Gerüchte gab es schon länger, und vor ein paar Monaten ist ein Kopfhörer von Fiio hier und da erwähnt worden. Nun ist das Ding veröffentlicht. Lange mussten wir drauf warten, bis FiiO sich nnun auch endlich ins Lager der „richtigen“ Kopfhörer vorwagt. Mit dem FT3 hat man nun endlich einen Vertreter dieser Gattung im Portfolio. Und wer FiiO kennt, der weiß: Hier ist wieder einiges zu erwarten. Zum interessanten Preis von 299€ kommt der offene Vertreter mit schicker Optik daher. Ob er auch gut klingt, daß will ich heute herausfinden.


[Werbung] Der FiiO FT3 wurde mir für diesen Test leihweise von Hifi-Passion zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!



Allgemeine Beschreibung

FiiO ist ein chinesisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von tragbaren Audio-Produkten spezialisiert hat. Seit seiner Gründung im Jahr 2007 hat FiiO eine große Fangemeinde aufgebaut, insbesondere unter Audiophilen und Musikliebhabern, die nach hochwertigen Audio-Geräten suchen. FiiO ist bekannt für seine hochwertigen tragbaren Audio-Player, Kopfhörerverstärker und DACs (Digital-Analog-Wandler), die eine hervorragende Klangqualität bieten und den Bedürfnissen von audiophilen Nutzern gerecht werden.

Vom Bluetooth-ANC Kopfhörer EH3NC mal abgesehen, ist der FT3 FiiO´s erster, waschechter Over-Ear Kopfhörer. Der IEM und Player Spezialist hat sich Zeit genommen. Umso gespannter war ich, als ich vom FT3 erfuhr. Die ersten Bilder waren bereits vielversprechend. Und als der Preis feststand, war klar: Hier gibt es eine Kampfansage an die etablierten Herstellen.

Der FiiO FT3

Beim Erstlingswurf im Bereich Kopfhörer geht man erst einmal den traditionellen Weg: Also ein offenes System mit dynamischen Treibern. Was beim FT3 sofort auffällt: Während i.d.R. in solchen Kopfhörern Treiber mit Durchmessern zwischen 40 und 50mm zum Einsatz kommen, wählt FiiO hier 60mm. Als Material für die Membran komm DLC (Dimaond-Like-Carbon) zum Einsatz. Dieses Material kennt man von Inear Treibern. Es ist dünn, leicht und steif. Beste Vorraussetzung also für schnelles Impulsverhalten und geringe Verzerrungen.

Auch die hohe Impedanz mit 350Ω ist eher ungewöhnlich für einen Kopfhörer dieser Art, der ja auch gern mal an mobilen Geräten betrieben werden will. Die Empfindlichkeit ist dazu mit 105dB nicht besonders hoch. Somit ist klar: Dieser Kopfhörer soll an stationären Kopfhörerverstärkern betrieben werden – oder eben starken DAP wie dem FiiO M17 oder Astell & Kern Kann Max. Für den stationären Betrieb liefert FiiO ja auch entsprechende Geräte wie die der K9 Serie.

Key-Facts:

  • Großer dynamischer High-Res-Over-Ear-Kopfhörer
  • 60 mm großer dynamischer Treiber
  • Beryllium-beschichtete Dichtung + DLC-Membran
  • 350Ω hohe Impedanz
  • Asymmetrisches internes und externes Magnetkreis-System
  • Open-Back-Design
  • Furukawa monokristallines Kupferkabel
  • Konstruktion aus Aluminiumlegierung
  • Leichtes, hohles Design
  • 4 verschiedene Audio-Stecker enthalten

Lieferumfang und Verpackung

Der FiiO FT3 kommt in einer im FiiO Design gestalteten, dicken Pappschachtel. Das Design mit Fotodruck und Schriftzügen im Oil-Slick Style nutzt FiiO jetzt schon eine ganze Weile und hat somit einen gewissen Wiedererkennungswert. Im Innern befindet sich das hochwertige Ledercase, darin dann Kopfhörer nebst Zubehör.

Beim Zubehör zieht FiiO alle Register. Angefangen beim Case aus echtem Leder, über ein sehr hochwertiges Kabel, einen kleinen Stoffbeutel und verschiedene Anschluss-Adapter. Am Kabel direkt kann man entweder einen 3.5mm oder aber 4.4mm Stecker anbringen. zusätzlich liegt ein Adapter von 3.5mm auf 6.3mm bei, ebenso ein Adapter von 4.4mm auf XLR 4-Pin. Perfekt mitgedacht, so kann der FT3 wirklich überall Anschluss finden.

Ach ja – last but not least legt FiiO neben den werkseitig aufgezogenen Pads aus Microfaser auch noch ein zweites Paar Ohrpolster aus Kunstleder bei.

