Ich liebe meine KEF LS50 Meta!
Umso hellhöriger wurde ich natürlich, als ich die Ankündigung gelesen habe, daß KEF nun auch auf den Zug der True Wireless InEars aufspringt. Ich bin sehr gespannt, wie sich der Mu3 schlägt. Kann er sich vom riesenhaften Angebot an durchschnittlichen True Wireless InEars absetzen?


[Werbung] Der KEF MU3 wurde mir für diesen Test zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!


Mittlerweile gibt es ja von jedem Hersteller mindestens ein Modell plus dem ganzen Kram direkt aus Fernost für billiges Geld vom Grabbeltisch. Grad letztens hatte ich wieder drei Exemplare aus China hier, ich glaube um 50€/Stück. Klanglich gaaaaanz okay. Aber nur Bluetooth-Probleme. Unbrauchbar.

Meine Empfehlung lautet in letzter Zeit immer: Der Sennheiser Momentum True Wireless 2. Ganz klar für mich der mit Abstand bestklingende True Wireless InEar.
Die Frage ist: Kann man hier überhaupt noch eine nennenswerte Duftmarke setzen?

Wenn überhaupt, dann nur eine Company, die wirklich Erfahrung hat und nicht nur auf OEM Innereien vom fernöstlichen Technik-Trödelmarkt setzt. KEF gehört da auf jeden Fall dazu.


KEF True Wireless InEar Mu3

Beim KEF Mu3 handelt es sich um einen True Wireless InEar mit den üblichen Features. Er sticht hier zumindest auf dem Papier nirgends heraus. Allerdings ist er klanglich …… stopp! – der Reihe nach!

Der Mu3 bietet alles, was aktuell State-of-the-Art ist: Eine aktive Geräuschunterdrückung, Bluetooth 5.0, Telefonie, Spritzwasserschutz, schnelles Laden und einen Modus, um seine Umgebung „durch zu hören“. Der Preis? 229€.

Zur Klangerzeugung kommt ein 8.2mm dynamischer Treiber zum Einsatz.


Verpackung & Lieferumfang

Der Mu3 kommt in einer kleinen Pappschachtel. Man verzichtet auch Hochglanz, sondern belässt die Pappe so wie sie ist. Gute Idee, damit setzt man sich von anderen ab und gibt sich trendgemäß nachhaltig und natürlich. Ich finds sehr stylisch – das hat was!

Der Lieferumfang ist typisch:

Quelle: kef.com
  • Mu3 Noise Cancelling True Wireless Kopfhörer
  • Ladebox
  • USB-C-Ladekabel
  • 4 Sätze Silikon-Ohrstöpsel (groß, mittel, klein, kurz)
  • Schnellstartanleitung, Garantieinformation

Technische Daten

  • TREIBER: 8,2 mm
  • FREQUENZBEREICH: 20 – 20.000 Hz
  • EMPFINDLICHKEIT: 104 db / 1 mW bei 1 kHz
  • IMPEDANZ: 16 Ω
  • MAX. AUSGANGSLEISTUNG: 5 mW
  • BLUETOOTH: 5.0
  • CODEC: SBC, AAC
  • BLUETOOTH LEISTUNG: ≤13 dBm
  • BLUETOOTH-REICHWEITE: 10 m
  • BLUETOOTH-FREQUENZ: 2,402 GHz-2,48 GHz
  • LI-IONEN-AKKU: 55 mAh (Ohrhörer)/ 500 mAh (Ladecase)
  • AKKU-SPIELZEIT (OHRHÖRER): 9 Std. (BT + ANC eingeschaltet)
  • AKKULAUFZEIT (LADEBOX): 15 Std.
  • AKKULAUFZEIT NACH 5 MIN SCHNELLLADUNG: 1 Std. Akku-Spielzeit
  • ABMESSUNGEN (H X B X T)24,5 x 17,5 x 26,3 mm (Ohrhörer),33,5 x 62 x 52 mm (Ladebox)
  • GEWICHT 5,8 g (Ohrhörer), 46,8 g (Ladebox)
  • STROMEINGANG DC 5V 600mA

Design & Verarbeitung

Bereits auf den ersten Blick fand ich die Formensprache des Mu3 sehr außergewöhnlich und ansprechend. Runde, organische und fluide Formensprache – mal was anderes!
Die silber-glänuende Oberfläche sieht edel aus, gaukelt aber nur optisch Metall vor. In der Hand spürt man sofort, daß man es mit Kunststoff zu tun hat. Nicht per se etwas Schlechtes, aber echtes Aluminium wäre mal was gewesen.

