Klar, den Neumann Schriftzug hat wohl jeder Musiker bereits irgendwann einmal gesehen. Die Mikrofone des deutschen Traditionsherstellers sind ikonisch und in Tonstudios weltweit verbreitet. Aber Kopfhörer? Kopfhörer sind Neuland für Neumann. Aber da die Firma zu Sennheiser gehört, liegt diese Entwicklung irgendwie auf der Hand. Und so ist mit dem geschlossenen Over-Ear NDH20 nun der erste Kopfhörer von Neumann zu haben.


[Werbung] Der Neumann NDH20 wurde mir für diesen Test leihweise direkt von Neumann zur Verfügung gestellt – vielen Dank!


Der Neumann NDH20

Daß Neumann zu Sennheiser gehört, wird sofort deutlich. Beim Neumann NDH20 handelt es sich rein äußerlich auch um einen alten Bekannten. Die Konstruktion ist in Teilen dem Sennheiser HD630vb entliehen, einem geschlossenen OverEar Kopfhörer mit variablem Bass. Die eingesetzten 38mm Treiber sind aber eine Neuentwicklung.

Im Gegensatz zum Sennheiser HD630vb, welcher eher für den Consumer-Markt entwickelt wurde, handelt es sich beim Neumann NDH20 vorrangig um ein professionelles Werkzeug, welches aufgrund seiner versprochenen Linearität und guten Schallisolierung hauptsächlich für den Studioeinsatz oder andere Monitoringaufgaben konzipiert ist. Unnötig zu erwähnen, daß neben professionellen Anwendern auch ein nicht gerade kleiner Teil der audiophilen Kopfhörerfans eine ausbalancierte und akkurate Klangsignatur zu schätzen weiß.

Ein weiteres, wichtiges Unterscheidungsmerkmal: Das Kabel ist beim Neumann steckbar. Dem Lieferumfang liegen auch gleich zwei verschiedene Strippen bei: Ein gestrecktes 3m Kabel und zusätzlich ein praktisches Spiralkabel mit einer Länge von 1-3m.


Design, Qualität & Tragekomfort

Beeindruckend, was Neumann hier abliefert. Der Kopfhörer ist verarbeitungstechnisch auf allerhöchstem Niveau. Ebenso weiß die Materialauswahl zu begeistern: Die hochwertige Metallkonstruktion macht einen absolut zuverlässigen und langlebigen Eindruck.

Der Neumann NDH20 kommt in einer flachen, aufklappbaren Pappschachtel – eingebettet in ausgeschnittenem Formschaum. Im Deckel unter einer Pappklappe ist das Zubehör untergebracht. Nimmt man den Kopfhörer das erste Mal in die Hand, fällt sofort die Wertigkeit auf.

Der Kopfhörer

Das faltbare Design versprüht Professionalität und Style zugleich. Das silberfarbene Aluminium mit abgedrehter Hochglanzfase an den Gehäusekapseln ist robust und gleichzeitig sehr stylisch.
Aluminium und Metall sind die dominierenden Werkstoffe. Die gesamte Konstruktion macht den Eindruck, als wäre sie einem harten Studioalltag locker über Jahre gewachsen. Plastikteile muss man schon bewusst suchen – dann findet man sie im Bereich der Aufhängung und der Bügelverstellung. Aber selbst die Treibergehäuse sind aus Aluminium gefertigt – das wurde mir auf Nachfrage von Neumann nochmals bestätigt. Solch ein Materialaufwand hat natürlich seinen Preis: Die 390 Gramm (ohne Kabel!) machen sich bei längeren Sessions schon etwas bemerkbar.

Wie es sich für einen geschlossenen Studiokopfhörer gehört, ist vermutlich der Anpressdruck nix für empfindliche Köpfe. Ein guter Seal und damit akustische Abschottung von der Umwelt machen das jedoch erforderlich. Mir ist persönlich aber auch ein fester Sitz lieber als ein zu lockerer.
Der gut ausgewogene Verstellmechanismus im Bügel rastet fest und sicher, ist aber trotzdem leicht zu verstellen. Auch hier spürt man die Verarbeitungsqualität.

Trotz Gewicht und Anpressdruck ist der NDH 20 aber für mich keineswegs unkomfortabel -ich kann mit ihm mehrere Stunden genüsslich hören. Der Beyerdynamic T5p oder der audio-technica MSR7b sitzen aber deutlich bequemer.
Neumann hat aber beim NDH20 eine sehr gute Balance zwischen einem professionellen, festem Sitz und gleichzeitiger Wohnzimmertauglichkeit gefunden.

