Nach dem Testbericht der OnEar-Variante Ultrasone Edition M habe ich nun die Gelegenheit, dessen großen Bruder – den Overear-Kopfhörer Edition M Plus – zu testen. Der kleine OnEar hat mich ja seinerzeit ziemlich begeistert – ein toller Klang, beste Verarbeitung und edles Design haben auf ganzer Linie überzeugt. Umso gespannter bin ich, ob das „große“ Modell hier noch mal was draufsetzen kann.


[Werbung] Der Edition M Plus Black Pearl wurde mir für diesen Test leihweise direkt von Ultrasone zur Verfügung gestellt – vielen Dank!


Allgemeines

Äußerlich gleichen sich On- und Overear Variante fast wie ein Ei dem Anderen. Bis auf die größeren Ohrmuscheln sind beide Hörer identisch – das ist auch gut so! So ist auch die Plus-Variante aufgrund ihrer leichten und schlanken Konstruktion ebenfalls als mobiler Luxus-Kopfhörer gedacht. Und auch wenn die Hörmuscheln jetzt größer und ohrumschließend sind, der Größenunterschied zum OnEar ist gar nicht so auffällig.

Was haben wir also hier?

Neben der reinen Hochskalierung der Ohrmuscheln geht auch die Nutzung eines anderen Treibers einher. Statt eines 30mm Treibers arbeitet nun ein 40mm System in der Edition M+. Der von Ultrasone eigenentwickelte Treiber ist titanbeschichtet, was ihm eine hochauflösende Musikreproduktion ermöglicht: Das Material ist leicht, stabil, schnell und responsiv. Das macht sich vor allem durch schnelle Bässe und eine superbe Präzision bemerkbar. Doch dazu später mehr. Das abnehmbare Kabel ist getreckt und verliert auch nach langer Zeit nicht die Knickmarken vom Transport. Kleiner Tipp an Ultrasone: Hier bietet der Markt doch bessere Kabel oder? Wie wäre es z.B. mit einem geflochtenen Kabel? Für den Preis von 899€ sollte das bestimmt machbar sein. Das beiliegende wird m.M.n. optisch und haptisch nicht dem Anspruch des Kopfhörers gerecht. Aber da das Kabel ja dank standardisierter MMCX-Stecker gegen ein beliebiges austauschbar ist, ist das keine große Sache.

Daß der Ultrasone Edition M+ eine Anschaffung „fürs Leben“ ist, zeigt sich auch am Garantieversprechen des Herstellers: Ultrasone ist von der Qualität der eigenen Produkte so überzeugt, daß die Firma überzeugende 5 Jahre Garantie gibt!<br></p>

Der Ultrasone Edition M Plus setzt darüberhinaus auf folgende technologische Finessen:

S-Logic® Plus
Kurz gesagt ist das Ultrasones hauseigene und patentierte Technologie zur Verbesserung des Raumklanges. Bei dieser Technologie wird das Ohr nicht direkt vom Treiber beschallt, sondern der Treiber befindet sich außerhalb der Mitte und nutzt die Ohr-Anatomie, um eine natürliche Lokalisation der Schallquelle zu ermöglichen – ganz ohne elektronische Modifikationen wie DSP o.ä.

ULE-Technologie (Ultra Low Emission) /MU-Metall Abschirmung
Bei der Schallerzeugung in Kopfhörern entstehen sogenannte Niederfrequenzfelder. Obwohl es keine Richtlinie oder Vorgaben seitens des Gesetzgebers gibt, werden diese Felder in den meisten Ultrasone Kopfhörern vom Ohr abgeschirmt und schützen so den Träger vor diesen magnetischen Feldern.

Der mobile Edt. M kommt gänzlich ohne aktive Geräuschunterdrückung aus, isoliert er doch aufgrund seiner geschlossenen Bauform außerordentlich effektiv.


Technische Daten & Lieferumfang

Der Edel-Kopfhörer kommt in einem kompakten, ansprechend und aufwendig bedruckten Karton aus dünner Pappe, welche sich samtig anfühlt. Der Aufdruck ist stellenweise silber glänzend – so wirkt die Schachtel trotz der sehr dünnen Pappe hochwertig. Der Kopfhörer befindet sich in der zum Lieferumfang gehörenden Filztasche, diese liegt lose in einer Innenschachtel aus gefalzter Pappe.

