Mit dem M11S erweitert FiiO (endlich) das Angebot an DAP am mittleren Preissegment. Was hat der „kleine“ FiiO von den großen Brüdern geerbt? Finden wir es raus.


[Werbung] Der Fiio M11S wurde mir für diesen Test leihweise von NT Global zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Allgemeine Beschreibung

Der FiiO M11S ist ein Produkt das am Ende einer Reihe von Vorfahren steht. Mit dem M11, dem M11 Pro, dem M11 Plus LTD und dem M11 Plus ESS stehen eine Reihe von DAP als Vorbilder. Es würde jetzt zu weit führen die Historie an technischen Unterschieden in der Baureihe zu erläutern. Allesamt haben Sie gemeinsam, dass sie im Preissegment deutlich oberhalb von 600 € zu finden sind oder waren. Das ist selbst für den ambitionierten Einsteiger eigentlich eine Nummer zu hoch. Der FiiO M11S steht hingegen aktuell für 499 € im Regal. Mit etwas Überredungskunst und vielleicht einer Hörprobe kann ich mir schon vorstellen, dass auch Einsteiger damit zu locken sind.


Lieferumfang und Verpackung

Die Verpackung folgt der aktuellen Designstrategie. Auf der Vorderseite des Pappschubers sieht man ein Drahtmodell des M11S. Auf der Rückseite gibt es ein wenig Text, der etwas über den Inhalt verrät. An den Seiten Schriftzüge „FiiO“ und „M11S“ im Chip-Design.

Im Inneren findet man gerade alles was man benötigt.

  • FiiO M11S
  • Bereits applizierte Displayschutzfolien
  • USB-C Kabel
  • transparente Silikonhülle
  • Papierkram

Technische Daten

Die technischen Informationen bei FiiO sind sehr detailliert. Ich beschränke mich hier auf das Wesentliche. Weitere Details können der Webseite entnommen werden:

  • Gewicht: 271 g
  • Abmaß: 125 x 74 x 19 mm
  • Display: 5.0 Zoll, 1280 x 720 Pixel
  • System: Android 10
  • Speicher: 32 GB RAM
  • DAC: 2x ES9038Q2m
  • AMP: 2x OPA926
  • Akku: 5300 mAh
    14 Stunden Laufzeit möglich
    3 Stunden Ladezeit (Quick Charge 4.0)
  • Konnektivität: USB-C 3.0, WiFi, Bluetooth 5.0
  • RAM: 3 GB
  • Unterstützte Audio Formate: DSD 61/128/256, DXD, APE, Apple Lossless, AIFF, FLAC, WAV, WMA, MP3, OGG, WMA, AAC etc.
  • Anschlüsse:
    3.5 mm (PO/LO/COAX), 2.5 mm (PO), 4.4 mm (BAL/PO), USB-C

[Quelle: https://www.fiio.com/m11s_parameters]


Features

Worauf kommt es FiiO beim M11S an? „Special Features“ werden sie im Wortlaut des Herstellers genannt: DAC von ESS, Ausgangsleistung von max. 670 mW, 14 Stunden Akkulaufzeit, schnelle CPU, Display und offenes Android 10.

DAC

DAC von ESS haben mich schon immer begeistert. Auch im FiiO M11S kommt ein solcher Chip zum Einsatz. Der ES9038Q2M ist gleich zweimal vorhanden. „ES9038“ kommt mir gleich bekannt vor, denn die PRO-Variante mit acht Kanälen konnte ich bereits im iBasso DX240 und im FiiO M17 kennenlernen. Nach Angaben von ESS ist die PRO-Varianten ein wirkliches Hochleistungsgerät für Studioanwendungen. Der hier verwendete ES9038Q2M mit zwei Kanälen kommt gezielt bei portablen Anwendungen zum Einsatz. Das passt natürlich zum Einsatzbereich und zum angepeilten Preissegment.

AMP

Als Verstärkereinheit kommt ein sogenannter OPA926 in doppelter Ausführung zum Einsatz. Der wird auch im „neuen“ FiiO K3 Desktopverstärker eingesetzt. Ansonsten kann man recht wenig darüber herausfinden. Die großen Brüder M17 und M11 Plus nutzen den eigens entwickelten THX AAA 788+, im M15 findet man den OPA1622. Die Einheiten im FiiO M11S sind meiner Meinung nach optimal integriert, denn insbesondere mit feinfühligen IEM kann man sich auf mittlerem Lautstärkeniveau aufhalten und mit der Lautstärkeregelung plus Gain-Stufe fein den gewünschten Schallpegel einstellen. Ob das am Ende für besonders hungrige Kopfhörer reicht kann ich mangels solcher Exemplare nicht überprüfen. Für meine Anwendungszwecke ist das Spektrum voll ausriechend.

RAM, ROM und CPU

Die Kombination passt: 3 GB RAM, 32 GB ROM und die sehr leistungsstarke Snapdragon 660 CPU sorgen für einen ruckfreien Betrieb des User-Interface. Erstklassig!

