Edifier? Edifier….. kennt man eigentlich aus dem computernahen Audiobereich, speziell durch Aktivboxen oder Headsets. Vor einiger Zeit haben sie sich einen dicken Fisch an Land gezogen und die Kopfhörer Edelschmmiede STAX übernommen. Doch damit nicht genug: Mit der lizensierten Technik von Audeze, einem anderen Big Player im Kopfhörer-Universum, hat man mit dem Edifier Stax Spirit S3 einen Bluetooth Kopfhörer mit Planar-Magnetischen Treibern entwickelt. Auf dem Papier bereits so schon überzeugend – schauen und hören wir uns das Teil mal näher an!


[Werbung] Der Spirit S3 wurde mir für diesen Test von NT-Global zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Edifier Stax Spirit S3

Stax, Audeze… – damit sind die Erwartungen schonmal sehr hoch geschraubt. Aber das reine Schmücken mit Brands und Technologien macht noch keinen Überflieger. Die Liste der Features liest sich aber definitiv erstmal beeindruckend:

  • Planar-magnetische Treiber
  • EqualMass™-Membrantechnologie 
  • Uniforce™ Membran
  • Fluxor™ Magnetstruktur
  • Fazor™ Phasenmanagement
  • Bluetooth 5.2 mit aptX und mehr
  • Extreme Laufzeit – Bis zu 80 Stunden Spielzeit 
  • Auch am Kabel brauchbar

Wir wissen: Marketing ist gut und wichtig. Und klar: Technische Features brauchen griffige Bezeichnungen, auch wenn das dahinterstehende Prinzip eigentlich recht trivial ist. Aber egal wie: Am Ende zählt der Klang – aber dazu kommen wir später.

Grundsätzlich handelt es sich beim Spirit S3 erst einmal um einen Bluetooth Kopfhörer. Im Gegensatz zu vielen seiner Mitbewerber bietet er allerdings keine aktive Geräuschunterdrückung. Aufgrund der geschlossenen Bauart verfügt er aber über eine sehr gute passive Isolation.

Wo sich der S3 aber abhebt: Die meisten bekannten Marken setzen auf dynamische Treiber, die ähnliche einer Lautsprecher-Membran funktionieren. Im S3 kommt allerdings ein planar-magnetisches System, also ein Flächenstrahler, zum Einsatz. Solch ein System findet sich bisher nur in wenigen drahtlosen Kopfhörern. Die Vorzüge sind weniger Verzerrung und bessere dynamische Ansprache. Das resultiert in einem explosiveren Attack bei Transienten und sorgt generell für eine höchst entspannte und authentische Wiedergabe – gerade auch und besonders bei hohen Lautstärken (Achtung! Ohren, Obacht!).

Der Spirit S3 ist faltbar, hat zwei Sätze Ohrpolster (Schafleder und atmungsaktive Cool-Mesh Polster), kommt mit Hardcase und App-Steuerung. Die UVP liegt bei 399€ – und damit etwas teurer als die neuen Sennheiser Momentum 4, dafür unterhalb der Sony WH-1000XM5. Zu haben ist er aktuell (10.09.22) für 349€ hier.

Aufgrund der geschätzten Brands Stax und Audeze schielt der S3 wohl eher auf die „audiophile“ Community denn auf den Mainstream. Wenn man drüber nachdenkt, macht das auch Sinn. Denn mit den Produkten von Sony und Sennheiser ist bereits ein Niveau bei ANC und Funktionsvielfalt, bei Style und Komfort erreicht, das nur extrem schwer zu toppen ist. Bleibt der Klang. Und ja, da ist einiges los, soviel darf ich vorweg nehmen.


Verpackung & Lieferumfang

Der Kopfhörer kommt in einer stabilen Pappkartonage, bestehend aus Schober mit Hochglanz Produktfoto und dem eigentlichen Karton. Der Karton ist reichlich mit Informationen zur verwendeten Technologie bedruckt, auch mit den bekannten Brands Stax und Audeze wird hier nicht gegeizt.

