Campfire Audio Andromeda.
Ich glaube, in der audiophilen Szene kennt jeder diese Ikone. Der Andromeda ist gefühlt populär wie kein zweiter, und das liegt nicht nur am auffälligen Äußeren…
Ich habe ihn schon oft gehört, aber er hat es bisher nie zum Test hierher geschafft. Das limitierte Sondermodell Andromeda Gold indes schon. Kurz danach hatte ich auch mein eigenes Exemplar weil ich so geflasht war und ich bin immer noch begeistert wie am ersten Tag.
Kürzlich hat Campfire Audio dem Original Andromeda ein Update verpasst und die 2020er Version vorgestellt – Grund genug, nun auch endlich dem giftgrünen Andromeda den längst fälligen Testbericht zu verpassen!

Campfire Audio Andromeda, Emerald Green – A Legend!

[Werbung] Der Andromeda wurde mir für diesen Test leihweise vom deutschen Distributor Headphonecompany zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Der Campfire Audio Andromeda 2020

Im markanten Metallgehäuse sitzen auch anno 2020 insgesamt fünf Balanced Armature Treiber. Neu ist, daß sie in einem „Solid-Body“ im Innern des Shells untergebracht sind. Was das bedeutet? So wie ich es verstanden habe, kommt der Andromeda ohne Frequenzweiche. Die klangliche Abstimmung erfolgt also ausschließlich über die Anordnung im Gehäuse – so wie bereits beim Sondermodell Andromeda Gold. Ansonsten gibt es nicht viel neues. Neues Transportcase, neues Gitter vor dem Nozzle.

Der Andromeda ist 2016 erschienen und auch 4 Jahre nach Markteinführung immer noch eine imposante Erscheinung. In diesem Jahr erfährt er seine dritte Überarbeitung. Geblieben ist natürlich die charakteristische Form, das kräftige Smaragdgrün – mittlerweile echt ikonisch und so etwas wie ein Trademark – und natürlich die äußerst erfolgreiche Klangsignatur.


Lieferumfang und Verpackung

Der Andromeda kommt in einer stylischen und kompakten, quadratischen grün-beigen Pappschachtel. Pfiffig ist, daß die Umverpackung quasi nur ein großes Stück Karton ist, welches geschickt zur Umverpackung der eigentlichen Schachtel in Form gefaltet wurde.
In der eigentlichen Schachtel befindet sich neben dem InEar, dem Kabel und einer reichhaltigen Auswahl an Eartips eine Transporttasche aus Kork! und einen kleinen Stoffbeutel aus Mesh zum getrennnten Aufbewahren der InEars.

  • Campfire Audio Andromeda
  • Campfire Audio Litz Cable – Silver Plated Copper Conductors with Berylium Copper MMCX and 3.5mm Stereo Plug
  • Premium Campfire Audio Earphone Case aus Kork – made in Portugal.
  • Final Audio Tips (xs/s/m/l/xl)
  • Campfire Audio Earphone Tips(s/m/l)
  • Silicon Earphone Tips (s/m/l)
  • Campfire Audio Pin
  • Cleaning Tool

Technische Daten

Wen es interessiert – hier die reinen Daten… Die sagen wie immer nix über die klanglichen Fähigkeiten aus… Ich stelle sie trotzdem mal zur Verfügung.

  • 10Hz–28 kHz Frequency Response
  • 112.8 dB SPL/mW Sensitivity
  • 12.8 Ohms @ 1kHz Impedance
  • Anodized Emerald Green Body
  • Dual High Frequency Balanced Armature Drivers + T.A.E.C.
  • Single Mid Frequency Balanced Armature Driver
  • Dual Low Frequency Balanced Armature Drivers
  • Custom Beryllium / Copper MMCX Connections
  • Machined Aluminum Shell
  • Tuned Acoustic Expansion Chamber™ (T.A.E.C.)
  • Stainless Steel Spout

[Quelle: campfireaudio.com]


Design und Verarbeitung

InEar
Der Andromeda folgt einer anatomischen Formgebung, allerdings verzichtet er auf die üblichen Radien und realisiert die Geometrie durch gerade Linien. Das und die auffällige Farbgebung in sattem Grün gibt ihm seine charakteristische Form und verleiht ihm einen sehr hohen Wiedererkennungsfaktor und Eigenständigkeit.

