Das kam überraschend: Ohne Vorankündigung hat iBasso den Kopfhörer SR3 veröffentlicht. Übrigens zusammen mit dem IEM IT05, dem ich selbstverständlich auch einen eigenen Testbericht widme. Der iBasso SR2 hat mich seinerzeit ziemlich beeindruckt, und ganz iBasso typisch konnte er vor allem mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis punkten. Nun liegt der Nachfolger iBasso SR3 hier und ich bin sehr gespannt, ob dieser nochmals verbessert wurde. Let´s go!


[Werbung] Der iBasso SR3 wurde mir für diesen Test leihweise von Hifi-Passion zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!



Allgemeine Beschreibung

Der iBasso SR3 ist bereits das dritte Overear Modell des ansonsten auf DAP, KHV und InEars spezialisierten Unternehmens aus China. Der Vorgänger – SR2 – sorgte bereits für einiges Aufsehen. Beim iBasso SR3 handelt es sich folgerichtig wieder um einen klassischen Overear Kopfhörer, welcher in halboffener Bauweise daherkommt. Der Treiber verfügt vermutlich über eine Zellulose-Membran. Vermutlich deshalb, weil offizielle Infos zum neuen Modell noch nicht auf der iBasso Website zu finden sind. Das steckbare Kabel im Lieferumfang ist eine Klasse für sich und die Beigabe eines zweiten Paares Ohrpolster mit alternativer Klangsignatur rundet das Paket ab.


Lieferumfang und Verpackung

Der iBasso SR3 kommt in einer schlichten Pappschachtel, der Vorgänger hatte hier noch ein Produktfoto auf der Front, welches dieses mal fehlt. Beibehalten wurde der Lieferumfang. So liefert iBasso auch erneut gleich ein alltagstaugliches Case mit.

Der Lieferumfang zusammengefasst:

  • iBasso SR3 Kopfhörer
  • Abnehmbares 4.4mm Kabel
  • 4.4mm zu 6.3mm Adapter
  • 1Paar alternative Ohrpolster
  • Hardcase
  • Papierkram

Tragekomfort & Verarbeitung

Im Vergleich zum SR2 hat sich an Design und Aufbau nichts geändert. Die folgenden Absätze übernehme ich deswegen vom SR2 Testbericht.

Kopfhörer
Der iBasso SR3 kommt mit runden Ohrmuscheln optisch sehr klassisch daher. Die Verarbeitungsqualität und Materialwahl ist sehr gut. Metall und Leder sind die hauptsächlichen Werkstoffe. Trotzdem bleibt der Kopfhörer angenehm leicht. Die Treibergehäuse aus Metall sind glänzend oberflächenveredelt, haben dieses mal einen bläulichen Schimmer und fassen sich angenehm texturiert an.

Die Rückseite der Gehäuse ziert ein Schwarzes Drahtgeflecht. Die Ohrpads sind unglaublich weich und die Kunstleder-Polster schmiegen sich deshalb mittels Drehgelenken perfekt an die Kopfform an. Die Bügelkonstruktion ist vermutlich aus Federstahl mit einem Kopfband aus Echtleder gefertigt mit Stoff-Fütterung auf der Unterseite. Die Größenverstellung erfolgt mittels Klemmen auf den Drahtbügeln. Hier stimmt dieses Mal auch die Klemmkraft, so daß die Einstellung stabil bleibt. Etwas aufpassen sollte man mit den Schrauben der Bügelklemmung, diese neigen dazu sich hier und da zu lockern.

Der Tragekomfort ist aufgrund der Polster und des geringen Gewichtes als angenehm und unauffällig zu bezeichnen. Der Anpressdruck ist nach meinem Geschmack genau richtig gewählt.

Kabel
Beim Kabel musste ich nicht schlecht staunen: Hier sieht man überdeutlich den Anspruch, den iBasso an ein Premiumprodukt hat. Die legen keine billige, störrische Plastikstrippe bei, sondern ein absolut hochwertiges Kabel, welches man sich auch genau so gern im Zubehörmarkt kaufen würde. Das geflochtene, silberfarbene Kabel mit einer Kombination aus Kupfer- und Silberleiter (so war es jedenfalls beim SR2) ist mit 180cm perfekt bemessen, ist weich und flexibel und sieht klasse aus.