Die Kabel

Die Kunststoffummantelung des gestreckten Kabels ist hart, ausserdem hat es einen ausgeprägten Memoryeffekt. Es verliert auch nach bisheriger, tagelanger Nutzung nicht die Wicklungen, die es sich während des Transports gemerkt hat. Dieses Gedrille ist nervig. Ständig hängt mir eine Kabelwindung an der Wange, vorm Gesicht, auf dem Arm (am Schreibtisch) oder ist einfach sonstwo irgendwie im Wege. Ein gestrecktes Kabel sollte aufgrund des Eigengewichts locker und plan auf z.B. dem Schreibtisch aufliegen. Im Sennheiser Sortiment befinden sich durchaus bessere Exemplare – z.B. im Lieferumfang des HD660S (Testbericht hier). Des weiteren weist das Kabel eine recht präsente Mikrofonie auf – beim Hören sollte man sich also nicht allzuviel bewegen oder das Kabel berühren.

Ganz anders das Spiralkabel. Hier spürt man den professionellen Studioanspruch. Es ist durch die Spiralform ähnlich eines Telefonhörerkabels (kennt die noch jemand?) so gut wie nie im Wege. Allerdings zieht es aufgrund des Eigengewichts auch etwas mehr am Kopfhörer als es sein müsste, das Kabel ist schon ordentlich schwer.

Die 3.5mm Stecker sind robust und geben keinen Anlass zur Kritik. Die proprietäre einseitige Bajonett-Verriegelung am kopfhörerseitigen 2.5mm Stecker verhindert zwar ein versehentliches Ausstöpseln im Studioalltag, allerdings ebenso einen symmetrischen Betrieb.

Die beiliegenden Kabel haben Potential zur Verbeserung – zumindest für mich als nicht-professionellen Heimanwender. Vielleicht schaut man beim Nachfolger mal genauer in den Schubladen von Sennheiser nach.

Die Tasche

Tasche ist schon zuviel gesagt, Neuman legt leider nur einen dünnen Stoffbeutel bei. Hier hätte ich mir – nicht zuletzt aufgrund des angepeilten, professionellen Einsatzgebietes des Kopfhörers – eine bessere Lösung gewünscht. So wäre ein robustes Transportcase/Hardcase durchaus begrüßenswert. Das kann nicht die Welt kosten, und mit knapp 500€ ist der NDH20 ja schließlich auch kein Billigheimer und hätte m.M.n. eine vernünftige Box verdient.


Technische Daten

Die Angaben zu den technischen Daten auf der Neumann-Webseite sind vorbildlich und sehr umfangreich. Neben den üblichen Angaben wie Frequenzgang und Empfindlichkeit, listet Neumann auch den Anpressdruck, die Isolation und sogar die verwendeten Farbtöne auf. Sehr vorbildlich und informativ!

TragesystemKopfbügel
FaltbarJa
Ankopplung an das OhrOhrumschließend
WandlerprinzipDynamisch, geschlossen
Durchmesser des Wandlers38 mm
Wandler-MagnetNeodym
Material der MembranDuofol
Schutz des WandlersGitter mit Stoff überspannt
Nennimpedanz150 Ohms
Übertragungsbereich5 … 30.000 Hz
Empfindlichkeit bei 1 kHz/1 Vrms114 dB SPL (1 kHz, 1 Vrms)
Maximale Belastbarkeit1000 mW
Nennbelastbarkeit200 mW
Klirrfaktor bei 1 kHz und 100 dB SPL<0,10%
Schallisolation>34 dB (>4 kHz)
KabelanschlussEinseitig, rechte Ohrmuschel
Steckverbinder3,5 mm (1/8″) Klinkenstecker (gerade), Adapter für 6,3 mm (1/4″)
KabellängeSpiralkabel 1,5 – 3,0 m (5′ – 10′), gerades Kabel 3,0 m (10′)
KabelgewichtSpiralkabel 100 g (3,5 oz), gerades Kabel 60 g (2,1 oz)
Andruckkraft5,5-6,8 N
Gewicht ohne Kabel390 g
Abnehmbares KabelJa
Austauschbare OhrpolsterJa
Farben – KopfbügelRAL 9006 Weiß-Aluminium / RAL 7016 Anthrazit Grau
Farben – HörmuschelRAL 9006 Weiß-Aluminium
Farben – OhrpolsterRAL 7016 Anthrazit Grau / RAL 2011 Orange
Farben – KabelRAL 7016 Anthrazit Grau
Materialien – KopfbügelFederstahlband, Aluminium- und Kunststoff-Beschläge, Kunststoffeinfassung
Materialien – HörmuschelAluminium
Materialien – OhrpolsterStoffummantelter Memory-Schaumstoff
Betriebsbedingungen+10° C bis +40° C, <90% RF; nicht kondensierend
Transport- / Lagerbedingungen-25° C bis +70° C; <90% RF; nicht kondensierend
Verpackungsmaße (H x B x T)245 x 255 x 84 mm
Verpackungsgewicht1,22 kg
Verpackungsvolumen0,005 m³

