Dass die chinesische Firma iBasso ein glückliches Händchen bei ihren Produktentwicklungen hat, dürfte hinlänglich bekannt sein. IT03 & IT04, IT01 & IT01s und last but not least der Preisknaller IT00: Jeder dieser InEars konnte voll überzeugen – und zwar nicht nur im Bereich seines jeweiligen Preises, sondern oft deutlich darüber. Bevor das neue Flaggschiff – der IT07 – hier aufschlägt, ist noch Zeit, sich den neuesten Wurf AM05 anzuhören. Hier mein Testbericht.



[Werbung] Der iBasso AM05 wurde mir für diesen Test leihweise von NT-Global* zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Der iBasso AM05

Der iBasso AM05 stellt eine Besonderheit im Lineup der iBasso InEars dar: Waren bisher alle Modelle entweder Hybrid-Systeme oder Single-Dynamiker, so ist der AM05 nun der erste reine Multi BA. Insgesamt werkeln 5 Balanced Armature Treiber im Innern – damit ist die klangliche Abstimmung auch erstmals im iBasso InEar Kosmos eine andere – mehr dazu später.
Alle fünf Treiber kommen von Knowles™, es gibt eine 4-Wege Frequenzweiche, ein ergonomisch ausgeformtes Universalgehäuse und ein abnehmbares Kabel.
Mit der Bezeichnung AM (All Music) grenzt sich das Modell von der bisherigen Linie IT (In Tune) ab – vermutlich werden wir kübftig weitere reine BA Varianten sehen.


Lieferumfang und Verpackung

Der AM05 kommt in der bekannten Verpackung. Kleine, aufklappbare und stabile Pappschachtel, kein Foto auf der Box, lediglich das Markenlogo und die Modellbezeichnung. Als Case liegt das von der IT01 Serie bekannte Metalldöschen bei, welches sowohl stabil, funktionell als auch stylisch ist. Insgesamt liegen 12 Paar verschiedene Tips bei. Ein wie immer sehr gutes Kabel mit 2.5mm balanced Stecker und kurzem Adapterstück auf 3.5mm rundet den Lieferumfang ab.


Technische Daten

  • Treiber: 5 Knowles Balanced Armature, 4-way crossover
  • Frequenzgang: 10Hz ~ 40kHz
  • Empfindlichkeit: 115 ± 2 dB
  • Impedanz: 32Ω
  • Kabel: 1.2m mit MMCX Steckern
  • Gewicht: 13.2g

Design und Verarbeitung

Optisch sind die iBasso AM05 absolut gelungen. Als Material kommt transparentes Acryl zum Einsatz – und zwar zweifarbig. Den Bereich der Faceplate kann man in Grün oder Blau bekommen – der Rest des Gehäuses ist jeweils transparent farblos, so daß die verbaute Technik sichtbar ist. Das Gehäuse ansich ist tadellos verarbeitet, die Schallröhrchen aus Edelstahl verfügen über schraubbare Cerumenschutzfilter. Die Gewinde sind sauber geschnitten, alles ist perfekt zusammengefügt. Es sind keinerlei Unregelmäßigkeiten o.ä. sichtbar.

Das abnehmbare Kabel ist iBasso typisch von erstklassiger Qualität. Als Kabelmaterial wird silberbeschichtetes Kupfer verwendet. Das Kabel ist geschmeidig und flexibel, ausreichend lang und optisch sowie haptisch erstklassig. Als Stecker kommt ein 2.5mm balanced Stecker zum Einsatz. Zusätzlich liegt ein kurzes Adapterkabel auf 3.5mm bei. Die MMCX Stecker rasten fest und sicher ein, die Verbindung ist fest und verdreht sich nicht zu leicht. Farbliche gut erkennbare Markierungen in Rot und Blau an den Steckern helfen bei der Orientierung.

Das bekannte Metallcase ist praktisch und funktionell, bietet Platz für Kabel und Adapterkabel und zur Not auch noch für ein paar Ersatztips. Einfach, aber bewährt.


Tragekomfort

Was sofort auffällt: Der AM05 folgt einer anderen Gehäuseform als die bisherigen iBasso InEars. Es wirkt wie die Kombination der custom-mäßigen Form der IT03/04 mit der kompakteren Gehäusegröße von IT00/01 – mit einem deutlich besser ausgeformten Schallröhrchen. Und diese Form passt unglaublich gut – zumindest mir. Das Gehäuse ist klein genug und die Schallröhrchen haben die perfekte Länge und Winkel für meine Ohr-Anatomie. Der damit erreichbare Seal und somit die passive Schallisolation ist mehr als ordentlich – da braucht es keine aktive Geräuschreduzierung. Das flexible und geschmeidige Kabel lässt sich angenehm ums Ohr führen und ist aabsolut komfortabel beim Tragen.


