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FiiO M17 | Testbericht

Mit dem M17 bringt FiiO einen wahren Boliden auf den Markt tragbarer Audioplayer. Das Gerät ist mit allerhand Features ausgerüstet, die in waschechte Desktopgeräte gehören. Und FiiO packt das in ein Gehäuse, das trotz seiner Größe und Gewicht tatsächlich noch als „tragbar“ durchgeht. Aber in die Hosentasche passt der FiiO M17 dabei trotzdem nicht. Geht der Spagat zwischen High-End-Hardware und Portabilität auf einem Preisniveau von 1.799 € auf?


[Werbung] Der FiiO M17 wurde mir von NT-Global für diesen Test leihweise zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Allgemeine Beschreibung

Auf den FiiO M17 war ich nicht vorbereitet. Als mich das Paket erreicht hat, war ich von Größe und Gewicht erstmal total umgehauen. Mit was habe ich es denn da zu tun? Das Gerät in meiner Hand ist wirklich ein echter Klopper. Die filigranen DAP, die ich bisher kannte sind Waisenknaben dagegen. Hat das noch was mit Tragbarkeit zu tun? Wer mag denn sowas mit sich rumschleppen? Fragezeichen auf meiner Stirn! Beim ersten Anhören hat es mich dann aber so von den Socken gehauen, dass ich mich mal hinsetzen musste. Rumtragen war erst mal erledigt. Denn was da die Kopfhörer antreibt, ist wirklich grandios.

FiiO bezeichnet den M17 selbst als „Portable Desktop-Class Player“. Die gesamte Hardware könnte man auch in Standgeräten vermuten: 2 x ES9038PRO DAC, 2 x THX AAA 788+ AMP und zahlreiche Anschlussmöglichkeiten, die dank des großzügigen Gehäuses möglich sind. Die leistungsstarke Hardware hat jedoch zwei Nachteile: hoher Energieverbrauch und dadurch hohe Wärmemengen. Ein leistungsfähiger Akku und ein durchdachtes Kühlkonzept sollen dem entgegenwirken.


Lieferumfang und Verpackung

Auf der Vorderseite des Pappschubers ist ein Drahtmodell des M17 zu sehen. An den Seiten sieht man die Illustration eines Mikroprozessors mit Verdrahtung. Die Darstellungen schimmern je nach Haltung und Lichteinfall in Regenbogenfarben und sehen dadurch sehr cool aus.

Der Lieferumfang im Einzelnen:

  • FiiO M17
  • braunes Ledercase
  • USB-C Kabel
  • Zwei Netzteile
  • Zwei Displayschutzfolien (eine davon bereits angebracht)
  • Dockingstation
  • Papierkram
  • Stimmgabel zum Öffnen des SD-Kartenslot

Technische Daten

Die technischen Daten habe ich von FiiO übernommen:

  • Gewicht: 610 g
  • Abmaß: 156 x 89 x 28 mm
  • Display: 5.99 Zoll, 1080 x 2160 Pixel
  • System: Android 10
  • Speicher: 64 GB RAM
  • DAC: 2x ES9038PRO
  • AMP: 2x THX AAA 788+
  • Akku: 9200 mAh
    ca. 8 bis 10 Stunden Laufzeit möglich
    4.5 Stunden Ladezeit
  • 3.5 mm Coaxial Ausgang
  • Konnektivität: USB-C 3.0, WiFi, Bluetooth
  • RAM: 4 GB
  • Unterstützte Audio Formate: DSD 61/128/256, DXD, APE, Apple Lossless, AIFF, FLAC, WAV, WMA, MP3, OGG, WMA, AAC etc.
  • Anschlüsse:
    3.5 mm (PO/LO), 6.35 mm (PO), 2.5 mm (PO), 4.4 mm (BAL/PO/LO)
    COAX, USB

Die Liste an weiteren Parametern ist lang und würde an dieser Stelle zu weit führen. Alles weiter findet sich auf der Webseite von FiiO.

[Quelle: https://www.fiio.com/m17_parameters]


Features

Der Spagat zwischen Tragbarkeit und maximaler Performance gelingt nur mit einem Haufen durchdachter Eigenschaften. Auf die für mich Offensichtlichsten wird im Folgenden eingegangen.

DAC

FiiO setzt als DAC den ES9038PRO ein. Der DAC ist mir beim iBasso DX240 bereits als Universaltalent aufgefallen. Hier kommt er allerding gleich in doppelter Ausführung zum Einsatz. Es gibt jeweils einen für den rechten und den linken Kanal.

