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L-Acoustics Contour XO | Testbericht

Durch einen Zufall bin ich auf den L-Acoustics Contour XO aus dem renommierten Hause L-Acoustics aufmerksam geworden. Dazu später aber die ganze Geschichte. Mit dem Contour XO bringt L-Acoustics ihren ersten und vielleicht einzigen In-Ear auf den Markt. Dieser wurde mit keinem anderen als Jerry Harvey persönlich kreiert. Nun haben sich beide Unternehmen einen kleinen Traum erfüllt. Bringt uns der L-Acoustics ebenfalls zum träumen?


[Werbung] Auch wenn ich den L-Acoustics Contour XO regulär erworben habe, sei dieser Hinweis an dieser Stelle erlaubt.


Der L-Acoustics Contour XO

Ich habe es bereits erwähnt. Es war purer Zufall dass ich über den Contour XO gestolpert bin. Geschubst ist wohl der bessere Begriff, da ein Leser unserer Seite mich über den Messenger kontaktiert hat und meine Meinung zum L-Acoustics Contour XO wissen wollte. Tja… Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch gar nicht dass es diesen IEM überhaupt gibt. Ich denke mal, dass es euch beim Lesen ebenfalls so geht. Wer hat denn bitte auf den Schirm, dass ein Lautsprecherhersteller für den Studiobereich und für Bühnentechnik einen eigenen und limitierten In-Ear auf den Markt bringt?… Ganz einfach – Nur Hardcore Fans. Danke Philipp!

Auf Anfrage für ein Testgerät gab es leider keine konkrete Antwort. Die Tage und Monate vergingen. Die Neugierde stieg. Er wurde schlussendlich über den direkten eStore von L-Acoustics erworben. Ich bereue diese Investition überhaupt nicht!

L-Acoustics

Nun kommt ein bisschen Background Wissen ins Review um den In-Ear überhaupt und etwas besser zu verstehen. L-Acoustics ist ein französisches Unternehmen im Audiobereich. Wir reden hier nicht über den Standard Hi-Fi Bereich (die werden natürlich auch versorgt) sondern über die richtig großen Teile. Sie rüsten mit ihren Lautsprechern die größten Bühnen und Konzerte der Welt aus. Kenner suchen zum Teil explizit nach den kleinen Logos auf den Konzertkarten. Wenn es nämlich abgedruckt ist, wird hier genialer Klang versprochen. Warum? L-Acoustics ist eine kleine Blase. Eine eingeschworene Kette. Das Studio wird mit den Studiolautsprechern ausgestattet und hier werden auch die Alben speziell abgemischt. Es gibt hierfür sogar eine ganz eigene Software. Weiter geht’s dann auf die Platte selbst aber auch auf die besagten Bühnen weltweit. Der abgemischte L-Acoustics Studiosound wird also zu nahezu 100% auf die Bühne transferiert. Geil oder?

Um nun den Klang genießen zu können müssen entweder Studiolautsprecher her oder die Suche nach den gekennzeichneten Konzerten beginnt. Hier kommt nun ein ganz anderer Big Player ins Spiel…

Jerry Harvey Audio

Jerry Harvey steht für erstklassige IEM Kopfhörer und ist einer der Pioniere der In-Ear Kopfhörer und versorgt so einige namhafte Musiker mit seinen optischen und technischen Schmuckstücken. Angefangen hat es in jungen Jahren als Roadie bei Van Halen. Alex Van Halen hatte den Wunsch, sich selbst auf der Bühne besser zu hören. Diesen Wunsch hatte auch der Rest der Band und so kam es dass die ersten seiner Exemplare entstanden. Nach Mundpropaganda kamen dann immer mehr Musiker auf ihn zu und ein eigenes Unternehmen entstand. Ihr kennt es sicher…. Ultimate Ears.

Nach geraumer Zeit im Business verschärfte und fokussierte sich die Kundengruppe immer mehr und es entstand das heutige Unternehmen – Jerry Harvey Audio. Nun wurden fast ausschließlich Custom In Ear Monitore für Audiophile oder Musiker weltweit gefertigt. Fast ausschließlich? Ja, denn nach der Kooperation mit Astell & Kern entstanden auch die ersten Universal In-Ears mit einer A&K Abstimmung. Daraufhin kamen auch die ersten Universal In-Ears direkt von JH Audio auf den Markt, die seinen persönlichen klanglichen Stempel trugen. Jeder seiner kreierten Kopfhörer wurde zu Beginn auch als Universal angeboten. So auch der L-Acoustics Contour XO.