Display

Das 5-Zoll-Display löst 720p auf und hat eine hervorragende Qualität. Das Display liegt fast randlos im Gehäuse und hat nur unten einen geringfügigen Rand. Die Helligkeitseinstellungen haben eine große Spannbreite. Im Dunklen kann man das Display angenehm abdunkeln, im Hellen kann man es auch sehr gut auf hohe Leuchtkraft stellen um alles darauf zu erkennen.

Bluetooth & WLAN & sonstige Konnektivität

Alles Standard oder was? Bluetooth 5.0, WLAN, Anbindung an Netzwerkgeräte, offenes Android um gängige Streaming-Apps zu verwenden: alles an Bord. Kann und muss man bei Geräten in dem Preisniveau erwarten.

Betriebssystem

Auf dem FiiO M11S läuft ein offenes Android 10. Man kann darin die gewünschte Streaming-App aber auch jede andere App die man aus der Smartphone-Welt kennt installieren. Die schnelle CPU hat mit Mailclients und Internet-Browser kein Problem.

Betriebsmodi

Das verwendete Android 10 lässt sich in verschiedenen Betriebsmodi ausführen

  • Android Modus
    Der FiiO M11S verhält sich wie ein typisches Smartphone. FiiO Music App läuft wie jede andere App in der Android Welt.
  • Pure Music Modus
    Im „Pure Music Modus“ hat man nur noch Zugriff auf die FiiO Music App. Das soll Störeinflüsse durch Hintergrundaktivitäten anderer Anwendungen reduzieren. In der Praxis kann ich bzgl. der Wiederqualität keinen Unterschied zwischen dem „Pure Music Modus“ und dem „Android Modus“ feststellen. Features zur Anbindung von Bluetooth-Geräten bleiben auch im „Pure Music Modus“ bestehen, ebenso Zugriffe über WLAN an Netzwerk-Geräte. Streamingdienste können trotz aktivem WLAN nicht genutzt werden, weil nur die FiiO Music App aktiv ist. Damit unterscheidet sich der Modus grundsätzlich vom Konzept von iBasso, dass im „Mango OS Modus“ sämtlich Drahtlosfunktionen in einem parallelen Betriebssystem unterbindet.
  • USB-DAC-Modus
    In diesem Modus kann man den FiiO M11S an Computerhardware als DAC und Verstärker verwenden. Das lohnt sich insbesondere wenn die verbaute Hardware am Laptop oder Desktop nicht die gewünschte Qualität oder Anschlussmöglichkeiten mit sich bringt.
  • Bluetooth-Empfängermodus
    Der FiiO M11S kann in diesem Modus Audiosignale von Bluetooth-Sendern empfangen. Bei mir hat das super funktioniert um z.B. vom TV drahtlos an den FiiO M11S zu senden und dort meine kabelgebundenen Kopfhörer der Wahl zu nutzen.
  • AirPlay
    Das ist im Endeffekt ein Bluetooth-Empfängermodus, der auf Apple-Geräte abgestimmt ist und auch nur mit den Geräten funktioniert.

Soundtuning

Es ist ein 10-Band Equalizer mit vier Presets (Rock, Dance, Metal, Vocal) in der FiiO Music App integrierte. Deren Veränderungen im Klangbild funktionieren ganz gut. Ich habe mir trotzdem abgewöhnt mit Equalizer zu hören. Der Grundsound des FiiO M11S ist sowieso tadellos.

Akku

Die Gehäusegröße dient nicht nur dazu ein großes Display bereitzustellen. Nein – im FiiO M11S schlummert ein Akku mit 5300 mAh. Der versetzt das Gerät in die Lage laut Spezifikationen von FiiO über 14 Stunden Spielzeit zu realisieren. Das könnte auch hinkommen. Ich habe in den letzten 14 Tagen überwiegend mit IEM gehört – also geringen Lautstärkewerten. Ich habe nicht zwischengeladen und wochentags 1.5 bis 2 Stunden gehört. Stand heute ist der Akku noch bei 19 %. Tadellos!


Design und Verarbeitung

„Honeycomb“ lautet die aktuelle Designstrategie bei FiiO. Beim FiiO M11 Plus LTD wurde darüber schon einmal berichtet und die findet auch im FiiO M11S ihren Ableger. Die Hongiwabenstruktur findet sich bei den Bedientasten wieder. Jede Taste ist hexagonal bzw. sechseckig. Ansonsten dominieren Ecken, Kanten und klare Linien. Der FiiO M11S steht mit dem markanten Design und dem recht hohen Gewicht sehr breitbeinig da – ein echter Hingucker! Alles ist hervorragend verarbeitet und haptisch einwandfrei.

Die Vorderseite wird vom 5 Zoll Touchdisplay dominiert auf dem FiiO werkseitig eine perfekt platzierte ganzflächige Schutzfolie aufgebracht hat.

Vorderseite

Auf der linken Seite findet man den Einschaltknopf und die Lautstärkeregelung. Die ist konsequent kein runder Knopf sondern eine Wippe im Carbon-Look. Die sieht super cool aus, gibt allerdings bei Berührungen einen Klickton ab, der leider an das Zusammendrücken eines leeren Joghurtbechers erinnert. Schwamm drüber, denn wenn ich die Lautstärke regele habe ich ja was auf den Ohren :-) Weiterhin findet man auf der linken Seite den FiiO-Multifunktionsknopf, dessen Funktion konfiguriert werden kann.

