Inmitten von sich immer schneller drehenden Produkt Neuveröffentlichungen im Bereich Inears, Kopfhörer und DAPs gibt es bei mir seit Jahren eine Konstante. Und das ist mein Questyle CMA 400i. Seit nunmehr fast vier Jahren verrichtet der kleine aber feine Kopfhörerverstärker mit DAC seine Arbeit auf meinem Schreibtisch und war Quellgerät für viele Testsessions. Den Verlockungen des Nachfolgers CMA Twelve konnte ich gut wiederstehen. Aber klappt das auch beim brandneuen Boliden der chinesischen Edelschmiede? Der CMA Fifteen steht bereit, um den 400i anzulösen. Und seine Argumente sind verlockend: USB-C, Bluetooth, ein neuer ESS DAC, MQA und einiges mehr. Ob er es schafft? Lassen wir uns überraschen!


[Werbung] Der Questyle CMA Fifteen wurde mir für diesen Test leihweise von deutschen Distributor zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Der Questyle CMA Fifteen

So rund alle zwei Jahre darf man wohl von Questyle ein Update erwarten. Der CMA400i kam in 2017 zum Testen. Damals hat mich das Gerät so beeindruckt, daß ich es mir kurz nach dem Test selbst gekauft habe und bis heute regelmäßig als Desktop DAC/AMP an meinem iMac nutze. Zwei jahre später kam dann der Twelve. Und nun – weitere zwei Jahre danach – steht der Fifteen auf meinem Schreibtisch. Rein optisch unterschiedet er sich kaum vom Vorgänger. Gehäuseform, Material, Schalter und Design – alles wie gehabt. Questyle bleibt dem Design treu und entwickelt neue Produkte eher als Iterationen von bestehenden Modellen. Das macht Sinn, zeugt es doch von selbstbewusster und eigenständiger Produktentwicklung fernab jeglicher Anbiederung an eventuell erfolgreiche Mitbewerberkonzepte. Zu viele Firmen da draußen versuchen, auf bestehende Züge aufzuspringen um ihren Krümel vom Kuchen abzubekommen. Damit verspielen sie oft nicht nur ihre eigene Individualität, sondern auch die Chance, selbst mal eine Duftmarke zu setzen. Nicht so Questyle. Behutsame und sinnvolle Sortiments-Entwicklung steht hier über möglichst schneller Upgraderitis.

Der Questyle CMA Fifteen erweitert den Twelve in den entscheidenen Kritikpunkten: So nimmt er Musik jetzt auch per Bluetooth in Empfang, bietet einen analogen Eingang (mein einziger Kritikpunkt im Test des CMA Twelve (Test) und setzt auf den neues Sabre ES9038PRO.

Gehäuse
Die Gehäuseform entspricht weitestgehend der des Twelve und ist somit etwas länger beziehungsweise breiter als der CM A400i. Die Höhe ist gleich geblieben und ist somit immer noch absolut schreibtischtauglich.

Wireless
Neben dem von Twelve bekannten proprietärem Wireless Modul für das Questyle Super Hub SHB2, welches allerdings nicht für Standardprotokolle wie DLNA oder AirPlay geeignet ist, verfügt der Fifteen nun auch über einen Bluetooth Modul (5.0). Damit Kann er Musik auch direkt vom Smartphone empfangen und wiedergeben.

MQA Support
Dank des neuen DAC Chipsatzes ist der Fifteen nun auch MQA fähig.

Ausreichende Leistung
Am symmetrischen Ausgang stehen an 32Ω wie beim Twelve satte 2 Watt zur Verfügung. Somit dürften auch sehr leistungshungrige Kopfhörer mit ausreichender Leistung und Lautstärke angetrieben werden.

BIAS-Control
Bereits am Twelve vorhanden, findet sich der BIAS Kippschalter auf der Front zur Anpassung an verschiedene Kopfhörer. Die zweistufigen Gain-Schalter auf der Unterseite des Gerätes gibt es aber weiterhin.

4.4mm Kopfhörerausgang
Der Trend zur robusten, symmetrischen 4.4mm Kopfhörerbuchse darf mittlerweile schon fast als Standard angesehen werden. Die kleine 2.5mm Buchse verschwindet zunehmend und ist fast nur noch an kleinen Dongle-Lösungen zu finden.Im Gegensatz zu den filigranen 2.5mm Steckern sind die 4.4mm Varianten deutlich robuster und bieten eine größere Kontaktfläche. Eine perfekte Anschlussbuchse für unterwegs und auch zuhause.