Schaut gerne mal bei seiner Seite vorbei. Hier werdet ihr ausschließlich in der Kategorie „Custom“ Produkte auffinden, da die universellen Modelle recht schnell vergriffen sind. Den Contour XO werdet ihr vermutlich lange im Bereich der Custom IEMs auffinden. Der mir vorliegende In-Ear wird aber ausschließlich von L-Acoustics selbst für einen Preis von 1350€ verkauft. Aber Achtung! Versendet wird aus Großbritannien. Hier kommen noch ein paar extra Kosten auf euch zu.

Contour XO

Kommen wir nun zum Hörer selbst. Warum ist die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen überhaupt entstanden? Einerseits kam der Wunsch von L-Acoustics, ihre Toningenieure mit einem speziellen Kopfhörer auszustatten um die Bühnen und Studioarbeit zu erleichtern. Andererseits gab es auch den Wunsch von Jerry Harvey, der bereits in der Vergangenheit versucht hat den speziellen L-Acoustics Sound in seine Kopfhörer einfließen zu lassen. Dies blieb jedoch ohne Erfolg und somit erfreue ich mich gerade den Contour XO hören zu können.

Der L-Acoustics Contour XO ist ein reiner Multi BA In-Ear. Es werden hier ganze 10 BA Treiber von Jerry Harvey pro Seite verbaut. Jeder einzelne In-Ear entsteht in Handarbeit bei JH Audio in Orlando und ist somit ein Unikat. Die ganzen namhaften Patente und Features von Jerry wie Freqphase Waveguide, Sounddrive Technology und die Acoustic Sound Chamber fließen ebenfalls in diesen Kopfhörer mit ein. Auch das spezielle 7-Pin Kabel wird hier verwendet was sonst nur den Spitzenmodellen vorenthalten ist. Nur die klangliche Abstimmung und das Design wurde in direkter Abstimmung mit L-Acoustics erschaffen. Wahnsinn was hier kreiert worden ist!

[Quelle: eventelevator.de]

Technische Daten

Viel gibt es hier eigentlich nicht aufzulisten. Aber zur Vervollständigung hier die Daten die ich gefunden habe.

  • Custom-made Propietary Balanced Armature Drivers (10 per side)
  • Powered by Soundrive Technology: Quad Low, Dual Mid, Quad High
  • Premium 7-Pin Litz Wire Connector with Built-in O-ring
  • High Purity OFC 4N Silver-plated Cable
  • Variable Bass Attenuator (0 to +15dB)
  • Triple Bore with Freqphase Stainless Steel Tube Waveguide
  • Input Connector: 1/8″ (3.5mm), Gold-Plated
  • Integrated 3-way Crossover
  • Frequency Response: 10 Hz to 20 kHz
  • Impedence: 8 Ω
  • Input Sensitivity: 116 Db @ 1mW
  • Noise Isolation: -26 Db

[Quelle: jhaudio.com]


Verpackung & Lieferumfang

Die Verpackung des L-Acoustics Contour XO gestaltet sich überaus stylisch, modern und etwas diabolisch. Die Schachtel an und für sich ist wirklich klein und handlich gehalten. Das hat mich etwas verwundert wenn man überlegt was diese hier beherbergt. Warum ist sie nun etwas diabolisch? Die Farbgebung mit dem Verlauf von dunklem Rot zum nebligen Orange bis runter zu den Teufelsanbetern… Pardon, ich meine natürlich die L-Acoustics Jünger die gerade ordentlich abrocken. Dieses Farbschema nenne ich jetzt einfach mal diabolisch. Der linke Hörer wird groß und zentral in Szene gebracht und zeigt auch schon die Farbgebung des Contour XO. Oben rechts der Name des Models in typischer Word Schrift. Links unten hat das Logo von L-Acoustics und rechts das von Jerry Harvey Platz gefunden. Die Front ist etwas verspielt, aber nicht übertrieben oder unangebracht. Es zeigt in etwa für wen die Kopfhörer gemacht wurden… Konzertgänger und Genießer von Livemusik.

Auf der Seite zeigt sich die Kooperation der beiden Firmen mit dem Abdruck der beiden Gründer. Links ist Christian Heil und rechts Jerry Harvey. Nach einer kleinen Einleitung der beiden wurden auch noch ihre Unterschriften in einem Gold / Bronzeton abgedruckt. Sehr elegant. Auf der anderen Seite kommen nun auch beide Hörer zur Geltung mit dem „dezenten“ Hinweis, dass es sich hier um eine limitierte Edition handelt.

