DAN CLARK AUDIO. Diese Firma – ehemals MrSpeakers – verbinde ich untrennbar mit dem ÆON Flow. Und da bin ich bestimmt nicht der Einzige. Der ÆON hat unzählige Fans und das zurecht. Neben der ersten und zweiten Generation und dem DROP Sondermodell liegt nun mit dem Noire die neueste Iteration des ÆON vor. Ob DCA außer der Optik noch etwas geändert hat? Schauen – und hören – wir uns den Noire doch mal an!


[Werbung] Der Noire wurde mir für diesen Test leihweise von audiodomain zur Verfügung gestellt. Vielen Dank, Carsten!


Der Dan Clark Audio ÆON 2 Noire

Von den beiden Modellen der 2. Generation hat mir seinerzeit die offene Variante am Besten gefallen. Mein Review lest ihr hier. Obwohl die Wahl bei vielen genau anders herum ist, hat mir die Basstextur des offenen Aeon 2 deutlich besser gefallen. Nun hat man beim Noire andere Polster aufgezogen, wodurch sich natürlich auch die Klangsignatur ändert. Man darf also gespannt sein.

Ansonsten ist alles beim Alten. Von der Farbe abgesehen hat sich optisch und konstruktiv nichts verändert. Im Grunde ist das doch auch gut so, denn das Konzept scheint sich ja bewährt zu haben.

Technisch handelt es sich bei den ÆONS um Kopfhörer, die nach dem planarmagnetischen Prinzip arbeiten. Im Gegensatz zu den weiter verbreiteten Modellen mit einem dynamischen Treiber und daraus resultierender punktförmigen Schallquelle, nutzt man bei dieser Technik von der Membran geradlinig abgehenden Schallwellen. Dehalb bezeichnet man planare Treiber auch gern als Flächenstrahler.

Erwähnenswert ist außerdem der ausgeklügelte Faltmechanismus. Durch Gelenke und Biegemomente lässt sich der Aeon leicht zu einem kompakten „Bündel“ zusammenfalten. Spaßiges und effektives System! Und Platzsparend noch dazu! ;-)


Lieferumfang & Verpackung

Hier hält es DCA (Dan Clark Audio) pragmatisch: Einfache schwarze Pappschachtel zum Aufklappen, darin ein solides Transport-Hardcase mit dem zusammengefalteten Kopfhörer und eine kleine Pappschachtel mit Kabel und Tuningpads. Tuningpads? Richtig. DCA hat dem Kunden durch die Beigabe verschiedener Dämfungspads eine gewisse Klangtuning-Möglichkeit mit an die Hand gegeben. Mehr dazu später.

Im Lieferumfang findet sich Folgendes:

  • ÆON 2 Noire
  • Transportcase
  • 2m Kabel mit 3.5mm oder 4-Pin XLR Stecker
  • Papierkram
  • Tuning kit

Design & Verarbeitung

Das Design der Aeons ist so schlicht wie funktionell. Jede Komponente ist auf Leichtbau getrimmt. Einen Kopfbügel gibt es nicht, um die beiden Hörmuscheln zu verbinden werden lediglich zwei gebogene Drähte aus Federstahl benutzt. Das Gewicht des Hörers wird perfekt auf der Schädeldecke mit einem Lederband verteilt – und zwar so perfekt, daß man den Kopfhörer wirklich kaum spürt. Die dicken und weichen Lederpolster der tropfenförmig geformten (der Ohranatomie nachempfundenen) Hörnuscheln bringen ausreichend Abstand zwischen Membran und Ohr. Die Muscheln selbst sind mittelgroß. Für mich absolut ausreichend, Leute mit raumgreifenderen Lauschern könnten hier und da vielleicht anecken.

Die verwendeten Materialien – Metall, Leder und Kunststoff – sind allesamt optisch und haptisch hochwertig, sauber verarbeitet und machen einen robusten Eindruck. So erwartet man das in dieser Preisklasse auch – der Kopfhörer ist übrigens für 999€ z.B. hier zu haben.
Die hochglänzende Oberfläche der Muscheln ist makellos und weist keinerlei Unregelmäßigkeiten auf. Die mechanische Konstruktion ist mittlerweile ja auch schon einige Jahre erprobt und scheint sich bewährt zu haben.

Das Kabel
Das Kabel der ÆON spaltete die Gemüter. Qualitativ super, war es doch sehr störrisch und unhandlich. Nun, die dicke Textilummantelung ist Geschichte. Das neue Kabel hat eine weiche Kunststoffummantelung und ist deutlich flexibler. Die bajonettartige 4-Pin XLR Steckverbindung an den Hörmuscheln ist aber nach wie vor dabei, was ich begrüße. Die Verbindung ist sicher und rastet satt ein. Geräteseitig kann man als Kunde wählen zwischen 3.5mm/6.3mm und 4Pin XLR. Dazu stehen noch weiter Varianten zur Auswahl, welche aber sehr schnell ins Geld gehen. Grundsätzlich ist das Kabel okay, aber DCA sollte doch mal schauen, was z.B. iBasso dem SR2 beilegt. Das ist nochmal eine andere Nummer und würde auch dem Noire stehen.


Komfort & Handling

Mit 328 Gramm ist der Noire nicht nur für einen Magnetostaten sehr leicht. Duch das anschmiegsame Kopfband wird das Gewicht optimal auf eine große Auflagefläche verteilt, so daß der Kopfhörer fast unmerklich auf dem Schädel ruht. Der Anpressdruck ist gut gewählt, sorgt für einen rutschsicheren Sitz aber zwängt einen nicht ein oder wirkt unangenehm. Die Ohrpolster sind weich und dick, und somit auch bei längeren Sessions sehr angenehm und komfortabel. Man sollte allerdings tunlichst vermeiden, während dem Hören an die Drahtbügel zu kommen. Der Trittschall ist heftig, an den Drähten kann man den Bass quasi mitzupfen….