Der Lieferumfang ist sehr gut. Neben dem S3 liegt ein zweites Paar Ohrpolster, ein gutes Hardcase, ein Lade- und Audiokabel, ein Werkzeug zum einfachen Polsterwechsel und ein 3.5 auf 6.3mm Klinkenadapter bei.


Technische Daten

Für alles Interessierten seien hier die Tech-Facts genannt. Beachtlich ist die Laufzeit von 80h und die schnelle Wiederaufladung

Bluetooth V5.2

Bluetooth-Protokoll A2DP, AVRCP, HFP

Effektive Entfernung 10M

Spielzeit (Stunden) bis zu 80 Stunden

Akku-Kapazität 1500mAh

Anschluss zum Aufladen USB-TypC

Eingang 5V/1,5A

Ladedauer Etwa 1,5 Stunden

Audio-Kodierung Qualcomm® aptX™ Adaptiv,Qualcomm® aptX™ HD,Qualcomm® aptX™,SBC

Treiber 89mm*70mm Planar-Magnet-Treiber

Impedanz 24Ω

Schalldruckpegel 94±3dB SPL (A)

Frequenzgang 20Hz~40KHz

Mirkophone 1 Mikrofontyp / Größe MEMS / 3,50X2,65X0,98mm

Mikrofon-Empfindlichkeit -37dBFS±1dBFS

Gewicht 329g

Abmessungen (L x B x H mm) 208x110x255mm)


Design & Verarbeitung

Der Edifier Stax Spirit S3 ist dezent in schwarz gehalten. Die Außenseiten der Ohrmuscheln sind im Carbonlook mit goldenem Logo ausgeführt. Das Design ist austauschbar, hier erwartet uns nichts neues. Gut oder schlecht? Muss jeder für sich selbst beantworten. Selbst Sennheiser geht mit seiner Momentum Serie, die vom Design her immer etwas Besonderes war, nunmehr den Pfad der Beliebigkeit. Ich persönlich würde mir hier grundsätzlich mehr Innovation und Mut wünschen – auch wenn klar ist, daß man natürlich das Rad nicht neu erfinden kann. Unterm Strich ein gefälliges und unaufgeregtes Design.

Die Verarbeitung ist gut, der Kopfhörer knarzt allerdings leicht bei Bewegung. Auch wenn er auch dem Kopf sitzt und dieser bewegt wird. Das kann u.U. nerven, abhängig davon wie aktiv man beim Hören ist. Das machen zwar auch viele seiner Konkurrenten, aber von einem Kopfhörer, der sich mit Stax und Audeze Innereien rühmt, hätte ich da etwas mehr Sorgfalt erwartet.

Trotzdem scheint die Verarbeitungsqualität sehr gut zu sein, die beweglichen Elemente machen einen durchaus robusten Eindruck. Die Tasten haben einen ordentlichen Druckpunkt und minimieren so Fehleingaben wie sie besonders häufig bei der oft verwendeten Touch-Bedienung vorkommen.

Das mitgelieferte Hardcase macht einen sehr guten Eindruck und ist praktisch, nicht nur auf Reisen. Der zusammengefaltete Kopfhörer passt gut rein, es ist sogar noch Platz für Kleinkram oder auch einen USB-Dongle wie z.B. den ifi Audio GObar (Test).


Komfort & Handling

Wie bereits oben erwähnt liefert Edifier ja zwei verschiedene Ohrpolster mit. Einmal klassische Lederpads, zum anderen Pads mit einem Mesh-artigen Überzug – Edifier nennt sie Ice Pads – die für ein kühles Klima sorgen sollen. Mit beiden Pads ist der Kopfhörer sehr bequem, da gibt es nichts auszusetzen. Auch das Materail – beide – sind sehr angenehm, das Leder wirkt hochwertig und ist super weich. Die Ohrmuscheln sind recht klein, sehr große Ohren dürften schon die Ränder berühren. Wer nachmessen will: Es sind ca. 65mm in der Höhe und 40mm in der Breite. Der Clou: In der App kann man die zwischen den Pads umschalten. Somit wird der klangliche Einfluss der Materialien auf ein Mindestmaß beschränkt und man kann rein nach Haptik/Komfort wählen.