Das Gehäuse aus eloxiertem Aluminium wirkt nicht nur optisch und haptisch absolut edel, sondern ist wohl auch extrem robust. Die Wertigkeit der Verarbeitung ist perfekt, es sind nicht die kleinsten Unregelmäßigkeiten auf der Oberfläche zu erkennen – exzellente Fertigungsqualität. Die MMCX Buchsen sind akkurat eingesetzt und auch sonst sind alle Teile spaltfrei zusammengefügt.

Als Schutz am Schallröhrchen aus Edelststahl sitzt nun der vom Gold bekannte Grill anstatt der drei Löcher. Damit wird ein Endringen von Schmutz noch effektiver reduziert.

Die drei Schrauben sind Teil des Designs, geben dem ganzen einen Industrial-Look und bilden in Edelstahl einen tollen Kontrast zum Smaragdgrün.

Campfire Audio Andromeda 2020, Gitter am Nozzle

Kabel
Das rauchgraue Kabel mit abgewinkeltem 3.5mm Stecker und MMCX Anschlüssen dürfte mit ca. 120cm Länge gern etwas länger sein. 150cm hat sich für mich als perfekte Länge herausgestellt. 
Das Kabel selbst ist ein Schmuckstück, obwohl es das Einsteigerkabel ist.. Die Farbe – Campfire Audio nennt sie „smoky“ – sieht edel und technisch aus. Die Verdrillung im Bereich vom Stecker bis zum Splitter erinnert optisch an ein Drahtseil. Auch haptisch ist das Kabel 1A. Es ist leicht, flexibel und soft. Aber immer noch ausreichend dick, um robust zu sein. Als Leiter kommt silberbeschichtetes Kupfer zum Einsatz. Die Versteifungen im Anschlussbereich erleichtern das Tragen mit Kabel über dem Ohr. Die vorgeformte Kontur schmiegt sich dem Ohr gut an und sorgt so für einen bequemen und sicheren Halt.

Case
Das Case besteht aus in diesem Bereich selten verwendeten Kork. Da mir leider nur ein Demo-Hörer ohne Case vorliegt, kann ich nichts weiter zu dieser Tasche sagen – außer daß sie auf Bildern fantastisch aussieht…
Und ich bin mir sicher, daß sie in natura – wie alle CA Taschen vorher – auch dem hohen Qualitätsanspruch gerecht wird, den die anderen Taschen gesetzt haben.


Tragekomfort

Hier zitiere ich mich mal selbst aus dem Test des Andromeda Gold:

Die charakteristische Form des Andromeda – welche im übrigen auch ebenso für andere Modelle von Campfire Audio genutzt wird – ist von recht vielen Ecken und Kanten geprägt. Wo viele Hersteller lieber auf abgerundete Formen Wert legen, zeigt Campfire Kante. Und das ist gut so, denn dadurch sticht das Design wohltuend aus der Masse hervor. Dem Tragekomfort schadet das nicht – zumindest nicht bei mir. Selbst nach längeren Sessions spüre ich keine Druckstellen. Das aktuelle Design ist aber auch schon eine Weiterentwicklung des Originaldesigns – der grüne Andromeda liegt mittlerweile in der 3. Version vor – bei dem man die Kanten etwas entschärft hat. 

Die Trageweise des InEars ist klassisch „über dem Ohr“, d.h. das Kabel wird oben über das Ohr geführt. Das gewährleistet einen sicheren Sitz und eine Zugentlastung auf die Steckverbindungen. Um das Einsetzen und den Sitz so komfortabel und einfach wie möglich zu gestalten, ist das Kabel im oberen Bereich hinter dem Stecker bereits in einem Radius vorgeformt. Dadurch schmiegt sich das Kabel hinter dem Ohr perfekt an und sitzt rutschsicher.

Der für mich beste Seal wird mit den beiliegenden Final Audio E Silikontips erreicht. Ebenso gut passen aber auch die RHA Dual Density Tips.

Der grüne Andromeda hat ein kürzeres Schallröhrchen. Da ich tiefe Ohrkanäle habe, sitzt der Gold mit seinen längeren Schallröhrchen noch etwas besser, wobei der grüne auch schon sehr, sehr gut sitzt.


