Schonmal die InEars mit den Hasenohren gesehen? Was auf den ersten Blick nach chinesischem Manga Style aussieht, ist bei näherer Betrachtung alles andere: Eine US Firma, gegründet von ehemaligen 64 Audio Mitarbeitern, steckt hinter den InEars au: FiR Audio. Das ist Grund genug, sich das Einstiegsmodel FiR Audio VxV näher anzuhören. Auf gehts!



[Werbung] Der FiR Audio VxV wurde mir für diesen Test leihweise von FiR Europe/Dune Blue zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


FiR Audio VxV InEar

Beim Five x Five – die Modellbezeichnung deutet es an – handelt es sich um einen Hybrid-InEar mit zwei Treibersystemen: Balanced Armature Treiber für Mitten und Höhen und einen klassischen dynamischen Treiber für die Bässe. Trotz Positionierung am unteren Ende des Portfolios kostet der FiR Audio VxV immerhin 1.049€ – ein wichtiger und stark umkämpfter Preisbereich für audiophile InEar Fans.

Die konkrete Treiber-Konfiguration sieht folgendermaßen aus:

  • 1x Dynamic Driver
  • 2x Mid-driver Balanced Armature
  • 1x High-driver Balanced Armature
  • 1x Ultra-high Driver Balanced Armature

Auf der Webseite beschreibt FiR Audio den VxV als konsequent auf Musikgenuss ausgelegt – d.h. es handelt sich nicht unbedingt um einen Monitor für die Bühne, sondern eher um einen Genusshörer. Darüberhinaus soll er mit allen Genres gut klar kommen – was ich direkt ohne viel vorwegzunehmen absolut bestätigen kann. Auch soll der VxV als Einstiegsmodell trotzdem den Zugang zu FiR Audios proprietären Technologien ermöglichen:

DAA Sound Reactor Technology
Ohne Umwege ins Ohr. Der DAA Sound Reactor beschreibt ein Prinzip, auf Schläuche im Innern des Gehäuses zu verzichten. Da machen mittlerweile einige Hersteller so und ist natürlich nicht wirklich neu. So wird die Akustik des Gehäuses genutzt um einen kohärenten und wirkungsvollen Sound zu kreieren.

ATOM Pressure Venting System
Kein Druck mehr auf das Trommelfell – für entspanntes Hören. ATOM (Air Transferring Open Module) ist ein Druckentlastungssystem, das den Druck, der sich in einem geschlossenen Gehörgang aufbaut, ableitet. Dadurch wird die Ermüdung des Hörers deutlich reduziert und auch das Trommelfell geschont. Was natürlich kein Freibrief für schädliche Lautstärken ist – also Obacht!

Tactile Bass Technology
Bass, der mehr ist als nur zu hören. Die Tactile-Bass-Technologie wurde von der Flaggschiff-M-Serie übernommen und in den DAA Sound Reactor implementiert. Weil das IEM-Gehäuse in einzigartiger Weise mit dem dynamischen Basstreiber gekoppelt ist, fungiert es als sekundärer Wandler. Das führt im Ergebnis zu einem tieferen und natürlichererem Basserlebnis.


Lieferumfang und Verpackung

Der Lieferumfang ist überschaubar: Neben den InEars und dem Kabel befinden sich 4 Paar Silikon- und 1 Paar Schaumstoff Tips nebst einem Reinigungstool und Ledercase in der kleinen Pappschachtel.

Das Case aus Kunstleder erinnert an die runden Dosen von 64 Audio und bietet ausreichend Platz für die InEars mit Kabel und lassen Spielraum für Ersatztips, Adapter und Trockenkapsel.


Verarbeitung, Design & Tragekomfort

Hier geht FiR Audio einen anderen Weg als die meisten Mitbewerber. Nicht nur das coole Logo / Maskottchen in Form eines Hasen, auch die Materialkombination aus Aluminiumcase und Kunststoff-Faceplate. Die Optik ist dadurch erfrischend anders und verleiht den InEars einen sympathischen Charakter.

Die Verarbeitung ist bestens, hier gibt es überhaupt nix auszusetzen. Der Übergang vom hochwertigen Kunststoff zum Aluminium ist sauber und unauffällig. Vor allem der etwas extrahierte MMCX Anschluss sticht hervor. Durch die Führung wird ein schräges Aufsetzen verhindert und damit einer Beschädigung vorgebeugt.