Die Bedienung ist einfach, viele Tasten gibt es nicht. Laut, Leise, Play/Pause – das wars. Ich finds gut – zu viele Tasten oder gar Touch Steuerung ist immer so eine Sache. Hier weiß man sofort was Phase ist, kein Handbuch nötig.


Funktionen & Bedienung

Wie oben bereits geschrieben wird der Spirit S3 rein mechanisch mittels Tasten bedient, eine nervige Touchbedienung bleibt uns erspart. ANC ist nicht an Bord, was die Bedienung auf die Musiksteuerung und das telefonieren beschränkt. Dazu werden exakt drei Testen benutzt, deren Belegung intuitiv ist.

Telefonieren klappt gut, es gab bei meinen Testanrufen weder Verständigungsprobleme noch Verbindungsabbrüche.

Die Verbindung über Bluetooth funktioniert reibungslos, auch mit mehreren Geräten. Hat man mehrere Geräte gekoppelt, muss man allerdings immer beim aktiven Gerät in die Einstellungen, um den Kopfhörer bei den Bluetooth Geräten auszuwählen.

APP

Die App ist sinnvoll und übersichtlich, wirkt aber stellenweise nicht aus einem Guss. Über Menüpunkte gibt es Zugriff auf Shop und Webseite, das finde ich inkonsistent. Auch der Menüpunkt „Snapdragon Sound“ erschließt sich mir nicht. Ansonsten ist die App zur Individualisierung brauchbar. Weiteres Potential würde ich z.B. in einem EQ sehen.

Akku

Die angegebene Akkulaufzeit von 80h ist eine Ansage. Getestet habe ich das nicht, aber wie schon öfter gesagt: Mir ist es ehrlicherweise egal, ob ich 30 oder 80h Akkulaufzeit habe. Denn normalerweise kann ich nach spätestens 30h eh nicht mehr hören und/oder habe vorher eine Lademöglichkeit. Trotzdem natürlich nice to have im Sinne von „Haben ist besser als brauchen“.


Klangqualität

Kommen wir zum Hautpart eines jeden Kopfhörer-Reviews: Dem Klang.
Und wie eingangs erwähnt: Wer sich mit Stax und Audeze Technologie schmückt, der setzt die Erwartungen auch gleich mal sehr hoch.

Und im Falle des Spirit S3 liefert er auch voll ab. Klanglich spielt der S3 auf absolutem TOP Niveau. Getestet mit meinem iPhone 13 Pro Max und mit der Classic Einstellung in der App ist der Sound klar, punchig, druckvoll und musikalisch. Abgedroschen? Nun, lasst es mich versuchen zu beschreiben: Die gesamte Musikdarbietung ist von ausgeprägter Natürlichkeit und vor allem eines: Klar und luftig. Nicht so wie bei einem offenen Hifiman Edition XS (Test), das ist klar. Aber für einen geschlossenen Kopfhörer mehr als beeindruckend.

Ich finde man hört die magnetoplanare Technologie deutlich heraus – vor allem bei der dynamischen, unangestrengten und losgelösten Leichtigkeit, mit der einem der S3 die Schlaginstrumente, vor allem deren Transienten, präsentiert.

Kurz zu den beiden anderen Einstellungen „HiFi“ und „STAX“ in der APP: Sie gefallen mir beide nicht. Hifi ist mir zu zahm im Bass, Stax zu langweilig. HiFi wird gut bei klassischer Musik passen. Stax? Keine Ahnung. Muss man selbst ausprobieren.

Bass
Im Bass – wie überhaupt im gesamten Frequenzspektrum – gibt sich der S3 geschickt ausgeglichen und lässt sich trotz dezenter Betonung rein gar nichts vorwerfen. Weder zu viel noch zu wenig von der Dosierung. Und von der Qualität allererste Güte. Tolle Konturen, toller Punch und tolle Auflösung. Bassdrums kicken absolut natürlich und klingen wie live.