Auf der Rückseite sieht man die Explosionszeichnung und Anordnung der Treiber des Contour XO. Darunter die Eigenschaften der In-Ears und den Lieferumfang. Hier wirkt alles etwas sachlich und eher an die Kenner gerichtet was ich ebenfalls gut finde. Muss man immer alles so verspielt gestalten?

Beim Entfernen der Umverpackung kommt auch schon der nächste Eyecatcher daher. Nicht zu Übersehen kommt hier nochmals der Name des Modells in Gold und etwas dezenter in schwarz glossy abgedruckt das Jerry Harvey Logo zum Vorschein. Ja, man soll schon merken dass es ein JH In-Ear ist!

Aber es bleibt nicht nur beim groß abgedruckten JH Logo sondern „kaum“ zu übersehen kommt da noch das in gold abgedruckte L-Acoustics Logo ins Spiel. Hier mit dem Vermerk dass es sich beim Contour XO um eine L-Acoustics Creation handelt.

Die inneren Werte

Beim Aufklappen der kleinen Pappschachtel kommt gleich mal die typische wenn auch kurz und klein gehaltene Pflichtlektüre daher, die schnell beiseite darf… Denn darunter kommt auch schon die Metalldose zum Vorschein. Jetzt könnt ihr erahnen wie klein die Verpackung ist. Was darf auf dieser nicht fehlen? Na klar, die ganzen Logos die sich bei echt allen Parts hier durchzieht.

Weg mit der Dose und dem Schaumstoff und runter in den Keller. Hier zeigen sich schon die nächste Schar an Logos in Form zweier Sticker. Ich habe das Gefühl, dass sich Hardcore Fans egal welcher der beiden Firmen mega über dieses Goodie freuen dürften. Meins ist es zwar nicht. Aber okay. Etwas lieblos präsentieren sich die Silikon und Comply Tips in einer Tüte. Dies hätte man gegeben falls schöner lösen können. Aber das wichtigere sind ganz klar die In-Ears selbst zu denen wir gleich kommen.

Etwas versteckt am Rand der Schachtel ist ein kleiner Schlitzschraubendreher und das Reinigungstool aufzufinden. Also Vorsicht beim voreiligen Wegpacken der Verpackung.

Wo sind denn nun die In-Ears? Logisch. Sicherer gehts ja kaum. Sie befinden sich in der Metalldose die noch aufgeschraubt werden muss. Liebevoll eingelegt präsentieren sich nun die Hörer samt montierten 7-Pin Kabel. Alles ist hier schwarz, schwarz und noch mehr schwarz. Aber dadurch schimmern die Goldakzente so schön durch und bekommen richtig Platz um wirken zu können. Was sich in der Dose noch befindet ist ein Feuchtigkeitsentziehendes Granulat in einer Plastikdose was den Hörer vor Feuchte beim aufbewahren und transportieren schützt. Das ist hier der erste In-Ear bei dem ich so etwas überhaupt zu Gesicht bekommen habe. Gut mitgedacht!

Es hat irgendwie ein zufriedenstellendes Gefühl wenn man weiß dass dieser Lieferumfang und einfach alles mir vorliegende, sorgfältig von Hand verpackt wurde. Kennt ihr das Gefühl?


Lieferumfang

  • L-Acoustics Contour XO In-Ear Monitors
  • Premium Litz Wire Cable
  • Aluminum Round Case
  • Wax Tool
  • Bass Adjustment Tool
  • L-Acoustics Stickers
  • Flygirl Sticker
  • Owner’s Manual

[Quelle: jhaudio.com]


Design & Verarbeitung

Eins vorweg. Beim L-Acoustics Contour XO handelt es sich zwar um einen universellen In-Ear Kopfhörer. Da er aber in Handarbeit gefertigt wird, kann es gut sein dass sich die Modelle in geringer Weise unterscheiden. Ich gehe nicht davon aus dass es gravierend anders sein wird. Aber als Hinweis möchte ich das noch kurz angemerkt haben!

Die In-Ears, das Case und das Kabel haben eine hervorragende Verarbeitung und können mit Wertigkeit überzeugen. Ich werde gewohnt auf jeden Part im einzelnen eingehen.

Das Case

Die Dose ist hier wohl der gelungenere Begriff. So eine Art von Case hatte ich persönlich noch nie gehabt. Markus jedoch hat so ähnliche bereits in seinen Berichten präsentieren können. Nun hat sich so eine Dose erfreulicherweise auch mal bei mir blicken lassen.

