Der InEar Markt schläft nie. Und der Zeitgeist La Dolce Vita ist gerade erwacht…

Die Frequenz der Neuerscheinungen im Bereich der InEars scheint immer noch zuzunehmen. Immer mehr Treiber, andere Hybrid-Kombinationen oder spezielle Abstimmungen. In keinem anderen Bereich unseres wohlklingenden Hobbies ist die Auswahl größer. Das Angebot aus Fernost ist nahezu unüberschaubar – und die Qualität, die von dort kommt, wird auch immer besser…

Macht es in solch einer Zeit also überhaupt noch Sinn, eine neue Marke auf den Markt zu bringen? Oder ist die Gefahr, im undurchdringbaren Dickicht unsichtbar zu werden, am Ende zu groß? Ich würde sagen: Kommt drauf an! Die neue InEar Linie der Headphone-Company aus Heidelberg jedenfalls wagt den Schritt und hat erst kürzlich eine Serie exklusiver und limitierter InEars „Made in Germany“ vorgestellt. Einer liegt mir nun vor – und natürlich will ich ihn Euch vorstellen. Und soviel sei vorweggenommen: Ja – es lohnt sich!
Vorhang auf für den Zeitgeist La Dolce Vita.


[Werbung] Der InEar wurde mir für diesen Test von headphone.shop zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Die Zeitgeist Story

Hinter der neuen Marke Zeitgeist stecken echte Spezialisten. Die Headphonecompany aus Heidelberg wird von Thomas Halbgewachs, einem Szene-Veteran und Ex-Beyerdynamic Marketeer geführt. Illustre Marken wie Meze, Astell & Kern, Campfire Audio, Empire Ears, Noble, Raal, Abyss, und viele weitere gehören zum Vertriebs-Portfolio. Und wenn ein Kopfhörer-Guru wie Thomas einen eigenen InEar kreieren will, dann sucht er sich absolute Profis als Partner.

Und die hat er in der Firma InEar Monitoring aus Dieburg gefunden. Deren Produkte aus der Stagediver Serie (SD2, SD4, SD5) sind nicht nur bei Profimusikern bekannt und geschätzt. Sie sorgen auch in der audiophilen InEar Community seit Jahren für Begeisterung. Absolute High-End Boliden – wie der ProPhile 8 oder der ProMissionX – genießen weltweit höchste Reputation.

So ist es denn auch wenig verwunderlich, wenn durch solch eine Kooperation Bemerkenswertes entsteht. Und der Ansatz, den Thomas mit der Marke Zeitgeist verfolgt, unterscheidet sich von anderen.

Während es bei vielen allzuoft um rein technische Superlative geht – immer mehr Treiber, immer neuere Technik, immer weißeres Weiß – besinnt sich der Zeitgeist ganz auf Entschleunigung, Stil und Ästhetik. Und zwar ganzheitlich, sowohl akustisch als auch optisch. So ist es auch nur konsequent, wenn man technische Daten auf Seiten des Herstellers lange suchen kann.

Genauso übrigens wie hochtrabendes Technik-BlaBla und Frequenzgang-Diagramme. Den aktuellen Zeitgeist sucht sich der interessierte Hörer – nachdem ihm der Klang zusagt – entspannt nach dem Design aus. Denn den Zeitgeist gibt es in verschiedenen Ausführungen, die alle individuell in Handarbeit gefertigt sind. Nicht nur verschiedene Farben – sondern auch Materialien und unterschiedliche Konzepte.

Idealerweise besucht man die headphonecompany in Heidelberg direkt, dann kann man nach Lust und Laune auf die Suche seines persönlichen Lieblings-Kopfhörer oder InEar gehen.

Ich habe für mich die Version „La Dolce Vita“ gewählt. Gold- und messingfarbene Farbakzente und Details in bernsteinfarbenem, leicht blau schimmerndem Acryl, strahlen wohlige und entspannte Wärme aus. Aber auch die anderen Designs sind super gelungen. Man hat also durchaus die Qual der Wahl.


Der Zeitgeist „La Dolce Vita“

Simple Konfiguration mit 2 BA Treibern
Das erste Produkt der Marke Zeitgeist kommt mit für heutige Verhältnisse schon fast simpel anmutender Technik. Lediglich zwei Balanced Armature Treiber kommen zum Einsatz. Aber mittlerweile wissen wir ja, daß es nicht auf die Anzahl der Treiber ankommt. Von den überragenden Fähigkeiten eines dynamischen Treibers wissen wir ja nicht erst seit Cayin Fantasy (Test) oder Dunu Luna, auch der Sennheiser IE800S hat ja seinerzeit bereits die Qualitäten eines einzelnen Breitbandwandlers eindrucksvoll gezeigt.