Der Vollständigkeit halbe führe ich hier wie immer die technischen Daten auf:

  • Prinzip: dynamisches, geschlossen
  • S-Logic® PlusTechnologie
  • ULE Technologie
  • Impedanz: 30 Ohm
  • Driver/ Durchmesser: Titanbeschichteter 40 mm Schallwandler
  • Magnet: NdFeB
  • Frequenzbereich: 7 – 39.000 Hz
  • Kennschalldruck (SPL): 96 dB
  • Gewicht (ohne Kabel): 228 g
  • Abnehmbares Kabel mit Mikro und Remote (1,2 m, OFC)
  • Vergoldeter, abgewinkelter 3,5 mm 4 Pol Stecker
  • Federstahl-Kopfbügel
  • Ohrkapseln PVD beschichtet, hochglänzend metallisch
  • Ohr- und Bügelpolster aus feinstem Schafsleder
  • 5 Jahre Garantie

[Quelle: ultrasone.de]

Der Lieferumfang ist überschaubar, aber ausreichend. Was braucht man schon? Neben dem Kopfhörer mit abnehmbarem Kabel (1.2m, MMCX, Kabelfernbedienung, 3.5mm Stecker) liegt noch eine feine Transporttasche aus Filz und ein Microfasertuch bei.


Design, Qualität & Tragekomfort

Wie bei allen Modellen aus der Edition Familie überzeugt auch der in Deutschland handgefertigte Edition M Plus in Black Pearl mit einer absolut hochwertigen Verarbeitung und der sorgfältigen Wahl feinster Materialien. Trotz der „Vergrößerung“ ist der Edition M immer noch sehr leicht.
Der über eine saubere Rasterung verstellbare Kopfbügel besteht aus Federstahl und ist mit weichem Schafsleder umhüllt. Eben dieses Leder findet auch bei den Ohrpolstern Verwendung. Das Leder ist weich und fühlt sich traumhaft wohlig an. Der werkseitige Anpressdruck ist für mein Empfinden okay, dürfte aber noch etwas knackiger sein. Auch wenn ich jetzt an dieser Stelle nicht dazu aufrufen möchte, dürfte der Federstahl aber mit ein bisschen Nachdruck in die ein oder andere Richtung durch manuelle und vorsichtige Biegearbeit justiert werden können.

Die Ohrmuscheln aus leichtem Kunststoff sind mit einer (metallischen?) Beschichtung veredelt, die laut Ultrasone extrem kratzfest sein soll. Von dieser hat der Kopfhörer auch seinen Namenszusatz „Black Pearl“ bekommen: Denn das edle Finish erinnert wirklich an eine schwarze Perle und sieht fantastisch aus – wenn mal keine Fingerabdrücke drauf sind…
Jetzt ist auch klar, warum ein Microfasertuch mitgeliefert wird! ;-)

Das Kabel
Das 1,2m lange OFC Kabel verfügt über Fernbedienung und Mikrofon. Das Kabel ist ordentlich dimensioniert, schön weich und endet in einem massiven, angewinkeltem 3,5mm Stecker. Eine Mikrofonie ist so gut wie nicht vorhanden. Für den Anschluss an die Ohrmuscheln verwendet Ultrasone MMCX Stecker, so stehen unzähliche Varianten aus dem Zubehörmarkt zur Verfügung.

Die Tasche
Die Transportasche aus grauem Filz ist nicht nur gleichermaßen funktionell wie stylisch – sie unterstreicht auch subtil und gekonnt die bayrische Herkunft!
Die Tasche ist ausreichend groß, passt perfekt und schützt den Kopfhörer vor direktem Kontakt mit anderen Gegenständen in Tasche oder Rucksack. Die Wahl von Filz als Material ist klasse. Das macht die Tasche optisch einzigartig und haptisch ist es eine Freude bei der täglichen Benutzung.


Klangqualität

Kurzer, emotionaler Ausbruch: Was ein genialer, glasklarer Klang!

Also, was kann man von der Edition M Plus erwarten, was soll das heißen?
Im ersten Moment klingt der Kopfhörer etwas speziell. Ich war ein wenig überrascht, als ich die ersten Töne aus dem Kopfhörer vernommen habe. Für Rock und Metal fehlte mir zuerst irgendwie das Involvierende, Begeisternde. Und mehr noch: Metallene Töne klangen mitunter nicht nur sehr künstlich, sondern waren regelrecht penetrant.

