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Letshuor EJ07M Inear | Testbericht

Aktuell gibt es eine regelrechte Schwemme an IEM aus China. Die Entwicklung ist rasant: Längst gibt es nicht mehr nur absolute Billigware, sondern auch ernstzunehmende Produkte, die im unteren Preisbereich verblüffend gut klingen können. Vielmehr bekommt man nun in fast allen Preisregionen Alternativen zu den alteingesessenen Marken. Heute liegt der LETSHUOER EJ07M vor mir, der mit einem Listenpreis von 699€ schon in Regionen eines Sennheiser IE600 liegt. Kann er überzeugen? Wir werden es herausfinden.


[Werbung] Der Letshuoer EJ07m wurde mir für diesen Test leihweise von hifi-passion.de zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Letshuor EJ07M Inear

Es ist schwer, im chinesischen IEM Markt den Überblick zu behalten. Gefühlt kommen täglich neue Modelle heraus und gerade der Preisbereich zwischen 100€ und 200€ wird aktuell schwer geflutet. Der aktuelle Hype der planaren IEM ist mit durch Letshuoer begründet worden. Der S12 und der S12 Pro liegen auch leihweise hier. Wirklich sehr guter Sound, aber in meinen Ohren leider kein guter Fit zu bekommen.

Der Letshuor EJ07M sitzt hingegen perfekt, und das nicht nur rein auf die Passform bezogen. Auch klanglich – soviel darf ich vorwegnehmen, ist der kleine IEM richtig, richtig gut. Technisch ist er komplex: Nicht weniger als sieben Treiber in drei verschiedenen Arten hat Letshuoer in die relativ kleinen Gehäuse gepackt.

Somit handelt es sich beim EJ07M um einen Hybrid-IEM, der mit vier elektrostatischen, zwei Balanced Armature und einem dynamischen Treiber antritt. Ich finde es immer wieder interessant, welche verschiedenen Konzepte im IEM Bereich auf den Markt kommen. Vom Single-Dynamiker bis zum hybriden Multitreibersystem in allen möglichen Konfigurationen findet man fast jede Kombination.

Daß es am Ende aber gar nicht auf die Treiberanzahl oder die Art des Systems ankommt, das haben wir schon oft gesehen. Ein Beyerdynamic Xelento oder Sennheiser IE900 spielt z.B. mit nur einem dynamischen Treiber ziemlich weit oben mit.


Verpackung & Lieferumfang

Der Letshuor EJ07M kommt in einer kompakten Pappschachtel mit Produkt auf der Front und technischen Daten auf der Rückseite. Dieser Karton ist seinerseits zusätzlich nochmal in einem schlichten Transportkarton geschützt.

Die Verpackung hat eine gute und stabile Qualität, so wie man es auch von FiiO oder iBasso gewohnt ist. Da nehmen die sich nichts. Im bedruckten Schober befindet sich ein aufklappbarer Karton. Innen die übliche Ausstattung: Ausgeschnittener Schaumstoff für die IEM und das Zubehör. Das ist beim EJ07M nicht üppig, aber ausreichend.

Lieferumfang

  • LETSHUOER EJ07M
  • Kabel (wahlweise 3,5 mm einseitig oder 4,4 mm symmetrisch)
  • Tragetasche aus Metall
  • 2 Paar Schaumstoffaufsätze
  • 3 Paar Silikonaufsätze

Technische Daten

Wie immer: Die blanken Daten sagen nix über den Klang aus. Trotzdem seien sie hier der Vollständigkeit halber aufgeführt.

  • Impedanz: 19 Ohm.
  • Empfindlichkeit: 107 dB.
  • Frequenzbereich: 20Hz-30kHz.
  • Verzerrung: 0.5%.
  • Anschlusstyp: Standard 0,78mm.
  • Hochreines OCC-Kupferkabel.
  • Erhältlich mit 3,5-mm- und symmetrischen 4,4-mm-Anschlüssen

Design & Verarbeitung

Shuoer EJ07M
Das anthrazitfarbene Aluminiumgehäuse des Letshuoer EJ07M ist präzise gefertigt und weist auch nach kritischer Untersuchung keinerlei Fertigungsmängel auf. Alles wirkt hochwertig hergestellt und zusammengefügt. Die Faceplate erinnert an die des Softears RSV und einiger anderer aktueller IEM Modelle. Goldflakes und Carbonsplitter scheinen gerade angesagt zu sein. Den EJ07M gibt es aber auch noch mit hellerem Gehäuse und spaßig bunter Faceplate.

Kabel
Das zweiadrige Kabel ist ein hochreines Kupferkabel und sieht auf den ersten Blick eher gewöhnlich aus. Im Handling erweist es sich jedoch schnell als sehr angenehm – flexibel, leicht und ohne Mikrofonie. Mittlerweile gibt es in dieser Preisklasse allerdings schon sehr oft vieradrige Kabel – was natürlich kein Qualitätsmerkmal darstellt, m.M.n. aber immer edler aussieht und den Körperschall weiter minimiert.