Klang

Kommen wir zum Wichtigsten!
Die nachfolgenden Eindrücke sind mit dem FiiO M15 entstanden. Gehört habe ich den Andro darüberhinaus noch am Questyle CMA400I, am Sony ZX300 und am iBasso DX220. Und wie immer sei mir auch hier der Hinweis erlaubt: Klang ist subjektiv und darüberhinaus auch noch Geschmacksache. Das was hier folgt, sind also meine höchst persönlichen Empfindungen, so wie ich sie aktuell wahrnehme und einschätze.

Spielpartner
Nicht selten liest man bei Reviews von DAP oder Kopfhörerverstärkern, daß der Reviewer zum Testen des Rauschverhalten am Kopfhörerausgang einen Andromeda einsetzt. Aufgrund der sehr hohen Empfindlichkeit ist dieser InEar nämlich als gnadenlos anspruchsvoll an die Ausgangsimpedanz des Zuspielers bekannt. Rauschen wird hier schnell entlarvt.

Mein Schreibtisch-DAC/AM ist der Questyle CMA400i. 
Auch an diesem ist über den Andromeda in den Pausen zwischen den Liedern ein Rauschen zu vernehmen. 
Deutlich besser macht es dafür der portable Sony Walkman ZX300. An dessen Ausgang ist der Andromeda in den Musikpausen still. 
Der Sony hat sich darüberhinaus als ein fantastischer Spielpartner für den Andromeda herausgestellt, denn er kontert geschickt die sehr hohe Auflösung des InEar in den Höhen mit einer ganz leichten und angenehmen Wärme – ohne Details zu unterschlagen.

Vom Andromeda Sondermodell Gold bin ich ja immer noch schwer begeistert, und natürlich bin ich extrem gespannt, wie sich der original Andromeda in der 2020er Version gegen seinen limitierten Bruder behaupten kann. Immerhin muss er auf zwei Treiber im Bassbereich verzichten.
Aber selbst mit fünf Treibern ist die signifikante Klangsignatur des Andromeda beeindruckend. Was macht den speziellen Andro-Klang aus? Für mich sind das unheimlich punchige und druckvolle Bässe, saubere und plastisch texturierte Mitten und vor allem eine erfrischende und klare Strahlkraft in den Höhen.

Klangcharakteristik
Der Andromeda 2020 klingt ausgeglichen und druckvoll, ist dabei sehr kohärent und erwachsen über den gesamten Frequenzbereich abgestimmt. Man könnte sagen: Ein leicht warmes Neutral. Nach wie vor begeistert er vor allem durch seine wahnsinnig klare Präsenz in den Höhen, den druckvollen Bassbereich und die glaubhafte Lokalisierung der Instrumente im Raum und eine überaus durchsetzungsfähige Kraft und lebendige Textur um wichtigen Mittenbereich.

Der Klang im Detail:

Bass
Den qualitativ erstklassigen Bass hat der Grüne in 2020 von seinem Special Edition Bruder geerbt – wobei dieser allerdings noch betonter, beeindruckender und mächtiger ist. Der Andromeda 2020 punktet ebenso mit nachdrücklichem Punch und fein texturierter Kontur – trägt aber kein Muscle-Shirt, sondern einen Anzug. Kickdrums bei Metal klingen fantastisch echt, sind schnell und präzise. BA-Basstreiber haben sich mittlerweile so weit entwickelt, daß sie in Punkto Lebendigkeit und natürlicher, druckvoller Wiedergabe ihren dynamischen Kollegen mindestens ebenbürtig sind. Was den Andromeda-Bass von anderen BA InEars abhebt, ist die organische und texturierte Basskontur. Aufgrund seiner hohen Dynamik und erstklassigen Kontrolle bleiben die Bässe auch bei geringsten Lautstärken noch druckvoll, punchig und kräftig mit realistischem Sustain bei Schlaginstrumenten.

Mitten
Diesen Teil kann ich wieder fast 1:1 vom Andromeda Gold Bericht übernehmen, denn hier sind beide sehr dicht beieinander. Der Andromeda 2020 zeichnet sich ergo in Bereich der Mitten genau wie der Schwarze durch eine höchst präsente Stimmwiedergabe, eine extrem trennscharfe und fein durchzeichnende Instrumentenseparation und eine facettenreiche Texturierung aus. Harte Metalriffs klingen fett und mächtig und schaffen es mühelos, die unbändige Energie von Rock- und Metal verlustfrei zu transportieren. 
Klar, der Andromeda profitiert grundsätzlich von guten Produktionen, aber auch etwas schlechtere Sachen, wie sie im Bereich Metal gar nicht so selten sind, klingen vergleichsweise sehr gut.

