein erster Kontakt mit der Marke ist.

Pressure Optimizing Design

Die FIBAE 5 verfügt also über ein involvierendes Tuning, das einen stärkeren Fokus auf Bässe und Höhen legt, ohne die Gesamtbalance zu beeinträchtigen. Durch das firmeneigene „Pressure Optimizing Design“ (P.O.D.) wird der Druck vor dem dynamischen Treiber normalisiert, wodurch die Klangbühne erweitert und das musikalische Bild verbessert wird. Ähnliche Techniken bemühen auch andere Hersteller. Ich denke im Grunde geht es darum, störende Schallreflexionen zu vermeiden bzw. in die „richtige“ Bahn zu lenken. So etwas erfordert vermutlich einiges an Integration in der Produktentwicklung, zahlt sich aber am Ende aus.

Der FIBAE 5 in der Universalvariante, so wie er mir vorliegt, richtet sich in erster Linie an Musikliebhaber und Enthusiasten, die einen farbenfrohen Klang mit etwas mehr Bass bevorzugen und dabei die neuesten Technologien erleben möchten, ohne dabei Kompromisse bei der Klangqualität einzugehen. Er eignet sich auch hervorragend für Schlagzeuger, Bassisten und DJs – Profis, die von ihren Monitoren den ausgeprägtesten und tiefsten Bass erwarten, ohne dabei ein einziges Detail zu verlieren. Das moderne Tuning und die dezente V-Shape-Signatur garantieren die erforderliche Portion Spaß.

Flat Impedance Technology

Die FIBAE™-Technologie (für Flat Impedance Balanced Armature Earphones) ist ein interessantes Feature, das weltweit erstmals eine flache Impedanz und Phase bietet. Custom Art hat damit nach eigener Aussage das Problem der Abhängigkeit des Klanges von der Ausgangsimpedanz des Quellgerätess gelöst.

Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass die IEM unabhängig von der Quelle immer optimal klingen.

Ein weiteres tolles Feature: Mittels beiliegender Filter, die in das Gehäuse geschraubt werden, kann der Bass des Fibae 5 abgesenkt werden. Hierdurch werden die anderen Frequenzen nicht beeinträchtigt – leider. Mehr dazu später.

Im Firmeneigenen Webshop kann der FIBAE entweder als Custom oder als Universal Variante wie der mir vorliegende zum Preis ab 999€ bestellt werden.


Verpackung & Lieferumfang

Die Verpackung besteht aus einem weißen Pappkarton zum Aufklappen, der von einer dunkelblauen Banderole mit den wichtigsten Infos umgeben ist. Insgesamt zwar einfach, aber auch wieder irgendwie sehr stylisch da der Karton schlicht ist, die Banderole darum aber aber minimalistisch edel wirkt.

Im weißen Pappkarton befindet sich ein richtig ordentliches Hardcase, in dem der gesamte Lieferumfang verstaut ist. Die Tip Auswahl ist überschaubar, da haben manch andere eine größere Auswahl dabei. Für den Anfänger ist das gut, der Kenner hat sowieso seine Lieblingstip. Ich nutzte z.B. die final E Tips auch auf dem FIBAE 5.

Lieferumfang

  • Inears FIBAE 5
  • Hardcase
    Reinigungstool
  • 4 Paar Tips
  • Bass-Filter
    Aufkleber & Papierkram
  • Dem Custom Modell liegt darüberhinaus noch eine Trockenkapsel bei.

Technische Daten

Wie immer: Die blanken Daten sagen nix über den Klang aus. Trotzdem seien sie hier der Vollständigkeit halber aufgeführt.

  • Tri-Brid System: Dynamischer, Balanced Armature & Planarmagnetische Treiber
  • Single 10mm Dynamic Treiber für den Bass, Dual BA für die Mitten, Single Planar High & Single Planar Super High für die Höhen
  • Flat Impedance technology
  • Pressure Optimizing Design
  • 3D-printed waveguide
  • Sensitivity -109 dB @1kHz @0.1V
  • Impedance – 10 Ohm @1kHz (+-2 Ohm 10Hz-20kHz)
  • Frequency Range – 10Hz-21000Hz (+-10dB into IEC 60318-4 coupler)

Design & Verarbeitung

Custom Art FIBAE 5

Als Custom IEM Schmiede kann man die angepassten Versionen der verschiedenen Modell natürlich frei konfigurieren was die Farbe des Gehäuses und die Gestaltung der Faceplate angeht. Für den universellen IEM hat man eine Faceplate mit silbern-violetten Linien ähnlich eines Fingerabdrucks gewählt, was mir optisch sehr gut gefällt und mit dem schwarzen Acryl der Gehäuse einen schönen Kontrast bildet.