AMP

Zusammen mit THX hat FiiO eine eigene Kopfhörerverstärkereinheit entwickelt: den THX AAA-788+. Auch Dieser ist doppelt vorhanden und treibe jeden Kanal separat an. Im Vergleich zur Originalversion wurde nach Angaben von FiiO die Ausgangsleistung um 225% gesteigert und die neue Verstärkereinheit erhält das zusätzliche „+“ im Namen. Im Batterie-Modus stehen vier Gain-Stufen zur Verfügung (Low, Medium, High, Over-Ear). Wenn der FiiO M17 mit Netzteil betrieben wird gibt es noch eine Schippe obendrauf, denn dann lässt sich der „Enhanced Over-Ear“ Gain aktiviert, der vermutlich auch wirklich schwergängige Kopfhörer sauber antreiben kann.

RAM, ROM, CPU und Betriebssystem

Die Gesamtperformance des FiiO M17 ist wirklich beachtlich. Die CPU von Qualcom (Snapdragon 660) mit acht Rechenkernen macht zusammen mit den 4 GB RAM und 64 GB ROM einen super Eindruck. Blitzschnelles Hochfahren und ruckelfreie Bedienung lassen keine Wünsche offen. In Android 10 ist der Google Playstore und APKPure integriert. Weitere Apps zu installieren stellt also keine Hürde dar. Google Chrome, eMail-Client und Streamingdienste sind schnell installiert und schon erwische ich mich dabei den High-End-Audioplayer wie ein Smartphone zu nutzen.

Display

Wow! Das 5.99 Zoll Display mit den 1080 x 2160 Pixeln ist eine wahre Augenweide. Albumcover werden (sofern mit entsprechender Qualität hinterlegt) gestochen scharf angezeigt. Das Display ist oben fast randlose und hat unten nur einen Streifen von ca. 1 cm der nicht zur Darstellung genutzt wird. Werkseitig ist eine Displayschutzfolie aufgebracht, die man wirklich nur bei genauem Hinschauen erkennt. Eine zweite Folie ist im Lieferumfang enthalten.

Bluetooth & WLAN & sonstige Konnektivität

Drahtlose Verbindungen sind zum Standard geworden. Der FiiO M17 kann über Bluetooth Musik senden und empfangen. Und Android ist sowieso vollständig ans Netzwerk angebunden. Wiedergaben aus Streamingdiensten oder Netzwerkfreigaben sind überhaupt kein Problem.

Dank dem großen Gehäuses bleiben natürlich auch kabelgebunden keine Wünsche offen: Kopfhöreranschlüsse in 6.35 mm, 4.4 mm, 3.5 mm und 2.5 mm sind an der Oberseite verfügbar. Auf der Unterseite findet sich ein Coaxial In- und Output und zwei USB-C-Anschlüsse. Einer davon ist ein USB 3.0 Anschluss mit dem man die Verbindung zum PC oder Mac herstellen kann. Der Anschluss kann auch zum Aufladen des Akkus genutzt werden. Der USB 2.0 Anschluss stellt eine Verbindung für externe DAC oder direkt angeschlossene Festplatten zur Verfügung.

Soundtuning

Wem der Basissound nicht passt kann in der FiiO Music App mit einem 10-Band Equalizer etwas nachhelfen. Neben der manuellen Wahl von Gain vs. Frequenz (31.5, 62, 125, 250, 500, 1k, 2k, 4k, 8k, 16k) stehen noch sieben Presets zur Verfügung. Auch wenn der FiiO M17 „out of the box“ schon unschlagbar gut klingt könnte man hier auf hohem Niveau meckern: ein parametrischer EQ würde das Gesamtangebot an Features vervollständigen.


Design und Verarbeitung

DAP

Der FiiO M17 kommt mit einem extrem kantigen und breitbeinigen Design daher. Der Verzicht auf sämtliche Rundungen unterstreicht die wuchtige Gestalt des DAP. Alles ist hervorragende verarbeitet. Die gläserne Vorder- und Rückseite fügt sich nahtlos in das CNC gefräste Aluminiumgehäuse in. Die Knöpfe haben einen satten Druckpunk.

Die großen Öffnungen im Gehäuse (6.35 mm, Coaxial und der Gleichstromeingang) sind mit Kappen versehen um das Eindringen von Staub zu verringern. Einziger Nachteil am Design: die Ecken und Kanten rund um das Lautstärkerad neigen verstärkt zum Anziehen von Staub. Mit einem halbherzigen Wischer mit dem Microfasertuch ist es an der Stelle nicht getan.