Aber funktioniert so etwas auch im BA Bereich? Der Zeitgeist verwendet zwei solcher Balanced Armature Treiber. Der einzige 2-BA InEar, den ich sonst bisher gehört habe, ist der HEAROS Pro II. Und der hat sich bei mir ein Kopf an Kopf Rennen mit dem Flaggschiff geliefert. Wir dürfen also durchaus gespannt sein.     


Lieferumfang und Verpackung

Der Zeitgeist kommt in einer flachen Metalldose mit transparentem Sichtfenster, durch das man das Design der InEars begutachten kann. Wir erinnern uns: es handelt sich immer um Unikate, die vom Design variieren. Deshalb ist es gut, vor dem Kauf sehen zu können, was man bekommt.

Das beiliegende Kabel mit 3,5mm Stereoklinke ist einfach, dürfte sich aber mittlerweile reichlich bewährt haben. Es ist recht unscheinbar, geht qualitativ aber vollkommen in Ordnung.

Die Auswahl an beiliegenden Ohrstöpseln ist – verglichen mit so einigen Produkten chinesischer Herkunft – eher mager. Dafür aber hochwertig: Es liegen vier Paar Final E Silikontips bei.

Aber auch hier gilt: Wir sind hier in einem Bereich, wo die meisten Kunden sowieso schon ihre Lieblings-Tipps gefunden haben. Trotzdem: Für den Einsteiger wäre es schön, eine üppigere Auswahl direkt out of the box zur Verfügung zu haben.


Verarbeitung und Design

Vom Design her sind die InEars der Firma InEar-Monitoring und damit auch der Zeitgeist so ziemlich der klassische, generische InEar-Monitor. Die neue Zeitgeist Marke hebt diese klassisch Form durch das aussergewöhnliche Design aber auf ein neues Level. Das Acrylgehäuse ist fehlerfrei ausgeführt, es sind weder Lufteinschlüsse noch Grate oder sonstige Unregelmäßigkeiten auszumachen. Die Form scheint nahezu perfekt und alles fühlt sich haptisch hochwertig und robust an.

Thomas hat mir beim Design die Wahl gelassen für mein Demo-Modell, und ich habe mich für die Variante La Dolce Vita entschieden. Den klassischen italienischen Lifestyle versucht der La Dolce Vita im äußeren Erscheinungsbild wiederzuspiegeln. Zwischen den verschiedenen Acrylschichten befinden sich messing- beziehungsweise goldfarbene Schichten, die in Verbindung mit dem dunkelblau-schwarzen Acryl des Gehäuses an Berge, Strand und Meer erinnern. Die Ästhetik des Zeitgeist La Dolce Vita strahlt Genuss und entschleunigte Lebensfreude aus.

Das beiliegende Standard Kabel ist wahlweise in schwarz oder transparent zu bekommen. Es handelt sich eigentlich um ein professionelles Kabel für den harten Tour Einsatz. Das Kabel ist äußerst dünn und extrem flexibel. Mikrofonie ist in den Zuleitungen vorhanden, hält sich aber in Grenzen und spielt keine große Rolle.

Das Kabel fällt locker und hat keinerlei Memory- oder Sprungfeder-Effekt. Insofern erfüllt es für mich persönlich alle Anforderungen, die ich an gute InEar Kabel stelle. Und ich mag es irgendwie ob seiner Einfachheit.

Im Vergleich zu manch anderen Serienkabeln besteht hier aber rein optisch und noch Luft nach oben. Die Zielgruppe ist aber eindeutig der audiophile Enthusiast, der vermutlich sowieso sein eigenes Lieblingskabel bereithält. Oder er konfektioniert den Zeitgeist auch mit einem Kabel seiner Wahl gegen Aufpreis – die Headphonecompany ist da sehr flexibel und hält eine große Auswahl an Kabeln bereit zur individuellen Konfiguration bereit.