Links

Auf der rechten Seite findet man die relevanten Bedienelemente Play/Pause, Vor und Zurück und den SD-Karten-Einschub.

Rechts

Auf der Unterseite sind sämtliche Anschlussmöglichkeiten vorzufinden, die man so haben könnte: 3.5 mm (PO/LO/COAX), 2.5 mm (PO), 4.4 mm (BAL/PO) und der USB-C-Anschluss. Keine Wünsche offen.

Unten

Die Oberseite ist leer, hier finden sich keinerlei Anschlüsse.


Klangqualität

Wie klingt jetzt der „kleine“ FiiO? Mit dem M17 hat FiiO ja eindrucksvoll gezeigt was geht. Von einem Mittelklasse- / Gehobener-Einsteiger-DAP kann man sowas natürlich nicht erwarten. Aber ein bisschen Hoffnung hatte ich schon, dass auch eine aktuelle Neuentwicklung in einem anderen Preissegment etwas von dem grandiosen Sounddesign mitbekommt. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Mir fiel sofort auf, dass wieder die tollen Eigenschaften des ESS DAC zu hören sind: luftige Transparenz und eine geniale Instrumentenseparation. Die Features haben mich schon beim Shanling M3X begeistert. Wo der Shanling jedoch etwas dünn auf der Brust war kann der FiiO voll punkten: der FiiO bringt viel Energie und vor allem Qualität in den Bässen mit sich. Darauf habe ich gehofft und FiiO hat ins Schwarze getroffen.

Aus der Erinnerung heraus möchte ich behaupten, dass der FiiO M11S klanglich mit dem iBasso DX240 mithalten kann. Und das mag was heißen, denn immerhin ist der iBasso fast doppelt so teuer. Aber damit sind wir an einer zentralen Stelle: Ein iBasso DX240 ist natürlich auch aufgrund der wechselbaren Verstärkereinheiten ganz anders designt und bringt auch sonst andere Features mit sich. FiiO zeigt sich da zurückhaltend und hat eine dem Preisniveau angepasste Verstärkereinheit integriert. Das macht den FiiO M11S zwar weniger flexibel aber wenn man schon was sparen möchte dann bitte gerne – weil der Klang nicht leidet.


Fotos


Vergleich FiiO M11S vs. iBasso DX170

Größer, schwerer, teurer, besser? Der Vergleich zwischen FiiO M11S und iBasso DX170 drängt sich aufgrund mehrerer Fakten auf. Beide Produkte findet man im gehobenen Einsteigersegment vor, beide wurden nahezu zeitglich veröffentlich, beide befinden sich mehr oder wenige im gleichen Preissegment. Aber erst mal Fakten.

 FiiO M11SiBasso DX170
GehäuseCNC gefrästes Aluminium mit Glasfronten an Vorder- und Rückseite, Lautstärkeregelung über WippeAluminium mit Kunststofffronten, Lautstärkereglung über Drehrad
Größe und Gewicht125 x 74 x 19 mm
@ 271 g
124.5 mm x 70 mm x 15 mm
@ 165 g
Display5.0 Zoll, 720p5.0 Zoll, 1080p
Akkulaufzeit> 14 Stundenca. 11 Stunden
KlangqualitätStarke Separation und Transparent, Qualität und Quantität bei den BässenLebhafter, dichter, basslastiger Sound, viele Energie in den Bässen
Equalizergraphischer 10-Band Equalizergraphischer 10-Band Equalizer und 6-Band parametrischer EQ
BetriebssystemAndroid 10Android 11
Preis499 €399 €

Was heißt das jetzt?
Der FiiO M11S ist tatsächlich größer, schwerer und teuer. Aber gleich besser? Kommt drauf an würde ein Jurist sagen. Im Endeffekt ist das ein Kopf-an-Kopf Rennen. Größter Pluspunkt für den FiiO M11S ist und bleibt der ESS Chip, der so detailreich und ausgeglichen wiedergibt, dass das für den puren Musikgenuss oder das Heraushören von feinen Details der Player der Wahl ist. Wem die Details egal sind und wer es mal richtig krachen lassen möchte, der greift vielleicht besser zum iBasso DX170. Denn die Basswiedergabe klingt dort deutlich dynamischer und energiegeladener.


Fazit

Zurück zum FiiO M11S – der kleine Allrounder kann meiner Meinung nach locker mit deutlich teureren DAP mithalten. Das Klangerlebnis ist genial dank des ESS Chips. Das moderne Design macht den FiiO M11S auch noch zum echten Hingucker. Meine Referenz in dem Preissegment.

FiiO M11S

9.6

Sound

9.5/10

Verarbeitung

10.0/10

Bedienung

9.0/10

Komfort

9.5/10

Preis / Leistung

10.0/10

Pros

  • Geniale Klangqualität
  • Hervorragende Transparenz und Separation
  • Modernes Design

Cons

  • weniger kraftvolle Verstärkereinheit
  • Klickgeräusch bei der Lautstärkeregelung