[Werbung] Der FA7 wurde mir für diesen Test leihweise von Fiio Deutschland zur Verfügung gestellt – vielen Dank!


Es ist noch gar nicht lange her, da hatte ich mit dem FiiO InEar FH5 das damalige Topmodell der Chinesen auf dem Schreibtisch. Nun liegt der FA7 vor mir und macht erneut klar, mit welcher atemberaubender Geschwindigkeit FiiO neue Produkte entwickelt und auf den Markt bringt. Und während ich das hier schreibe, hat FiiO bereits die nächsten Produkte angekündigt. Hier und jetzt soll es aber um den Quad-Treiber FA7 gehen. Wie er sich vom FiiO FH5 unterscheidet und welcher von beiden der bessere ist? Let´s go!


Der FiiO FA7

Im Grunde kann man den FA7 und den FH5 als Geschwister bezeichnen. Sie unterscheiden sich zwar grundlegend durch ihre jeweils zugrunde liegende Technik – der FH5 ist ein Hybrid-System (Dynamischer Treiber plus Balanced Treiber), der FA7 verfügt ausschließlich über Balanced Armature Treiber (4 Stück pro InEar). Ebenso ist ihre Fertigung komplett unterschiedlich, ihre Herkunft und Verwandtschaft können sie aber dennoch nicht leugnen. Ich werde also im Verlauf dieses Reviews immer wieder Vergleiche zwischen den beiden Modellen bemühen.
Also, was haben wir hier?
Der FiiO FA7 ist laut FiiO der erste InEar, dessen Massenproduktion vollständig im 3D-Druckverfahren realisiert wird. Aktuell (Stand März 2019) ist er auch mit 329€ der teuerste InEar von FiiO. Im transparenten Gehäuse sorgen wie bereits erwähnt 4 Balanced-Armature Treiber von Knowles für den guten Ton – jeder abgestimmt auf einen bestimmten Frequenzbereich. Da viel aber nicht immer gleichbedeutend mit besser ist, lassen wir uns einfach mal überraschen. Was hat der FiiO FA7 zu bieten?


Verpackung & Lieferumfang 

Die Verpackung gleicht der des FiiO FH5. Ein mattschwarzer, minimalistisch nur mit den Umrissen des InEars und ein bisschen Logo & Text bedruckter Umkarton enthält eine Pappschachtel mit aufklappbarem Deckel. In dieser werden nach Öffnen des Deckels die FA7 in einer ausgeschnittenen Schaumstoffeinlage eingebettet juwelengleich präsentiert. Nimmt man die Einlage heraus, offenbart sich einem das reichhaltige Zubehör. Wie beim FH5 fällt das auch dieses mal sehr großzügig aus. Eine Transportbox (ähnlich den Peli-Cases), ein kleines Täschchen, haufenweise Aufsätze und noch mehr.

Der Lieferumfang im Einzelnen:

  • InEars FiiO FA7
  • MMCX Kabel mit 3.5mm-Klinke
  • 13 Paar Ear-Tips
  • Stabiles Transportcase
  • Transport-Etui aus Stoff
  • Reinigungspinsel
  • Kabelclip

Technische Daten

Wie immer für diejenigen, die es interessiert und der Vollständigkeit halber. Ihr wisst ja: Technische Daten sind Schall & Rauch, auf den Klang kommt es am Ende an…

Frequenzumfang:20 Hz ~ 40 kHz
Wirkungsgrad:110 dB/mW
Impedanz:23 Ω
Kabellänge:1.2 m
Gewicht:5,3 Gramm (pro Hörer)
Farbe:Schwarz, Weiß, Blau, Transparent
Konnektivität:3,5 mm Klinke, durch MMCX-Zubehörkabel aber wechselbar

[Quelle: fiio.de]


Verarbeitung & Design

Der Inear
FiiO betont, daß es sich beim FA7 um den ersten vollständig im 3D-Druckverfahren hergestellten InEar handelt. Das bedeutet, daß die Aussparungen und Kanäle im Innern des Gehäuses nicht nachträglich herausgearbeitet werden, sondern von vornherein während des Fertigungsprozesses entstehen. Und ich muss sagen das Ganze scheint richtig gut zu funktionieren. Die Verarbeitungsqalität ist auf verdammt gutem Niveau. Die Gehäuse weisen keine Unregelmäßigkeiten in oder auf der Oberfläche auf und bestehen aus Kunstharz aus dem Medizinbereich.

Die InEars gibt es in den Varianten transparent Smoke Grey und Rot/Blau. Mein Testmodell ist das transparent graue – und das sieht wirklich edel aus! Das durchsichtige Material lässt den freien Blick auf das interessante Innenleben zu. Neben den BA Treibern sind die Schallkanäle und die filigrane Verkabelung zu sehen. So etwas lässt ein Techie-Herz höher schlagen!

