Die relativ junge chinesische Marke ZiiGaat hat mit dem Luna einen ziemlich interessanten Wurf hingelegt. Für nur rund 350€ verspricht der In-Ear mit sechs Balanced-Armature-Treibern pro Seite nichts Geringeres als Studio-Referenz-Qualität. Eine Kombination aus verschiedenen Treibern von Sonion und Knowles soll das gewährleisten. Ob das auch tatsächlich so ist, klären wir im Test.

Inhalt
[Werbung] Der ZiiGaat Luna wurde mir für diesen Test von Linsoul Audio zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
ZiiGaat
ZiiGaat ist noch eine relativ junge Brand im hart umkämpften IEM-Markt, wirbelt aber bereits mächtig Staub auf. Die chinesische Marke wurde erst 2021 gegründet und hat sich seitdem mit einem klaren Fokus auf hochwertige Treiber-Bestückung einen Namen gemacht. Während viele Chi-Fi-Hersteller auf Masse setzen, geht ZiiGaat den anderen Weg: Wenige Modelle, aber die richtig durchdacht.
Das Team hinter ZiiGaat besteht aus erfahrenen Audio-Ingenieuren, die zuvor bei anderen bereits etablierten Marken gearbeitet haben. Das merkt man auch an der Herangehensweise: Statt unkontrollierter Modellflut konzentriert sich ZiiGaat auf saubere Frequenzgänge, hochwertige Treiber-Komponenten von Sonion und Knowles und ordentliche Verarbeitung der 3D-gedruckten Acryl-Gehäuse.
ZiiGaat Luna
Chinesische IEM sind mittlerweile ziemlich weit gekommen und haben sich deutlich weiterentwickelt. Klar, es gibt immer noch die Vertreter der klassischen ChiFi-Fraktion, welche eher geprägt von einem tollen Preis-Leistungsverhältnis, klanglich aber dann doch nur „okay für den Preis“ sind. Der Luna gehört hier definitiv nicht dazu. Wie von Softears, AFUL oder auch Thieaudio wird hier deutlich mehr geboten als massentaugliche Durchschnitskost.
Der ZiiGaat Luna ist das aktuelle All-Balanced-Armature Flaggschiff der noch jungen chinesischen Marke.
Technisch ist der ZiiGaat gut bestückt: Sechs Balanced-Armature-Treiber pro Seite, aufgeteilt in verschiedene Frequenzbereiche. Die Hardware stammt von den bekannten Zulieferern Sonion und Knowles. Im Tieftonbereich werkeln zwei Sonion 39AY008 Subwoofer, die kontrollierten Bass ohne Matsch liefern.
Die Mitten übernehmen zwei Knowles 32873 Treiber, die für natürliche Wärme und Körper sorgen sollen. In den Höhen kümmern sich zwei Knowles 33518 Hochtöner um die Details und den nötigen Glanz.

Der Luna positioniert sich recht eindeutig als neutraler Studio-Monitor. ZiiGaat bewirbt ihn mit einem „flachen Frequenzgang“ und „unverfälschter Wiedergabe“. Das Ziel ist eindeutig: Musiker, Producer und Audio-Profis ansprechen, die einen ehrlichen, analytischen Klang brauchen. Logisch, daß da auch Audiophile große Ohren kriegen…
Und das macht auch Sinn – denn der Luna ist zwar sehr ausgeglichen, aber keinesfalls langweilig. Im Gegenteil: Er ist einer der involvierenden IEM die ich kenne und folgt damit meiner favorisierten Abstimmung.
Lieferumfang und Verpackung
Der Luna kommt in einer kompakten Schachtel – schwarz mit Produkt Abbildung auf der Front und technischen Daten auf der Rückseite. Außerdem dabei: Ein echt angenehm großes Case, ein modulares Kabel mit 3.5mm und 4.4mm Stecker, 3 Säte Eartips in verschiedenen Größen und etwas Papierkram.

