Violectric HPA V222 | Testbericht

Endlich mal wieder ein Kopfhörerverstärker – Und was für Einer! 
Nachdem ich seinerzeit den legendären Violectric HPA V280 zum Testen hier hatte, steht nun ein brandneues Gerät aus der renommierten deutschen Kopfhörerschmiede der „Lake People“ vom Bodensee hier auf meinem Schreibtisch. Kann der neue V222 genauso wie sein quasi-Vorgänger überzeugen? Auch wenn die Frage zugegebenerweise etwas rhetorisch klingen mag – ich versuche einfach mal unvorbelastet an diesen Test heraunzugehen. Ich vermute aber mal stark, daß wir es hier wieder mit einem Top-Produkt zu tun haben. Lest weiter!

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[Werbung] Der Violectric HPA V222 wurde mir für diesen Test leihweise von CMA, dem Violectric Vertrieb zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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Allgemeine Beschreibung

Früher oder später kommt man als Kopfhörerfreund nicht an einem Kopfhörerverstärker vorbei. Spätestens beim Einsatz leistungshungriger Kopfhörer braucht man einfach Power. Leider ist auch der Kopfhöreranschluss an normalen AV-Receivern oder klassischen Stereoverstärkern meistens qualitativ nicht gut genug, um Kopfhörern wie z.B. dem Sennheiser HD800S mit 300 Ohm wirklich gerecht zu werden und das Bestmögliche aus ihnen herauszuholen. Symmetrische Ausgänge für eine saubere Kanaltrennung findet man dort dort ebensowenig.

Wer ist Violectric? 

Violectric ist die Premium-Marke der deutschen Firma Lake People, die ihren Firmensitz am Bodensee hat und seit 1986 erfolgreich Kopfhörerverstärker und anderes Equipment – früher hauptsächlich für den Studiobereich – entwickelt und vertreibt. Seit 2009 lässt der Name Violectric aber auch vielen HiFi Fans und besonders Kopfhörer-Liebhabern das Wasser im Mund zusammenlaufen. Der Firmengründer Fried Reim ist eine echte Koryphäe auf seinem Gebiet und gern gesehener Gast und Gesprächspartner auf entsprechenden Veranstaltungen wie CanJams oder anderen Messen. Die hochwertigen Geräte werden in Deutschland gefertigt und auch bei den Innereien versucht man weitgehend Produkte aus inländischer Produktion zu sourcen.

Die HPA Serie

Im Grunde gehört der V222 zur Einstiegsklasse bei Violectric. Aber alle Modelle der HPA Serie sind echte Referenz-Geräte für Audio-Enthusiasten, die höchste Qualität zu noch erschwinglichen Preisen suchen. Der V222 z.B. kostet für diese Leistungsklasse durchaus moderate 1.199€. Bei der Entwicklung der Verstärker aus dem Hause Violectric wird strikt auf Hochwertigkeit und Qualität geachtet. Insbesondere wird immer Wert auf auf folgende Eigenschaften gelegt:

• Hohe Ausgangsspannung
• Höchster Dämpfungsfaktor
• Kräftige Ausgangsleistung
• Niedrigstes Rauschen

Die meisten Modelle sind entweder als reine analogen Kopfhörerverstärker oder aber als Kopfhörerverstärker mit eingebautem DAC erhältlich. So hat auch der HPA V222 im Grunde mit dem DHA V226 ein Schwestermodell, welches durch einen DAC ergänzt wird.

Als Nachfolger des bekannten HPA V280 soll der V222 glücklicherweise die klanglichen Eigenschaften geerbt haben.

Der Violectric HPA V222

Beim konsequent symmetrisch aufgebauten Violectric V222 handelt es sich also um einen rein analogen Kopfhörerverstärker mit folgenden wichtigen Merkmalen:

• Geringstes Rauschen – durch eine sehr kleine interne Verstärkung. Dadurch ist das Eigenrauschen der Verstärker unhörbar. 
• Hohe Ausgangsspannung – durch 50 Volt interne Betriebsspannung. Deshalb bestens geeignet für hochohmige Kopfhörer. 
• Hohe Ausgangsleistung – durch kraftvolle Verstärker, die weit mehr Leistung liefern können als auch der anspruchsvollste Kopfhörer brauchen kann. Deshalb bestens geeignet für Kopfhörer mit niedrigen Impedanzen und auch Magnetostaten . 
• Hoher Dämpfungsfaktur – durch niedrigste Ausgangsimpedanz. Deshalb bestens geeignet auch schwierigste Kopfhörer ohne Beeeinflussung auszusteuern mit Garantie für einen kompromisslosen Frequenzgang.

