Ikko bescherte uns bereits mit dem OH10 Obsidian (Test) einen echten Geheimtipp mit kräftigem Bass. Nun traf der OH1S, der den Beinamen Gems erhielt, bei uns ein und wurde auf Herz und Nieren unter die Lupe genommen. Kann er mit dem OH10 mithalten? Oder übertrumpft er ihn sogar? Das lest ihr hier!


[Werbung] Der Ikko OH1S wurde mir für diesen Test leihweise vom deutschen Vertrieb zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Ikko Gems OH1S

Nun, was haben wir hier eigentlich genau? Wie der OH10 ist auch der OH1S ein Hybrid InEar Monitor. Das bedeutet, dass ein 10 mm Dynamischer Treiber mit einer Nano Carbon Membran für satte Bässe, Tiefen und Mitten sorgt. Ein Knowles 33518 BA Treiber kommt bei den Höhen zum Einsatz. Diese Abstimmung oder eher gesagt der Einsatz der Treiber hat sich schon oft bewährt und findet Zustimmung in der Audioszene. Somit wurde hier nun auch nicht das Rad neu erfunden, sondern nur individuell angepasst.

Auch der Preis ist recht attraktiv. Mit etwa 200€ hält sich der Anschaffungspreis eher in Grenzen.

Auch ein mir noch neuartiges Kabel von Ikko hat schnell mein Augenmerk gefunden und besitzt ein schönes farbliches Zusammenspiel. Hierzu aber später mehr.

Ich bin mir nicht sicher ob Ikko bereits beim OH10 die SAVS Technologie verwendet hat, beim OH1S kommt sie aber zum Einsatz. SAVS steht für Seperating Vector Acoustic System. Hier wurden also die beiden Treiber in einer speziellen Bauart voneinander getrennt um interne Störungen oder Schallvermischungen zu vermeiden.

Als Material wurde eine Aluminiumlegierung mit Resin verwendet was sich auch beim Gewicht der InEars bemerkbar macht. Sie sind ein Fliegengewicht in Gegensatz zu den OH10 die einen Körper aus Kupfer hatten.

Der Ikko OH1S hat mich auch sofort an einen mir sehr vertrauten InEar Kopfhörer erinnert. Den Beyerdynamic Xelento (Test). Hierzu im Laufe des Berichts aber mehr…


Lieferumfang & Verpackung

Kennt ihr die russischen Matrjoschka Figuren, die man auseinander stecken kann und immer kleiner werden? Als Kind hatte ich genau so eine und die Verpackung des OH1S hat mich irgendwie daran erinnert.

Beginnen wir mit der äußersten Schicht der Verpackung. Hier präsentiert sich wie beim OH10 ein süßes Manga Girl was sichtlich Freude daran hat ihre Musik am Smartphone zu hören. Das ganze wirkt sehr verspielt und etwas versteckt an den Füßen des Girls kommt nun ach der Beiname Gems zum Einsatz. Im unteren Bereich informiert uns die Verpackung über die klangliche Ausrichtung, dem verwendeten Kabel und dem Komfort.

Die Rückseite zeigt die Anordnung der Treiber und die Bauart des OH1S. Auf Chinesisch, Japanisch und Englisch erfahren wir ebenfalls noch ein paar zusätzliche Infos.

Kommen wir nun zur nächsten Schicht der Verpackung. Hier sehen wir nun endlich die OH1S in meiner Farbvariante abgedruckt und auch der Name Gems ist nun präsenter.

Warum es zwei Umverpackungen gibt, verstehe ich nicht. Man hätte getrost auf die Verspielte verzichten können. Aber sei es drum. Wir sind nun bei der „richtigen“ Verpackung mit den gewohnten goldenen Akzenten (Logo und Ikko Design)

Nach dem Aufklappen der Box erwartet uns am Deckel der Fucks neben dem Ikko Schriftzug und nur noch die beiliegenden Lektüren versperren uns die Sicht auf den schönen InEar.

Hier wurden nun die InEars schön neben den Skizzen in Szene gesetzt. Das gefällt sogar mir sehr gut. Auch auf den Ikko Pin wurde nicht verzichtet. Für Hardcore Fans ist es sicher ein nettes Goodie.