Für das Design hat sich KEF den Industrie- und Produktdesigner Ross Lovegrove geholt, der auch schon eine Boxenserie für die Engländer entworfen hat.

Die Verarbeitung ist tadellos, es gibt keine Oberflächen-Patzer oder ungleichmäßige Konstruktion. Alles sieht perfekt zusammengefügt und verarbeitet aus. Selbst das Ladekabel ist kein Standard-Kabel, so wie es tausendfach beiliegt. Es ist schön weich, hat einen flachen Querschnitt und KEF hat es farblich abgestimmt auf Hörer und Case.

Das stylische Ladecase ist angenehm kompakt und leicht zu verstauen. Ein Kritikpunkt habe ich aber: Aufgrund der fluiden und runden Form ist das Gehäuse glatt und rutschig in der Hand. Um den Deckel aufzubekommen, muss man sich aber schon etwas einfallen lassen, denn die Finger rutschen auf dem glatten Material einfach ab…. das ist schlecht gelöst.


Komfort & Handling

Einmal ins Ohr eingesetzt, verschwinden die kleinen Gehäuse praktisch. Die runde Form ist hier ideal ausgefomt, die Größe für meine Ohren sehr gut gewählt. Der Tragekomfort ist genial. So unmerklich wie angegossen passen mir bisher keine True Wireless InEars. Die Bedienung über echte Tasten mit gutem Druckpunkt gelingt sehr gut. Ich bin froh, daß man auf die sonst ach so beliebte Touch Bedienung verzichtet. Fehleingaben – z.B. beim Einsetzen oder Justieren im Ohr – reduzieren sich so deutlich. Apropos Tasten: Es lässt sich sowohl die Musikwiedergabe steuern als auch die verschiedenen ANC Stufen durchschalten.

Die beiliegenden Tips sind toll, erinnern mich mit dem dickeren Innenteil an die Final oder RHA Tips. Auch hier: Das sind keine 08/15 Tips, sondern qualitativ richtig gute Dinger. Ich habe für mich die Großen gewählt, wobei Mittel auch passt. Im Liegen jedoch ziehen sich aufgrund der Schwerkraft die mittleren bei mir etwas „aus dem Seal“. Das passiert mit der größten Variante nicht.


Funktionen

ANC
Die aktive Geräuschunterdrückung eliminiert Aussengeräusche, ohne Details der Musik zu unterschlagen. Der Modus funktioniert gut und beeinträchtigt die Klangsignatur nicht. Im „Ambient“ Mode werden Außengeräusche durchgereicht, so daß bei Bedarf eine Lautsprecheransage gehört oder ein kurzes Gespräch geführt werden kann ohne die InEars herauszunehmen. ANC kann ebenfalls komplett ausgeschaltet werden.

Bluetooth
Eigentlich überflüssig zu erwähnen, aber die Bluetooth Verbindung funktioniert tadellos. Auch das Pairen gelingt auf Anhieb.

Freisprechen
Zur Kommunikation lässt sich natürlich auch mit den Mu3 telefonieren. Dabei ist die Sprachqualität sehr gut und die Bedienung wirklich störungsfrei. Bei Bedarf ist auch der Betrieb von nur einem der beiden InEars möglich.

Akku
Die Akkulaufzeit von 9 Stunden ist schon beachtlich. Wenn das nicht reicht, kann über das Case noch zweimal nachgeladen werden. Für Notfälle lassen sich innerhalb von 5min gut 1h Spielzeit aufladen.