Der V222 wurde von Violectric mit dem Ziel entwickelt, höchste Übertragungsqualität an nieder-, mittel- und hochohmigen – auch symmetrischen – Kopfhörern zu gewährleisten. Er nutzt die bewährte Verstärkertechnologie des V200 und V280 für einen natürlichen und angenehmen Sound.

Die Ausgangsleistung des Verstärkers ist mit 3.500mW (PMax) an 50Ω beachtlich. Um zu verhindern, daß Kopfhörer mit geringem Wiedestand bereits nach kurzem Dreh am Lautstärkeregler zu laut werden, verfügt der V222 über eine effektive Leistungsanpassung:

Pre-Gain
Um die zur Verfügung stehende Leistung an den eingesetzten Kopfhörer anzupassen, verfügt der V280 pro Kanal über einen 6-Stufigen DIP-Schalter auf der Rückseite. Mit diesem lässt sich die „Grundlautstärke“ anpassen, um so einen möglichst gleichmäßigen Lautstärke-Regelbereich bei unterschiedlich leistungshungrigen Kopfhörern zu gewährleisten.

Da der HPA V222 ein Kopfhörerverstärker mit symmetrischen Eingängen und symmetrischen Kopfhörerausgängen ist, sei hier ein kurzer Exkurs mit Zitaten erlaubt (Quelle: Fried Reims Kopfhörer-Kochbuch)

WARUM SYMMETRISCHE SIGNALE VORTEILE HABEN
Im Gegensatz zu unsymmetrischen Signalen werden symmetrische Signale über zwei Leitungen geführt (zuzüglich der Masseleitung). Ein symmetrisches Signal wird erzeugt, indem das ursprüngliche Signal im „sendenden“ Gerät invertiert wird (um 180° phasen- verschoben). Auf der einen Leitung liegt also das Signal (a), auf der anderen das invertierte Signal (-a). Im „empfangenden“ Gerät wird das symmetrische Signal auf einen Differenzverstärker geleitet. Dieser bildet die Differenz aus (a)-(-a)=2a.

Auf dem Weg zwischen den Geräten können Störsignale (s) das Signal beein- trächtigen. Diese Störsignale sind gleichphasig und gelangen natürlich ebenfalls zum Diffe- renzverstärker. Dieser bildet die Differenz aus den Störsignalen (s)–(s)=0. Im Idealfall werden so alle Störungen auf der Leitung eliminiert.

WARUM VERSTÄRKER MIT SYMMETRISCHEN AUSGÄNGEN VORTEILE HABEN
Beim üblichen (unsymmetrischen) Anschluss von Kopfhörern mit Klinkensteckern wird die Restenergie über das gemeinsame Massekabel auf die Gerätemasse zurück geleitet, die selbst auch einen Widerstand hat. Hierdurch wird die Masse, die eigentlich ruhen sollte, weil sie der Bezugspunkt ist, mit den Resten von L+R „verseucht“.

Dieses Übersprechen ist als Intermodu- lation zwischen den Kanälen mess- und hörbar!
Im symmetrischen Betrieb wird jede Schwingspule des Kopfhörers durch zwei Verstärker angetrieben, die um 180° versetzt im „Push-Pull“ Betrieb arbeiten. Während der eine „drückt“, „zieht“ der andere. Dadurch wird nicht nur eine doppelt so hohe Ausgangs- spannung und damit eine wesentlich höhere Lautstärke realisiert, sondern gleichzeitig die Masse frei von jeglichen Störeinflüssen gehalten.

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Technische Daten und Lieferumfang

Technische Daten – einerseits unabdingbar, andererseits sagen sie wenig über den Klang aus. Violectric geht auch nicht hausieren mit umfangreichen Auflistungen, so lassen sich lediglich die wesentlichsten Merkmale finden auf der Webseite. Die komplette Liste habe ich deshalb dem beiliegenden Handbuch entnommen.