Das Acryl ist tadellos verarbeitet, das Gehäuse frei von Luftblasen oder Unregelmäßigkeiten. Das Dekor unterhalb der Faceplate ist allerdings nicht perfekt verarbeitet. Die Folie hat bei genauem Hinschauen so etwas wie Falten oder Knitter, wirkt irgendwie beulig. Hier ist Verbesserungspotential.

Die IEM sind erstaunlich leicht: Ich war regelrecht erschrocken, als ich sie das erste Mal in den Händen gehalten habe.

Die Tips sind okay, aber ich habe direkt einen Satz SpinFit CP100 aufgezogen. Bei den Tips gilt ja wie immer: Ausprobieren.

Kabel

Das Kabel ist 8-adrig und macht einen sehr guten Eindruck. Es setzt sich wohltuend vom Kabelwerk aus dem professionellen Bereich ab. Hier sind die Kabel meist dünn und wirken billig – was sie meist auch sind. Im rauen Bühneneinsatz mag das vorteilhaft sein – dünn weil es sich so besser unter der Kleidung führen und fixieren lässt, billig weil es trotzdem wohl oft getauscht werden muss.

Ganz anders hier: Custom Art verwendet hier ein Kabel, welches man sich auch gern im Zubehör kaufen würde. Flexibel, wenig Mikrofone (Körperschall) und gerade noch dünn und leicht genug.
Bei der Bestellung hat der Kunde die Wahl für den Stecker: Custom Art bietet hier 3.5mm unbalanced sowie 2.5mm und 4.4mm balanced an.

Case

Beim Case war ich überrascht: Custom Art lässt sich nicht lumpen und legt ein schickes und vor allem äußerst praktisches Softcase bei. Sehr gut! Das geräumige Hauptfach bietet Platz für die IEM samt Kabel. Sogar einen Schaumstoff-Einleger als Trenner gibt es. Im Deckel ist weiterer Platz in einem Netzabteil, Selbst ein kleiner DAP oder DAC/AMP hat in dem Case noch Platz – nebst allerlei Zubehör, vielleicht einem Ersatzkabel und einigen Eartips.


Klangqualität

Zur Klangprobe habe ich den FIBAE 5 stationär wie fast alle Testkandidaten am Questyle CMA Fifteen (Test) gehört. Portabel durfte der Astell & Kern KANN MAX (Test) und mein neuer Sony WM1AM2 ran.

Mit geringen 10Ω Impedanz und 109db@1kHz ist der Fibre 5 leicht anzutreiben und bringt auch an schwachen Quellen eine gute Performance.

Wie eingangs bereits beschrieben: Der FIBAE 5 ist ein Spaßmacher! Kein nüchterner, neutraler Diplomat im Anzug, sondern ein energiegeladener Rocker. Aber ein kultivierter. Keiner von der Sorte, die Hotelzimmer zerlegt, sondern eher einer, der genau weiß was er tut. So ist die Signatur grundsätzlich eher dem W (mit kleinem Mittelaufschwung) als der Geraden angelehnt, aber insgesamt äußerst homogen und geradlinig bzw. stimmig. Die Bassbetonung findet in den Höhen ihr Äquivalent, und die Mitten verbindet beide Gipfel auf elegante, verMITTElnde Art und Weise.

Apropos Bass: Dem FIBAE 5 liegen zwei kleine Bassfilter nebst Einsatz-Werkzeug bei. Wem der Bass zuviel ist, der könnte nun die Filter einsetzen und damit das Bass-Schelf linear im Bassbereich um ca. 2-3dB absenken. Hiervon kann ICH jedoch nur abraten: Mit den Filtern klingt der F5 für MICH eher langweilig, denn der Bassdruck, das organische Timbre im Bass, geht dabei flöten. Das wäre schade, denn das nimmt dem Fibae 5 seinen Charakter – neutrale IEM gibt es ja genug andere. Ich habe im Folgenden meine Klangeindrücke also ohne die Filter verfasst.

