Sennheiser Momentum True Wireless 3.
Aller guten Dinge sind Drei? So heißt es jedenfalls. Ob die brandneue dritte Generation des Sennheiser Momentum True Wireless Inears den eh schon sehr guten Vorgänger nochmals toppen kann? Ich bin gespannt und werde es herausfinden…
Inhalt
[Werbung] Der Momentum True Wireless 3 wurde mir für diesen Test von Sennheiser zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Sennheiser Momentum True Wireless 3
Hat man mich bisher gefragt, welcher True Wireless Linear meine Empfehlung ist, so lautete meine Antwort stets: Sennheiser Momentum True Wireless oder KEF Mu3 – je nach klanglicher Vorliebe. Senni wärmer, smoother – KEF etwas analytischer und im Bass noch einen Hauch punchiger und definierter.
Nun steht mit der dritten Generation des Momentum True Wireless eine neue Version vom Senni im Laden und muss den Status gegen Heerscharen von konkurrierenden drahtlosen Ohrstöpseln verteidigen.
Diese wichtigsten Features sollen hierbei helfen:
- Bewährt bester Sennheiser-Sound
- Adaptive Noise Cancellation
- Sehr gute Sprachübertragung
- IPX4 (Spritzwasserschutz)
- Sichere Passform – Komfort inklusive (4 Ohrfinnen)
- Bis zu 28 Stunden Spielzeit
- Kabelloses Aufladen
Auf den ersten Blick ersichtlich sind die Veränderungen im Design, die im Inneren sind erst einmal nicht offensichtlich. So bringt der neue kabelloses Aufladen, Bluetooth 5.2 und aptX adaptive™ mit. Außerdem gibt es „Ohrfinnen“, um Sitz und Passform noch weiter zu optimieren. Das Lade- und Transportcase ist kleiner geworden, optisch aber vergleichbar. Der Preis ist mit 249€ um 50€ im Vergleich zum Vorgänger gefallen – leider sieht man das m.M.n. auch (s. unten „Design“).
Lieferumfang und Verpackung
Hier hat sich bis auf die zusätzlichen Earhooks aus Silikon nicht viel geändert, das Verpackungsdesign ist nahezu identisch zum Vorgänger. kommt allerdings in einem anderen Format. In der schicken und kompakten Verpackung findet sich nach wie vor nur das Nötigste:
- MOMENTUM True Wireless 3 Ohrhörer
- Silikon-Ohradapter-Sets (XS/S/M/L)
- Silikon Ohrfinnen (XS/S/M/L)
- Lade- und Transportcase
- USB-C-Ladekabel
- Bedienungsanleitung
Genau wie bei den Vorgänger finde ich das absolut ausreichend.
Technische Daten
Was gibt es hier neues? Nicht viel. Bluetooth ist jetzt 5.2, es gibt eine Adaptive Geräuschunterdrückung und kabelloses Laden.
- Treiber: dynamisch
- Frequenzbereich 5 Hz bis 21 kHz (Ohrhörer) | 100 Hz bis 10 kHz (Mikrofon)
- Empfindlichkeit, Übertragungsfaktor 107 dB SPL (1 kHz / 1 mW)
- Bluetooth Version: Bluetooth 5.2
- Unterstützte Profile A2DP, AVRCP, HFP
- THD, Klirrfaktor bei 1kHz <0,08% (1kHz / 94dB)
- Ladezeit ca. 1,5 Std.
- Akku-Laufzeit Ohrhörer bis zu 7 Std. und über die Ladebox wiederaufladbar bis zu 28 Std.
- Codec-Typ SBC, aptX™, aptX adaptive™, AAC
- Schutzklasse: IPX4 /Spritzwassergeschützt)
- Gewicht 78 g (Ohrhörer und Ladebox), 5.8 g (ein Ohrhörer), 66.4 g (Ladebox)
[Quelle: sennheiser.de]
Design und Verarbeitung
Das Design ist einfacher geworden, was in meinen Augen definitiv ein Rückschritt darstellt. Daran ändern auch die drei zur Verfügung stehenden Farbvarianten Schwarz, Anthrazit und Weiß nichts. Waren die Momentum True Wireless 2 noch optisch sehr eigenständig – mit der Faceplate im Look aus gedrehtem Metall – so wirken die neuen eher unauffällig und austauschbar im restlichen Angebot der Mitbewerber.