Tragekomfort

Der Zeitgeist kommt in einem überragend ergonomischen Gehäuse. Hier hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Ich kann ja nur für mich sprechen, aber mittlerweile empfinde ich die Universalvarianten der InEars von vielen Hersteller mindestens auf Augenhöhe mit angepassten Custom InEars. Erst kürzlich hat mich das Gehäuse des Vision Ears VE7 (Test) absolut begeistert. Und auch der Zeitgeist sitzt in meinem Ohr genauso fantastisch. Da muss man sich langsam fragen, ob zumindest im audiophilen Bereich ein CIEM überhaupt noch Sinn macht.

Bei den Aufsätzen nutze ich entweder die beiliegenden Final Audio E Silikontipps oder – für etwas weniger Bass – die Spinfits. Beide funktionieren gut.

Der Zeitgeist wird mit dem Kabel über dem Ohr getragen. Dieses ist in dem Bereich, wo das Kabel über das Ohr geführt wird, entsprechend vorgeformt. Sowohl die Zeitgeister als auch das Kabel ist extrem leicht. In Kombination mit der fantastischen Passform führt das zu einem absolut angenehmen und unauffälligen Tragekomfort – selbst über einen langen Zeitraum.


Klangqualität

Kommen wir aber nun endlich zu dem, weswegen ihr überhaupt hier seid. Wie klingt der Zeitgeist La Dolce Vita? Bevor ich auf den Klang eingehe, noch kurz etwas zu den von mir für diesen Hörtest eingesetzten Geräten:

Zum Einen wäre da der brandneue iBasso DX300 Max (Test), dann der Cayin N3 Pro (Test) und als Desktop Gerät der bewährte Questyle CMA400i. An allen Geräten spielt der Zeitgeist hervorragend. Es ist jedoch anzumerken, dass er durchaus eine gewisse Leistung benötigt. Bzw. nicht unbedingt benötigt, aber durchaus davon ordentlich profitiert. Denn er skaliert echt gut – je potenter der Verstärker, desto besser spielt der Zeitgeist sein volles Potential aus.

Auch wenn ich nicht unbedingt an Einspieleffekte glaube – schon gar nicht bei BA-Armature Treibern: Ich meine aber, eine deutliche Änderung nach rund 5-10h wahrgenommen zu haben. Festmachen würde ich das an strafferen Bässen, strukturiertere Mitten, besserer Transparenz und Imaging sowie einem homogeneren und ausgereifteren Gesamtbild. Einbildung, psychoakustische Adaption, echtes Einspielen? Egal was davon, es ist auf alle Fälle hörbar etwas passiert.

Andi besitzt den Zeitgeist ebenfalls. Unsere Einschätzung bzgl. des Klanges differiert in wenigen Punkten dezent, stimmt aber grundsätzlich überein. Seine Eindrücke wollte ich euch nicht vorenthalten, ihr findet sie ebenfalls unten. Ich kennzeichne, wenn etwas von Andi stammt in blauer Schrift.

Neutraler Monitor mit Seele
Klanglich orientiert sich der Zeitgeist La Dolce Vita einerseits an klassischen InEar-Monitoren für Musiker, d.h. die Tonalität ist ausgeglichen und kann als recht neutral bezeichnet werden. Im Grunde ist der gesamte Frequenzgang ausgeglichen, aber fern ab von jeglicher Langeweile. Wer einen oberflächlich spektakulären, stark betonten und fetten Sound sucht, der ist hier definitiv falsch.

Aber das ist nicht alles! Der Zeitgeist ist vielmehr ein sehr relaxter InEar für alle Musikrichtungen und gibt sich in der Wiedergabe absolut homogen und auch musikalisch. Die bei neutralen Kopfhörern oft anzutreffende Nüchternheit und Sterilität fehlt hier glücklicherweise.

Trotzdem: Je nachdem, welche Hörgewohnheiten man hat, erfordert es wie immer bei linear abgestimmten Kopfhörern eine gewisse Anpassung des Gehörs. Denn der erste Eindruck ist oftmals ernüchternd, wenn man stark bass-lastige oder auch Kopfhörer mit einer Badewannensignatur gewöhnt ist.

Durchhalten! Übersteht man diese Eingewöhnungsphase, lernt man die unwiederstehlichen Vorzüge zu schätzen. Diese machen sich in erster Linie durch eine völlig entspannte und ermüdungsfreier Wiedergabe bei gleichzeitiger Präzision und Detailverliebtheit bemerkbar.

Deshalb ist der Zeitgeist alles andere als langweilig. Denn durch die wohl dosierte Anhebung im Bassbereich und die entspannten Höhen bringt er Emotion und Klasse mit.