Die 2-Pin Verbindung jedenfalls ist straff und sicher, hier erwarte ich keinerlei Probleme. Der Stecker ist wahlweise als 3.5mm unbalanced oder 4.4mm balanced zu wählen. Die mir zur Verfügung gestellte Variante ist die mit dem 4.4mm Stecker. Schön wäre hier ein Wechselsteckersystem gewesen.

Case
Beim Case hat sich Letshuoer nicht lumpen lassen und legt eine Metalldose mit schraubbarem Deckel bei. Viel besser geht es nicht, allerdings dürfte die Dose gern größer sein, damit das Kabel mit einem größeren Radius aufgewickelt werden kann.


Komfort & Handling

Der Letshuor EJ07M verfügt über eine für meine Ohren sehr gut passende Gehäusegeometrie und sitzt ohne Druckpunkte sicher und gut abschließend. Als Tips bevorzuge ich fast immer die Final E Silikontips, so auch hier. Wie bereits erwähnt gibt es keine Kabelgeräusche und die Tragweise mit dem Kabel über dem Ohr sorgt auch längere Zeit für einen perfekten und störungsfreien Sitz.

Allerdings gibt es durch den dynamischen Treiber sogenannten Teiberflex. Das ist ein fieses, knisternd/Knackendes Geräusch wenn beim Einsetzen ins Ohr die Luft komprimiert wird und der dadurch entstehende Druck auf die Membran des Treibers wirkt. Dieses Phänomen haben einige IEM mit dynamischen Treibern und es ist bisher – zumindest bei meinen IEM – auch völlig ohne negative Folgen.


Klangqualität

Zur Klangprobe habe ich den Letshuoer EJ07M stationär am – wie sollte es aktuell anders sein – exquisiten und von mir hoch geschätzten Questyle CMA Fifteen (Test) gehört. Portabel durfte der Astell & Kern KANN MAX (Test) und der FiiO M17 (Test) ran.

Trotz geringen 19Ω Impedanz profitiert der IEM von einer adäquaten Befeuerung. Er funktioniert zwar auch am Smartphone, entfaltet aber erst an kräftigeren Quellen sein volles Potential. Und das hat es in sich…

Grundsätzlich ist die Tonalität erst einmal schön ausgeglichen, ohne nennenswerte Ausprägung in einem bestimmten Frequenzbereich. Ich vermeide hier bewusst den Begriff neutral, denn das ist er nicht. Im Gegensatz zu einem stockneutralen IEM wie z.B. dem Etymotic ER4SR oder auch einem Hearos Pro IV, spielt der EJ07M schon kräftiger im Bassbereich.

„Neutral mit leichter Bassanhebung“ kommt mir als Erstes in den Sinn, als ich den Shuoer das erste Mal in den Ohren hatte. Als nächstes dann verblüffend transparent und detailliert. Denn die präzise dosierte Bassbetonung passt wie die Faust aufs Auge des restlichen Frequenzganges. Alle Instrumente klingen grundsätzlich „richtig“ für mich. Mit Gewissheit kann ich das aber für Schlaginstrumente, insbesondere Schlagzeug sagen.

Bass

Obwohl der Letshuor EJ07M sehr ausgeglichen ist, sticht der Bass doch irgendwie hervor – nicht durch Quantität, sondern durch die exzellente Qualität. Vor allem gefällt mir der absolut stimmige Übergang vom Tief- zum Midbass. Oftmals ist einer von beiden Bereichen gut, aber der andere nicht. Hier passen beide absolut korrekt. Ganz tief unten ist der Bass mehr angehoben als im Mid- und Oberbass. Dadurch entsteht eine überaus natürliche Abstimmung. Tiefes Rumble und punchiger Druck – beides hervorragend kontrolliert, sauber und dank dynamischem Treiber organisch umgesetzt.
Geheimtipp: Movies. Was da von unten (wenn vorhanden) an subwooferartigem Tiefbass kommt – wow.

Mitten

Natürlichkeit ist Trumpf. Gesang und Instrumente klingen echt und analog, so wie es sein soll. Für meinen Geschmack haben verzerrte Gitarrenriffs genau den richtigen Biss, sind nicht zu weich – aber auch nicht ZU hart. Langzeittauglichkeit steht ganz oben beim EJ07M. Dabei ist es egal, was man ihm gibt: Akustikgitarre, fette Deathmetal Riffs, Sopranstimmen, Growls. Alles klingt authentisch und echt.

Höhen

Die Höhen sind sehr gekonnt abgestimmt. EST Treiber sind manchmal schnell shouty und schießen über das Ziel hinaus. Hier nicht. Im Gegenteil: Schön kontrolliert und smooth, ohne an Präzision und Sparkle einzubüßen erklingen Cymbals oder Gitarrensoli.

Bühne

Die Bühnendarstellung ist ebenso beeindruckend. Neben der sauber abgestimmten Tonalität stimmt auch die technische Fähigkeit des EJ07M. Die Lokalisation im Raum ist gut rotbar, die Stereoeffekte lösen sich vom Zentrum und spielen deutlich außerhalb des Kopfes. Räumlichkeit und Klangvolumen ist auf sehr gutem Niveau.