Eingangsparameter Analog
Eingänge (Stereo, analog)	1x Cinch, unsymmetrisch; 1x XLR symmetrisch
Max. Eingangsspannung	+21 dBu
Eingangsimpedanz	10 kohm
Kopfhörerverstärker Parameter
Verstärkung der Endstufe	+ 2dB unsymmetrisch / +8 dB symmetrisch
Pre-Gain:	-18 / -12 / -6 / 0 / +6 / +12 / +18 dBr
Frequenzgang	5 Hz -250 kHz (-0.5 dB)
Ausgangsimpedanz	0.25Ω unysmmetrisch / 0.5Ω symmetrisch
Dämpfungsfaktor (Last 50Ω)	200 unysmmetrisch / 100 symmetrisch
Dynamik	> 131 dB (A-wtd)
Rauschen	< -103dB (A-wtd)
THD+N (1KHz/2x10V/100R = 1W)	< -102 dB / < 0,0008%
THD+N (1KHz/2x4V/32R = 0,5W)	< -100 dB / < 0,001%
Übersprechen	-105 dB (1kHz) / – 90 dB (15 kHz)
Kopfhörerausgänge	1 x 1/4″ (63mm) Klinke
	1 x 4-pol XLR
	1 x 1/4″ (63mm) Klinke
Max. Ausgangspegel	3.500 mW
Versorgungsspannung	230 V AC / 115 V AC max. 15 VA
Front/Rückseite	5mm / 3mm Aluminium, schwarz eloxiert
Gehäuse	3mm / 4mm Aluminium, schwarz eloxiert
Abmessungen Gehäuse	170 x 54 x 228 mm (B x H x T)
Abmessungen über alles	170 x 65 x 252 mm (B x H x T)

Der Lieferumfang ist puristisch. Neben dem V222findet sich noch ein Netzkabel und Handbuch im Paket. Das Handbuch hat es aber in sich. Hierzu sollte man eher „Kopfhörerfibel“ sagen, denn es werden Grundprinzipien der Kopfhörerverstärker-Technik erklärt. Themen wie Erde/Masse Prinzipien, Symmetrische und Unsymmetrische Schaltungen und vieles mehr werden leicht verständlich erklärt. Das ist nicht nur sehr informativ, sondern zeigt auch den Enthusiasmus, mit dem Lake People seine Geräte entwickelt und herstellt.

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Design und Verarbeitung

Genau wie seinerzeit beim Test des V280 kommt mir als erstes in den Sinn: „Build like a Tank“. Das schwere, schwarze Gerät macht bereits Eindruck, wenn es aus dem bunten und äußerst stabilen Pappkarton genommen wird. Hier ist sofort klar: Das ist kein Spielzeug. Ganz gemäß dem Violectric Motto „Tools – not Toys!“. Das massive Gehäuse und die nüchterne, dicke Aluminium-Front strahlen höchste Qualität aus.

Die Verarbeitungsqualität und die Wahl der eingesetzten Materialien – angefangen vom fein gerasterten Lautstärkeregler über das Gehäuse aus dickem Aluminiumblech bis hin zu den hochwertigen Anschlussbuchsen – erwecken absolutes Vertrauen in Langlebigkeit und Anspruch.

Die silbernen Standfüße des Violectric HPA V222 sorgen für vibrationsarmen und rutschfesten Stand, sehen dabei noch schick aus und erinnern an gute alte Hifi-Bausteine. Die Beschriftung ist sauber gelasert. Die Power LED leuchtet in angenehmem weiß und setzt sich somit wohltuend von den üblicheren Standards in Grün oder Rot ab.

Beim Design kommt eindeutig „Form follows Funktion“ zur Geltung. Denn hier werden die Gene des Gerätes aus dem Studiobereich mehr als deutlich. Das ist wie immer Geschmacksache – mir gefällt das jedenfalls sehr. Die robuste, dicke Frontblende mit den silbernen Schraubenköpfen in den Ecken und einer klaren Beschriftung wirkt, als würde das Gerät auch militärische Anforderungen an Robustheit und Bedienbarkeit erfüllen…

Ich dreh am Rad
Der Lautstärkepoti ist der Knaller. Ich hatte ja schon einige Geräte hier auf dem Tisch stehen, aber so ein satt gedämpft-gerasterter Lautstärkeregler ist mir noch nicht untergekommen (außer beim V280). Violectric tat gut daran, den aus Aluminium gefrästen Zylinder nochmal größer zu machen, damit er sich noch smoother drehen lässt.

Qualität im Detail: Die Skaleneinteilung auf dem Gehäuse fluchtet exakt mit der Markierung auf dem Drehregler. Und: Der Regler hat keinerlei Kanalungleichheit – zumindest höre ich selbst bei geringen Lautstärken keine.