In der untersten Ebene warten auf uns ein Sammelsurium an Tips, die bereits bekannte Ledertasche und das Kabel im eigenen Karton.

Der Lieferumfang im Detail

  • 6 Paar Silikon Tips
  • 3 Paar Pilz Tips
  • MMCX Kabel mit 3,5 Klinkenstecker
  • Metall Logo Pin
  • OH1S InEar Kopfhörer
  • Ledertasche zur Aufbewahrung
  • Handbuch
  • MMCX Tool
  • ein Paar Ersatzfilter

Technische Daten

Die technischen Daten halten sich begrenzt, werden aber gerne mit aufgeführt. Es gibt ja Leute die sie gerne lesen ;)

  • Balanced Treiber: Knowles 33518
  • Dynamischer Treiber: 10 mm Nano Carbon Membran
  • Sensibilität: 109 dB
  • Frequenz: 20 Hz – 40 KHz
  • Impedanz: 32 Ohm
  • Kabellänge: 1,2 m
  • Verbindung: MMCX

[Quelle: Ikko]


Design & Verarbeitung

Der Ikko Gems OH1s hat einiges dabei, was es Wert ist darüber im Detail zu schreiben. Deshalb gehe ich auf die Parts InEars, Kabel und Case im einzelnen ein.

Ikko OH1S

Als ich die OH1S das erste Mal in der Hand hielt, hätte ich nicht gedacht dass es sich hier um eine Aluminiumlegierung handelt. Ich gebe zu, dass ich anfangs davon ausging, es handle sich um Kunststoff. Es fehlte hier die gewohnte Kühle des Aluminiums. Auch der Resinanteil des Gehäuses wirkt etwas mehr nach normalen Kunststoff.

Das farbliche Zusammenspiel von Grau und Lila Resin meines Testgeräts gestaltet sich überaus schön und gefiel mir von Anfang an. Auch wenn ich das Grau eher als Schwarz bezeichnen würde. Naja.. Da wird man sich schon was bei gedacht haben. Als Oberfläche hat man sich wieder an die des OH10 gehalten. Die schwarze Faceplate hat dieses sehr schöne Kraterdesign was etwas an grobes Gestein erinnern soll.

Die Verarbeitung ist gut, aber nicht die Beste. Die Klebeverbindungen des Resin und des Alus haben zwar keine Spaltmaße, aber ein paar scharfe Kanten und hier und da ein paar Überreste des Klebers. Keine Sorge, beim Tragen sind die erwähnten Kanten nicht merkbar. Auch beim MMCX Anschluss kann man ein paar Spaltmaße sehen, die besser eingefasst werden hätten können. Er ist dennoch sehr stabil und wackelt Gott sei Dank nicht. Bei der Verarbeitung hätte ich mir etwas mehr die des OH10 gewünscht. Hier hatte ich nämlich überhaupt nichts auszusetzen.

Der Noozle und die austauschbaren Filter sind mein erstes Indiz und Verbindung zum Xelento. Das Ovale Design erinnert mich sehr stark daran. Aber auch die Filter wirken überaus vertraut. Okay, Beyerdynamic ist da bei der Verarbeitung etwas genauer und feiner. Auch bei den Filtern wird statt Kunststoff ein Metallnetz verwendet. Dennoch wirkt mir das sehr vertraut.

Kabel

Das Kabel war die erste richtige Überraschung für mich. Es erinnert irgendwie an ein Lautsprecherkabel. Die farblichen Akzentadern in Rot und Blau finde ich überaus stimmig und auffallend.

Die angewinkelten MMCX Stecker sind aus Kunststoff und die Earhooks aus schwarzen Schrumpfschlauch. Der Vorteil hier ist, dass man keine kalten Verbindungen am Ohr hat wenn man den OH1S trägt. Sehr schön. Der Chinslider, der Splitter und der 3,5 mm Klinkenstecker wurde aus Aluminium gefertigt. Ein Logo von Ikko verziert zusätzlich noch den Klinkenstecker. Die MMCX Stecker sowie der 3,5 mm Klinkenstecker wurden vergoldet.

Das Kabel könnte für meinen Geschmack etwas länger sein. 1,2 Meter sind aber ein absoluter Standard wo Ich nicht weiter mekern möchte.