Das Kabel

Das Kabel ist das gleiche was dem FH5 beiliegt. Es besteht aus einem Kern aus Kupfer und einer Silberbeschichtung und macht einen Super-Eindruck.
Das Kabel ist von einer ausgezeichneten Qualität. Es ist allerdings nicht – wie viele andere, hochwertige Kabel – geflochten, sondern gedrillt und dann in einen TPU-Mantel gegossen. Das wirkt vielleicht auf den ersten Blick einfacher. Trotzdem ist das Kabel noch schön flexibel und fasst sich höchst angenehm an.

Der 3.5mm Klinken-Stecker ist abgewinkelt und wirkt richtig robust – fast schon wie Militärtechnik! Am Kabeleingang ins Gehäuse sorgt ein Knickschutz für eine hoffentlich lange Lebensdauer ohne Wackelkontakt. Die MMCX Stecker sind ebenfalls sehr ordentlich ausgeführt und verfügen über eine rot- und blau-eloxierte Farbmarkierung zur Seitenidentifizierung.

Ich finde allerdings, daß FiiO wenigstens seinen Top-InEars ein Kabel mit symmetrischem 2.5 mm Anschluß beilegen müsste. Im Lieferumfang des IT01s von iBasso befindet sich solch ein Kabel – und zusätzlich ein Adapterkabel von 2.5mm auf unbalanced 3.5mm für den Anschluss an herkömmlichen Buchsen. Klar, FiiO will an den Kabeln verdienen und diese lieber separat verkaufen. Das ist verständlich, aber mit Blick auf die Mitbewerber (z.B. iBasso IT01s, Testbericht) sollte man hier kundenorientierter denken – meine Meinung.

Das Case und die Tasche
Das beigefügte Hardcase und die Tasche entsprechen wieder dem Lieferumfang des FH5. Das Case ist klasse: Geräumig, stabil und transparent. Ich weiß nicht, ob das Case 100% wasserdicht ist, es macht allerdings den Eindruck als das es das wäre. Tests im Waschbecken haben das auch bestätigt. Vor Regen oder umgefallenen Trinkgläsern schützt dieses Case also definitiv. Die Stofftasche ist ideal, wenn man mit leichtem Gepäck unterwegs ist und den FA7 einfach mal in der Jackentasche verstauen möchte. 

Die Tasche ist recht einfach aber funktionell. In Situationen, in denen die stabile Box zu sperrig ist – z.B. beim Pendeln oder Reisen – lässt sich der Kopfhörer aber gut darin verstauen.


Tragekomfort & Handling

Hier gibt es den ersten auffälligen und entscheidenden Unterschied zum Schwestermodell. Während mir der FH5 passformtechnisch keine Freude bereitet hat, macht es der FA7 nun absolut richtig. Die Passform ist genial, bei mir sitzt der FA7 tatsächlich wie ein angepasster CIEM. Perfekt, besser kann ein Universalgehäuse nicht passen vermutlich. Mit dem FH5 hatte ich ja so meine Probleme – großes Gehäuse, kurzes Schallröhrchen – aber der hier sitzt perfekt.
Das Handling ist bei InEars mit Kabelführung um das Ohr immer etwas umständlicher. In Umgebungen, in denen man die Dinger schnell raus und wieder rein machen muss – z.B. im Büro – kann das nerven. Da punkten definitiv von der Gehäuseform her symmetrische Varianten wie der Sennheiser IE800 oder alle anderen InEars in „Bullet“-Form.
Ansonsten ist natürlich lobenswert, daß die Kabel abnehmbar sind und FiiO bei der Verbindungstechnik auf das bewährte MMCX-System zurückgreift. Außerdem sind die Kabel im Ohrbereich dauerhaft elastisch verformt, so daß sie sich perfekt um das Ohr schmiegen.


Klang

Die Klangeindrücke im Folgenden sind am iBasso DX200 (Testbericht) entstanden.
Der FA7 ist mit seinen vier Balanced Armature Treibern im Vergleich zu seinem Modellbruder FH5 klanglich eher unspektakulär – und das ist positiv gemeint. Denn dafür ist er auch viel ausgeglichener und universeller, d.h. er ist für so ziemlich jede Musikrichtung geeignet. Der Mega-Bass des FH5 war in meinen Augen Ohren nicht für alle Genres geeignet, mir war der Bass hier und da schon etwas zu anstrengend. Das passiert mit dem FA7 nicht, dafür ist er aber auch nicht so mitreißend wie der FH5. Als neutral würde ich ihn aber auch nicht bezeichnen. Im Bassbereich ist er angehoben, in den Mitten schon gerade und im Hochtonbereich verfügt er ebenfalls über eine leicht Anhebung., bleibt aber immer schon smooth.

Bass
Der Bassbereich des FA7 ist für einen BA Treiber überraschen tiefreichend, gehaltvoll und saftig – aber nicht übertrieben betont und stets gut dosiert für gerade die richtige Menge Spaß. Von der Bassqualität im Vergleich zum FH5 fehlt mir aber die organische, natürliche Basstextur, die m.M.n. aktuell immer noch nur ein dynamischer Treiber bieten kann.