Ein mega cooles Feature sind die zusätzlichen Beleuchtungen im Gehäuse. Seitlich ist eine pfeilartige LED-Beleuchtung integriert, die sogar konfigurierbar ist. Man hat die Wahl zwischen funktionsbasierter Beleuchtung (im Betrieb, beim Aufladen, ganz aus), die Art und Weise (permanent an oder pulsierend) und sogar die Lichtfarbe und Helligkeit konfigurieren. Sieht wirklich unglaublich gut aus! Der einzige Nachteil ist wirklich nur, dass die minimale Helligkeit in einem dunklen Raum doch ein wenig zu hoch ist. Wenn es die Lebenspartnerin / den Lebenspartner beim Einschlafen stört also besser auslassen :-)

Gleiche Funktionalität und Konfigurierbarkeit gilt für die Hintergrundbeleuchtung des Lautstärkregler, die den Drehknopf ringförmig von unten beleuchtet.

Ledercase

FiiO hat dem M17 gleich ein braunes Ledercase spendiert. Kann man auf dem Preisniveau erwarten, hätte sich FiiO aber in der Form sparen können. Das Case wird über die kurze Oberseite über den DAP gestülpt und unten verschlossen. Das Case schützt den DAP sicherlich vor dem Gröbsten verweichlicht den Gesamteindruck allerdings deutlich. Größer Nachteil ist die Tastenbedienung. Die Bedientasten sind im Gehäuse 1 mm im Vergleich zur Außenkontur zurückgesetzt. Und da man das Ledercase wie beschrieben über das Gehäuse stülpt muss beim Druck von Außen erst die Differenz von 1 mm überbrückt werden um überhaupt den Knopf zu erreichen. Die Bedienung mit Ledercase wird dadruch ziemlich schwammig. Offensichtlich gab es dazu schon eine Reihe von Rückmeldungen, denn FiiO hat vor kurzem eine kostenloses Abhilfemaßnehme angeboten. Über den lokalen Händer kann man sogenannten „Rubber Pad“ erhalten. Im Endeffekt ein Distanzstück aus Gummi, das man über den Bedientasten plazieren kann.


Bedienung

Das Bedienkonzept finde ich außerordentlich gelungen. Es ist konfigurierbar und bietet alles was man braucht. Auf der rechten Seite befindet sich zuerst mal der er Ein-/Ausschalter, der gleichzeitig das Display aktivert. Darunter zwei Knöpfe für die Lautstärkenregelung. Und da ergibt sich schon die erste Einstellungssache. Entweder bedient man die Lautstärke über die beiden seitlichen Tasten oder den großen runden Lautstärkeregler auf der Oberseite des Gerätes. Das eine bedingt, dass die andere Funktion deaktiviert ist.

Für mich ist es keine Frage – ich bediene über das große Lautstärkerad. Das fasst sich hervorragend an und lässt super feinfühlige Lautstärkeänderungen zu. Weiterhin findet sich auf der rechten Gehäuseseite in Switch mit der Aufschrift BAT / DC. Damit kann man während der FiiO M17 am Netzteil hängt die Stromversorgung vollständig auf das Netzteil umschalten. Das schaltet einmal den „Enhanced Over-Ear“ Gain frei und schont andererseits den Akku – denn dann wird er nicht gleichzeitig geladen.

Auf der linken Gehäuseseite finden sich drei Navigationstasten für Vor, Play / Pause, Zurück und ein parametrierbarer Knopf. Es stehen zehn fest vorgegebene Funktionen zur Verfügung aus denen man wählen kann. Zum Abschluss an Hold-Switch, mit dem man alle Tasten- und Touch-Interaktionen unterbinden kann. Gestensteuerung über das Display ist natürlich auch möglich. Doppeltippen für das Aktivieren des Displays inklusive.


Akku, Stromversorgung und Wärmeentwicklung

Eingangs hatte ich ja schon erwähnt, dass die leistungsstarke Hardware ordentlich am Akku nuckelt. Die konsequente Antwort von FiiO ist ein Akku mit 9200 mAh Kapazität. Der ermöglicht es dem  Päckchen mit den marktüblichen 8 – 10 Stunden Laufzeit aufzutreten. Das hat jedoch auch zur Folge, dass man zum Aufladen etwas Zeit einplanen muss. Mit einem aus der Smartphone-Branche üblichen 5 W Ladegerät kommt man eigentlich kaum weiter. Sofern zur Hand sollte es dann schon ein Schnellader mit 12 W sein. Über USB fühlt sich das Laden eigentlich auch quälend langsam an. Konsequenterweise nutzt man also das beigelegte Netzteil um den FiiO M17 aufzuladen.  Das Netzteil hat eine gängige Größe, die auch zu einem modernen Laptop gehört und verbraucht auf Reise dann etwa genauso viel Platz wie der Player selbst.