Ledertasche

Hmmm. Handelt es sich nun um Leder oder Kunstleder? Ich denke eher zweites. Mir gefallen ja diese Art von Taschen ungemein. Meine normalen Ledercases lasse ich mir ja in Russland bei meinem Freund Vitaly anfertigen. Dieses jedoch benötigt keinen Ersatz.

Es erinnert etwas an ein Tabaktäschchen was so manchen „Drehern“ ebenfalls bekannt vorkommen wird. An der Front der Tasche prangt ein eingeprägtes Ikko Logo. Die Nähte wurden sehr gut und fein gefertigt. Die Braune Farbe und der dunkelbraune Lederriemen sind sehr stimmig.

Das sicher Verschließen gestaltet sich einfach und Problemlos.

Das Kabel und das Case konnten einiges wieder wett machen was die Verarbeitung des OH1S in Kritik zog. Da aber einige von Euch evtl. ein anderes Kabel und auch ein Case verwenden könnten, muss ich trotzdem Kritik ausüben.


Tragekomfort

Kommen wir nun gleich mal zum zweiten Punkt was mich beim Ikko OH1S an den Xelento erinnert – Die Pilz Tips. So mancher InEar Nutzer hat bereits die guten Eigenschaften der Xelento Tips erkannt und nutzen diese ebenfalls bei anderen InEars. Anscheinend hat auch Ikko davon Wind bekommen, denn sie haben die Tips „kopiert“ und verwenden diese nun beim OH1S.

Das geringe Gewicht der OH1S in Verbindung mit den Pilz Tips gestaltet sich in Sachen Tragekomfort überaus angenehm. Der angewinkelte MMCX Stecker des Kabels und der vorgeformte Earhook haben eine optimale Form und spielen zusätzlich optimal hinzu. Nur die Tips sind etwas weicher als das Original und knicken ein wenig ein. Beim Tragen ist hier aber nichts zu spüren.

Wer mit dieser Art von Tips nichts anfangen kann, kann sich bei dem Arsenal der mitgelieferten Tips austoben. Ich denke, da ist für jeden etwas passendes dabei.

Auch die Verwendung des Chinsliders gestaltet sich bei mir von Vorteil was den Tragekomfort betrifft. Testet es einfach mal selbst. Manche mögen ihn ja nicht so gerne.

Beim Herausnehmen des InEars aus der Tasche und auch beim Entfernen der Tips ist Vorsicht geboten, da im ersten Fall die Tips des Öfteren abgehen und runterfallen. Und im Zweiten Fall geht ganz gerne mal der Filter mit raus und verschwindet für immer. So ist es mir nämlich ergangen. Aber zum Glück gibt es ja zwei Ersatzfilter. Danke Ikko.

Klangqualität

Beim Klang kann der OH1S dem Xelento nicht das Wasser reichen. Er spielt dennoch sehr fein und löst gut auf. Die Hybridtechnik spielt hier vorteilhaft zu.

Die klangliche Abstimmung empfinde ich eher als kühler. Der Dynamische Treiber spielt etwas wärmer und kann mit sanften Bässen punkten. Der BA Treiber nimmt jedoch die Oberhand ein und zeigt sich zwar klar, aber eben etwas kälter. Eins ist sicher. Mit dem Slogan „Dynamic Sound“ bin ich nicht zu 100% einverstanden, aber beim Slogan „Comfortable to Wear“ stimme ich definitiv zu. Warum? Weil es auch beim Klang zutrifft! Der OH1S ist langzeittauglich und spielt nicht aufdringlich.

Ich gehe nun aber wie gewohnt ins Detail ein. Gehört habe Ich den Ikko Gems OH1S an meinem Surface Book mit Audirvana und dem Audioquest Dragonfly Red.

Tiefen und Bässe

Die Tiefen spielen präsent und weich. Die Bässe empfinde ich eher schlapp. Bei Metal und Punkrock fehlt hier etwas der knackige Punch. Dennoch bleibt er genau und vermischt nicht zu arg in einen Bassbrei. Wenn man sich mehr konzentriert und den OH1s etwas lauter hört, werden auch die Bässe ein Ticken präsenter.