Die Frequenzbereiche im Einzelnen:

Bass
Zuerst einmal ist der Bass unspektakulär, fügt sich brav in den Frequenzgang ein. Im Tiefbass scheint es eine kleine Anhebung zu geben. Der Oberbass spielt dagegen sehr linear, kontrolliert und angenehm. Das macht den Zeitgeist sehr gut geeignet für Jazz oder grundsätzlich für akustische Musik. Für harte Rockmusik und vor allem schnellen Metal kommt der texturierte Bassdrum-Kick ziemlich vorteilhaft – wenngleich hier eine zusätzliche (ganz dezente) Betonung im Oberbass noch idealer wäre.

Denn die Bass-Qualität an sich ist absolut hervorragend. Ein klar definierter Attack und eine griffige Textur lassen Trommelschläge plastisch und organisch wirken. Von der Geschwindigkeit her ist der Bass hervorragend. Auch bei schnellsten Death Metal Sachen behält der Zeitgeist den Überblick und schnelle Transientenfolgen werden nicht vermatscht.

Andi:
In Sachen Tiefbass zeigt sich der Zeitgeist eher zurückhaltend und sanft. Dieser könnte präsenter sein. Im mittleren Bass überzeugt er jedoch mit guten und sehr angenehmen Punches. Die Struktur ist hier etwas weicher, aber sehr gut und langzeittauglich. Im Bereich des Oberbasses kann der Zeitgeist mit einem sehr hohen Detailreichtum punkten und präsentiert die männlichen Vocals sehr klar und nicht penetrant im Vordergrund.

Mitten
Der herausstechendste Bereich des Zeitgeistes dürften die Mitten sein. Ganz monitor-typisch wird hier der Frequenzgang nicht abgesenkt, wie es teilweise bei mainstreamiger abgestimmten Kopfhörern (U-Shape, Badewanne) der Fall ist. Vielmehr sind die Mitten äußerst präsent, farbenfroh und energiegeladen. Sowohl Stimmen als auch harte Gitarren Riffs überzeugen durch eine glaubhafte Plastizität und Natürlichkeit. Gerade Gesang – und da ist es egal ob Männer oder Frauen – bringt der Zeitgeist hervorragend.

Andi:
Die unteren Mitten gehen Hand in Hand mit dem Oberbass und bleiben auch hier sehr schön detailliert. Sie spielen wärmer und ohne den Drang in die kühlere Abstimmung zu driften. In den mittleren Mitten ziehen die Instrumente ordentlich an. Hier ist eine Mehrpräsenz hörbar mit gutem Körper und Klarheit. Bei den Oberen Mitten kann der Zeitgeist mit einem hellen Klangbild punkten.

Höhen
Im Bereich der Höhen ist der Zeitgeist klar, spritzig und absolut fein aufgelöst. Dabei ist er niemals penetrant oder spitz. Sibilanten sind ihm eben so fremd wie unnatürlich zischelnde Becken. Wenn ich die Höhen jetzt als smooth bezeichnen würde, würde ich der Brilliance aber auch nicht gerecht werden. Insofern könnte man die Höhen mit einer weichen und luftigen Brillianz am treffendsten umschreiben.

Andi:
Die unteren Höhen haben eine sehr schöne Luftigkeit und jedes Instrument präsentiert sich klar und detailliert. Frauen und Männervocals präsentieren sich mit einer sehr angenehmen Klangfarbe und können klar zugeordnet werden. Die mittleren und oberen Höhen werden geglättet und von Zischlauten ist nichts zu hören. Je nach Zuspieler tendiert der Zeitgeist in höheren Lautstärken dazu etwas unangenehm zu wirken. Mit dem richtigen jedoch ist davon nichts mehr wahrnehmbar. Der Zeitgeist kann in dem Bereich ab 10.000Hz mit einer sehr guten Luftigkeit überzeugen was sich auch bei der Separation und der Bühne positiv auswirkt.

Bühne
Die Bühnendarstellung – das Imaging – gelingt dem Zeitgeist mit einer naturgetreuen Darstellung. Hier scheint nichts künstlich auseinandergezogen oder komprimiert zu werden. Die Positionierung von einzelnen Instrumenten auf der imaginären Bühne gelingt ihm äußerst gut. Somit schafft er eine glaubhafte Dreidimensionalität und damit ein liveartiges Erlebnis. Einmal mehr stellt der InEar hier seine abgeklärte Professionalität unter Beweis.