Das Case besteht aus schwarz eloxierten Aluminium mit den Logos der beiden Unternehmen und dem Namen des zu beherbergenden Modells auf der Front. Also der Deckel ist schon gut überladen was Bezeichnungen und Beschriftungen angeht. Das könnte man auch ein klein weniger gestalten. Aber… Der Contour XO soll und will präsentiert werden. Für viele ist es vermutlich nur unangenehme Werbung. Andere wiederum werden es sicher toll finden mit der Dose aufzuschlagen um zu zeigen was man hier schönes in den Händen hält.

Das Gewinde wurde sehr fein gefertigt und lässt sich ohne Probleme auf und zuschrauben. Die Radien empfinde ich als sehr angenehm. So bekommt das kleine Case auch eine etwas weichere Form. Sogar die Bearbeitungsrillen des Drehverfahrens sind noch etwas zu sehen. Das alles gibt ihm zudem noch so einen industriellen Look. Wären die Werbungen nicht so präsent, würde ich sagen dass das Äußere nahezu perfekt ist.

Das Innere des Cases wurde mit schwarzen Samt verkleidet und schützt euren Contour XO vor etwaigen Kratzern. Platz ist hier genau für das Döschen mit dem Granulat, dem Schraubendreher, dem Reinigungstool und den Hörern inklusive Kabel vorhanden. Mehr könnt ihr hier nicht mittransportieren. Selbst für die aufgelisteten Parts ist etwas „Verstaukunst“ angebracht und erleichtert das Aufräumen und Verpacken ungemein.

Das Kabel

Ich habe selten ein so massiv wirkendes Kabel in meinen Händen gehalten wie das von Jerry Harvey. Es ist zwar massiv und dick. Aber auch schön weich und verdammt bequem zu tragen. Die Kabellänge wurde sehr gut gewählt. nachgemessen habe ich es nicht, aber es ist definitiv länger als meine Standard 1,2m Kabel.

Die Flechtung macht das Kabel hier zu irgendetwas untypischen und besonderen. Es wirkt wie kleine Perlen die aneinandergeheftet wurden. Komisch ist es schon. Wenn man es aber etwas auseinanderzwirbelt erkennt man die echte Struktur der vier Kabelstränge. Moment mal… Es sind zwar vier Stränge verflochten worden. Diese jedoch bestehen jeweils aus zwei Kabelsträngen. Somit haben wir hier acht feine kleine Kabel die zu einem dicken massiven Kabel in einer Art Kettendesign werden.

Die Besonderheit an dem Kabel ist vermutlich das Bass Adjustment was sich am Ende des Kabels etwa 10cm vom 3,5mm Klinkensteckers befindet. Hier gibt es zwei kleine Drehregler mit einem Innenschlitz zur Anpassung des Basses. Dafür ist auch der kleine Schlitzschraubendreher da, falls ihr euch das bereits gefragt habt. Mit diesem könnt ihr den Bass anheben oder auch reduzieren was sich am Klangbild merklich bemerkbar macht.

Als Stecker wird hier ein vergoldeter 3,5mm Klinkenstecker verwendet. Die Stecker, der Switch und das Bass Adjustment besteht aus gummierten Kunststoff was sich sehr angenehm anfühlt. Metall wäre hier sicher etwas wertiger, aber so fühlt sich jeder Part des Kabels sehr angenehm beim tragen an. Die Earhooks sind mit einem kleinen Draht verarbeitet worden damit ihr diesen an euer Ohr individuell anpassen könnt. Am Ende des Kabels befinden sich die zwei abgewinkelten 7-Pin Stecker die mit den Hörern verbunden werden. Alle Stecker wurden mit Jerry Harvey’s Flygirl versehen was ich ziemlich cool und sehr gelungen finde.

Alles in allen ist das mitgelieferte Kabel verdammt gut verarbeitet was sich auch beim Preis von 150$ bemerkbar macht. Es gibt zwar weit teurere Kabel. Aber dieses hier würde ich aktuell sogar bevorzugen. Mikrofonie am Kabel konnte ich auch nicht feststellen.

Die Hörer

Die Hörer wurden wie der Rest des Lieferumfangs wahnsinnig gut verarbeitet. Es gibt hier keine Grate oder störenden Übergänge / Konturen. Das Gehäuse der In-Ears fühlen sich schön glatt und sehr angenehm an. Auf den Bildern sehen die L-Acoustics Contour XO zwar schwarz aus. In Wirklichkeit aber wirken sie eher wie dunkles Grau. Es muss ja nicht immer Schwarz sein.