Das Kabel ist richtig gut. Flexibel, weich und optisch ansprechend. Als Käufer kann man wählen zwischen 3.5mm oder 2.5mm symmetrischem Stecker. Geschmacksache ist der frei drehbare MMCX Anschluss – ich fände es besser, wenn dieser mehr Widerstand hätte. Aber: Jammern auf hohem Niveau – einmal eingesetzt ist der drehbare Anschluss nicht mehr relevant.

Die kompakten Gehäuse sind zwar ergonomisch nicht ausgeformt, sitzen aber trotzdem richtig gut und sicher in meinen Ohren. Das Gehäuse in Tropfenform passt perfekt in meine Concha und lässt sich stundenlang völlig entspannt tragen.

Als Tips habe ich die Final E aufgezogen, welche mir in aller Regel super passen. Und so auch wieder hier – perfekter, sicherer und dauerhafter Seal. Ähnlich gut funktionieren aber auch die Spin Fit CP 145.


Klangqualität FiR Audio VxV

FiR Audio spricht auf seiner Webseite beim VxV von einem EDC (Everyday Carry – Immer dabei) InEar. Und dementsprechend fällt auch das Klangtunig aus, besticht es doch mit einem sehr ausgeglichenen und universellem Sound auf Top Niveau. Zuerst fällt das angenehme und überaus natürliche und ansprechende Tuning auf, bevor der VxV zeigt, daß er mehr drauf hat. Auch wenn die Auflösung nicht auf Spitzenniveau ist, so leistet er Erstaunliches für diese Preisklasse. Und ja, der kleinste FiR Audio nimmt es mit jedem Genre auf und überzeugt durch klare und natürliche Musikwiedergabe.

Bass
Wir erinnern uns: Im Five x Five werkelt für den Bass ein dynamischer Treiber. Und hier wird es interessant – denn was man hört, erinnert eher an einen schnellen, detaillierten und punchigen BA Bass. Das Tuning entspricht also nicht dem üblichen Maßstab, vielmehr hat es eine interessante Schnittmenge zwischen BA- und DD Bass. Soll heißen: Speed, Attack und Punch eines guten BA Basses mit dem texturreichen und organischen Detailgrad eines „natürlichen“ Dynamikers. Dieses Crossover versetzt den VxV in die Lage, sich in jedem Genre pudelwohl zu fühlen. Sei es ein tief atmender, drückender und weicher Bassdrum-Sound einer Jazzproduktion, der tief wabernde EDM Bass oder ein knackig punchiger Doublebassrum-Sound im Metalbereich. Bei all dem bleibt der Bass neutral und spielt sich nie in den Vordergrund. Hat aber genügend Autorität, um nicht als schlank und langweilig abgetan zu werden.

Mitten
Auch hier lässt der VxV absolut nix anbrennen, sondern gibt Gesang oder Gitarrenriffs mit viel Substanz und Klangfarbe wieder. Gerade Metal macht unglaublich viel Laune, denn die saftigen und luftigen Mitten harmonieren perfekt mit den knackigen und klar definierten Bässen.

Höhen
In den Höhen ist der VxV klar und präsent, dabei detailliert und fein zeichnend und ohne jede Spitze oder Anstrengung. Was den VxV auszeichnet ist die Natürlichkeit in allen Bereichen. Und da bilden die Höhen keine Ausnahme. Sanft, musikalisch und überaus angenehm – dabei präzise und mit ausreichender Brillanz. Perfekt abgestimmt.

Bühne
Bei der Bühnenpräsentation verhält sich der FiR Audio VxV extrem professionell und zaubert ein klares und strukturiertes Klanggebilde in den Raum. Hier wird nichts übertrieben, es gibt keinen Raum für Effekthascherei – pure Ehrlichkeit und Authentizität herrschen vor.

Separation & Auflösung
Auch hier: Wieder absolut gekonnt was der InEar präsentiert. Selbst dichteste Bombastproduktionen orchestriert der Hybride erstaunlich kontrolliert und duschhörbar- Das ganze schafft er auf einem wirklich entspannten Niveau, keine Spur von anstrengendem Detail-Overkill.

