Nach dem Test des ProPhile 8 kommt nun das Flaggschiff der hessischen Inear-Schmiede auf meinen Tisch. Der Inear ProMission X legt bei der Treiberanzahl nochmal was drauf, das X deutet es an: Pro Seite sind 10 Treiber verbaut. Das Ganze hat seinen Preis: So kostet der High-End InEar im Fachhandel satte 2.089€. Was er dafür bietet und wie er klingt, das lest ihr hier.



[Werbung] Der ProMission X wurde mir für diesen Test leihweise von InEar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Der Inear ProMission X

Eine zeitlang war der ProPhile 8 das Flaggschif der Firma InEar GmbH & Co. KG, dann setzte man mit dem ProMission X nochmal einen oben drauf. Während der PP8 eher auf des – sagen wir mal – „seriöse“ Klientel abzielt (also das Profilager der Musikschaffenden und Kreativen), hat der ProMission X zahlungskräftige Audiophile im Visier. Technisch findet sich im PMX ein 4-Wege System mit insgesamt 10 Balanced Armature Treibern pro Gehäuse.

Ganz in der Tradition des ProPhile 8 ist der ProMission X auch ausschließlich als universelle Variante zu haben. Die Gehäuse unterscheiden sich in der Geometrie nicht, lediglich beim Design bzw. Material gibt es andere Kombinationen.


Verarbeitung und Design

Beim Design der noblen InEars setzt man auf die Kombination von Acryl und Resin mit Holz, wobei das Holz ähnlich den Holzversionen des PP8 ist. Die Kombination der Werkstoffe ist bei meinem Demomodell leider nicht sooooo gut gelungen, der braune Holzanteil scheint hier entweder nicht vorhanden zu sein oder vom Acryl überlagert. Aber schaut euch gern die Produktfotos auf inear.de an, da sind einige geniale Exemplare zu bewundern.

Als Varianten bietet Inear Resin Blue, Resin Violet und Resin Red an.

Zur Verarbeitung gilt das Gleiche wie beim PP8. Alles ist perfekt, die Holzmaserung ist individuell und macht so jeden Hörer zum Unikat. Die Stecker sitzen fest und sicher.

Das beiliegende Standard-Kabel ist ein professionelles Kabel für den harten Tour Einsatz. Das Kabel ist äußerst dünn und extrem flexibel. Mikrofonie ist in den Zuleitungen vorhanden, hält sich aber in Grenzen und spielt keine große Rolle. 

Das Kabel fällt locker und hat keinerlei Memory- oder Sprungfeder-Effekt. Insofern erfüllt es für mich persönlich alle Anforderungen, die ich an gute InEar Kabel stelle. Und ich mag es irgendwie ob seiner Einfachheit. 

Trotzdem: Bei über 2.000€ MUSS da ein anderes Kabel beiliegen – gerade bei der angepeilten Zielgruppe!!


Lieferumfang und Verpackung

Meine ProMission X sind ohne Umverpackung wie der PP8 im Pelicase gekommen. Das Case ist aber soweit ich weiß im Original-Lieferumfang nicht dabei, dafür ist ein rundes Ledercase Bestandteil des Lieferumfangs. Der Rest ist gleich: Die beiliegende Trockenkapsel entzieht den InEars nach der Nutzung mögliche Feuchtigkeit und sorgt so für eine lange Lebensdauer. Es liegen 2x drei Paar Silikontips bei: Einmal No-Names und ein Satz von Spinfit® Zusätzlich 3 Paar Foamies von Comply™. Ersatz-Cerumenfilter, Reinigungstücher und ein 6,3mm Klinkenadapter runden den Lieferumfang sinnvoll ab.


Tragekomfort

Der PMX kommt in einem ergonomischen geformten Gehäuse und sieht schon fast wie ein echter Custom InEar aus. Der InEar sitzt wie der ProPhile8 in meinem Ohr absolut sicher und schließt perfekt ab.

Im Lieferumfang befinden sich Silikontips von SpinFit, welche bei mir schon für einen guten Seal sorgen. Perfekt (für mich!) wird es entweder mit den RHA Dual Density Tips oder den Final Audio E Tips.

Der PMX wird mit dem Kabel über dem Ohr getragen. Dieses ist in dem Bereich, wo das Kabel über das Ohr geführt wird, entsprechend vorgeformt. Das Kabel ist extrem dünn und leicht. In Kombination mit der fantastischen Passform führt das zu einem absolut angenehmen und unauffälligen Tragekomfort – selbst über einen längeren Zeitraum.


Technische Daten

Der Vollständigkeit halber hier die technischen Daten. Erwähnenswert finde ich die Kabellänge: Gut 20cm länger als die üblichen 120cm. Ansonsten keine großen Überraschungen. Mit 10Ω deutlich leichter anzutreiben als der PP8.

System4-Wege-System, 10 Treiber pro Ohr
Übertragungsbereichca. 10 Hz–20000 Hz
Ausgangsschalldruck120 dB (SPL / 1mW@1 KHz)
Impedanz10 Ω
Kabellänge140 cm

Klangqualität

Gehört habe ich den ProMission 10 an meinen üblichen Geräten. Mobil kam der iBasso DX300 Max zum Einsatz, stationär hat der Questyle CMA400i am iMac seinen Dienst verrichtet.

Die folgende Grafik von der Inear Webseite zeigt die Abstimmung grob. Schön zu sehen ist die W-Signatur im Vergleich zur V-Signatur des PP8 mit beiden Schaltern ON.

Quelle: Inear.de

Und diese Abstimmung ist auch sofort herauszuhören, denn neben Bass und Höhen legt der PMX den Fokus auch auf die Mitten. Damit folgt er einem Trend wie ich finde. Hebt man neben Tiefen und Höhen auch die Mitten etwas an, so erhält man eben keine auffällige Badewannensignatur, in der leicht etwas fehlen kann.