Berichte, wonach der Bass bei höheren Lautstärken verzerrt, kann ich nicht nachvollziehen. Zumindest bei gesundheitsbedenklichen Lautstärken (keinesfalls nachmachen!) und meinen bevorzugten Genres Metal & Rock konnte ich nichts dergleichen ausmachen.

Apropos Metal: Gerade hier finde ich die Bassreproduktion erstaunlich real. Echte Instrumente wie ein akustisches Schlagzeug sind wirklich beeindruckend.

Für Bassheads ist der S3 aber nichts, die dürften bei anderen Modellen eher ihre Absolution erlangen.

Mitten
Die Mitten sind frisch, präsent und natürlich – mit genau richtig dosierter Wärme. Genau das richtige für energiegeladene Gitarrenbretter. Auch Gesang kommt wunderbar organisch und kraftvoll. Insgesamt empfinde ich die Mitten als leicht angehoben, so daß der S3 seine leichte W-Signatur attestiere.

Höhen
In den oberen Registern ist der S3 alles andere als zahm und kann teilweise für empfindliche Ohren vielleicht etwas zu viel Energie bieten. Ich finde es grundsätzlich genau richtig. Allerdings empfinde ich Auflösung bei Becken etwas zu unscharf, hier klingt es mir bei Crash- und Chinascymbals etwas zu komprimiert.

Separation & Detail
Hier punktet die Planar-Magnetische Technologie voll: Alles Instrumente sind supersauber lokalisierter und auch in ihrer verschiedenen Klangausprägung extrem detailliert dargestellt. Bei Snaredrum kann man schön den knalligen Attach vom punchigen Grundton und den scharfen Obertönen trennen. Dadurch bekommt das ganze Soundspektrum eine Lebendigkeit, die ihresgleichen sucht.

Bühne
Die Stereobühne, d.h. die räumliche Positionierung der einzelnen Instrumente/Spuren/Stimmen gelingt dem geschlossenen Spirit S3 ziemlich gut. Natürlich kann er prinzipbedingt nicht mit einem Sennheiser HD800S mithalten. Trotzdem klingt es keineswegs irgendwie eingeengt oder limitiert.

Isolation
Mangels aktiver Geräuschunterdrückung schirm der S3 Außengeräusche rein passiv ab. Das macht er aufgrund der geschlossenen Gehäuseform und der gut sitzenden Pads aber sehr beeindruckend. Man muss so etwas mögen, denn man ist schon ziemlich isoliert. Aber klar, ist halt ein geschlossener Kopfhörer. Gimmicks wie Transparent Hearing oder dergleichen gibt es nicht.


Fotos


Fazit

Unverhofft kommt oft: Gerade als es scheint, daß der Kuchen der besten Bluetooth Wireless Kopfhörer unter Sony und Sennheiser verteilt wurde, kommt ein neuer (alter) Player ist Spiel. Der Edifier Stax Spirit S3 hat zwar weder ANC noch sonstige Spielereien an Bord, zeigt aber klanglich sein ganzes Können mit Technik von Audeze. Als planarmagnetostatischer Kopfhörer ist er soundtechnisch richtig gut und muss sich hinter keinem der beiden Platzhirsche verstecken – im Gegenteil.

Wer hauptsächlich Wert auf möglichst beste Musikwiedergabe legt und wem passive Geräuschisolation reicht, der dürfte im Edifier Stax Spirit S3 sogar den passenderen Spielpartner gefunden haben.

Edifier Stax Spirit S3 | Bewertung

9.2

Sound

9.5/10

Verarbeitung

8.5/10

Funktion

9.0/10

Komfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Erstklassiger Sound
  • Verschiedene Klangprofile
  • 2 Paar Ohrpolster
  • Super komfortabel
  • Lange Akkulaufzeit

Cons

  • Tlw. knarzendes Kunststoff
  • App ausbaufähig