Klangqualität

Hier wartet die eigentliche Überraschung. Der Mu3 klingt fantastisch! Ganz genau so, wie ich es von KEF erwarte – und das ist eigentlich das Beeindruckendste. Denn KEF hat es geschafft, den Klangcharakter ihrer Boxen (ich spreche hier zumindest von der LS50 Meta) auf diese kleinen Treiber zu übertragen. Was das heißt? Nun, der Klang ist hochpräzise, aber nicht analytisch. Bässe sind schnell und punchig, Höhen klar und spritzig. Die Mitten verbinden beide Enden gekonnt miteinander und ergänzen den Klang zu einer absolut ausgeglichenen und wohltuenden Signatur.

Bass
ist hier das Herausragende: Nicht von der Quantität, nicht falsch verstehen. Die Mu3 sind keine Bassmonster. Aber die Bassqualität ist einfach fantastisch. Bassdrums haben einen erstklassigen Punch und Druck, sind trocken, schnell und knackig. So mag ich das. Der Bass ist jederzeit kontrolliert und hat eine ausgezeichnete Kontur. Schwammig oder dröhnend – Fehlanzeige, auch bei hohen Lautstärken.

Mitten
Die Mitten sind saftig und haben Griff. Gitarrenriffs haben Energie und Durchsetzungskraft. Die weit verbreitete V-Signatur bei TWS sucht man hier glücklicherweise vergebens. Die Mitten stehen in einer guten Balance zusammen mit Bässen und Höhen. Gesang ist natürlich und klingt präsent und echt.

Höhen
Klar, präzise und sehr detailliert sind die Höhen im Mu3 abgestimmt. Spritzig und ohne nervende Spitzen werden z.B. Gitarrensoli oder auch Obertöne von Becken wiedergegeben.


Vergleich KEF Mu3 vs. Sennheiser Momentum True Wireless 2

Lange Zeit war der Sennheiser Momentum True Wireless 2 meine standard Empfehlung, wenn es um die klanglich „besten“ True Wireless InEars ging. Nun gibt es eine Alternative. Mehr noch. Um es vorweg zu nehmen: Es gibt eine neue Empfehlung!

Im Vergleich zum wärmeren Sennheiser spielt der KEF klarer und transparenter. Der Senni ist wärmer, der KEF eher analytischer. Dazu hat der Mu3 den noch schöneren Bass: Noch mehr Punch und Druck. Klasse!
Das Case und die Verarbeitungs- und Materialqualität ist beim Sennheiser wertiger. Zusätzlich punktet der Senni mit App incl. EQ und dem besseren ANC.
Beide sind klanglich nicht allzu weit auseinander. Wer es lieber wärmer mag und auch den Bass lieber fleischiger statt knackig hat, der ist wohl mit dem Senni besser bedient.
Ich bevorzuge im Moment aber die transparentere und direktere Spielweise des KEF.


Fotos


Fazit

Ich glaube man konnte es herauslesen: Der KEF Mu3 hat sich an die Spitze meiner Empfehlungsliste für True Wireless InEars gesetzt. Er konnte mich klanglich durch seine druckvolle, klare und präsente Abstimmung voll überzeugen – und zieht klanglich knapp am Sennheiser Momentum True Wireless 2 vorbei. Das bessere Gesamtpaket bietet nach wie vor der Momentum, dafür ist er aber auch noch ein Stück teurer.

Wer einen klanglich herausragenden True Wireless mit sehr guter Passform und unkomplizierter Bedienung sucht – voila! Der KEF sollte definitiv in die Auswahl einbezogen werden!


KEF True Wireless InEar Mu3 | Bewertung

9.3

Sound

9.8/10

Verarbeitung

9.0/10

Bedienung/Funktion

9.5/10

Komfort

9.5/10

Preis/Leistung

8.5/10

Pros

  • Ersklassiger Sound
  • Sehr gute Passform
  • Stabiles Bluetooth
  • Lange Laufzeit

Cons

  • Case schwer zu öffnen
  • Keine App