[Quelle: Neumann]


Lieferumfang

Der Lieferumfang ist gut. Die Zugabe von zwei unterschiedlichen Kabeln ist löblich, das Fehlen eines robusten Cases finde ich hingegen wie bereits erwähnt sehr schade. Anyway, in der Box befindet sich:

  • Kopfhörer NDH 20
  • Gerades Kabel
  • Spiralkabel
  • 6.3 mm (1/4″) Adapter
  • Schutzbeutel
  • Kurzanleitung
  • Sicherheitshinweise

Klangqualität

Kommen wir endlich zum Hauptteil des Reviews.
An dieser Stelle eine Warnung: Der Neumann NDH20 könnte so etwas wie eine augenöffnende Erfahrung sein: Linearität ist keineswegs gleichzusetzen mit Langeweile. Mit einer Impedanz von 150Ω ist der NDH20 zwar nicht übermäßig leistungshungrig, verlangt aber doch nach adäquatem Antrieb. Am Smartphone kommt er nicht zur vollen Entfaltung. Getestet habe ich den Kopfhörer an meinem Questyle CMA400i (Test) und am iBasso DX220 (Test).

Der Neumann NDH20 hat mir ein Flashback beschert. Und zwar fühlte ich mich an den Mix unserer ersten CD damals erinnert. Diese Studiomonitore seinerzeit – keine Ahnung von welchem Hersteller die waren – haben mich damals nachhaltig beeindruckt. Der trockene, punchige und klasklare Bassdruck hat mich fasziniert – nirgendo hat unsere CD je wieder so geil geklungen – bis heute… Denn genau dieses direkte, ehrliche und drückende Soundgewand hat mir der Neumann von den ersten Takten an vors Trommelfell geknallt.

Der NDH20 soll in erster Linie ein Werkzeug für professionelle Anwender sein. Deshalb hat man ihn „neutral“ abgestimmt. Soll heißen: Im Gegensatz zu Consumerprodukten, bei denen gerne ein wenig an der Bass- und Höhenschraube gedreht wird um mehr auf den Putz zu hauen, hat man hier Wert auf einen möglichst ausgeglichenen Frequenzgang gelegt. Keine Bereiche sollen über- oder unterrepräsentativ klingen. Klingt das dann nicht langweilig? Nein, keineswegs! Aber aufgrund der „fehlenden“ Wärme kann er für manche schon etwas unspektakulärer daherkommen im ersten Moment.

Aber was mich ganz persönlich beim NDH20 vom ersten Augenblick an wirklich so richtig geflasht hat, ist diese ehrliche und knackige Musikwiedergabe. Neutralität im besten Sinne bedeutet ja auch nicht, daß Bass oder Höhen fehlen. Sie sind halt nur in dem Maße vorhanden, wie auch auf der Aufnahme verewigt. Nicht mehr und auch nicht weniger. Das hat den Vorteil, daß mit dem NDH20 nahezu JEDES von mir angespielte Album unglaublich viel Spaß gemacht hat. Gerade höre ich Chrash von der Crossover-Funk-Metal Band Mordred aus den seligen 1995ern. Und das klingt so modern, frisch und mitreißend als wäre die Musik gestern erst entstanden.

Auf der anderen Seite lassen auch moderne Produktionen – Stichwort Loudness-War – den NDH20 völlig unbeeindruckt seiner Gangart folgen. Nichts verzerrt, nichts klingt irgendwie komisch oder unpassend. Und im übrigen auch nie nervig: Denn auch wenn die Höhen nicht abrollen, sind sie etwas softer und nicht nervig oder schrill. Nie. Selbst das Album Persevere von Sink the Ship, welches im Bereich der Cymbals sehr grenzwertig abgemischt ist und auf einigen Kopfhörern knapp an der Schmerzgrenze kratzt (für mich unhörbar mit dem RHA CL2), lässt sich ohne schmerzverzerrtes Gesicht auch mit höheren Lautstärken konsumieren. Ganz. Großes. Kino.

Achtung: Immer an das Gehör denken und es nicht übertreiben! Ihr habt nur dieses eine. Der NDH20 verführt geradzu zu lautem Hören, denn er bleibt auch bei hohen Pegeln traumhaft linientreu und zeigt keinerlei Verzerrungen.