Der Netzschalter ist als Drucktaster ausgeführt, der Eingangswahlschalter als Kippschalter. Beide strahlen ebenfalls allererste Güte aus.

Last but not Least: „Made in Germany“ sieht man immer weniger. Beim Violectric HPA V222 ist das noch der Fall.

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Fotos

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Klang

Angeschlossen habe ich den KHV analog an meinem Questyle CMA Fifteen. Quelle ist mein iMac. Als Kopfhörer wurde der Sennheiser HD800S (Test), der Dan Clark Audio AEON Noire (Test) und der Meze 109 Pro (Test) genutzt. Bei den IEM mussten Vision Ears Phönix (Test), der final A8000 (Test) und der 64 Audio U12t (Test) ran.

Klanglich ist der Violectric HPA V222 erneut eine Klasse für sich. Er überzeugt allein schon durch seine leistungsmäßige Dominanz und die daraus resultierende Lässigkeit im Antrieb von allen mir vorliegenden Kopfhörern. Den Sennheiser HD800S treibt er mit Leichtigkeit zu ohrenbetäubenden Pegeln an. Ebenso den Noire. Der neue FiiO FT3 hat 350Ω – auch dieser stellt keinerlei Problem dar.

Aber auch niedrigohmige Kopfhörer wie den Meze 109 Pro hat er absolut souverän im Griff und wertet deren Klang in allen Fällen deutlich auf. So können die von mir getesteten Kopfhörer zeigen, was sie können.

Der V222 überzeugt mit kraftvoller, ganz leicht organischer (analoger) und dennoch hochpräziser und transparenter Klangsignatur. Vor allem spürt man die Kraft. Schwer zu beschreiben. Wie ein Achtzylinder mit Hubraum, wo man das Drehmoment einfach spürt…

Beim Vergleich mit meinem geschätzten Questyle CMA Fifteen zeigt sich, daß der Questyle etwas wärmer, „musikalischer“ dafür nicht ganz so präzise und kraftvoll ist. Besonders stelle ich das an Konturen von Bassdrum-Schlägen fest. Hier hat der Violectric mehr Textur und einen klarer definierten Attack. Die Unterschiede sind nicht riesig und bei IEM kaum zu hören. Beim Sennheiser HD800S kann ich es aber recht deutlich zuordnen. Der Impact ist konturierter und der Druck scheint irgendwie körperhafter.

Auch die Transparenz spielt auf TOP Niveau und die Instrumentenseparation ist ein Traum. Es fällt mir schwer das zu beschreiben, aber wer schonmal einen Track von z.B. Blind Guardian oder Kevin Townsend gehört hat, der weiß: Hier gibt es massig Spuren, und darunter sehr viele gedoppelte Gitarren. Hier glt es, die Übersicht zu behalten. Am Ende ist das natürlich (auch) Aufgabe des Kopfhörers, aber auch ein Verstärker tut hier durch saubere Signalverarbeitung und Verzerrungsarmut dazu bei.

Der V222 liefert jedenfalls die bestmögliche Grundlage. Zusammen mit einem Sennheiser HD800S entsteht hier eine Synergie, die atemberaubend ist. Auch wenn es zigfach teurere Systeme gibt und die Käufer derer es nicht gern hören: Viel besser geht das alles schon gar nicht mehr. Der Violectric HPA V222 spielt auf einem Niveau, auf dem er viel teureren Konkurrenten Paroli bietet.

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Fazit

Qualität „Made in Germany“ wird hier noch wörtlich genommen. Die Verarbeitungsqualität ist über jeden Zweifel erhaben. Ich bin mir sicher, die Innereien sind es ebenso. Man nehme alleine auch den Lautstärkeregler mit seiner feinen Rasterung und der genauen Kanalbalance – besser gehts nicht.

Der Violectric HPA V222 versprüht Langlebigkeit aus allen Poren. Mit der kraftvollen Power und dem tollen Klang ist er quasi auch eine Anschaffung fürs Leben – auch die Anschlüsse sind mit dem 4.4mm Pentagon zukunftssicher.

Wer bereit ist, die Summe von 1.199€ zu investieren, der bekommt mit dem V220 einen universellen, kraftvollen und langlebigen Spielpartner mit erstklassigem Klang, toller Verarbeitung und bester Materialauswahl.

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