Die Verarbeitungsqualität ist aber wieder mal sehr gut. Das darf man so von Sennheiser erwarten und hier habe ich absolut nichts auszusetzen. Die Gehäuse sind leicht und stabil, alles fasst sich hochwertig und angenehm.
Beim Case hat sich wenig getan. Der Stoffbezug ist nach wie vor edel und gibt dem Gehäuse guten Griff. Geblieben ist also die hochwertige Anfassqualität und kompakte Bauform – das neue Case ist sogar noch etwas kleiner geworden. Die InEars werden magnetisch sicher in der Ladeposition gehalten, so daß sie auch bei geöffnetem Case nicht versehentlich herausrutschen können.
Tragekomfort und Bedienung
Die Gehäuseform hat sich weiter verändert. Allerdings war der Tragekomfort für mich bereits ab der Version zwei schon als perfekt zu bezeichnen. Zusätzlich hat man jetzt Silikon-Abstandhalter – Sennheiser nennt sie „Ohrfinnen“ – integriert. Diese sind in 4 Größen beigelegt. Aber wozu? Ich kann nur für mich sprechen, aber mir persönlich bringen sie absolut keinen Nutzen. Auch bei Mitbewerbern habe ich das ebenso noch nie verstanden und ich verstehe es auch hier nicht. Aber gut, vielleicht gibt es ja das ein oder andere Ohr, in dem diese O-Ringe mit Buckel sinnstiftend sein können.
Neue Silikontips
Nun kommen wir zu einem für mich wirklich ärgerlichen Punkt wenn auch leicht zu lösenden Kritikpunkt. Die Silikon-Tips sind verändert worden! Material und Form scheinen gleich, aber die Größenabstufung wurde geändert.
Es gibt im neuen Satz keine Größe, die der alten Größe „M“ entspricht. Normalerweise nutze ich bei dem Momentum pro weil es immer die Silikontipps in Größe M. Mir ist sofort aufgefallen, daß diese Wahl dieses Mal nicht perfekt ist beziehungsweise ich mit Größe M keinen vernünftigen Seal bekommen haben. Also habe ich die Tipps mit denen des Momentum 2 verglichen und siehe da – sie sind tatsächlich unterschiedlich! Zumindest die Größe M. Bei den TWS 2 ist M etwas kleiner als M bei den TWS3. Und wir wissen: Bei Tips kommt es oft auf Millimeter (oder weniger) an.
Und das ist insofern ärgerlich, als daß es diese paar Mikrometer Differenz sind, die bei mir dafür sorgen, daß mir keines der mitgelieferten Paare eine adäquate Soundqualität beschert. Normalerweise nutze ich beim Vorgänger die Tips in M und das passt super. Hier führt es dazu, daß soundtechnisch mangels Seal wegen nicht optimales Passform nur ein zartes, kraft- und bassloses Lüftche meine Trommelfellen erreicht. Ziehe ich die „alten“ Tips auf ist alles perfekt. Meine späteren Höreindrücke sind deshalb allesamt mit diesen „alten“ Tips vom Momentum True Wireless 2 entstanden. Diese gibt es unter der Ersatzteilnummer 508605 bei Sennheiser.
Touchbedienung
Die Bedienung über die berührungsempfindlichen Faceplates – Play/Pause, Telefonieren oder Lautstärkekontrolle – klappt wieder eigentlich einwandfrei. Allerdings: Wenn man die Gehäuse einfach nur berührt, um den Sitz im Ohr etwas zu justieren, kann man versehentlich einen Steuerbefehl (Pause, Sprachassi,…) auslösen – so wie bei anderen mit Touchsteuerung ebenfalls. Clevere Weiterentwicklung: In der App kann die Touchfunktion aber nicht nur komplett den eigenen Vorlieben entsprechend angepasst, sondern auch komplett deaktiviert werden – perfekt!
Die aktive Geräuschreduzierung funktioniert sehr gut, aber nur wenn der Sealauch optimal ist. Und dann isolieren InEars i.d.R. sowieso schon gut genug. Gut finde ich die Transparenzfunktion und das adaptive ANC. Hier bietet die App viele Möglichkeiten, verschiedene Optionen auszuprobieren und die Inears an die persönlichen Vorlieben anzupassen.