Mitten
Klar, hier können die BA-Treiber voll punkten: Saftig, klar und präzise, voller Details erstrahlen die Mitten des FA7 und begeistern mit sauberer Trennschärfe und viel Energie.

Höhen
Höhentechnisch spielt der FA7 klar und schön aufgelöst, detailliert und hochglanzpoliert in der Brillianz aber niemals scharf oder nervig.

Bühne und Separation
Die Bühnenbreite ist ordentlich, alles Instrumente sind luftig im Raum verteilt. Die Separationsfähigkeit ist typischerweise sehr gut, die BA-Treiber schaffen eine schöne Trennung der einzelnen Instrumente und Spuren im Mix.

Isolation
Die passive Schallisolation ist beeindruckend. Aufgrund des sehr guten Sitzes habe ich wirklich eine Abschottung der Aussengeräusche auf extrem hohem Niveau. Das muss aber nicht bei jedem so sein, hängt es doch stark von Passform und damit dem Seal im individuellen Ohr ab.

Vergleich FiiO FA7 vs. FiiO FH5
Der FH5 ist tonal wärmer abgestimmt, was ihn- zusammen mit abgesofteten Höhen zu einem eher smoothen Wohlfühl-InEar macht.
Sein Bass ist zwar langsamer als der des FA7, dafür aber deutlich authentischer. Beide haben Vor- aber auch Nachteile. Bei sehr schnellem Metal, wo es auf zackiges Impulsverhalten (z.B. schnelle Bassdrum Pattern) ankommt, ist der FA7 klarer und agiler. Insgesamt ist der FA7 ausgeglichener, gleichzeitig aber auch aufgrund seiner besseren Transparenz detaillierter und bietet den besseren Komfort.


Hörbeispiele

Parkway Drive – The Void
Fangen wir mal mit einem wirklich fett produzierten Midtempo Rocker an. Wuchtige Drums verlangen nach druckvoller Wiedergabe der tiefen Töne, fette Riffs brauchen viel Details, Energie und Transparenz. Beides liefert der FA7 problemlos. Die Bassdrum kommt schön definiert und kraftvoll. Offen gespielte HiHat – welche schon mal zu nervigen Spitzen führen kann – hat der InEar wunderbar im Griff, hier nervt nichts. Auffällig ist, daß die gesamte Wiedergabe sehr differenziert ist und man klar die einzelnen Spuren voneinander trennen kann.

My Indigo – Indian Summer
Sanfte Töne der Within Temptation Frontfrau. Sehr poppig – aber gut!
Hier zeigt der FA7 seine Tiefbass-Qualitäten. Auch die Frauenstimme kommt klar und präsent rüber. Insgesamt fehlt dem Song aber das gewisse Extra. Ich vermute, daß den BA-Treibern der letze Schliff in Richtung organischer Wiedergabe fehlt, welcher immer noch reinen Dynamikern oder aber auch Hybrid-Systemen vorbehalten bleibt. Das macht der FiiO FH5 oder auch der iBasso IT03 besser.

Legion of the Damned – Nocturnal Commando
Die traditionelle Thrash-Breitseite aus den Niederlanden erfordert eine schnelle Basswiedergabe und eine klar definierte Instrumentenseparation bei saftigen und transparenten Mitten – und das alles ohne in den Höhen zu nerven. Kein Problem für den FA7 – das liefert er alles. Die energiegeladene Wiedergabe macht Laune und animiert zum immer Weiterhören.


Fotos


Fazit

Der FiiO FA7 ist schon ein beeindruckender InEar in einem klasse Gesamtpaket. Für rund 330€ bekommt man einen technisch erstklassigen und klanglich neutralen bis ausgewogenen InEar. Mit 4 BA-Treibern pro Seite und einem tollen Lieferumfang bietet FiiO wirklich sehr viel fürs Geld. Einzig ein symmetrisches Kabel mit 3.5mm Adapter hätte man meiner Meinung nach anstelle des 3.5mm Kabels beilegen können. Hier macht es die Konkurrenz tlw. besser.

Hier und da fehlt mir persönlich die organische Natürlichkeit eines dynamischen Treibers, aber das ist auch Geschmacksache. Aufgrund seiner ausbalancierte Abstimmung kann der FiiO FA7 universell für alle Musikstile eingesetzt werden. Klar gibt es Spezialisten, die das ein oder andere Genre besser meistern, aber als Generalist lässt der FA7 auch für anspruchsvolle Musikliebhaber kaum Wünsche offen.


Der FA7 wurde mir für diesen Test leihweise von Fiio Deutschland zur Verfügung gestellt – vielen Dank!

FiiO FA7 | Bewertung

9.3

Sound

9.3/10

Verarbeitung

9.7/10

Komfort

9.0/10

Preis/Leistung

9.0/10

Pros

  • Ausgeglichener Klang auf Spitzen-Niveau
  • Tolle Ergonomie
  • Sehr gute Verarbeitungs- und Materiaalqualität
  • Umfangreicher Lieferumfang

Cons

  • Kein symmetrisches Kabel