Bass

Keine Frage: Der Bass ist eines der Highlights des FIBAE 5! Ich komme immer wieder zu dem Schluss, daß dynamische Treiber immer noch mit Abstand den schönsten Bass für mich produzieren. Was ist der „schönste“ Bass? Da ich Schlagzeuger bin, mache ich die Bassqualität i.d.R. an den tiefen Anteilen von Bassdrums und Toms fest. Wenn diese über ein organisches Timbre mit luftigem Sustain verfügen und im Punch druckvoll und explosiv klingen, dann passt es für mich. Auch wenn man den Bass eines IEM natürlich nicht in der Brust spürt – klingen darf es ruhig so.

Und genau hier überzeugt der Treiber im F5 auf ganzer Linie. Der Bass ist wirklich schön plastisch, hat Druck und klingt eben organisch wie es fast nur Dynamiker können. Dabei bleibt er fest und trocken, keine Spur von undefinierter Schwammigkeit. Schön ist auch, daß der Bass eher linear ist, also Tief- und Oberbass wie ich finde gleichermaßen Beachtung und Betonung finden. So kommen tiefste Frequenzen subwooferartig rüber, während es im Mid- Oberbass dann eher druckvoll wird.

Mitten

Gesang und Instrumente klingen echt und analog, so wie es sein soll. In den Mitten ist der FIBAE 5 aber etwas weniger präsent als es neutral wäre – was der imposanten Abstimmung aber eher zugute kommt. Dabei gibt er sich diplomatisch: Ob Akustikgitarre, fette E-Gitarren-Riffs, Sopranstimmen oder Growls. Alles klingt jederzeit erfrischend authentisch und echt.

Allerdings ist der FIBAE 5 kein zwingend mittenbetonter IEM, Stimmen stehen eben nicht exklusiv im Vordergrund. Für mich ist das durchaus begrüßenswert, da ich den Fokus eher auf Instrumente insbesondere Schlagzeug lege. Wer jedoch Hauptsächlich von Gesang/Stimmen getriggert wird, der könnte ein wenig Präsenz im Stimmbereich vermissen. Aber nochmal: Im Gesamtpaket ist das schon alles absolut stimmig und wirklich perfekt ausbalanciert.

Höhen

Die Wahl eines Planartreibers für die Höhen ist eher ungewöhnlich. Oft kommen hier BA oder EST Treiber zum Einsatz. Warum eigentlich? Custom Art hat vollkommen zurecht einen Planartreiber gewählt, denn die Höhen komplementieren die genialen Bässe nicht minder gekonnt. Was der Fibae 5 an Detailauflösung und vor allem an softer Brillianz raushaut, ist beachtlich. Solch eine schöne und stimmige Höhenwiedergabe habe ich selten gehört. Für mich sind die Höhen einfach perfekt abgestimmt. Obertöne von Snaredrum sind detailliert und voller Energie, stechen aber nicht störend aus dem Mix heraus. Becken, egal ob offen gespielt HiHats oder Ridebells, klingen natürlich und werden in ihrer Energie zwar gezähmt, aber nicht gedämpft.

Bühne

Die Bühnendarstellung ist für einen IEM ebenfalls sehr beeindruckend. Sowohl was die Stereoabbildung angeht als auch die Räumlichkeit. Positionsinformationen sind präzise, greifbar. Kleinste Details „hinten links“ sind hörbar. Somit eignet sich der FIBAE 5 auch vermutlich sehr gut zum Zocken – was ich allerdings nicht ausprobiert habe.

Separation

Die Instrumentenseparation sehe ich im Vergleich zu anderen Multi-BA IEM im oberen Mittelfeld. Was aber genau richtig ist: Eine Detail-Lupe würde nicht zur spaßigen Abstimmung passen. Die Separationsfähigkeit und Detailfülle ist demnach genau richtig dosiert um einerseits ein analytisches Hören (in Grenzen) zu ermöglichen, andererseits aber noch gerade nicht aufdringlich zu sein. Der Fibae 5 ist kein Analysewerkzeug, sondern eher ein Genussmittel zum unbeschwerten Musikhören.