Andi:
Wie schon erwähnt hat der Zeitgeist von Anfang an mit einer eher weiteren Bühne überzeugen können. Die Bühne zeigt sich luftig und leicht was bei einem geschlossenen InEar eher zu den selteneren Dingen zählt.

Separation & Auflösung
Ganz im Sinne von akkurat Monitoren schafft es auch der Zeitgeist, Instrumente fein säuberlich voneinander zu trennen und Spuren deutlich zu separieren. Aufgrund seiner leicht warmen Abstimmung muss man aber genau hinhören. Wo manch andere InEars Hier deutlich Forscher zu Werk gehen und das Musikgeschehen teilweise wie unter einem Brennglas präsentieren, ist der Zeitgeist hier angenehm zurückhaltend und offenbart kleinste Details nicht ungefragt. Vielmehr lässt er dem Hörer die Wahl: Genieße ich meine Musik – oder analysiere ich sie. Beides ist möglich.

Andi:
Die Separation ist gut und reicht für eine genaue Zuordnung der Klänge und Instrumente aus. Es könnte aber noch ein klein wenig mehr sein.   

Isolation
Ein Wort? Perfekt!
Aufgrund der oben bereits angesprochenen sehr guten anatomischen Gehäuseform und der daraus resultierenden optimalen Passform (bei mir), ist die passive Geräuschisolierung nahezu perfekt. Selbstverständlich sind alle Ohren anders, so dass man letztenendes selbst herausfinden muss wie wie gut der Kopfhörer sitzt. Die Form der Gehäuse ist aber anscheinend über lange Jahre so perfektioniert worden, dass hier ein guter Fit für möglichst viele Ohren erreicht wird.


Musikbeispiele

Kreator – Escalation

Erste Station: Deutscher Trash von Kreator vom Album Hordes of Chaos aus dem Jahre 2009. Natürlich und dynamisch produziert. Schnell, fett und hart. Die Drumfills am Anfang sind schön klar und luftig, das fette Riffing ist sauber und ohne Gematsche. Die Atmosphäre der Brutalität, welche Kreator live auszeichnet, kommt sehr gut zur Geltung. Gitrren braten druckvoll, gekonnt im Stereomix Links und Rechts verteilt. Milles Gesang setzt sich prägnant durch und bleibt trotz dichtem Sound gut verständlich.

Hiraes – Under fire

Newcomer aus Deutschland. Richtung Arch Enemy. Deutlich zu hören der Unterschied in der Dynamic zum Kreator Beispiel. Viel weniger, alles ziemlich hochgezogen. Aber auch damit kommt der Zeitgeist super klar. Im Vordergrund steht weiter die sehr gute Instrumentenseparation. Alles ist prima zu verfolgen. Die dichte Produktion ist auf sehr basslastigen InEars anstrengend, mit dem Zeitgeist perfekt zu genießen. Hier zeigt sich dann eindrucksvoll der Vorteil einer lineareren Abstimmung.

Caliban – Nichts ist für immer (vom Album Zeitgeister)

Die dritte Combo kommt auch aus Deutschland – und sie haben dieses Mal auch komplett deutsche Texte auf dem neuen Album – welches genauso betitelt ist wie unser Testobjekt.
Was erwartet uns? Lupenreiner Metalcore mit einprägsamen Hooks und Refrains. Auch hier ist aufgrund der dichten Produktion und mehrstimmigen Chorgesänge wieder die Separationsfähigkeit eines Kopfhörers gefragt. Und der Zeitgeist macht das sehr gut, das Geschehen wird prima aufgefächert, der Text ist gut verständlich. Teilweise gibt es Tiefbasseffekte, bei denen der Zeitgeist zeigen kann, was er untenrum drauf hat.

Helloween – Skyfall

Dass ich das noch erleben darf: Michael Kiske is back! Nix gegen Derris, aber Kiske IST Helloween. Ja, ich weiß, das will Weiki nicht hören – ist aber so.
Anyway, nun singen eben BEIDE – und das ist mehr als ein Kompromoss, das ist genial. Best of both Worlds sozusagen. Auch – und der Kai ist ja auch wieder an Bord. Drei Sänger!!
Im Song Skyfall werden denn auch gleich wieder alle Register gezogen: Alle drei kommen zum Zuge. Fantastisch – aber stopp. Das soll ja hier keine Album-Rezension werden.