Separation

Eine weitere technische Eigenschaft liegt in der Instrumentenseparation. Der Letshuor EJ07M schafft es locker, auch in dichten Musikstückenn den einzelnen Instrumenten Raum zu geben um sie -wenn gewünscht – analytisch hören zu können. Verschiedene Instrumente sind klar abgegrenzt, ebenso wie einzelne Stimmen in Chören oder verschiedene Gitarrenspuren.

Isolation

Einen richtigen Seal vorrausgesetzt, hat der IEM eine sehr gute passive Isolation. Im Grunde brauchts da keine Noise-Cancelling Technik. Im übrigen bewirbt Letshuoer den EJ07M auch als idealen Bühnen-IEM.


Musikbeispiele

Avantasia – The inmost Light

Auf Avantasia ist Verlass – auch der neueste Output ist wieder State-Of-The Art Powermetal. Und wenn Michael Kiste seinen einmaligen Gesang beisteuert, geht die Sonne mal so richtig auf. Bei diesem Stück handelt es sich um ein klassischen Uptempo Melodic-Metal. Dementsprechend: Schnelle Doublebass, viele und dichte Gitarren und natürlich Gesang in allen Registern – von eher rockig bis in die höchsten Sopranstimmen. Der EJ07M ist hier mit seiner Abstimmung genau die richtige Wahl, weil die Bassdrums perfekt kicken, ein tolles Fundament haben und schnell sind. Stimmen sind natürlich und extrem gut texturiert. Und selbst die ganz hohen Töne sind immer noch smooth genug – perfekt abgestimmt!

Obituary – The Wrong Time

Obituary habe ich gerade für mich neu entdeckt, obwohl es in meiner Jugend nur so gewimmelt hat von Leuten mit „Obi“ Packpatch auf den Kutten. Besser spät als nie. Die Jungs liefern jedenfalls lupenreinen Deathmetal mit fantastischen Grooves, Growls und tightem Schlagzeug. Ich bin ganz entzückt! Und der LETSHUOER EJ07M entpuppt sich auch hier als goldrichtig. Denn die Tiefbassbetonung erzeugt ein druckvolles Fundament, auf dem die saftig-fetten Gitarrenriffs und punchigen Drums gedeihen wie auf frischer Graberde. Die Abstimmung passt auch hier perfekt – man möchte immerzu lauter drehen! Passt auf das Gehör auf!!!

Threshold – Haunted

Der Opener des neuen Threshold Albums besitzt abgrundtiefe Subbassfrequenzen – hier zeigt der EJ07M, daß mit ihm nicht zu spaßen ist. Unweigerlich sucht man den Subwoofer im Raum. Der Rest des Songs ist dann aber wieder ausgeglichen und macht einfach Laune. Punchige Bassdrums, klarer und vielschichtiger Gesang, fein aufgelöste Becken und Chöre. Toll, wie der EJ07M hier wie aus einem Guss klingt. Luftig und transparent, ein beeindruckendes Zusammenspiel der verschiedenen Treibersysteme.

Devin Townsend – Lightworker

Die genial melodischen und teilweise sound-chaotischen und überladenen Kompositionen von Genius Devin Townsend fordern Kopfhörer im gesamten Frequenzspektrum, aber hauptsächlich im Bereich Separation und Auflösung. Denn die Produktionen sind immer fett, dicht und vielspurig. Hier gilt es die Übersicht zu behalten – was der EJ07M vorbildlich managed. Leicht instrumentierte Parts wechseln sich mit dichten, atmosphärischen Part ab. Viele Keyboards, Gitarren, Drums, Chöre…. Diese Melange zieht den Zuhörer in den Bann und lässt aufgrund der ausgeglichenen Abstimmung ein tiefes Eintauchen und Abdriften in die Klangwelten von Devin zu. Der EJ07M ist der perfekte IEM dafür.


Fotos


Fazit

Der Letshuoer EJ07M ist sowohl tonal als auch technisch ein echtes Meisterstück.

Es ist beeindruckend, was mittlerweile zum Strassenpreis von knapp 500€ zu haben ist. Vor 5 Jahren wäre so etwas nicht möglich gewesen. Einfach nur wohltuend und auch schön zu sehen, das es so etwas gibt – wo in der anderen Richtung die Preise so dermaßen abgehoben sind, daß es keinerlei Korrelation mehr zwischen Preis und Leistung zu geben scheint. Das Schöne: Mittlerweile hält der Markt für jedes Budget wirklich sehr gute IEM bereit.

Der Letshuoer EJ07M zum aktuellen Straßenpreis von 499€ (Stand: Januar 23) ist noch ein echter Geheimtipp. Selten gab es so viel IEM Qualität zu diesem Preis!

Letshuor EJ07M | Bewertung

9.6

Sound

9.5/10

Verarbeitung

9.5/10

Tragekomfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.8/10

Pros

  • Tolle Abstimmung
  • Sehr gute Bassqualität
  • Detaillierter, klarer Sound
  • Angenehme und detaillierte Höhen

Cons

  • Kein modulare Steckersystem