Audiovista 2019: Neben ein paar kostspieligen InEars von 64audio, Campfire Audio und dem Sapphire von Ultrasone hat mich ein unscheinbarer InEar ziemlich beeindruckt…
Am Tisch von Fischer Amps gab es neben der Ultimate Ears Modellpalette die firmeneigenen Modelle zu hören. Und von diesen habe ich den Rapture länger als viele andere InEars im Ohr gehabt und meine Playlist ausgiebig quergehört. Im Nachgang habe ich sie direkt für einen Test auf Kopfbox angefragt. Warum diese InEars seitdem zu meinen absoluten Faves gehören, könnt ihr hier lesen.


Der Fischer Amps Rapture InEar

Ich glaube man darf behaupten, daß Fischer Amps ein alter Dinosaurier im InEar-Monitoring Business ist. Unzähligen Profimusikern dürfte die Firma aus Osterburken mittlerweile ihre InEars in den Gehörgang gedrückt haben. Aber nicht nur für InEars selbst ist die Firma weltweit bekannt, auch ganze Monitoringsysteme und akkubetriebene IEM-Verstärker werden angeboten. An mir ist die Marke leider bisher irgendwie immer vorbei gegangen. Sicherlich – gehört und gelesen habe ich schon öfter von den Modellen FA-4E oder FA-3E. Aber bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, einen InEar der Firma zu hören. Auf der Audiovista gab es dann für mich die Premiere – mit dem Rapture habe ich einen der neueren Modelle von Fischer Amps kennen und schätzen gelernt.


[Werbung] Der Rapture wurde mir für diesen Test von Fischer Amps zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Also, was haben wir hier?
Der Rapture von Fischer Amps ist ein universal-fit InEar mit professionellem Anspruch an Zuverlässigkeit und Design. Im Innern werkeln – gesteuert von einer 3-Wege Frequenzweiche – insgesamt vier Balanced Armature Treiber: zwei Stück für den Bass- , einer für den Mitten- und einer für den Höhenbereich. Ohne zuviel vorzugreifen: Die Abstimmung der 4 Treiber ist meisterhaft gelungen. Das abnehmbare Kabel findet über die bewährte und robuste 2-Pin Verbindung Kontakt zum InEar und die Auswahl an verschiedenen Ohr-Passstücken ist reichlich. Der Preis liegt bei UVP 515€.

Daß der Rapture ein professionelles Werkzeug ist, macht bereits die „Verpackung“ deutlich: Fischer Amps packt den InEar samt Zubehör direkt in einen kleinen Kunststoffkoffer hier wird der InEar selbst im rauhen Touralltag eines Profimusikers stets gut verstaut geschützt sein. Und für den audiophilen Musikgenießer und die Nutzung im weniger harten Alltag legt Fischer Amps zusätzlich noch ein kleines Hartschalen-Etui bei. Ein weiters praktisches Detail: Die Eartips liegen nicht lose in einem Plastikbeutel bei, sondern sind in einer transparenten Kunststoffbox verpackt.

Was wird mitgeliefert?
Neben den InEars befindet sich ein abnehmbares 2-Pin Kabel mit 3.5mm Winkel-Klinkenstecker im Lieferumfang. Verschiedene Silikontips, Schaumstoffaufsätze, ein Reinigungswerkzeug und eine Transporttasche mit Karabinerhaken runden den Lieferumfang ab.