Da erinnerte ich mich daran, daß bereits der OnEar eine gewisse „Einspielzeit“ gebraucht hat, um seine Klangkünste voll zu entfalten. Papperlapapp? Mitnichten! Es hat für mich deutlich hörbar nach rund 48h einen Effekt gegeben. Ob dieser psychoakustischer Natur war oder auf echte physikalische Veränderungsprozesse zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen.
Fakt ist: Nach 2 Tagen Einspielzeit klingt der Edition M+ richtig gut – mit Abstrichen…

Der Ultrasone Edition M Plus ist erst einmal ein sehr neutraler und vor allem sehr präziser Kopfhörer. Von ihm darf man keinen „Bämm!“ – Effekt erwarten. Vielmehr bekommt man eine überaus feine und „audiophile“ Klangsignatur geboten – mit einem ausgeglichenen Frequenzgang und einer hörbaren Höhenbetonung. Deswegen – und aufgrund seiner analytischen, detaillierten Präzision – ist er aber auch ein fordernder Kopfhörer. Leuten mit Hochtonallergie könnte er im oberen Bereich etwas zuviel des Guten bieten…

Bass
Der Bass des Edition M ist schlank, schnell, druckvoll und mit scharf definierter Kontur. Drums und andere Schlaginstrumente klingen sehr energiereich. Das Impulsverhalten ist vorbildlich, Kickdrums erklingen pfeilschnell mit Härte und beeindruckendem Attack. Wenn in der Aufnahme vorhanden, geht es auch tief hinunter.

Mitten
Die unteren Mitten sind im Vergleich zu Höhen und Tiefen etwas zurückgenommen was in einer gaaaanz leicht wärmeren Abstimmung resultiert. Das rettet ihn davor, ein reines Analyse-Werkzeug zu sein und haucht ihm eine gewisse ausgleichende Entspannung ein.
Für Metal ist die Edition M+ nur teilweise wie gemacht: E-Gitarren sägen auf guten Produktionen fett und saftig, aber manche schlecht produzierten Alben klingen grausam. Der Kopfhörer bügelt keine produktionstechnischen Schwächen weg.

Höhen
Die Höhen leisten einen großen Anteil am präzisen Klang des Kopfhörers. Sie sind präsent, klar und glänzend – und verleihen der Musik eine brilliante Strahlkraft. Für manche Menschen und auch für mich bei manchen Produktionen zu viel.

Bühne & Separation
Der Edition M+ spannt eine weite Bühne auf. Alle Instrumente werden akkurat auf der Bühne zu positioniert.
Diese außergewöhnliche Präzision ist faszinierend für einen geschlossenen Kopfhörer und erinnert mich an den Sennheiser HD800s. Ich höre auf einmal Klänge außerhalb der Mitte, welche ich vorher der genauen Stereomitte zugeordnet hätte.

Isolation
Die passive Abschirmung ist extrem gut. Das liegt nicht zuletzt am anschmiegsamen, kuschelweichen Schafsleder der Ohrpads.
Die Isolation nach außen ist gleichermaßen sehr gut, bei moderaten Lautstärken gelangt nichts nach außen. Somit ist der Edition M + auch absolut Schlafzimmer-tauglich.

Auch wenn der Kopfhörer an mobilen Geräte ohne Probleme betreiben werden kann, sind die Höreindrücke zuhause am Questyle CMA400i entstanden


Fotos


Fazit

Wow. Die Edition M+ klingt klasse, ist leicht und damit ultraportabel – und sieht dabei auch noch absolut großartig aus! Klanglich sehr linear abgestimmt mit einem eher schlanken – dafür aber sehr schönen, knackigen und texturierten Bass und einer deutlichen Höhenbetonung. Die Materialauswahl ist edel und der Kopfhörer ist einwandfrei verarbeitet.

Ein wenig Respekt habe ich vor manchen, höhen-lastigen Heavy Metal Produktionen, diese können leider etwas – achtung – „metallisch“ und harsch klingen. Die Stereobühne ist weit und in Kombination mit der präzisen Instrumentenseparation und der feinen Detailauflösung ermöglicht die „M-Klasse“ audiophiles Musikhören auf höchstem Niveau.
Unterm Strich ist die OverEar-Variante der Edition M einfach ein fantastischer, mobiler Kopfhörer mit einer faszinierenden Klarheit und einer besonderen Klangsignatur. Unbedingt Anhören!


[Werbung] Der Ultrasone Edition M Plus Black Pearl wurde mir für diesen Test leihweise von Ultrasone zur Verfügung gestellt – vielen Dank!

Ultrasone Edition M Plus Black Pearl | Beurteilung

9.1

Sound

9.5/10

Verarbeitung

9.3/10

Tragekomfort

9.0/10

PreisLeistung

8.5/10

Pros

  • Präziser High-End Klang
  • Tolles Design
  • Komfort
  • Sehr gute Schallisolation

Cons

  • Ohrpolster verklebt
  • Kein balanced Kabel