Es gibt wieder News aus Köln: Die IEM Schmiede Vision Ears hat ihr Portfolio umgekrempelt und die IEM Modelle der VE-Line neu aufgelegt und ergänzt. Und logisch – da werde ich hellhörig. So hat es nun das Modell VE XCON zu mir geschafft und wartet darauf, die Reihe an Vision Ears Testberichten fortzuführen. Das Topmodell, der VE10, legt die Latte natürlich sehr hoch – ist nach wie vor einer meiner IEM-Favoriten. Aber auch der VE7 begeistert mich bis heute. Wie sich der neue XCON in dieser illustren Reihe schlägt, das finden wir heraus.


[Werbung] Der Vision Ears XCON wurde mir für diesen Test leihweise direkt von Vision Ears zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Vision Ears

Mittlerweile muss man über Vision Ears wohl nicht mehr allzu viel sagen. Die kleine aber extrem feine Company aus Köln ist eine Instanz für In-Ears in der Musikerszene – und natürlich auch in der audiophilen Community. Ich meine – schaut euch mal die Referenzliste auf der Webseite. Da stehen gefühlt alle deutschen Künstler mit Relevanz drauf. Von Heino bis Rammstein. Sehr beeindruckend. Aber auch verständlich: Die IEMs von Vision Ears beeindrucken auch mich bereits seit langem, der VE XCON ist immerhin der sechste IEM, der hier zum Kopfbox Test antritt….

Custom Line und Premium Line

Das Sortiment von Vision Ears teilt sich in zwei Bereiche auf: Die Custom Line richtet sich hauptsächlich an die Musiker-Fraktion. Alle IEMs aus dieser Linie gibt es entweder als maßgefertigte Custom IEM oder im Universal-Fit. Beide Varianten können im Design individuell konfiguriert werden. Als Treiber werden verschiedene Konfigurationen mit Balanced Armature und dynamischen Treibern angeboten. Als Gehäusematerial kommt bei allen Modellen Acryl zur Anwendung, welches in vielen Farben und verschiedenen Faceplate Designs erhältlich ist. Gerade die Wahl des Faceplate Designs stellt den Kunden aufgrund der riesigen Auswahl vor die Qual der Wahl.

Die Premium Line richtet sich vorrangig an anspruchsvolle Musikliebhaber, bei denen der reine Musikgenuss an erster Stelle steht. Hier haben die IEM Namen wie Erlkönig, Phönix, Elysium oder EXT. Auch das Design ist hier von Modell zu Modell hochindividuell – angefangen beim Material und der Form des Gehäuses bis hin zur jeweiligen Faceplate. Ein konfigurierbares Design gib es hier im Gegensatz zur Custom Line aber nicht.

Die Custom Line löst die ältere VE-Line ab und präsentiert somit eine frische Kollektion aus überarbeiteten Modellen der alten Kollektion in einer Neuauflage und ganz neuen Modellen bzw. Treiberkonfigurationen.

Der Vision Ears VE XCON

Mit dem VE XCON knüpft Vision Ears an das bewährte Konzept des quasi-Vorgängers VE6 X-Control an – geht dabei aber konsequent einen Schritt weiter. Das Ziel: maximale klangliche Flexibilität in einem einzigen In-Ear. Herzstück ist ein innovativer, neu entwickelter magnetischer Schalter, mit dem sich der XCON zwischen zwei klar unterschiedlichen Klangsignaturen umschalten lässt. Ganz ohne mechanischen Kippschalter oder fummelige Einstellungen. Der Wechsel erfolgt ganz einfach über kleine Magneten, die sich mit einem beiliegenden Tool einsetzen oder entfernen lassen.

Im Inneren des VE XCON arbeiten sechs Balanced-Armature-Treiber, die in einem 4-Wege-System angesteuert werden. Die meisten dieser Treiber sind als Doppelkammer-Version ausgeführt – eine Bauweise, die mehr Kontrolle und Dynamik ermöglicht. Unterstützt wird das Ganze durch sogenannte Backventings: winzige Öffnungen am Treiber, die einen zusätzlichen Resonanzraum schaffen und vor allem dem Bassbereich noch mehr Tiefe verleihen.

Was den VE XCON besonders spannend macht, ist der bereits erwähnte, deutlich hörbare Unterschied zwischen den beiden Klangmodi. Im X1-Modus (Magnete eingesetzt) spielt er kraftvoll und mitreißend – mit sattem Bass, lebendigen Mitten und brillanten Höhen. Ideal für Musiker oder alle, die gerne mit Energie hören. Im X2-Modus zeigt sich der XCON von einer ganz anderen Seite: neutraler, analytischer, kontrollierter. Der Bass ist leicht zurückgenommen, und Details rücken noch stärker in den Fokus.

Damit bietet der VE XCON im Prinzip zwei In-Ears in einem – ohne Kompromisse bei Verarbeitung oder Klangqualität. Besonders für alle, die sowohl im Monitoring als auch im HiFi unterwegs sind, dürfte das Konzept extrem reizvoll sein.