Akku & Laden
Die Laufzeit hat Sennheiser beibehalten. Der InEar hält 7h durch. Und im Ladecase befinden sich weitere 28h Laufzeit (Version1: 12h). Muss das Case nachgeladen werden, kann dies ab sofort auch kabellos geschehen.
Die App
Sennheisers „Smart Control“ App ist zwar nicht zwingend erforderlich, um den Momentum True Wireless am Smartphone zu betreiben. Allerdings verfügt sie über ein paar wirklich gute und hilfreiche Funktionen. Ausserdem ist sie über die Jahre hinweg auch stetig weiterentwickelt und optimiert worden. So ist neben einem cool gemachten Equalizer und der ANC Einstellung auch wieder „Transparent Hearing“ mit an Bord.
Bedeutet: Ist die Funktion aktiviert, lässt der ansonsten gut isolierende InEar auch Umgebungsgeräusch durch. Dadurch bekommt er einen „offenen“ Charakter, was im Strassenverkehr ebenso angenehm – und wichtig! – sein kann. Und auch im Büro, wenn man z.B. das Klingeln des Telefons mitbekommen muss, ist die Funktion hilfreich.
Neu sind die Soundzonen. In der App können definierte Klangeinstellungen für verschiedene Umfelder definiert und gespeichert werden. Das macht durchaus Sinn, so benötigt man z.B. unterwegs und draußen einen etwas angehobenen Bass und in ruhigen Umfeldern eher kein ANC und eine ausgeglichenere Signatur.
Ebenfalls ist eine generelle Bassanhebung an Board – unabhängig anderer Parameter. Und mittel „Sound Check“ lassen sich anhand verschiedener Beispiele die eigenen Soundpräferenzen leicht herausfinden.
ANC – Aktive Geräuschunterdrückung
Natürlich verfügt auch der MTW3 über ANC. Das funktioniert zwar wieder sehr gut, allerdings nicht ganz so gut wie bei seinem großen Bruder, dem Overear Momentum Wireless 3. Das dürfte aber bauartbedingt sein, ANC funktioniert mit OverEar Kopfhörern halt immer noch besser. Ich selbst sehe die Notwendigkeit bei InEars auch nicht so wichtig an wie bei „richtigen“ Kopfhörern, da bei gutem Sitz der InEars die passive Isolation i.d.R. schon ausreichend ist.
Equalizer
Den Equalizer hat Sennheiser recht ungewöhnlich konzipiert. Im Gegensatz zu den bekannten EQ mit 5-10 verschiedenen Frequenzbändern hat der Benutzer lediglich drei Bereiche zu individualisieren, die er über einen Punkt anfassen und verschieben kann. Damit ändert er gleichzeitig den ganzen Verlauf, nicht nur bestimmte Frequenzen. Das hat den Vorteil, daß auch unbedarfte Nutzer sich schnell ein passendes Klangtuning zusammenbasteln können. Versierteren Nutzern dürfte an dieser Stelle allerdings eine genauere Justierbarkeit fehlen.
Klangqualität
Für den Klang sind Sennheisers 7mm TrueResponse™ Treiber verantwortlich. Diese sind auch in der CX Reihe verbaut, die ich allerdings nicht kenne. Mit den „richtigen“ Silikontips (s.o.) klingt der neue im Grunde sehr ähnlich im Vergleich zum zweier. Und das ist gut so, denn klanglich ist der ja wie eingangs erwähnt sowieso ganz vorne mit dabei.
Apropos Silikontips – hier mal ein kurzer Exkurs:
Es werden oft Inears mit anderen Inears verglichen und dann die klanglichen Unterschiede zu leichtfertig dem Inear zugeschrieben. Schnell lesen wir dann schlechte Kritiken und Testberichte, die dem Gerät an sich nicht gerecht werden. Meiner Erfahrung nach ist aber der Einfluss verschiedener Silikontips – d.h. die Form, Größe, Material und nicht zuletzt der daraus resultierende individuelle Sitz im Ohr – extrem groß.
So kann aus einer vermeintlichen Gurke mit anderen Tips ein Inear auf Flaggschiff Niveau werde. Weniger Bruchteile eines Millimeters machen hier oft den Unterschied – sowohl bei der Form der Tips als auch der Positionierung im Ohr.