Bass
Im Bassbereich erinnert der NDH20 an gute und neutrale Studioboxen. Die Bassmenge ist nicht übertrieben und fügt sich in das lineare Frequenzspektrum gut ein. Bassheads müssen umdenken oder einen anderen Kopfhörer wählen. Oder aber mal genau hinhören: Denn der Verlust an augenscheinlichem Bass ist nicht dem gänzlichen Fehlen der tiefen Frequenzen geschuldet, sondern eher dem etwas moderateren Pegel in der Abstimmung in diesem Bereich. So bleiben selbst im Bass mächtig abgemischte Sachen auf der sicheren Seite – keine Spur von Verzerrungen. Dafür sind Bassdrums aber richtig knackig, fest und punchig mit vorbildlichem Attack.
Für Genres aus dem härteren Bereich und Metal ist der Bass deshalb genial: Selbst schnellste Doublebassdrum-Pattern werden differenziert und sauber wiedergegeben.

Mitten
In dem für Rock und Metal wichtigen Bereich der Gitarren gibt sich der Neumann ausgeglichen und akribisch. Fette Gitarrenriffs entwickeln so eine griffige Textur, die gleichermaßen Druck aufbauen und Detailreichtum ermöglichen. Transienten, z.B. der Attack von knallig gestimmten Snaredrums, sind sauschnell und trocken. Für Metal ist der NDH20 demnach vorbildlich abgestimmt. Bei Jazz und vokallastiger Musik führen die moderaten Mitten dazu, daß Stimmen nicht plakativ im Vordergrund stehen. Manch einem könnte das zu wenig Focus auf den Gesang legen. Für mich mit meiner präferierten Musikrichtung passt das aber ideal, denn auch leicht angehobene Mitten sind bei Metal je nach Produktionsqualität der Aufnahme oft schon grenzwertig.

Höhen
Den sanften Höhen fehlt jede Schärfe und Sibilanz – und das ohne auf Detailreichtum und Brillianz verzichtet werden muss. Der NDH20 gibt sich ähnlich wie im Bassbereich auch im oberen Frequenzbereich eher zurückhaltend und zeigt seine Leistung erst dann, wenn sie abgerufen wird.

Bühne & Separation
Bauartbedingt besitzen geschlossene Kopfhörer i.d.R. eine engere Bühnenpräsentation als ihre offenen Kollegen. Der Neumann NDH20 bildet hier auch keine Ausnahme und bietet keinen Panorama-Klang. Bei Filmmusik bezahlt man das mit einem geringeren Bombastfaktor.

Isolation
Als Studiomonitor oder noch viel mehr als Werkzeug on the road beim Abmischen von Konzerten o.dgl. ist eine möglichst hohe Isolation vor Aussengeräuschen essentiell wichtig. Neumann gibt die Isolation mit >35dB an. Und das spürt man sofort beim Aufsetzen der Kopfhörer. Als hätte man die Umgebung abgeschaltet. Beeindruckende, passive Isolation.


Hörbeispiele

Killswitch Engage

Killswitch Engage melden sich mit einem beeindruckenden Werk zurück. Eine extrem fette Produktion lässt keine Wünsche offen. Druckvoll und energiereich ballern die Doublebassdrums und legen ein fettes Fundament für sägende Gitarrenriffs unter die hochmelodiösen Songs. Bei dieser Art von Musik würde ich den Neumann NDH20 schon als absolut perfekten Partner bezeichnen. Spaß ohne Ende!

Volbeat

Ja, der alte Rotz ist vielleicht weg, nichtsdestotrotz ist der Erfolg von Volbeat nicht mehr zu stoppen. Aber auch in der breiten Masse angekommen, weiß die Mischung aus Rock´n Roll und Metal voll zu überzeugen. Die Produktion des neuen Albums ist nicht perfekt, manch ein Kopfhörer oder InEar bekommt hier im Bereich der oberen Mitten Probleme. Kein Problem mit dem NDH20, er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.

Sink the Ship

Paradebeispiel für in den Höhen zu scharf abgemischte Songs. Auf Kopfhörern mit zusätzlicher Höhenbetonung funktioniert die Produktion überhaupt nicht und wird metallisch scharf. Nicht so beim unbestechlichen NDH20. Der schafft es, die Songs vermutlich genauso klingen zu lassen, wie sie ursprünglich gedacht waren – und verwandeln die scharfen Höhen in detaillierte und fein auflösende Brillianz.