Höhen
In den Höhen glänzt der Andromeda durch eine klare, luftige Brillianz, voller Details und mit reichlich Energie. Der Hochton fügt sich wie die Mitten und der Bassbereich in den Frequenzgang ein. Erstaunlich – vor allem, wenn man sich in Erinnerung ruft, daß sich hier keine Frequenzweiche um die Kontrolle der Treiber kümmert. Die klaren Höhen sind niemals zu scharf oder unangenehm.

Bühne
Der Amdromeda spannt eine große, aber realistische und vor allem natürliche und nachvollziehbare Stereobühne auf. Man hat nicht den Eindruck, daß über- oder untertrieben wird. Der Andromeda ist perfekt austariert und eignet sich für alle Arten von Musik.

Separation
Eine der ganz großen Stärken des Andromedas. Die Treiber spielen so perfekt zusammen, daß stets eine luftige Transparenz und Instrumentenseparation gewährleistet ist. Wunderbar konsistent gehen die Frequenzbereiche ineinander über und ermöglichen jederzeit ein aktives Zuhören einer beliebigen Spur bzw. Instrumentes.

Isolation
Aufgrund des guten Seals im Ohr ist bei mir persönlich eine gute, passive Isolation gewährleistet. Die – gerade noch – ausreichend langen Schallröhrchen ermöglichen mir sowohl mit Foamies als auch mit Silikon-Aufsätzen eine sehr gute Abdichtung. So kann sich der Bass bestens entfalten und vermittelt diese überzeugende und direkte Authorität – nicht so mitreißend wie der Andromeda Gold, dafür aber angenehm ausgeglichen und langzeittauglich..


Campfire Audio Andromeda vs. Andromeda Special Edition Gold

Links: Campfire Audio Andromeda Special Edition Gold, Rechts: Campfire Audio Andromeda 2020

Ich habe oben ja bereits mehrmals Vergleiche im Text angeführt. Grundsätzlich ähneln sich die beiden Signaturen schon sehr, allerdings macht der Gold alles das, was das Original kann, nochmal ein ganzes Pfund enthusiastischer. Er ist empfindlicher und einfach mehr „In-Your-Face“. Das ist beeindruckend und macht Laune ohne Ende. Im Gegensatz dazu ist der Andromeda 2020 geradliniger abgestimmt und damit auch langzeittauglicher. Aufgrund des kürzeren Schallröhrchens passt mir der Andromeda 2020 nicht ganz so perfekt wie der Goldi, sitzt aber trotzdem immer noch richtig gut.
Mittlerweile ist der Gold leider ausverkauft, denn für mich ist er definitiv der „bessere“ Andromeda. Ich bin froh, ein Exemplar ergattert zu haben.
Trotzdem hadere ich, mir noch den Grünen zu meiner Sammlung hinzuzufügen. Irgendwann einmal. Denn die beiden Andros ergänzen sich schon sehr gut…

Zu erkennen ist das längere Schallröhrchen am Gold.

Fotos


Fazit

Ich verstehe gut, warum der Andromeda so erfolgreich ist.
Die Klangsignatur ist einfach atemberaubend, diese Kombination aus Linearität und gleichzeitig leicht warmer wie frischer und energiegeladener Spielfreude in allen Frequenzbereichen ist einfach klasse. Zu Recht ist der Campfire Audio Andromeda meiner Meinung nach deshalb einer der beliebtesten InEars im High-End Segment.
Zu den fantastischen Klangqualitäten kommt eine unverwechselbare Optik, tolle Verarbeitungsqualität und ein reichhaltiges Zubehörpaket. Egal ob Klassik, Jazz, Metal, Pop, oder Rock – der Andro beherrscht alles Genres und setzt sie gekonnt in Szene.

Der Preis ist gleich geblieben. Knapp 1.300€ muss man für den Andromeda hinblättern. Er kann zum Beispiel hier erworben werden.

Campfire Audio Andromeda 2020 | Bewertung

9.7

Sound

9.7/10

Verarbeitung

10.0/10

Tragekomfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Charakteristischer Klang
  • Ikonisches Design
  • Tolle Verarbeitung
  • Kabel hochwertig und flexibel
  • Großes Zubehörpaket

Cons

  • Teuer