Remote-Control
Auch der Twelve ist nun fernbedienbar. Klar, manche wird’s freuen, aber in meinem Anwendungsszenario – und das ist auf dem Schreibtisch neben dem Rechner – sind alle Bedienelemente leicht erreichbar und ich ärgere mich mehr über das schwarz glänzende Infrarotauge in der Front.

Anschlussfreudig
Neben den bekannten digitalen Ein- und Ausgängen und dem neuen Bluetooth Modul ist nun noch ein USB-C Eingang und ein analoger Eingang hinzugekommen. Somit stellt der Fifteen eine universelle Schaltzentrale dar, wie man sie nur selten ein zweites Mal finden dürfte.

USB-C Eingang
Der neue USB-C Port auf der Rückseite des Gerätes ermöglicht es ohne Adapterorgie, z.B. ein iPhone anzuschließen. Das klappt perfekt und macht den Questyle CMA Fifteen noch universeller.

SPDIF & AES Input, XLR Output
Aufgrund der vielseitigen Ein- und Ausgänge kann der Fifteen auch im professionellen Umfeld wie z.B. Tonstudios eingesetzt werden.


Design & Verarbeitung

Sofort fällt auf, daß man bei Questyle die bewährte Designsprache weiterverfolgt.

Questyle ist für außerordentlich hochwertige Material- und Verarbeitungsqualität bekannt. Soweit ich weiß werden die Geräte bei Foxconn gefertigt und unterliegen sehr hohen Qualitätskriterien. Das sieht und fühlt man. Es gibt keine Unregelmäßigkeiten, alle Oberflächen sind absolut akkurat und ohne Makel.

Die Front des Twelve mit den Bedien- und Anzeige-Elementen ist sauber aufgeteilt. Indikator LEDs, Tastern, Schalter, Anschlussbuchsen und Volumeregler sind geschickt gruppiert und gestalterisch geschickt plaziert.

Die Kipp-Schalter im Retro Look haben einen satten Wiederstand, klicken fein beim Schalten und tragen durch die Simplizität des Prinzip wesentlich zum optischen und haptischen Charm des Gerätes bei. Der motorisierte Lautstärkeregler läuft rund und mit genau dem richtigem Wiederstand. Die Buchsen sind akkurat eingepasst und sitzen nicht plan auf der Frontseite, sondern sind in einer ca. 7mm tiefen Einsenkung platziert.

Die LEDs leuchten am CMA Fifteen hell und bernsteinfarben, genauso wie beim Twelve.

Unterm Strich gefällt mir das zeitlose Design immer noch ausgesprochen gut. Die Kombination aus technisch-kühler und durchdacht-funktioneller Optik gefällt mir ausgesprochen gut.


Technische Daten

Der CMA Fifteen ist in den meisten Punkten technisch gegenüber dem Twelve verbessert worden. Hier die technischen Daten für alle Erbsenzähler:

Allgemein

  • Auflösung: 32 Bit/768 kHz und native DSD256/512
  • D/A-Wandler: ES9038PRO
  • Kopfhörerausgang:
    6.35 mm Klinke, 4.4 mm vollsymmetrische Klinke, 4-Pin vollsymmetrisch XLR
  • LINE-Ausgang: XLR-Stereoausgang, SPDIF-Out, RCA-Stereoausgang
  • LINE-Eingang: 1x USB Type B, S/PDIF, Optisch, AES/EBU input
  • USB: USB-DAC mit 32 Bit/768 kHz und nativem DSD256/512
  • Bluetooth Input: SBC, AAC, LDAC (max 96kHz/24bit, 990kps/909kps)
  • GAIN-Einstellung: Low/Normal
  • Lautstärkeregelung: Analog
  • Farbe: Mattschwarz

Kopfhörerausgänge

  • Empf. Kopfhörerimpedanz: 16- 300 Ω
  • Ausgangsleistung:
    Unbalanced: 1.500 mW @32Ω, 188 mW @300Ω,
    Balanced: 2.000 mW @32Ω, 765 mW @300Ω
  • THD+N: 0.0003% @300Ω, 0.001% 32Ω
  • SNR: >117dB (6.3mm) / >120dB (balanced)

[Quelle: Questyle.com]


Bedienung

Alles beim Alten zum Glück! Never change a running System. Die Bedienung ist wie man es gewöhnt ist bei Questyles CMA Reihe.