Die Faceplate sieht etwas wie ein Schild aus, was das Wappen des Heerführers trägt. Goldene Umrandung mit dem goldfarbigen L-Acoustics Logo stechen sofort heraus. Der Hintergrund erinnert an ein Gitter oder an ein Carbon Geflecht was dem Design etwas modernes gibt. An Eyecatchern war es das auch bereits. Lediglich der Ring um die 7-Pin Buchse ist goldfarbig was ein sehr stimmiges Bild hergibt.

Die Buchse ist zwar wirklich mächtig, aber beim Tragen kaum störend. Es ist etwas ungewohnt, das gebe ich zu. Dennoch hat man sich hier bei der Position wirklich Gedanken gemacht. Auf der Innenseite zeigt sich lediglich die Seriennummer des Hörers und sonst nichts. Das Design ist im allgemeinen sehr schlicht und alltagstauglich. Kein Bling Bling und auch kein langweiliger In-Ear. So die Mitte der Entfaltung des Designers würde ich sagen. Sehr gelungen!

In Sachen Verarbeitung gibt es noch eine kleine Kritik zu äußern. Denn bei meinem Exemplar hat sich leider ein kleiner weißer Fussel eingeschlichen. Er ist nicht wirklich störend. Wenn man aber weiß dass er da ist, stört er doch ungemein. Da hätte man bei der Fertigung schon etwas besser aufpassen können. Schließlich handelt es sich hier nicht um einen U200€ Kopfhörer!

Die Größe wird wohl eher der Knackpunkt für einige potentielle Käufer sein. Denn klein ist der nicht! In der Draufsicht präsentiert sich der In-Ear eher dezent. Wenn man ihn aber von der Seite betrachtet merkt man erst was das für ein Brocken ist. Großes Aber… Er ist sehr schön leicht was ihn zu einem sehr angenehm zu tragenden In-Ear macht. Hier stört einfach nichts!


Komfort & Isolation

Dann knüpfen wir gleich mal an wo wir aufgehört haben. Dem Komfort. Der Contour XO ist in Verbindung mit den richtigen Tips ein wirklicher Ohrenschmeichler. Das Schallröhrchen ist zwar sehr dick, aber auch sehr lang was das Gehäuse daran hindert ständig Kontakt zur Ohrmuschel zu suchen. Hier gibt es schonmal einen dicken Pluspunkt da man sich an der Form und gesamten Position des Nozzles und der Kabelbuchse wirklich Gedanken gemacht hat. Das sollte so gut wie jedem passen.

Das Kabel hat ebenfalls eine sehr gute Anatomie und Form. Der Earhook wurde mit einem Draht verstärkt und lässt sich so individuell und nahezu perfekt an das Ohr anpassen. Auch die Stecker des Kabels spielen dank dessen Winkel sehr gut beim Komfort mit. Ja. Er ist wirklich groß. Das muss jeden bewusst sein. Dezent im Ohren sitzen tut er nicht. Er trägt gut auf und auch aus dem Ohr heraus. Auf der Seite liegend Musikhören mit dem L-Acoustics Contour XO? Keine Chance. Ich stelle mir das mehr als schmerzhaft vor.

Da es sich beim Contour XO um einen reinen BA In-Ear handelt wurde auf eine Belüftungsbohrung verzichtet. Die passive Isolation ist sehr gut und isoliert ordentlich von der Außenwelt wenn ihr den Hörer mal auf Pause habt. Ein Gespräch mit den In-Ears im Ohr könnt ihr somit vergessen.


Persönliches Upgrade

Der L-Acoustics Contour XO hatte es zu Anfangs gar nicht leicht bei mir. Der Grund war der letzte In-Ear den ich vor ihm gehört habe – der FiiO FD7 (Test). Wenn man erstmal sein Trommelfell von dem Bass verwöhnen lassen hat, wird es denke ich immer schwierig für einen reinen BA In-Ear in den Tiefen zu überzeugen.

Anfangs war die Enttäuschung groß. Aber in unseren Kreisen weiß man es einfach. Das Gehör muss sich erstmal an den neuen Klang gewöhnen. Auch nach einer Woche hat mich der Contour XO nicht wirklich von den Socken gehauen. Leider. Angefangen habe ich dann mit verschiedenen Tips. Der Nozzle ist so dick, dass man hier wirklich passende Tips finden muss. Ich hatte so einige Spinfits in verschiedenen Formen und Größen probiert und habe keinen guten Halt und auch keinen besseren Bass erzielen können. Dann habe ich meine AZLA SednaEarfit XELASTEC (meine aktuellen Favoriten) in einer kleineren Größe aufgezogen und… Bingo! Damit war der Halt besser und auch die Tiefen hatten etwas mehr Druck. Aber das war es leider noch nicht so ganz was ich mir erhofft habe.