Mitten

Die Mitten wirken etwas unkontrolliert. Instrumente sind zwar herauszuhören, jedoch ist es schwerer bei einem impulsiveren Mix die Konzentration auf genau ein Instrument zu behalten. Männliche Vocals wirken etwas in den Hintergrund gerückt, bleiben aber klar und angenehm. Weibliche Vocals rücken etwas mehr in den Vordergrund.

Höhen

Die Höhen wurden meiner Meinung nach ordentlich angehoben. Sie übertrumpfen die Tiefen und auch die Mitten. Auf Zischlaute wird dennoch verzichtet. Ich konnte keine heraushören. Die Höhen sind spritzig und brillant und haben beim OH1S die Oberhand.

Bühne und Separation

Die Bühne ist eher kleiner, aber nicht zu klaustrophobisch. So wird auch die Separation der Instrumente eher erschwert. Bei einem ruhigeren Track zum Beispiel klappt das sehr gut. Wenn es aber mehr zur Sache geht, dann wird es sehr anstrengend.

Der Ikko Gems OH1S ist jetzt nicht das Detailmonster oder ein klanglicher Überflieger. Für den Preis von 200€ macht er aber auch einiges gut. Bei Metal und einem großen Instrumentenaufgebot macht er nicht die beste Figur, bei ruhigeren Tracks wie Country, Blues und auch Pop klingt er aber überaus angenehm. Selbst bei elektronischer Musik kann er punkten. Hierzu jetzt mehr…


Musikbeispiele

Gehe Ich nun auf die Genres ein die nicht so gut passen, oder eher auf die, die der OH1S sehr gut beherrscht? Ich werde zwei Tracks beschreiben die er meiner Meinung nach gut kann und einen Track mit Potenzial nach Oben.

Frittenbude – Kill Kill Kill

Der Track beginnt gleich zu Beginn mit schönen gezupften Basssaiten Spaß zu machen. Diese halten sich permanent klar im Hintergrund. Der Sprechgesang ist sehr klar und natürlich. Die Klangfarben wirken etwas kühler aber dennoch sehr gut. Im Refrain fehlt es etwas an Wumms. So ist der Song aber sehr gut und entspannt hörbar.

Miike Snow – Pretender

Der Gesang ist von Anfang an sehr präsent und eher intimer. Die Drums spielen angenehm im Hintergrund und der Synthesizer macht einen guten Job. Das Keyboard und die Trompete sind sehr gut herauszuhören. An Bass fehlt es aber auch hier.

Neil Diamond – Lonely Looking Sky

Hier kann der OH1S aber ordentlich punkten. Bei Neil Diamond’s Gesang bleibt der Ikko sehr natürlich und hier passt auch die Positionierung in den Hintergrund besser. Hier kommt mehr Räumlichkeit ins Spiel und auch das Orchester bleibt gut strukturiert. Die Höhen wirken etwas aufdringlicher aber dennoch sehr gut.

Wer eine Vorliebe für ruhigere Tracks hat, wird mit dem OH1S glücklich. Wer aber eher Punk und Metal hört, wird sich wohl anderweitig umsehen müssen.


Fazit

Der Ikko OH1S kommt meiner Meinung nach nicht an die Qualität des OH10 heran. Wo ich den Bass des OH10 kritisieren musste, da er mir zu heftig war, muss ich nun leider sagen dass er mir beim OH1S etwas zu lasch ist.

Die Verarbeitung geht für den Preis in Ordnung. Andere Hersteller sind in der Preisklasse aber etwas akribischer und sorgfältiger. Der Tragekomfort ist sehr gut und macht aus den OH1S einen guten Daily Driver der auch so manche Genres gut beherrscht.

Vielleicht sind es meine verwöhnten Ohren die hier sprechen, aber klanglich ist der OH1S kein Geheimtipp. Wenn man nochmals 100€ in die Hand nimmt, bekommt man ein stimmiges Gesamtpaket was klanglich auch in oberen Ligen mitspielen kann.

Ikko Gems OH1S | Bewertung

8.3

KLANG

7.5/10

KOMFORT

9.5/10

VERARBEITUNG

8.0/10

PREIS/LEISTUNG

8.0/10

Pros

  • Schönes Design
  • Guter Tragekomfort
  • Guter Lieferumfang
  • Hochwertiges Kabel

Cons

  • Schlechte Haptik
  • Mängel bei der Verarbeitung