Zeitgemäß ist es mit einem 4.4mm Stecker terminiert. iBasso legt einen Adapter auf 6.3mm bei, somit bleibt der Kopfhörer flexibel. Splitter und Stecker sind aus Metall und weisen eine ordentliche Fertigungsqualität auf. Die 3.5mm Stecker zum Anschluss an den Treibergehäusen sind klein, farblich (blau/rot) markiert und rasten satt und sicher in den Buchsen ein.

Case
Auch beim Case gibt es solide Qualität. Keine billige Stofftasche, sondern ein vernünftiges Hardcase, welches den Kopfhörer perfekt schützt und dazu noch Platz für Zubehör bietet – auch ein kleiner DAP findet hier noch Platz!


Technische Daten iBasso SR3

  • Treibertyp: Bewegliche Spule 
    Struktur: Vollständig offen 
    Frequenzbereich: 3Hz-40kHz 
    Empfindlichkeit: 108 dB bei 1 kHz 
    Impedanz: 150Ω 
    Nennleistung: 50mW Verzerrung: <1% (bei 1kHz /1mW) 
    Steckerspezifikation: vergoldet 4,4 mm 
    Kabellänge: 1,6 m 
    Nettogewicht des Produkts: 395 g (ohne Kopfhörerkabel)

Klangqualität

Gehört wurde der iBasso SR3 am Questyle Fifteen (Test) und an diversen DAP und KHV wie dem Astell & Kern KANN MAX (Test) und dem ifi Audio Gryphon (Test). Mit 150Ω und 108db lässt er sich nicht ganz so leicht antreiben und profitiert deshalb unbedingt von adäquater Verstärkung. Ein handelsübliches Smartphone ist hierfür nicht unbedingt die beste Wahl.

Leider habe ich den SR2 nicht mehr hier, sonst hätte ich die Beiden klanglich vergleichen können. Denn aus der Erinnerung spielt der SR3 schon etwas anders. Ob das allein an der von 24Ω auf 150Ω erhöhten Impedanz liegt, kann ich nicht sagen.

Ich muss an dieser Stelle vorausschicken, daß der iBasso SR3 definitiv eine gewisse „Einspielzeit“ benötigt, um sein volles Potential zu zeigen. Anfangs – frisch aus der Box – hat er mir überhaupt nicht gefallen und ich habe schon einen Test infrage gestellt. Nach mehreren Tagen nun hat er sich aber deutlich gewandelt und auch die später angesprochene Schwäche ist besser geworden. Möglicherweise verschwindet sie gänzlich nach weiterer Nutzung.

Von der Tonalität ist der iBasso SR3 sehr natürlich und ausgeglichen, geht aber im Vergleich zum SR2 (Vorsicht: Nur aus der Erinnerung heraus) weniger ins Warme und spielt dafür überaus lebendig und klar. Kopfhörer mit Zellulosetreiber haben ja immer dieses gewisse „organische“ und „echte“ im Tiefton – was sich an einem lebendigen und druckvollen Punch festmachen lässt. Ich sehe Kopfhörer ja auch immer aus der Drummerbrille, lege also viel Wert auf eine möglichst realitätsnahe Wiedergabe von Schlaginstrumenten und Percussion. Und hier ist der SR3 mindestens so überzeugend wie sein Vorgänger.

Bass
Im Bassbereich beglückt der iBasso SR3 einerseits mit dem typischen Zellulose Klang, der allerdings sehr kontrolliert wirkt. Das „federnde“ in diesem Klang ist weniger ausgeprägt, dafür „puncht“ er präziser. Im Bass scheint mir der SR3 im Gegensatz zum SR2 auch weniger angehoben zu sein. Damit ist er noch ausgeglichener und geht schon in Richtung linear. Trotzdem reicht er verdammt tief runter, wenn es sein muss, bleibt dabei aber immer sauber kontrolliert. Attack und Punch sind nach wie vor auf einem Spitzenniveau und auch schnellste Doublebassdrums stellen kein Problem dar. Sehr beeindruckend – erst recht für einen (halb-offenen Kopfhörer).