Isolation
Auch in diesem Punkt, der zugegebenermaßen natürlich hauptsächlich vom guten Seal der verwendeten Tips abhängig ist, überzeugt der VxV. Die passive Geräuschisolation ist sehr hoch, mit den Final Audio E Tips schottet er mich ziemlich komplett von der Umgebung ab – und das ganz ohne ANC Spielereien…. ;-)


Musikbeispiele

Mordred – Malignancy
Mordred war lange Zeit eine meiner absoluten Lieblingsbands – bis ich sie aus den Augen verlor und sie selbst auch von der Bildfläche verschwanden. Doch jetzt sind sie wieder da – und BÄMM!! Was für ein Knaller-Album haben die Jungs da wieder abgeliefert. Die Crossover Melange aus Metal, Funk und gescratchten DJ-Parts ist einzigartig. Der VxV glänzt bei der Wiedergabe dieser vielschichtigen Musik in allen Bereichen. Für mich als Drummer gelingt ihm aber besonders die natürliche und druckvolle Wiedergabe der perkussiven Elemente am Besten. Druckvolle Bassdrums, Tomsounds mit glasklarem Sustain und tollem Attack. Auch die Gitarrenriffs wissen zu überzeugen und wälzen sich erhaben durch den Mix.

Volbeat – Temple of Ekur
Ja, Volbeat spaltet nach wie vor. Für mich bleiben sie eine meiner alltime Faves. Auch wenn mir bisher alle (geringen) Stiländerungen und Bereicherungen gefallen haben, die wiedergefundene Härte und Simplizität des neuen Albums begeistert mich wie viele Fans der ersten Stunde. Volbeat lebt in erster Linie von hochenergetischen und treibenden Songs mit wuchtigen Drums, geilen Melodien und fetten Gitarrenriffs. Aggressiv offen gespielte Hihats, mehrspurige Gitarrenwände und teilweise chorale Refrains – hier muss ein Kopfhörer den Überblick behalten. Und das macht der FiR Audio locker. Alles ist sauber strukturiert und stimmig im Gesamtmix verrotte. Kein Bereich sticht heraus, keiner wird unterdrückt.

Bad Wolves – Dear Monsters
Fett produziert mit viel Effekten auf fast allen Instrumenten und Pegel am Anschlag – der moderne und druckvolle Mix aus Metalcore und klassischem Heavy Metal erinnert etappenweise an Five Finger Death Punch und zündet sofort. Bei der fetten Produktion neigt der ein oder andere Kopfhörer locker zur Übertreibung im Bassbereich und viele schaffen auch nicht, den dichten Sound kontrolliert zu separieren. Tja, der VxV hat mit alledem null Probleme, scheint sogar wie gemacht für diese Power-Musik. Wieder ein eindrucksvoller Beweis für die behutsame und ausgeglichene Abstimmung.


Fotos FiR Audio VxV


Fazit

In Deutschland ist er aktuell schwer zu bekommen, aber das ändert sich hoffentlich bald. Die Headphonecompany aus Heidelberg hat mir signalisiert, daß sie die Marke ins Portfolio aufnehmen wird. Und das ist m.M.n auch eine echte Bereicherung.

Der VxV überrascht mit einer für einen hybriden recht untypischen Bassreproduktion: Schnell, trocken und punchig mit gerade genug organischem Druck, um den dynamischen Treiber zu vermuten. Wer einen extrem flexiblen und hochgradig natürlichen und spannenden InEar für die Reise durch nahezu alle Genres sucht, sollte sich den FiR Audio unbedingt anhören.

Denn der FiR Audio VxV ist eine echte Perle. Selten hat ein InEar um 1.000€ so ausgereift abgestimmt und tonal ausgeglichen geklungen. Und am Ende bleibt mir nur zu bestätigen, was FiR Audio auf ihrer Webseite schreibt:

Der VxV ist ein echter Allrounder, ein Generalist. Ein wahrer EDC InEar.


FiR Audio VxV InEar | Bewertung

9.6

Sound

9.5/10

Verarbeitung

9.5/10

Tragekomfort

9.8/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Ausgeglichener Klang
  • Tolle Ergonomie
  • Spitzen Bass Qualität
  • Wahlmöglichkeit beim Kabel

Cons

  • Sehr rudimentärer Lieferumfang und Verpackung