Klangqualität

Der Noire ist – wie alle ÆONs – sehr anspruchsvoll, was die Quellgeräte angeht. Ich habe ihn am mitgelieferten Burson Audio Playmate 2 und an meinem Questyle CMA400i gehört. An beiden spielt er sehr gut auf, am CMA400i etwas angewärmter, der Burson ist frischer.

Da der Kopfhörer durch den Faltmechanismus portabel genug ist, ihn auf Reisen dabei zu haben, sollte man sich aber auch um einen adäquaten mobilen Antrieb bemühen. Hierzu durfte er bei mir am ifi audio iDSD Signature spielen.

Die Klangsignatur würde ich als tonal sehr ausgeglichen und kohärent bezeichnen. Insgesamt und aus der Erinnerung sehr sehr dicht am offenen ÆON Flow 2 Open. Nicht wirklich warm, aber auch nicht nüchtern oder kühl – sondern gekonnt ausbalanciert. Er mag aber auch nicht wirklich neutral sein, denn die Bässe sind schon kraftvoll und präsent – mehr dazu unten. Insgesamt klingt der Aeon abgeklärt und relaxed. Er hat es wohl nicht nötig, mir irgendetwas zu protzen. Kein fetter Bass, keine effekthaschende V-Signatur – aber ein bisschen. Dan Clark Audio schreibt etwas von einer Harman-Abstimmung – und genau das ist es. Sehr angenehm, wohlgefällig und interessant, dabei aber nicht übertrieben – egal in welche Richtung.

Tuningpads
Wie oben erwähnt gehören auch dieses mal kleine Dämpferscheiben aus Schaumstoff zum Lieferumfang. Der experimentierfreudige Nutzer kann mit diesen die Signatur des ÆON in engen Grenzen beeinflussen. Im Grunde machen Sie den etwas „wohliger“ runder und smoother. Die weißen stärker als die Schwarzen. Mir gefällt der Aeon Noire aber genau wie damals der AF2O so wie er ist – ohne Tunerei – am Besten.

Durch die Verwendung der teilweise perforierten Ohrpolster nähert sich der Klang der Noire dem der offenen Aeon 2 an. Haben mir beim geschlossenen 2er die oberen Mitten gar nicht gefallen – sie klangen für mich irgendwie künstlich, unecht – ist dieses Manko beim Noire ausgebügelt. So klingt der Noire wie eine Mischung aus dem offenen und dem geschlossenen Aeon 2.

Bass
Der ÆON 2 Noire hat einen tollen, punchigen Bass mit einer wunderschön präzisen und griffigen Textur. Bassdrums sind trocken und luftig, haben einen schönen Druck und singende Obertöne: Einfach gesagt: Sie klingen einfach sehr echt und natürlich. Dazu sind sie schnell: Doublebass-Eskapaden stellen keine Herausforderung dar, hier schlabbert oder wummert nix.

Mitten
Die Mitten schließen sich nahtlos an den Bassbereich an und klingen detailliert und frisch, absolut präzise und transparent. Auch hier überzeugt der Schwarze mit einer ausgesprochen angenehmen Natürlichkeit, gerade auch bei Stimmen – egal ob Männer oder Frauen – wissen die Treiber des Noire mit einer authentischen Wiedergabe zu überzeugen. E-Gitarren Riffs sägen brutal und ohne präzise, protzen mit ungebändigter Kraft – sind aber gleichzeitig saftig, verfärbungsfrei und harmonisch.

Höhen
Die Höhen sind klar und transparent, ohne anstrengend zu werden. Der Kopfhörer ist absolut langzeittauglich. Cymbals oder Chimes haben saubere Obertöne, und sind schön durchsetzungsfähig.

Bühne & Separation
Die Bühne ist sehr authentisch, aber nicht aufgebläht. Instrumente sind sauber getrennt, die Platzierung im Raum gut lokalisierbar.

Isolation
Die passive Geräuschisolation ist richtig gut. Bei mir dichten die Pads so dermaßen gut ab, daß ich absolut nichts störendes mehr von meiner Umgebung wahrnehme. Das ist einerseits gut, muss man andererseits aber auch mögen. Kommt immer auf den Einsatzzweck an.

Unterm Strich liefert der Noire die überzeugendste Leistung aller ÆONs ab. Die Verbindung der trockenen und druckvollen Bässe mit der ausgeglichenen und alltagstauglichen – vor allem genre-unspezifischen – Abstimmung weiß zu überzeugen.


Fotos


Fazit

Für mich ganz klar der beste ÆON bis jetzt. Klanglich bemerkenswert erwachsen und erhaben, optisch endlich richtig schick und äußerst praktisch noch dazu. Dieses Mal werde ich wohl schwach, den Noire muss ich haben.

Einen besseren planarmagnetischen High-End Kopfhörer mit wirklich erstklassigem Klang – und vor allem mit diesem kleinen Packmaß – sucht man aktuell vergeblich.


Dan Clark Audio Aeon 2 Noire | Bewertung

9.3

Sound

9.5/10

Verarbeitung

9.0/10

Tragekomfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.0/10

Pros

  • Druckvoller Bass
  • Faltbar
  • Ausgeglichener Klang

Cons

  • Trittschall über Kopfbügel