Gott sei Dank hatte ich durch Zufall einen Post von JH Audio auf Facebook wahrgenommen mit dem Slogan „Ihr wollt es. Ihr bekommt es!“ Die Rede war von dem 7-Pin Kabel in der 4,4 mm Klinke Version. Jawohl… Wer mich kennt und schon etwas von mir gelesen hat weiß, dass ich ein Fan des 4,4 mm Anschlusses bin. Also erwartete ich dieses Mal ein Paket aus den USA, in der Hoffnung endlich „glücklich“ zu werden. Was soll ich sagen. Das war dann wirklich das letzte Teil des Puzzles. Der Contour XO wurde präsenter und energischer. Genau das wollte ich erzielen. Aber wartet mal… Kommen wir jetzt endlich zum Klang.


Klang

Da der Contour XO aus dem Hause L-Acoustics stammt, ist die klangliche Abstimmung eigentlich bereits zu erahnen. Er spielt sehr gut detailliert in allen Bereichen. Was er am besten kann ist das Wiedergeben von Saiteninstrumenten. Basssolos habe ich so noch nie erleben können. Jede Saite die gespielt wird klingt knackig, brummig und straff. Da kommt man sich schon fast vor als läge man mit dem Ohr direkt an der Gitarre auf. Geil.

Die Mitten spielen trotz BA Treiber sehr natürlich und organisch. Sie wirken nie steril oder kühl. Sie behalten eine sehr gute Balance zwischen Analytik und Lebhaftigkeit. Ähnlich ist es auch bei den Höhen. Diese wirken etwas vordergründlicher und schärfer. Sie werden es aber nicht. Brillanz und Klangfarben sind hier genau richtig. Da haben die Toningenieure richtig gute Arbeit geleistet.

Wollt ihr wissen welche Genres hier einfach perfekt sind? Ich habe hier meine Live Alben und im allgemeinen meine ganze Scharr an Rock und Metalmusik neu lieben gelernt. Auch wenn es keine Livealben waren kamen sie mir doch ein Stück weit so vor. Dazu aber bei den Songbeispielen mehr.

Klang im Detail

Ich habe für die Klangbeschreibung meinen A&K SR25 MK2, meinen FiiO M11 Plus LTD und den iBasso DX220 MAX (Test) verwendet. Als Kabel diente mir das 4,4 mm Kabel von JH Audio und als Tips die AZLA SednaEarfit XELASTEC. Ich habe bei der Klangbeschreibung den Regler des Bass Adjustment etwa bei 75% gehabt, da sich hier der Klang für mich am lebendigsten und natürlichsten anfühlt. Deshalb der Vermerk!

Tiefen und Bässe (bei etwa 75%)

In den unteren Regionen kann der Contour XO mit einem sehr guten Grad an Details im Bass punkten. Obwohl der Contour XO „nur“ mit BA Treibern ausgestattet ist, kommt bei elektronischen Bässen ein ordentlicher und knackiger Bass zu Stande. Bei so manchen „sanfteren“ Aufnahmen bleiben die Bässe eher dezent und verhalten sich ruhiger und sanfter in der Empfindung. Sie bleiben jedoch jederzeit gut hörbar und machen auch so sehr viel Spaß. Der Contour hat genügend Bassreserven die auch zu Tage kommen, wenn sie abgefragt werden. Bei älteren Rock und Metal kann das Schlagzeug je nach Track mit knackigen Punches und guten Attack punkten. Hier könnte der Bass aber gerne einen ticken mehr und noch etwas mehr im Vordergrund sein. Dies ist jedoch den Tracks zuzuschreiben.

Wenn man nun an die Basssaiten rangeht, verhält sich der Contour XO sehr natürlich und kräftig. Das Zupfen der Saiten hat richtig Körper, klingt nahezu plastisch und auch das Nachschwingen kann man nahezu spüren und raushören. Für einen reinen Multi BA In-Ear kann der Contour XO auch teilweise mit Hybriden mithalten. Diese gehen zwar noch eine Etage runter und bieten mehr Tiefbass, der BA Bass bleibt aber stets kontrolliert mit einem schönen klar definierten trockenen Punch und sehr guten Attack. Ich mag den BA Bass sehr und weiß ihn mittlerweile zu schätzen. Wer etwas mehr haben will, kann die Bassschrauben auch auf 100% aufdrehen. Bei 75% klingt für mich der Bass aber am natürlichsten!