Hätte ich den neuen Senni mit einem der beiliegenden, für MICH nicht gut passenden Tips beurteilen müssen, so wäre das Urteil vernichtend bzw. ich hätte es gar nicht veröffentlicht (warum lest ihr hier). Das kann bei euch völlig anders sein, ich möchte hier nur sensibilisieren, daß ein vermeintlich schlecht klingender Inear auch oft einfach nicht „richtig“ im Ohr sitzt und so keinen Seal bieten kann. Nun aber zurück zum Thema!
Die folgenden Klangeindrücke sind mit den Tips der Generation 2 entstanden.
Auch der Sennheiser Momentum True Wireless 3 wartet mit dem typischen, vollen und warmen „Momentum“-Sound auf. Mit einer wohl-dosierten Höhen- und Bassbetonung folgt der InEar einer massentauglichen Abstimmung, ohne aber gleichzeitig echte HiFi Tugenden wie Natürlichkeit und eine gewisse Neutralität – es werden keine Frequenzbereiche vernachlässigt – vermissen zu lassen.
Trotzdem ist der InEar im Bass gut hörbar angehoben – was für einen mobil einzusetzenden Kopfhörer auch wichtig ist. Denn gerade die tiefen Frequenzen werden leicht von Umgebungsgeräuschen überdeckt. Es ist also nie verkehrt, hier etwas mehr vorzuhalten. Herunterregeln kann man bei Bedarf immer noch.
Bass
Der Bass war und ist definitv eine der Vorzeigedisziplinen des MTW3. Er hat ordentlich Punch und verfügt über einen definierten Attack. Selbst extrem schnelle Double-Bass Salven werden sehr sauber und klar definiert wiedergegeben. Darüberhinaus geht er auch tief runter im Frequenzbereich und bildet z.B. bei Filmen effektvolle Explosionen mit Energie und Nachdruck ab. Das macht ihn nach wie vor sehr universell für so ziemlich jedes Genre einsetzbar.
Mitten
Die Mitten sind detailliert und transparent, sehr angenehm und leicht warm (Betonung des unteren Mitten-Bereichs im Übergang zum Oberbass). Gitarrenriffs sind wie beim Vorgänger schön fett und griffig mit ordentlich Nachdruck. Aber auch die sanften und leisen Töne beherrscht der Momentum ebenso wie Stimmen – sie sind stets klar und präsent.
Höhen
Die Höhen fallen sehr smooth und angenehm aus. Langzeittauglichkeit! Becken sind zwar crisp und detailliert, bleiben dabei aber fein und etwas entschärft, um stets eine gewisse Durchhörbar auch bei schlechter Produktion zu garantieren.
Bühne, Separation & Isolation
Daß dynamische Treiber nicht zwangsweise gegenüber BA Treibern benachteiligt sein müssen, wissen wir nicht erst seit dem genialen Sennheiser IE900 (Test). Genau wie dieser schafft es auch der Momentum True Wireless bei allem dynamisch vorhandenem Druck und warmem Wohlklang auch ebenso genau und detailliert zu spielen. Instrumente sind klar im Raum verteilt, die Trennung der Spuren ist konturscharf und ermöglicht es mühelos, seinem Lieblingsinstrument zu folgen.
Der 7mm Treiber von Sennheiser scheint eine echte Geheimwaffe zu sein, der so – oder in verschiedenen Modifikationen – in sehr vielen Produkten der Marke steckt.
Fotos Momentum True Wireless 3
Fazit
Der neue MTW3 ist nach wie vor das Nonplusultra wenn es um das Gesamtpaket geht. Klanglich und verarbeitungstechnisch ist der Sennheiser Momentum True Wireless 3 erneut auf absolutem Spitzen-Niveau und bietet ein beeindruckend komplettes Gesamtpaket aus erstklassigem Sound, tollem Funktionsumfang mit ANC und anpassbarem Klang sowie der mittlerweile sehr ausgereiften App.
Der Sennheiser Momentum True Wireless 3 setzt die klangliche Überlegenheit der Serie fort und stellt auch in der dritten Generation die Referenz in Sachen True Wireless Inears. Absoluter Kaufempfehlung!