Logisch, daß der Zeitgeist auch hier wieder abliefert. Egal wer von den dreien am Mikro ist: Glockenklarer Gesang bis in die obersten Register (Kiske), rauer, räudiger und rockiger Gesang (Derris) oder der gaanz eigene Stil von Kai – alle sind farbenfroh und sehr natürlich. Mit der Musik hat der InEar sowieso keine Probleme. Alles ist gewohnt sauber, nachvollziehbar – die sehr gute Produktion macht es aber auch nicht ganz so schwer.

Mal wieder nur Songbeispiele aus dem Metalbereich. Tja, so ist das. Aber ihr dürft euch sicher sein: Der Zeitgeist kommt mit allen Stilen und Genres zurecht. Aufgrund seiner neutralen Abstimmung ist das gar kein Problem.


Vergleich Zeitgeist vs. Softears RSV

Auf den ersten Blick ein unfairer Vergleich, da der Softears RSV (Test) über fünf Treiber verfügt und der Zeitgeist nur über zwei. Trotzdem lohnt es sich, hier einmal genauer hinzuhören. Denn der Preis ist vergleichbar. Beide kosten um 700€.

Auch beim RSV handelt es sch um einen InEar mit Referenzabstimmung, also einem relativ neutralen Frequenzgang. Tonal gehen beide aber trotzdem in eine andere Richtung. Denn obwohl sie grundsätzlich sehr ausgeglichen abgestimmt sind, haben sie doch einen eigenen Charakter.

Während der Softears RSV trotz seiner Neutralität ziemlich mitreißend abgestimmt ist, ist der Zeitgeist eher relaxed und wärmer. Der RSV ist in den Höhen deutlich spitzer, der Zeitgeist spielt hier entspannter. Im Bassbereich hat der Zeitgeist im Tiefbass mehr Macht, während der RSV eher im Oberbass mit mehr Druck und Punch glänzt. Die Mitten sind recht ähnlich, der RSV löst genauer auf, der Zeitgeist ist wohliger. In der Bühne sind beide vergleichbar, bei der Detailauflösung hat der Softears deutlich die Nase vorn. Der Zeitgeist passt MIR etwas besser, aber auch der RSV sitzt super.

Unterm Strich finde ich den Zeitgeist universeller, vor allem wenn man nur diesen einen InEar besitzen möchte und eher Musik entspannt genießen möchte anstatt zu analysieren. Der RSV ist dagegen stärker in Richtung Monitor abgestimmt, bietet mehr Details und Auflösung und glänzt m.M.n. deswegen ganz besonders mit Pop, Rock und vor allem mit hartem Metal.


Fotos

Zeitgeist La Dolce Vita

Zeitgeist Polar Nights (by Andi)


Fazit

Der erste Wurf von Zeitgeist ist bereits ein erstklassiger InEar mit akkurater und präziser Charakteristik geworden. Tonal etwas angewärmt, dabei höchst ehrlich und mit angenehmer, langzeittauglicher Abstimmung. Die Passform ist fantastisch und die handwerkliche Fertigungsqualität des Unikates ist schlicht State-Of-The-Art.

Auch wenn die simple Konfiguration von nur zwei Balanced-Armature Treibern unspektakulär im Vergleich mit aktuellen Multi-Driver-Hybrid Systemen ist – der Sound ist es keineswegs. Der Zeitgeist schafft es mit Hilfe ganz dezenter Betonungen in Richtung Spaß eine über alle Genres hinweg erstklassige Performance abzuliefern.

Für 699€ liefert der Zeitgeist in der ersten Edition einen kompromißlos zu empfehlenden Klang, der gekonnt zwischen Neutralität und Natürlichkeit platziert wurde.

Wenn das Erstlingswerk schon so begeistert, was dürfen wir von Zeitgeist noch alles in der Zukunft erwarten? Abwarten – und bis dahin die La Dolce Vita genießen! Ein toller InEar!


Zeitgeist La Dolce Vita InEar | Bewertung

9.8

Sound

9.5/10

Verarbeitung

10.0/10

Tragekomfort

9.8/10

Preis/Leistung

10.0/10

Pros

  • Natürlicher Klang
  • Tolles Design
  • Sehr gute Passform
  • Detailliert und präzise
  • Einfaches, aber gutes Kabel
  • Individuelles Design

Cons

  • Das letzte bisschen Spritzigkeit fehlt