Der Lieferumfang im Detail:
- ZiiGaat Luna
- 2 Sätze Silikontips (je L/M/S)
- 1 Paar Foam Earths
- Kabel
- 3,5 mm Stecker
- 4,4-mm-Stecker
- 2 Paar Ersatz-Schutzgitter
- Case mit Einsatz
- Papierkram
Technische Daten
Driver: 6BA / Sonion 39AY008 x 2 + Knowles 32873 × 2 + Knowles 33518 × 2
Sensitivity: 103dB
THD: 0.57%
Impedance: 26Ω
Frequency Response: 20Hz-32kHz
Verarbeitung und Design
IEM
Der ZiiGaat Luna folgt dem bewährten und weit verbreitetem Stil mit einem aus Resin gefertigten Gehäuse in leicht anatomisch ausgeformter Geometrie – vermutlich im 3D-Druck hergestellt – in Kombination mit einer bunten Faceplate. Das schwarze Gehäuse ist tadellos verarbeitet, ebenso wie die Faceplate. Diese ist optisch ziemlich verspielt, viel Glitzer und bunt. Einen Bezug zu „Luna“ kann ich aber nicht sehen. Eher erinnert mich das Grün im Zentrum an eine Wiese, die auf der einen Seite durch bunte Blumen und auf der anderen Seite von Wasser eingerahmt ist. Das silberne Logo ist wie üblich in der Mitte platziert.
Die Stecker sitzen fest im Gehäuse und lassen auf eine über lange Zeit verlässliche Verbindung hoffen. Die Nozzle – also das Schaullaustritt-Röhrchen – ist ins Gehäuse eingepasst und besteht aus Edelstahl. Damit die Eartips sicher festsitzen, verfügt das Nozzle über einen umlaufenden Ring.

Kabel
Das schwarze Kabel ist für ein Stock-Kabel absolut ordentlich. Haptisch von der Oberfläche glatt, verdrillt es sich trotzdemleider recht leicht im Case. Aber es fälltangenehm locker und ohne nennenswerten Memory Effekt.
Das Steckersystem ist praktisch, aber nicht ganz zu Ende gedacht: Es gibt keine Verriegelung. Zieht man am hinteren Teil, kann es passieren, daß der vordere Teil (Stecker) in der Buchse des Quellgerätes bleibt. Ein Bajonett- oder Schraubverschluss hätte hier Abhilfe geschafft. Ansonsten ist die Verarbeitung gut, Steckersystem und Splitter sind aus Metall und wirken robust.
Klanglich habe ich nichts auszusetzen, ich denke da sind mittlerweile so gut wie alle Kabel völlig in Ordnung.


Case
Das hellbraune Case aus Kunstleder ist ungewohnt groß, was mir sehr gut gefällt. So hat man neben den IEM mit Kabel noch Platz für einen kleinen DAC (z.B. ifi GOblu) oder weiteres Zubehör. Für Ersatztips gibt es im Oberteil einseparates Mesh-Fach. Den Einsatz mit samtartiger Oberfläche kann man herausnehmen, was ich auch getan habe. Denn wirklich halten tun die IEM in der Form sowieso nicht.