Der Lieferumfang zusammengefasst:

  • FiiO FT3 Kopfhörer
  • Abnehmbares Kabel mit Wechselstecker-System
  • 3.5mm Stecker unbalanced
  • 4.4mm Stecker bylanced
  • 3.5mm auf 6.3mm Adapter
  • 4.4mm auf XLR 4-Pin Adapter
  • 1Paar alternative Ohrpolster
  • Hardcase
  • Stoffbeutel
  • Papierkram

Design, Tragekomfort & Verarbeitung

FiiOs futuristisches Industrie-Design spiegelt sich durchaus auch im Design des FT3 wieder. Die über eine Federspannung selbstjustierende Bügelkonstruktion erinnert an die des Meze 109 Pro und funktioniert gut. Insgesamt gefällt mir das Design recht gut und passt mit dem modernen Design gut zu den DAPs des Herstellers.

Kopfhörer
Die komplette Konstruktion ist aus Aluminium und wirkt robust und durchdacht. Die runden Ohrmuscheln sind relativ klein, im Innenraum ist für meine Ohren nicht genug platz, so daß das Polster auf den Ohrläppchen leicht aufliegt. Die Verarbeitungsqualität und Materialwahl ist sehr gut. Aluminium und (Kunst)Leder sind die hauptsächlichen Werkstoffe. Das Design der Ohrmuscheln ist an Turbinenflügel angelehnt. Auch eine Autofelge kann einem hier in den Sinn kommen. Der Zwischenraum der Speichen ist mit einem schwarzen Lochblech versehen

Trotzdem bleibt der Kopfhörer angenehm leicht. Der Tragekomfort ist aufgrund der weichen Polsterung und des geringen Gewichts als angenehm und unauffällig zu bezeichnen. Der Anpressdruck ist nach meinem Empfinden genau richtig gewählt. Der Kopfbügel ist ausreichend gepolstert, um auch bei langen Hörsessions den nötigen Komfort zu bieten.

Kabel
Hinter dem Kabel steckt eine eigene Geschichte. Es handelt sich quasi um Restbestände eines sehr hochwertigen Kabels des japanischen Herstellers Furukawa, welche FiiO in begrenzter Stückzahl aufkaufen konnte. Kommende Produktionen des FT3 werden ein anderes Kabel im Zubehör haben. Das Furukawa Kabel aus monokristallinen OYAIDE HPC-23T ist haptisch mit der Zuleitung der Sennheiser HD800 Serie vergleichbar, jedenfalls ist es ebenso stoffummantelt. Es fast sich sehr gut an, fällt leicht und neigt nicht zum Verheddern. Mit 3m ist es für meinen Geschmack etwas lang. Da der FT3 allerdings zur Nutzung an stationären Amps prädestiniert ist, ist die Länge nur konsequent.

Toll ist das Wechselstecker-System: Der Nutzer hat die Wahl, entweder einen 3.5mm Stecker oder einen symmetrischen 4.4mm Stecker direkt an das Kabel zu montieren. Von diesen Steckern kann dann mittels Adapter auf 4-Pin XLR oder 6.3mm variiert werden.

Case
Auch beim Case gibt es solide Qualität. Keine billige Stofftasche, sondern ein vernünftiges Hardcase aus Leder, welches den Kopfhörer perfekt schützt und dazu noch Platz für das Zubehör bietet – auch ein kleiner DAP findet hier noch Platz. Design ist wie immer Geschmacksache, mir gefällt das kackbraune Leder nicht im Ansatz. Aber da gehen die Meinungen auseinander.

Außerdem hat das Case anfangs stark gestunken. Dieser penetrante Gestank hat sich auf Kopfhörer und Kabel übertragen, war aber nach einem Tag Auslüften weitgehend verflogen. Hier schient es eine Serienstreuung zu geben. Ich kenn 4 Personen, die ebenso einen FT3 erhalten haben. Zwei davon waren vom Geruchsproblem betroffen, zwei nicht. Aber falls ihr betroffen seid: Auslüften wirkt!


Technische Daten FiiO FT3

Wie immer gilt: Für mich sind sie nicht so wichtig, ich liste sie jedoch hier auf. Was auffällt: Die hohe Impedanz und der große Treiberdurchmesser.