Mitten
Auch in den Mitten gibt es eine Überraschung: Klare, griffige Gitarrenriffs kommen nach wie vor druckvoll und höchst-detailliert genau auf den Punkt, die Energie wird spürbar. Auch Vocals sind farbenreich, gewichtig und transparent – ganz gleich ob Männer- oder Frauenstimmen.

Einen Kritikpunkt habe ich jedoch am iBasso SR3 ggü. dem SR2 gefunden: Die geringere Tiefbassanhebung führt im unteren Mittenbereich teilweise zu einer irgendwie „dosigen“ oder „topfigen“ Tonalität, hauptsächlich bei verzerrten E-Gitarren. Hier hat mir – wieder nur aus der Erinnerung – der SR2 besser gefallen. Diese Schwäche ist jedoch während meines Testzeitraumes schon besser geworden. Je nachdem wie lange der SR3 hier ist werde ich bei weiteren Änderungen hier revidieren.

Höhen
Die klaren und brillianten Höhen verleihen dem SR3 eine frische Note, mit der alles lebendig und farbenfroh klingt. Niemals nervig, aber immer luftig und klar. Cymbals klingen dadurch aufgefächert und expansiv, eine Ride-Bell gestochen klar – aber ohne nervende Schärfe.

Bühne & Separation
Die Bühnenbreite würde ich als in der goldenen Mitte platziert beschreiben. Imaging und Instrumentenseparation ist sehr gut. Alle Tonspuren – auch von sehr beladenen Produktionen – sind sauber trennbar und ergeben als Ganzes doch ein musikalisches Gesamtbild. Vorbildlich!


Ersatzpads
Die beigelegten Ersatzpads sorgen für eine noch linearere Abstimmung. Damit wird mir der Sound zu blutleer. Harcdore Analytiker, die auf linearen Klang stehen, könnten hiermit eher etwas anfangen.


Fotos


Fazit

Nach dem Meze 109 Pro haben es andere offene Kopfhörer sehr schwer bei mir. Der iBasso SR3 spielt für 599€ aber ebenso eher in der 1.000€ Klasse mit, sagt mir in der Tonalität aber nicht ganz so konsequent zu wie der 109er. Eigentlich macht er aber alles richtig. Allerdings hat er für meinen Geschmack gerade bei Metal teilweise auch nach der Einspielzeit einen seltsamen Beigeschmack im Frequenzbereich von verzerrten Gitarren. Wer Metal nicht zu seinem Genre zählt – Glückwunsch, der SR3 dürfte der perfekte Kopfhörer sein.

Technisch ist er Spitzenklasse. Konkret sind Auflösung, Details, Bühne und Separation sind locker auf dem Niveau der 1.000€ Klasse. Auch der gut dosierte und nicht übertriebene Bass überzeugt durch fantastische Detailauflösung, Schnelligkeit und druckvollen Punch.

Der iBasso SR3 ist eine interessante Weiterentwicklung mit etwas veränderter Signatur in Richtung mehr Neutralität auf TOP Niveau: Der neue iBasso SR3 überzeugt ganz Markentypisch nicht nur durch einen attraktiven Preis, sondern auch durch eine raffinierte Abstimmung und vor allem wirklich gute Verarbeitung.

Der iBasso SR3 Over Ear ist ein toller Nachfolger des SR2. Mit leicht angepasster Signatur ist er eine echte Alternative – auch für Audiophile.


iBasso SR3 Over Ear | Bewertung

9.5

Sound

9.5/10

Verarbeitung

9.6/10

Tragekomfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Ausgeglichene Signatur
  • Tolle Passform
  • Super Kabel
  • 2 Paar Ohrpads

Cons

  • Für Metal nur bedingt geil