Mitten (bei etwa 75%)

Der Übergang von den oberen Tiefen zu den unteren Mitten meistert der Contour XO mit Bravour. Ich kann keine Absenkung oder Anhebung heraushören. Die Mitten fügen sich Hand in Hand zu den Tiefen was dem ganzen etwas Wärme zuspielen lässt. Die Gesänge rücken etwas in den Vordergrund und präsentieren die männlichen Vocals sehr klar und überaus angenehm. Instrumente wie Piano, Trompeten oder die geliebte Akustikgitarre sowie die E-Gitarre spielen sehr klar und überaus detailliert. Der Contour XO ist gefühlt für Saiteninstrumente geschaffen. Das hört man bei jeder gezupften Saite. Im Allgemeinen fehlt es hier nicht im Geringsten an Details was auf die Harmonie zwischen den 10 BA Treibern schlussfolgern lässt. Weiblicher Gesang wird etwas direkter und lauter dargestellt mit einem schönen Grad an Romantik und Wohlfühlklang. Hier wirkt nichts scharf, penetrant oder bohrend.

Höhen (bei etwa 75%)

Im Bereich der oberen Mitten zu den Höhen ist, wenn dann nur eine kleine Absenkung hörbar was den weiblichen Vocals diesen dezenten Grad an angenehmer Romantik und Harmonie beschert. Der Gesang wirkt zwar ein kleines bisschen härter und nicht so weich wie der männliche Gesang, bleibt aber angenehm in der Empfindung. Cymbals überzeugen mit einem sehr klaren Funkeln und schönen Glanz und wirken nie scharf. Auch Zischlaute konnte ich nicht feststellen was ich sehr verwunderlich finde, da mir die Höhen schon etwas angehobener vorkommen. Wer also wie ich empfindlicher im Hochtonbereich ist, sei entwarnt. Einen unangenehmen Peak gibt es hier Gott sei Dank nicht. Die Klangfarben haben einen wunderschönen Glanz. Der ganze Höhenbereich bietet diese gewisse Art von Luftigkeit und lässt Tracks einfach wohlwollend und leicht klingen.

Bühne und Separation

Hier kann ich nicht meckern. Die Abstimmung von L-Acoustics wirkt sich sehr positiv auf die Klanggbühne aus. Diese wirkt etwas überdurchschnittlich weit. Nochmal zur Erinnerung. Es handelt sich hier um einen komplett geschlossenen In-Ear mit ausgezeichneter Isolation! Die Bühne klingt in keiner Weise unnatürlich oder künstlich. Die Separation der Instrumente und Zuordnung der Klänge gestaltet sich hier ebenfalls sehr leicht. Dieser In-Ear ist für und mit Tontechniker erschaffen worden die mit dem L-Acoustics System arbeiten. Fazit ist, dass ich hier eine schöne weite Bühne höre, mit sehr klarer Trennung der Instrumente und einer schönen Transparenz.

Ihr könnt euch da gerne mit dem Bass Adjustment spielen. Von Flach (0%) bis BA Basswumme (100%) ist hier einiges geboten. Dies macht den L-Acoustics Contour XO zum variablen beinahe Alleskönner. Wer mehr Bass bevorzugt wird wohl eher zum Hybriden mit dynamischen Treiber greifen müssen. Wer aber wie ich BA Bässe bevorzugt, kann hier sehr glücklich werden!


Songbeispiele

Wie auch bei meinen anderen Berichten möchte ich euch anhand ein paar Songbeispielen den Klang etwas näher bringen. Die Beispiele sind je nach Laune entstanden. Es besteht also kein Schema hinter den Tracks.

Linkin Park – Blackout

Der Track baut in den ersten paar Sekunden an Lautstärke auf und geht gekonnt in das kleine Trommelspiel über. Auch das dazugeschaltete Keyboard verzückt sofort mit dunkleren Tönen und ordentlichen Details. Auch der Synthesizer überzeugt mit absoluter Klarheit. Nun setzt auch der Gesang und die Bässe ein. Der Gesang bleibt über den kompletten Track über sehr detailliert und bietet einiges an Brillanz, Helligkeit und Klarheit. Er wird nie schrill. Selbst das Screamen bleibt voll im Rahmen und bringt keine unschönen Peaks in den Höhen heraus. Die Bässe bleiben kontinuierlich trocken und punktgenau punchig. Nur beim kurzen Scratching Part des Tracks kommt er etwas aus der Reserve und überzeugt mit gutem Tiefbass. Der Part von Mike ist mehr im Vordergrund und wirkt intimer.