Ein Highlight der Questyle Geräte ist nach wie vor – neben den klanglichen Qualitäten – die hochwertige Hapik und die Art, wie die Bedienelemente ausgeführt sind.
Die Quelle wird per Taster umgeschaltet, die Betriebsart und die zwei BIAS-Stufen per Retro-Kippschalter. Ich mag ja diese Kippschalter, dieses satte Klicken beim Umlegen ist einfach genial.

Der CMA Fifteen nimmt Befehle auch per beiligender Fernbedienung entgegen. Ob man es braucht oder nicht hängt natürlich vom individuellen Einsatzprofil ab. Ich brauche es nicht, da

Endlich an Bord: Bluetooth

Bluetooth und der USB-C EIngang stellen für mich die wichtigsten Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger dar. Die Pairingtaste für Bluetooth befindet sich auf der Rückseite und nachdem die Verbindung hergestellt ist, lässt sich Musik vom Smartphone wiedergeben.


Klang

Nach wie vor bin ich mit dem Questyle CMA400i absolut zufrieden und bin auch nicht auf den Twelve gewechselt. Nun steht der Fifteen hier und ich muss sagen, daß die Luft für den CMA400i doch etwas dünner wird.

Zuerst einmal zum Questyle „Haus-Sound“: Kraft und Musikalität – das sind die zwei Haupt-Tugenden, die auch der CMA Fifteen wieder in den Genen hat. 

Leistung ist hier satt vorhanden, lässig treibt er den Dan Clark Audio Aeon Noire an und verhilft ihm zu klanglichen Meisterleistungen. Ebenso locker beflügelt er auch den Sennheiser HD800S oder den Amiron Home zu Höchstleistungen.

Vermutlich wird er auch noch leistungshungrigeren Hörern ausreichend Saft liefern, und bis auf wenige Exemplare aus dem magnetostatichem Lager oder andere Exoten dürfte Leistung satt für die allermeisten Kopfhörer zur Verfügung stehen.

Und wie klingt denn nun der CMA Fifteen?
War der Twelve technisch noch fast identisch zum CMA400i, so wartet der Fifteen mit einigen Neuerungen auf. Das geht natürlich beim DAC los. Ist der Wechsel auch klanglich zu hören?

Der Sound ist noch etwas mehr als bereits im Twelve zuvor voll und druckvoll, aber weiterhin extrem ausgeglichen und tonal weder ins Warme abdriftend noch dem analytischem Lager zuzuordnen. Der legendäre ES9038PRO kling neutral und löst Details mit einer bemerkenswerten Transparenz auf. Bässe werden mega-kontrolliert, texturiert und punchig wiedergegeben. Im Bereich von Percussionsinstrumenten verfügt der CMA 15 über eine fantastische Transientenwiedergabe mit explosiver Autorität. Aber auch die anderen Bereiche wie Mitten und Höhen werden überaus akkurat und sehr differenziert und plastisch voller Lebendigkeit und Detailfülle wiedergegeben.


Fotos


Fazit

Der Questyle CMA Fifteen ist die konsequente Produktpflege des CMA Twelve. Keine Designexperimente, keine Änderungen an grundlegenden Konzepten. Und genau deshalb ist auch der neueste Bolide wieder ein rundum empfehlenswertes Gerät geworden. Sinnvolle Ergänzungen wie analoge Eingänge, Bluetooth Konnektivität und USB-C werten die Serie clever auf. Kritik sehe ich an der Positionierung im Bereich des Twelve Master und dem damit verbundenen deutlich höheren Preises – warum fährt man nicht wieder zweigleisig mit Standard und Master Variante?

Trotzdem bekommt auch der Questyle CMA Fifteen meine Empfehlung, denn ich kann außer dem Preis keine Schwächen ausmachen.

Klanglich überragend und mit sinnvoller Ausstattung hat der Fifteen das Zeug, zu einem weiteren Klassiker von Questyle zu werden.

Questyle CMA Fifteen | Bewertung

9.7

Sound

10.0/10

Verarbeitung

10.0/10

Bedienung

10.0/10

Funktionalität

10.0/10

Preis/Leistung

8.5/10

Pros

  • Fantastischer Klang
  • Erstklassig verarbeitet
  • Tolles Design
  • Umfangreiche Anschlüsse
  • USB-C & Bluetooth

Cons

  • Preis