  • Kopfhörer-Typ: Kopfhörer mit dynamischen Treibern
  • Frequenzbereich: 7Hz-40kHz
  • Treiber-Typ: 60mm dynamischer Treiber
  • Material der Membrane: Beryllium-beschichtete Dichtung + DLC-Membran
  • Impedanz: 350Ω
  • Empfindlichkeit: 102dB (1Vrms)@1kHz
  • Gewicht: Etwa 391g (ohne Kabel)
  • Druck der Ohrpolster: 4.0N±0.3N
  • Kabellänge: Ungefähr 3m
  • Material des Kabels: Furukawa monokristalliner Kupferdraht

Klangqualität

Gehört habe ich den FiiO FT3 für diesen Test am Questyle Fifteen (Test) und an diversen DAP und KHV wie dem Astell & Kern KANN MAX (Test), dem Violectric V222 (Test) und dem ifi Audio Gryphon (Test). Mit 350Ω und 102db ist der FT3 schon recht anspruchsvoll, was die Leistung des Verstärkers angeht. An einem kleinen DAP oder gar Smartphone mag er funktionieren. Sein volles Potential entfaltet er aber erst an einem potenten Player/Verstärker.

Der FiiO benötigt im Grunde keine Einspielzeit. Bereits out of the Box hat er mir gut gefallen. Die grundlegende Tonalität ist eine moderate V-Signatur, aber trotzdem ausgeglichen und natürlich. Nichts sticht beim ersten Hören hervor, was schonmal eine gute Eigenschaft ist. Somit ist der FT3 erstmal für jedwedes Genre gleichermaßen geeignet.

Bass
Der 60mm Treiber liefert einen sauberen, verzerrungsfreien Bass – selbst bei ungesunden Lautstärkepegeln. Bassdrums kicken präzise und druckvoll. Die Bassmenge ist leicht angebogen, aber ich würde den FT3 trotzdem nicht als übertrieben basslastig bezeichnen. Tiefbass ist reichlich vorhanden, Filme machen Laune mit dem FT3. Erstaunlich, wie präzise und konturenstark der Slam ist. Wenn man den Preis des FT3 mit in die Waagschale wirft, ist das beachtlich.

Mitten
In den Mitten gibt sich der FiiO FT3 ausgeglichen und kraftvoll. Stimmen ertönen sehr natürlich, mit viel Tiefe und Textur. Verzerrte Gitarren klingen frisch und präsent, haben einen guten Grundkörper und sind energiereich.

Höhen
Die Höhen sind angenehm und trotzdem klar und fein auflösend. Natürlich kein Vergleich zu einem HD800S, aber dafür auch niemals anstrengend oder gar spitz. Insgesamt eher entspannend und gut durchhörbar. Becken klingen natürlich und „richtig“. Siblilanten werden kontrolliert ohe scharfen Zisch wiedergegeben.

Bühne & Separation
Die Bühnenbreite ist durchschnittlich. Ich würde sagen in etwa auf HD660S Niveau. Die Separation ist gut, man kann leicht in die Musik eintauchen und analytisch verschiedene Stimmen / Instrumente verfolgen und „beobachten“. Auch bei dichten Sounds bleibt die Separationsfähigkeit erhalten. Ein HD800S grenzt hier nochmal deutlich besser ab, der Abstand zu einem HD660S ist aber schon geringer.


Ersatzpads
Ich bevorzuge eindeutig die Velour-Polster. Damit spielt der FT3 deutlich involvierender. Die Kunstleder-Polster sind zwar neutraler, aber nehmen dem FT3 auch den Spass. Je nachdem was man bevorzugt – gut ist, daß man die Wahl hat.


Fazit

Auch wenn es ein Erstlingswurf im Bereich der Overears bei FiiO ist – der FT3 ist ein ausgereifter und wohlklingender Overear. Für den Preis von 299€ liefert der FT3 eine mehr als überzeugende Leistung ab. Klanglich stimmt alles, man geht hier auf Nummer sicher. Der FT3 ist nah an der Harman-Kurve und mit seiner leichten V-Signatur ein durchaus spaßiger Kopfhörer.

Der Lieferumfang ist beachtlich, das Wechselsteckersystem am hochwertigen Kabel vorbildlich. Mit den Adaptern ergibt sich ein breites Einsatzspektrum. Die Impedanz von 350Ω erfordert aber einen leistungsstarken Player – idealerweise einen stationären Kopfhörerverstärker.

FiiO bleibt sich treu und überzeugt mal wieder mit einem Preis/Leistungs-Kracher. Der FiiO FT3 klingt richtig gut und bietet ein tolles Gesamtpaket. Ich bin gespannt, was wir als nächstes von FiiO erwarten können…


FiiO FT3 Over-Ear | Bewertung

9.5

Sound

9.4/10

Verarbeitung

9.6/10

Tragekomfort

9.0/10

Preis/Leistung

10.0/10

Pros

  • Toller Sound, ausgeglichene Signatur
  • Super Verarbeitung
  • Erstklassiges Kabel
  • Umfangreiches Zubehör

Cons

  • Cups etwas klein
  • Case-Design