Verarbeitung & Design

Die Verarbeitung des Rapture ist sehr gut. Als Material kommt transparenter Kunststoff – vermutlich Acryl – zum Einsatz. Im Gehäuse sind bei ganz genauer Betrachtung ein paar Unregelmäßigkeiten zu sehen, aber das tut der Qualität keinen Abbruch, unterstreicht dafür aber die Handarbeit – der Rapture wird in Deutschland handgefertigt. Die Faceplate mit eingelassenem, silbernen Firmenlogo ist schwarz.
Das ergonomisch geformte Gehäuse ist extrem leicht und für die im Innern verbauten vier Treiber auch überraschend kompakt. Das transparente Material gibt den Blick auf die im verbaute, sehr filigrane Technik frei. Schön zu sehen sind die Treiber, die Frequenzweiche und die feine Verkabelung. Um so etwas zusammenzubauen, sind wohl extrem ruhige Hände und messerscharfe Augen nötig.
Im Gehäuseinneren, kurz vor dem Schallaustritt, ist eine farbliche Markierung für rechts (rot) und links (blau) eingearbeitet. Ebenso befinden sich an den Steckern ein blauer und ein roter Punkt zur besseren Orientierung.
Das schwarze Kabel ist mit biegsamen Versteifungen im Ohrbereich zum besseren Fixieren bei der Trageart „über dem Ohr“ ausgestattet. Auf den ersten Blick wirk das Kabel unglaublich dünn und wenig vertrauenerweckend. Der Eindruck verfliegt allerdings bei der ersten Nutzung, denn das Kabel ist dafür unglaublich flexibel, fällt locker und geschmeidig und ist ebenso wie die InEars selbst verdammt leicht.


Technische Daten

  • Frequenzgang  10Hz – 20kHz
  • Empfindlichkeit @ 0,1V: bei 100Hz 118dB, bei 1kHz 112dB, bei 10kHz 115dB
  • Impedanz @ 100Hz: 19 Ohm
  • Impedanz @ 1kHz: 31 Ohm
  • Impedanz @ 10kHz: 35 Ohm
  • Kabel austauschbar mit Stecksystem 140 cm / 55‘‘ schwarz
  • Winkelstecker 3,5 mm / 1/8‘‘ stereo, vergoldet

Tragekomfort & Handling

Das kleine und federleichte Gehäuse sitzt gut und fast unmerklich im Ohr. Die ergonomische Ausformung passt zwar nicht zu 100% bei mir – das Gehäuse dürfte einen Tick größer sein- , aber der Sitz ist trotzdem als ziemlich perfekt zu bezeichnen. Bei der Trageweise mit dem Kabel über dem Ohr sitzt der Rapture fest und sicher, Angst vor Herausfallen ist – zumindest bei mir – unbegründet.

Die Kabellänge von 140cm ist ideal, um es auf dem Rücken nach oben zu Führen und dort zu fixieren – eine beliebte Trageweise für Musiker, denn so ist das Kabel aus dem Weg und stört auch nicht – z.B. beim Trommeln.

Die im mobilen HiFi Bereich so beliebten MMCX Steckverbindungen sollen ja mit der Zeit unzuverlässiger werden, weshalb man bei Fischer Amps auf die wesentlich zuverlässigeren 2-Pin Stecker setzt. Hier sollte man lediglich beim Aufstecken aufpassen, damit man die Drahtpins nicht verbiegt.

Die geringe Empfindlichkeit von 35Ω macht den Rapture auch problemlos an mobilen Geräten mit geringerer Verstärkerleistung nutzbar.


Klang

Klanglich bewegt sich der Rapture auf einem ausgeglichenen, ich würde fast sagen „neutralem“ Niveau. Und das ist auch gut so, denn als professioneller Monitoring-InEar soll er natürlich keine Frequenzbereiche besonders herausarbeiten. Lediglich der Bassbereich ist ganz dezent betont – und zwar gerade genug, um nicht zu langweilig zu klingen. In den Mitten gibt sich der Rapture griffig und detailreich, in den Höhen klar und spritzig.

Im direkten Vergleich zum superben FiiO FH7 zeigt sich indes eine völlig andere Klangsignatur. Wo der FH7 mit einer deutlich „spaßigen Neutralität“ punktet, überzeugt der Rapture durch seine verdammt coole und akkurate Präzision und geerdete Ehrlichkeit. Es ist schwer zu beschreiben, aber beide Klangsignaturen haben das gewisse Etwas in ihrem jeweiligen Bereich und ergänzen sich im Grunde perfekt. Der Rapture ist wunderbar universell, kann alles und kann immer gehört werden – ich habe selbst bei langen Sessions keinerlei Ermüdungserscheinungen wahrgenommen.