Isolation

Einen richtigen Seal vorrausgesetzt, hat der IEM – wie die meisten IEM in dieser Bauart – eine sehr gute passive Isolation. Geräusche von außerhalb werden gut geblockt, das Leckage nach außen ist bei moderaten Lautstärken nicht wahrnehmbar.


Musikbeispiele

Godsmack – Surrender

Godsmack ist eine der wenigen Bands, die sich über die Jahre wirklich treu geblieben sind ohne daß auch nur eine Spur von Abnutzungserscheinungen sichtbar wären. Energiegeladener, melodiöser Hardrock an der Grenze zu Alternative oder gar Grunge. Paradebeispiel für laute, elektrische Gitarrenmusik. Der FIBAE 5 zeigt hier locker und unangestrengt sein Können: Druckvolle Drums, klirrende und fette Gitarrenriffs, viele Spuren und ein dichter Sound. Kein Problem für den Polen, im Gegenteil. Die drei Treibersysteme sind perfekt aufeinander abgestimmt, der Song klingt einfach nur nach mitreißendem Rock´n Roll – und der Custom Art liefert ab.

Kamelot – The Great Divide

Das kam überraschend – neuer Stoff einer meiner Alltime-Faves. Und gleich der Opener (nach dem Intro) haut dermaßen auf den Putz daß es bröselt. Fein produzierte Doublebassdrums geben dem FIBAE 5 die perfekte Gelegenheit zu glänzen. Der schafft das natürlich mühelos – der dynamische Treiber bringt den Druck glaubhaft und nachhaltig ans Trommelfell. Auch viele Spuren können den IEM nicht aus der Spur bringen – alles klingt wie aus einem Guß, bleibt aber sauber differenziert und klar abgegrenzt.

Katatonia – Austerity

Wie guter Wein werden Katatonia auch von Album zu Album besser. Der neue Longplayer ist ein Meisterwerk. Progressives Songwriting mit melancholischen Melodien. Und einer glasklaren Produktion, die der Fibae 5 mit lupenreinem Klang zum besten gibt. Das Schlagzeug sehr natürlich, die Bassdrums haben Druck und klingen organisch. Die vielen Spuren und frickeligen Einlagen werden sauber differenziert dargestellt. Becken klingen fein ziselierend ohne zu scharf zu werden. Perfekte Präsentation.


Fotos


Fazit

Eine Kampfansage unter 1.000 Euro!

Der Custom Art FIBAE 5 ist ein weiterer Geheimtipp im undurchschaubaren IEM-Dschungel. Der Universal Tribrid-Inear aus Polen überzeugt mit einer stimmungsvollen, enthusiastischen Abstimmung und verbindet diese mit Tugenden aus dem Studio- bzw. Profibereich. Sprich: Gutes Auflösungsvermögen, klare Instrumentenseparation und ein insgesamt sehr ausgeglichenes Klangbild machen den Fibae 5 zu einem echten Tausendsassa, zu einen Allrounder.

Genreunabhängig macht er seine Arbeit ausgesprochen gut und sticht zum Preis von rund tausend Euro wohltuend aus der immer schneller steigenden Preisspirale von IEM heraus.

Und klanglich zeigt er so einigen seiner sündhaft teuren Kollegen, was man an auch für einen Bruchteil deren Preises leisten kann. Wie hat es ein Forenkollege jüngst auf den Punkt gebracht: „Der FIBAE 5 ist genau die Grenze, ab der das Gesetz des „Dimishing Return“ so richtig beginnt.“ Sprich: Ab hier wird es zwar rasant teurer, aber nur noch marginal „besser“. Recht hatte er!

Wer einen ausgeglichenen, höchst impulsiven und energiegeladenen IEM mit tollem Bass sucht, der gleichzeitig präzise, klar und Detailverliebt zu Werke geht, der sollte sich unbedingt mit dem FIBAE 5 von Custom Art beschäftigen.

Custom Art FIBAE 5 | Bewertung

9.5

Klang

9.5/10

Verarbeitung

8.5/10

Tragekomfort

10.0/10

Preis/Lesitung

10.0/10

Pros

  • Erstklassiger Klang
  • Toller Bass
  • Komfortabel, sehr leicht
  • Gute Verarbeitung an sich
  • Wahl des Steckers möglich
  • Gutes Kabel

Cons

  • Faceplate Verarbeitung