Klang

Von iBasso InEars darf man mittlerweile doch Einiges erwarten. Und da ist auch der AM05 keine Ausnahme. Von der Abstimmung allerdings schon – denn hier geht man neue Wege. Waren die bisherigen Produkte eher wärmer und voller abgestimmt, trumpft der AM05 mit einer absolut linearen und eher schlanken Tonalität auf. Ausgeglichener und höchst präziser Klang aus insgesamt fünf BA Treibern. Wären es Lautsprecher, kämen sie vermutlich von einem deutschen Direktversender mit gelben Logo.
Bei der Wahl der richtigen Tips ist allerdings Geduld angesagt. Ich habe mich am Ende wieder für rote Spinfits (CP100) oder die RHA Dual Density entschieden, damit passt sowohl Seal als auch Klang für mich am allerbesten.

Bass
Trotz des eher schlanken Basses, macht der AM05 das Hören mit ihm zum Erlebnis: Denn das vermeintliche Fehlen an Pegel im Bass wird durch die hohe Qualität der Basswiedergabe mehr als ausgeglichen. Druckvoll und knackig, trocken und fest – so macht gerade schneller Metal richtig Laune! Der BA Basstreiber spielt hier natürlich das volle Potential aus: Erstklassiges Impulsverhalten und eine detaillierte Wiedergabe zeichnen die Qualität aus. Einzig die organisch-warme Komponente eines dynamischen Treibers kann hier und da vermisst werden.

Mitten
Dafür sind auch die Mitten unglaublich transparent, durchhörbar und detailliert. Fette Gitarrenriffs? Ein Traum! Stimmen – männlich wie weiblich – absolut authentisch! Dabei klingt der AM05 nie dosig oder künstlich, sondern stets kraftvoll und sehr straight forward.

Höhen
Klar und spritzig tönen Cymbals und Gitarrensoli aus den AM04. Die Höhen sind sauber, klar, detailliert und durchsetzungsstark – aber nie schrill, harsch oder nervig.

Bühne
Der AM05 staffelt Instrumente vorbildlich im Raum – und zwar in allen drei Achsen. Dabei übertreibt er es nie, sondern schafft eine natürlich wirkende 3D Staffelung. Damit ermöglicht er eine gute Lokalisation und zieht einen in die Musik hinein.

Separation
Hier profitiert der AM05 ganz klar von seinen BA Treibern. Diese schaffen es mühelos, sämtliches Musikgeschehen jederzeit greif- und analysierbar zu machen. Selbst bei Bombast-Werken behält er den Überblick und managed die einzelnen Spuren souverän und strukturiert.

Isolation
Die Isolation ist in meinen Ohren mustergültig. Bei Einsatz der Spinfits und aufgrund der tollen Gehäuseform bin ich extrem gut von Außengeräuschen abgeschottet.

Die Abstimmung ist AM05 ist definitiv sehr analytisch, neutral, schlank und akkurat. Ich kann mir gut vorstellen, daß manch einer hier Wärme und Musikalität vermissen wird. Wer jedoch eine monitormäßige und lineare Wiedergabe bevorzugt, der dürfte im iBasso AM05 einen wirklich unbestechlichen, technisch brillianten und sehr detaillierten InEar mit einem Komfort auf CIEM Niveau finden.


Fotos


Fazit

Mutig geht iBasso klanglich neue Wege und punktet auch hier aus dem Stand. Der AM05 ist ein extrem klarer, direkter und neutraler Multi-BA InEar mit 5 Treibern. Die Abstimmung ist spritzig und frisch, mit einer qualitativ superben – manchmal vielleicht etwas zu schlanker – Bassabstimmung. Bassheads lassen besser die Finger davon. Für anspruchsvollen und schnellen Metal ist der AM05 aber wie gemacht. Und wer auch dort etwas mehr Bass möchte, der bemüht den EQ, denn der AM05 reagiert ohne Qualitätsverlust auf dezente Pegelanhebungen. Der Preis ist für die gebotene Leistung wieder einmal eine Kampfansage: 299€ (bei Hifi-Passion.de*) für ein 5x BA-System ist mehr als fair.

Wieder ein toller InEar von iBasso! Dieses Mal mit überzeugender, neutraler Klangqualität und einer ehrlichen und verfärbungsfreien Abstimmung!


iBasso AM05 InEar | Bewertung

9.6

Klang

9.2/10

Verarbeitung

9.5/10

Komfort

10.0/10

Preis/Leistung

9.7/10

Pros

  • Neutraler Klang
  • Superbe Bassqualität
  • Tolle Passform
  • Sehr gutes Kabel

Cons

  • Schlanker Bass
  • Trotz vieler Tips für mich kein passendes dabei