Bass
Oftmals empfinde ich den Bass eines reinen Balanced Armature Systems als zu ein wenig, zu kraftlos und zu steril. Hier scheint aber langsam ein Umdenken meinerseits nötig zu sein, denn der Rapture produziert einen durchaus druckvollen und lebhaften Bass. Dabei bleibt er quantitativ zurückhaltend moderat, punktet aber durch knackigen Punch und angenehmen Druck. Beeindruckend ist außerdem die solide Homogenität im Frequenzverlauf. Der Bass geht tief hinab und rollt erst sehr spät ab. Er hat im Kickbass reichlich Kraft und Druck, affektiert aber gleichwohl in keinster Weise den Mittenbereich.

Mitten
In den Mitten vermittelt der Rapture reinste Spielfreude. Höchst transparente Gitarrenriffs werden fein und detailliert aufgelöst gekonnt in Szene gesetzt. Der Rapture ist wie gemacht für Metal! Beachtlich ist die natürliche, vielschichtige und strukturierte Stimmwiedergabe.

Höhen
Sehr klar und rein klingt die Höhenwiedergabe des Rapture. Becken werden filigran und facettenreich wiedergegeben, Sopranstimmen sind luftig und durchsetzungsstark. Trotz der linearen und präzisen Abstimmung des InEars nerven auch schlecht gemasterte Aufnahmen nicht allzu sehr, sind aber dennoch jederzeit sofort als solche zu entlarven.

Bühne
Hier gab es eine weitere Überraschung. Als ich das Helloween Debut Walls of Jericho hörte, stellte sich im Intro zum Song Starlight eine sehr guter „ausserhalb des Kopfes“ Effekt ein. Ich musste mich vergewissern, daß nicht doch die Boxen mitlaufen. Es ensteht ein glaubhaftes Klangszenario in 3D um den Kopf herum. Beachtlich!

Isolation
Die Isolation ist bei mir perfekt. Aufgrund der guten Passform sitzt der Rapture sehr gut und beschert dadurch eine ordentliche, passive Isolation. Es sei hier noch kurz erwähnt, daß ich die RHA Silikontips in M benutzt habe.


Fotos


Fazit

Manchmal gibt es eben doch noch Überraschungen. So erging es mir eindeutig mit dem FA Rapture. Durch Zufall bin ich auf den InEar aus deutscher Produktion aufmerksam geworden – und ich bin froh darüber! Hier gibt es grundsoliden und lebendigen Monitorsound ohne übertriebenes Bling-Bling mit Profi-Attitude. Wer es immer und allzeit spektakulär braucht, obacht: Je nach Stimmung kann der Rapture vielleicht schon zu nüchtern sein, das ist – wie immer – Geschmacksache.

Aber nicht täuschen lassen: Der Fischer Amps Rapture ist ein großartiger, ehrlicher InEar auf Referenzniveau – und zwar gleichermaßen für Monitoring auf der Bühne und für genußvollen, portablen Musikgenuss. Seine lässige Ausgeglichenheit und gerade der Verzicht auf pompöse Effekthaschereien macht den stundenlangen Musikgenuß ohne Ermüdungserscheinungen zu einem Erlebnis. Der Rapture ist für anspruchsvolle Musikliebhaber unterwegs der perfekte InEar für jeden Tag.


[Werbung] Der Rapture wurde mir für diesen Test von Fischer Amps zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

Fischer Amps Rapture | Bewertung

9.4

Sound

9.3/10

Verarbeitung

9.3/10

Tragekomfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Sehr ehrlicher Klang
  • Tolle Passform
  • InEar und Kabel extrem leicht

Cons

  • Kein symmetrisches Kabel