Vielmehr erreicht man eine involvierende Abstimmung, die Spaß macht und durch die Mittenanhebung insgesamt als sehr ausgeglichen empfunden wird. Die drei Haupt-Frequenzbereiche sind gleichberechtigt angehoben. Insofern haben wir es beim PMX mit einem „spaßigen“ Referenz-InEar zu tun. Im Vergleich zum PP8 fällt das sofort auf. Selbst mit beiden Klangtuning-Schaltern auf ON klingt der PP8 nicht so energisch und mitreißend.

Wo der PP8 als akkurater Konstrukteur auftritt, gibt sich der PMX als kreativer Bildhauer mit dem Auge für Ästhetik und Design in der Musik. Nicht weniger präzise, aber doch mit mehr Gespür für die feinen Künste. Schwer in Worte zu fassen, aber der PMX kommt mir wie ein klanglich „aufgehübschter“ PP8 vor.

Bass
Im Bassbereich ist der ProMission X noch ein klein wenig kraftvoller als der PP8 in der V-Signatur. Der Bass bleibt dabei immer kontrolliert, ist weder boomig noch dröhnend, aber schon deutlich präsenter.

Technisch sind die Treiber genauso überzeugend wie im PP8. So sind Bassdrum-Kicks dann insgesamt noch etwas punchiger als beim ProPhile 8. Genauso begeistert der InEar mit einer impulsiven und knackscharfen Ansprache von Transienten..

Mitten
Die Mitten bauen auf eine ausgeglichene und natürliche Wiedergabe von Stimmen einerseits und Instrumenten andererseits. Im Vergleich zum PP8 ist der PMX ähnlich dem Zeitgeist (Test) aber etwas wärmer und „wohliger“.

Die Instrumentenseparation – gerade bei progressiven Metal- und Rocksachen ist nach wie vor beeindruckend und erlaubt analytisches und genußvolles Hören gleichermaßen. Maßgeblich dafür ist die klare, präzise und transparente Wiedergabe von verzerrten Gitarren und dichten Keyboard-Sounds. Gesang klingt natürlich und klar herausgearbeitet – nichts geht unter, selbst in dichtesten Produktionen nicht. Bei den Mitten höre ich im Grunde keine Unterschiede.

Höhen
In den Höhen ist der PMX noch etwas polierter als der PP8. Zusammen mit dem anghobenen Tiefton könnte man von einer leichten V-Signatur reden. Aber die Anhebung ist so dezent, daß die Signatur weiterhin eher auf der neutralen Seite bleibt. Die Höhenwiedergabe schließt sich ohne Bruch an die Mitten an und fasziniert mit einer Klarheit und Details auf sprichwörtlich höchstem Niveau. Insgesamt aber wohlkontrolliert und soweit eingebremst, daß es keine nervigen Peaks oder Zischlaute gibt. Wie der PP8 sehr natürlich und korrekt.

Bühne
Die Bühnendarstellungmeistert der PMX wie der PP8 mit einer naturgetreuen Darstellung. Hier scheint nichts künstlich auseinandergezogen oder komprimiert zu werden. Die Positionierung von einzelnen Instrumenten auf der imaginären Bühne gelingt ihm äußerst gut und vor allem sehr präzise. Somit schafft er eine glaubhafte Dreidimensionalität und damit ein liveartiges Erlebnis. Einmal mehr stellt der InEar hier seine abgeklärte Professionalität unter Beweis.

Separation & Auflösung
Die 10 Treiber spielen so grandios zusammen, daß es keinerlei hörbare Übergänge gibt. Alles geht Hand in Hand und wirkt wie aus einem Guß. Selbst dichteste Bombast-Rock Produktionen bringen den Multitreiber-InEar nicht an seine Grenzen. Immer ist klar und deutlich herauszuhören, was gerade jedes einzelne Instrument spielt.

Isolation
Ein Wort? Perfekt!
Aufgrund der oben bereits angesprochenen sehr guten anatomischen Gehäuseform und der daraus resultierenden optimalen Passform (bei mir), ist die passive Geräuschisolierung nahezu perfekt. Selbstverständlich sind alle Ohren anders, so dass man letztenendes selbst herausfinden muss wie wie gut der Kopfhörer sitzt. Die Form der Gehäuse ist aber anscheinend über lange Jahre so perfektioniert worden, dass hier ein guter Fit für möglichst viele Ohren erreicht wird.


Fotos


Fazit

Ja, der InEar Prophile 8 legt die Messlatte hoch. Doch der Promission X kommt locker drüber, legt sie noch etwas höher. Wobei es durchaus Geschmacksache ist: Der PP8 ist neutraler, der PMX „musikalischer“, energischer und mitreißender. Klar, er kostet auch einen Zacken mehr.

Wer bereit ist, über 2.000€ auszugeben und auf der Suche nach einem InEar ist, der so etwas wie das Endgame sein kann, der sollte einen Halt bei InEars ProMission X machen.

Auf Basis einer neutralen Abbstimmung ist der ProMission X an den entscheidenden Stellen betont und kombiniert so das Beste aus zwei Welten: Eine neutrale Spaßmaschine für alle Genres und Gelegenheiten!

Inear ProMission X | Bewertung

9.7

Sound

10.0/10

Verarbeitung

10.0/10

Tragekomfort

9.8/10

Preis/Leistung

9.0/10

Pros

  • Spaßiger Referenzklang
  • Sehr gute Passform
  • Detailliert und Präzise
  • Klasse Bassqualität

Cons

  • Teuer