Mordred – Crash

In den 90ern definitiv eine meiner Lieblingsbands! Rockig funkiger Crossover mit Groovegarantie. Akustische Drums klingen absolut authemtisch mit viel Druck und Lebendigkeit – sehr „echt“. Sehr luftige Präsentation der funky Gitarrenlicks im Raum, die Becken filigran und feinauflösend. Der geslappte Bass im Soloteil hat Körper und Timbre. Eine der Stärken des NDH20 ist sicherlich die natürliche Wiedergabe von handwerklich echter Rockmusik, wo noch wirkliche Instrumente aufgenommen wurden und weitestgehend auf übertriebene Tricksereien verzichtet wurde.


Vergleich: Neumann NDH20 vs. Beyerdynamic T5p 2nd

Bei folgendem Vergleich habe ich die Kopfhörer am Questyle CMA400i per Split-Adapter angeschlossen. Bitte beachtet, daß ich den Vergleich natürlich mit harter Rockmusik vorgenommen habe… ;-) Und wie immer: Alles höchst subjektiv und so wie ICH es höre…

Der Beyerdynamik T5p 2nd ist ein fantastischer, geschlossener OverEar mit bombastischen Klang und einer für einen geschlossenen Kopfhörer breiten Bühne. In der Abstimmung folgt er mehr einer V-Signatur, verfügt also über angehobene Bässe und Höhen und klingt fast schon wie ein „Offener“.

Der neutralere Neumann NDH20 ist im Bass deutlich schlanker, hat aber bei akustischen Drums den druckvolleren Punch und die bessere Kontur, spielt insgesamt noch aufgeräumter bei der Instrumentenseparation. Im Vergleich dazu ist der T5p frischer und „musikalischer“ abgestimmt. Er bringt Stimmen einen Hauch mehr Wärme und Timbre als der Neumann´sche Analytiker.

Der Höhen– und obere Mittenbereich hat beim Beyer mehr Brillianz und mehr „Sparkle“, was das Klangbild zwar pompöser macht, aber keineswegs detaillierter. Hier pflegt der Neumann eher ein gewisses Understatement mit entspannteren Höhen, lässt es aber keinesfalls an Auflösung und Details missen.

Auch in den Mitten geht der Neumann nüchterner und strukturierter zu Werke. Verzerrte Gitarren haben dafür mehr Textur und Griffigkeit. Der Beyer punktet dafür mit gut dosierter Wärme und ist insgesamt sehr smooth und organisch abgestimmt. Stimmen werden dadurch präsenter in den Vordergrund gehoben.

Beim Tragekomfort gewinnt der T5p aufgrund des geringeren Gewichts, der weicheren Ohrpolster und des dicker gepolsterten Kopfbügels. Was das angeht ist der Beyer schon fast unschlagbar, denn der NDH20 ist auch sehr bequem.

Die beiden Kopfhörer unterscheiden sich konzeptionell deutlich, so daß am Ende der persönliche Geschmack entscheidet. Der T5p 2nd für mehr Glanz und Gloria zum Genießen, der NDH20 für mehr Sachlichkeit beim genauen Zuhören.


Fotos


Fazit

Der traditionsreiche Mikrofon-Spezialist Neumann hat mit dem ersten Kopfhörer im Portfolio sofort ins Schwarze getroffen. Der Neumann NDH20 überzeugt durch tollen, neutralen und glasklaren Klang. Die Verarbeitungsqualität ist auf höchstem Niveau und die Materialien sind edel und lassen auf eine lange Haltbarkeit hoffen.

Im Vergleich zu modern und consumerlastig abgestimmten Kopfhörern, welche sich gern klanglich mit trendigen V oder W Signaturen vermeintlich aufgehübscht präsentieren, kommt mir der NDH20 wie eine abgeschminkte Naturschönheit vor. Nativ gedacht als Werkzeug für professionelle Anwendungen, überzeugt der Kopfhörer auch zuhause am guten Kopfhörerverstärker mit einer ungemein ehrlichen und absolut ungeschönten Wiedergabe. Und genau darin liegt der Charme:

So kann der NDH20 nicht nur jedes Genres sehr gut wiedergeben – er verfügt auch über eine absolute Langzeittauglichkeit.


[Werbung] Der Neumann NDH20 wurde mir für diesen Test leihweise direkt von Neumann zur Verfügung gestellt – vielen Dank!

Neumann NDH20 | Bewertung

9.3

Sound

9.6/10

Verarbeitung

9.5/10

Komfort

9.0/10

Preis/Leistung

9.0/10

Pros

  • Sehr akkurate Wiedergabe
  • Toller Punch im Bass
  • Sanfte Höhen
  • Erstklassig verarbeitet
  • Abnehmbare Kabel

Cons

  • Relativ schwer
  • Nicht für symmetrischen Betrieb ausgelegt