Tragekomfort
Der ZiiGaat Luna wird als klassischer InEar-Monitor natürlich mit dem Kabel über dem Ohr getragen. Das sorgt für einen sicheren Sitz und entlastet die Steckverbindung gegen eventuelle Zugkräfte. Das kompakte Gehäuse ist anatomisch angedeutet ausgeformt und sitzt in meinen Ohren ziemlich perfekt.
Nichts drückt oder zwickt, auch muss ich mit den für mich passenden Tips – ich nutze die Spinfit W1 – auch nicht nachjustiert werden. Ich bevorzuge die W1, weil ich mit den „Sticky“ Tips aus dem Lieferumfang nicht wirklich zufrieden bin. Die sind zwar von guter Qualität, aber ich mag einfach dieses „klebrige“ Gefühl nicht. Hier hätte ma zumindest ein Paar glatte Silikontips beilegen können.
Klangqualität
Gehört habe ich den ZiiGaat Luna hauptsächlich an meinen mobilen Geräten: Cayin N6III (Test), Sony WM-1Z und ifi Audio GOblu sowie den GOpod Air (Test). Stationär durfte er am JDS Labs Element IV laufen. Mit 26Ω und 103db ist der InEar noch leicht anzutreiben und funktioniert deshalb selbst an Geräten mit geringerer Leistung.
ZiiGaat hat den Luna als Referenz IEM entwickelt mit einem klaren Fokus auf Monitoring. Das merkt man sofort beim ersten Hören – hier wird nichts beschönigt oder künstlich aufgehübscht. Trotzdem ist der IEM nicht langweilig – im Gegenteil. Die Abstimmung ist energiegeladen und macht Laune.
Bass
Der Bass ist präzise, punchig, kontrolliert und ehrlich – genau so, wie man es von einem all BA Monitoring-IEM erwartet. Schnell, explosiv, präzise, detailliert. Tiefbass ist auch vorhanden, aber nicht übertrieben. Was mir besonders gefällt: Der Luna verzichtet auf den typischen Basst-Boost, der viele mittelpreisige IEMs prägt. Stattdessen bekommt man einen qualitativ sehr hochwertigen Bass, der aber zuverlässig da ist, wenn er gebraucht wird – aber nie zu aufdringlich, matschig oder schwammig wird. Das prädestiniert den Luna für schnelle, harte Musik mit impulsiven Transienten, wie sie etwa bei Blastbeats oder Doublebass oft in Genres wie Death-Metal oder Trash vorkommen.
Mitten
In den Mitten spielt der Luna natürlich, ausgewogen und mit gerade der richtigen Portion Wärme. Stimmen klingen echt und unverfälscht. Sowohl männliche als auch weibliche Vocals profitieren von der ehrlichen und natürlichen Wiedergabe. Instrumente klingen durchweg echt und haben eine wunderbare Authentizität. Rock und Metal klingt frisch und energiegeladen. Wobei eher moderne Spielarten profitieren, Classic Rock klingt mir teilweise etwas nüchtern, da dieser durchaus von etwas mehr Wärme profitieren würde.
Höhen
In den Höhen ist der Luna fein und richtig gut dosiert angestimmt. Man bekommt reichlich Details, Cymbals haben den nötigen Glanz und das richtige Decay-Verhalten. Was mir besonders auffällt: Auch bei längeren Hörsessions bleibt der Klang entspannt. Viele BA-bestückte IEMs aus Fernost neigen zu einer gewissen Höhenbetonung – beim Luna ist das nicht der Fall. Auch klingt alles sehr natürlich und ohne unnatürliche Verfärbung.

Bühne
Für einen reinen BA-IEM bietet der Luna eine ordentliche Bühne, auch wenn sie nicht übertrieben ausfällt. Das muss sie auch nicht, ich bevorzuge eine eher natürliche Präsentation. Die Breite ist gut, die Tiefe solide. Instrumente haben ihren Platz und verschwimmen nicht ineinander.
Separation & Auflösung
Hier spielt der Luna seine Stärken aus: Die sechs BA-Treiber pro Seite sorgen für eine saubere Trennung der verschiedenen Frequenzbereiche. Auch bei komplexen Arrangements wie Tool’s „Pneuma“ behalten alle Instrumente ihre Eigenständigkeit.
Die Auflösung ist beeindruckend – feine Details kommen gut zur Geltung, ohne aufdringlich zu werden. Man hört reichlich Details, ohne dass es anstrengend wird. Bei gut produzierten Aufnahmen kann man sich regelrecht in den klaren Strukturen verlieren.
Isolation
Die passive Isolation ist sehr gut. Der Luna blockt Außengeräusche effektiv weg – perfekt für den mobilen Einsatz oder das heimische Studio bzw. sogar die Bühne. Voraussetzung ist selbstverständlich ein optimaler Seal.
Fotos
Fazit
Der ZiiGaat Luna macht das, was er soll. Die BA-Bestückung von Sonion und Knowles harmoniert verdammt gut. Der Luna klingt nach Referenz und fühlt sich auch so an. Man merkt, dass ZiiGaat reichlich Erfahrung bei der Abstimmung von IEM mitbringt.
Das war eine Überraschung: Der ZiiGaat Luna hat mich komplett überzeugt und war im Urlaub mein Alleinunterhalter – und das, obwohl einige andere Hochkaräter im Koffer waren. Das sollte doch Empfehlung genug sein, oder?!