Neben dem Stromverbrauch hat die enorme Leistung natürlich noch eine weitere Konsequenz: Abwärme. FiiO lässt es von vorne herein nicht unerwähnt, dass viel Köpfchen in das Management der überschüssigen Energie geflossen ist. Interne Kühlrippen, eine Technologie basierende auf Phasenübergängen eines Kühlmediums auf einem vakuumähnlichen Druckniveau („VC liquid cooling“) und eine Aluminium-Gehäuse sollen die Wärme effektiv aus dem Gerät leiten. Und genau das hat man auch zu erwarten. Das Gerät wird nach ca. einer Stunde ordentlich warm. Wenn der FiiO M17 auf der Couch oder vor dem Einschlafen im Bett mal seinen Dienst neben, auf oder unter Kissen und Decken vollzieht kann sich das schon das Gehäuse schon mal besorgniserregend heiß anfühlen, ist aber offensichtlich kein Problem, denn bisher kam es bei mir zu keiner Notabschaltung wegen Überhitzung.

Als letzte Stufe im Thermalmanagement hat FiiO dem M17 ein Gimmick mit auf den Weg gegeben, das so bisher nicht da gewesen ist. Die Dockingstation.


Dockingstation

Ok, Dockingstation ist meiner Meinung nach irreführend an der Stelle, auch wenn das Wort auf den diversen deutschen Verkaufsseiten so verwendet wird. Da wird nämlich nichts gedockt. Der offizielle Name ist „DK3 – Mulifunctional Heat Dissipation Dock“. Der FiiO M17 ruht also auf einem geneigten Ständer, der auf der Rückseite noch einen aktiven Kühler hat. Normalerweise ist dieser nicht nötig, im Enhanced Over-Ear Modus allerdings kann er nicht schaden, denn hier wird der M17 schon ordentlich warm.


Klangqualität

Ich habe es ja schon verraten: beim Ersthören des FiiO M17 hat es mich fast aus den Latschen gehauen. Bis jetzt hatte ich eine Reihe von DAP zum Review vorliegen, die mich alle auf Anhieb begeistert haben. Immer konnte ich Analogie und Unterschiede identifizieren – manchmal habe ich auch einen 1:1-Vergleich angestellt. Das wird es hier nicht geben. Der FiiO M17 ist eine Klasse für sich. Markus hat nach kurzer Hörprobe attestiert, dass der FiiO M17 aktuell vermutlich ausnahmslos nur einen Konkurrenten in seiner Preisklasse zu fürchten hat: den iBasso DX300 MAX. Und da das Gerät von iBasso auf 500 Exemplare limitiert war, scheint vorerst kein anderer tragbarer DAP in Sicht zu sein, der dem FiiO M17 das Wasser reichen kann.

Warum denn eigentlich? Der FiiO M17 klingt einfach umwerfend. Punkt. Ausrufezeichen. Wenn ich eine Eigenschaft hervorheben soll dann ist es die Ausgeglichenheit des Klangs. Sämtliche Eigenschaften der gerade abgespielten Musikquelle werden ohne Über- oder Untertreibungen rübergebracht. Für wen das jetzt langweilig oder neutral klingen mag wird eines besseren belehrt. Das gesamte Spektrum enthält enorm viel Kraft und Energie: Bässe bis ganz tief unten, unglaublich transparente und saftige Mitten, glasklare Höhen! Und das bringt der FiiO M17 über die paar Kopfhörerkategorien die mir vorliegen immer meisterhaft rüber. Bei jedem Exemplar (In-Ear, Over-Ear mit Membran sowie planar-magnetisch, aber insbesondere FiiO FH7 – ist halt auch ein Meisterwerk) konnte der FiiO M17 noch ein Detailreichtum rauskitzeln, so dass ich erst mal alle meine Lieblingsalben noch mal hören musste.


Fotos


Fazit

Ein DAP der seines Gleichen suchen wird.
Atemberaubender Klang in Perfektion!

FiiO M17

9.6

Sound

10.0/10

Verarbeitung

10.0/10

Bedienung

9.5/10

Preis / Leistung

9.0/10

Pros

  • Unglaublicher Klang
  • Verabeitung
  • Anschlussmöglichkeiten
  • Display
  • Akkulaufzeit

Cons

  • Wärmeentwicklung
  • Ladezeit