Limp Bizkit – Take a Look Around

Was soll ich hier sagen. Das Paradebeispiel für den L-Acoustics Contour XO. Rock… Die Gitarre zu Beginn mit dem anschließenden Zupfen der ersten Basssaiten bringt richtig Stimmung auf. Die Seiten vibrieren nahezu am Trommelfell. Geil. Das Schlagzeug überzeugt sofort mit den Becken und den ersten Drums. Geile knackige und kurze Bässe. Der Gesang von Fred ist absolut detailliert und eine Nuance im Vordergrund (gut bei Sprechgesang). Jetzt kommt der Refrain und es baut sich immer mehr der Drang zum abrocken auf. Schlagzeug, Gitarre und Bass bleiben perfekt getrennt ohne zu analytisch zu klingen. Die Bühne wirkt kompakt aber schön positioniert. Also wirklich, Saiteninstrumente kommen ja sowas von geil zur Geltung. Wow. Auch zum Schluss hin bei dem kurzen ruhigeren Part kann das Schlagzeug vollends beeindrucken.

Eskimo Callboy – Light the Sky

Aus gegebenen Anlass auch noch ein Track einer meiner Lieblingsbands. Der Track beginnt mit Screamen und sofortigen Instrumentenmix. Der Gesang ist hier klar mehr im Vordergrund was zur Verständigung sehr zum Vorteil ist. Das Schlagzeug hat etwas mehr Präsenz und schöne trockene harten Punches. Die Gitarre und der Bass bewegen sich mehr im Hintergrund und kommen bei den „ruhigen“ Parts des Tracks verdammt geil zur Geltung. Trotz absoluter Überlagerung der Instrumente bleiben alle gut hörbar und auch heraushörbar. Es braucht hier zwar mehr Konzentration, aber wen stört dass schon bei Metal. Das muss knallen… Und das bringt der Contour XO perfekt rüber. Hier kommt der angesprochene Mix an Analytik und Musikalität zur Geltung.

Ich könnte hier nun noch ein paar Beispiele mehr auflisten was aber nichts an der Meinung des Klangs ändert. Er bleibt stetig klar, analytisch und dank dem Hauch der Wärme auch musikalisch genug um seine Tracks richtig genießen zu können.


Fazit

Auch wenn wir ein paar Anlaufschwierigkeiten hatten muss ich einfach zugeben, dass ich den L-Acoustics Contour XO richtig mag. Er hat einen meiner Favoriten komplett abgelöst und für Rock greife ich fast ausschließlich zum Contour XO. Wo andere Hörer im Setup analytisch und teilweise auch glatt und überaus fein wirken, kommt beim XO dieser gewisse „rotzige“ Sound daher was ich bei Rock einfach bevorzuge. Ein paar Ecken und Kanten hat er, ja. Aber genau die machen es aus!

Wer eine kleine Besonderheit und Rarität besitzen möchte, der ist beim Contour XO genau richtig. Ihr könnt euch sicher sein, dass ihr euch dann in einem eher kleinen Kreis von Nutzern befinden werdet. Eine L-Acoustics Creation made by Jerry Harvey. Das klingt schon fast überzeugend.

Wirklich überzeugend ist aber der Preis für einen Multi BA mit je 10 Treiber pro Seite. Mit 1350€ ist er zwar nicht billig. Aber es geht auch teurer. Das Klangtuning von L-Acoustics bringt euch wirklich einen Hauch von Live Musik nahe. Das Design ist schlicht und elegant. Die Verarbeitung ist ebenfalls sehr gut… Ich könnte noch mehr schreiben. Aber irgendwann ist auch gut. Mein Schlussplädoyer lautet:

Der L-Acoustics Contour XO konnte mich überzeugen und tut es immer noch. Für mich hat er die richtige Balance zwischen Musikalität im Klang und Analytik. Wollt ihr ihn auch? Denkt daran. Er ist limitiert und könnte auch schnell weg sein!…

L-Acoustics Contour XO | Bewertung

9.5

KLANG

9.7/10

VERARBEITUNG

9.3/10

KOMFORT

9.5/10

PREIS/LEISTUNG

9.3/10

Pros

  • Schlichtes Design
  • Optimale Balance des Klangs
  • Hervorragendes Kabel
  • Handarbeit

Cons

  • Für meine Geschmack zu viel "Werbung"
  • Kein Vertrieb in der EU