Technische Konfiguration Vision Ears VE XCON

4- Wege System mit 6 Treibern

  • 2 x Tieftöner
  • 1 x Full-Range-Treiber
  • 1 x Mittel-Hochtöner
  • 1 x Hochtöner

Alle Modelle der Custom Line müssen vor Bestellung mittels Konfigurator nach persönlichem Gusto angepasst werden. Ein vorgegebenes Design gibt es nur beim weiterhin erhältlichen VEX. Angefangen bei der grundsätzlichen Frage, ob Custom oder Universal, über die Gehäusefarbe und dem Design der Faceplate bis hin zum Kabel und dem Case stellt den Kunden vor die Qual der Wahl. Mehr zum von mir gewählten Design später.

Zwei in Einem: Funktion des Schalters

Das zentrale Feature des VE XCON ist zweifellos der sogenannte Magnetic Switch – eine smarte Lösung, mit der sich der In-Ear zwischen zwei völlig unterschiedlichen Klangprofilen umschalten lässt. Dabei funktioniert das Ganze erstaunlich simpel und gleichzeitig absolut zuverlässig: Kleine Magneten, die direkt im Gehäuse platziert werden, aktivieren oder deaktivieren bestimmte Frequenzbereiche, je nachdem, ob sie eingesetzt oder entfernt sind.

Im Alltag bedeutet das: Kein fummeliger Schiebe- oder Kippschalter, kein versehentliches Verstellen beim Hantieren – der XCON bleibt äußerlich clean und aufgeräumt. Der Wechsel der Klangmodi ist daher nicht für den schnellen Einsatz „on the fly“ gedacht, sondern für gezielte Anpassung vor dem Hören oder vor dem Gig. Ein kleines Werkzeug zum Entfernen der Magneten sowie ein Transportetui für die sichere Aufbewahrung sind im Lieferumfang natürlich enthalten.

Technisch gesehen bewirkt der Wechsel von X1 auf X2 eine gezielte Pegelabsenkung: Die tiefen Frequenzen werden ab 100 Hz um 4 dB reduziert, die Mitten zwischen 1 kHz und 5 kHz um weitere 3 dB. Dadurch verändert sich die tonale Ausrichtung des In-Ears deutlich: Von einem eher musikalisch-spaßigem Klangbild mit starkem Bass (X1) hin zu einer neutraleren, analytischeren Abstimmung (X2).

Die Umschaltung greift hörbar in die Abstimmung ein, was den XCON zu einem enorm vielseitigen Werkzeug macht. Insgesamt wirkt die Umsetzung durchdacht, robust und praxistauglich – vor allem, weil sie vollständig ohne mechanisch bewegliche Teile auskommt.

Einziger Nachteil: Mal eben umschalten zwischendurch ist nicht möglich. Zum Entfernen der Magnete ist das Werkzeug erforderlich. Finde ich nicht tragisch, denn grundsätzlich. gefällt mir X1 am besten und ich muss nicht ständig hin- und her wechseln.


Lieferumfang und Verpackung

Auch wenn der XCON aktuell nur leihweise bei mir ist, so kommt er in der regulären Retailverpackung. Diese ist bekannt von vorherigen IEM wie VE7 oder VE10.

Das Design der Verpackung ist dezent, die Grundfarbe ist schwarz mit einem Logo in glänzendem Prägedruck. Die Verpackung ist weniger aufwändig als üblicherweise die der Premium Line, aber trotzdem hochwertig und stabil. Nettes Detail: Es gibt eine Banderole aus violetter Pappe, auf der eine persönliche, handgeschriebene Widmung von einem der VE-Leute steht. Mittlerweile eine tolle Tradition und eine – wie ich finde – besondere Form der Wertschätzung gegenüber der Kunden.

Der Lieferumfang in Detail:

  • Vision Ears VE XCON InEars
  • Tool und Case zur Nutzung des Magnetic Switch
  • Kabel mit Standard 2-Pin-Anschluss (140 cm) und 3,5mm Klinke ODER 4.4mm Premium Kabel (Aufpreis)
  • 4 Paar SpinFit CP145
  • Adapter 3,5 mm – 6,3 mm
  • Kabelbinder
  • Reinigungstuch
  • Reinigungsspray
  • Cerumenpen
  • Trockenkapsel
  • Aluminium-Case (Farbe nach Wahl: Schwarz, Silber, Grau, Gold)
    Papierkram

Der Lieferumfang ist sehr umfangreich, wenn auch deutlich „Pro“-orientiert. Allerdings befindet sich mit den Silikontips von Spinfit in vier Größen (S / SM / M / L) lediglich ein Satz Tips in der Packung. Die Wahl der Tips ist auf aber für mich persönlich definitiv passend, denn neben den Final Audio E Tips sorgen bei mir die Spinfits häufig für den besten Sitz & Seal. Vielleicht unterstellt man, daß Tips ohnehin sehr individuell sind und die Zielgruppe eine dementsprechende Auswahl vorhält – was ich komplett so unterschreiben würde.


Technische Daten

Beim XCON handelt es sich um einen klassischen Multi-BA IEM. Natürlich ist er sehr leicht anzutreiben. Hier die Daten im Detail:

TreibertypBalanced Armature (BA)
Treiberkonfiguration4 Wege, 6 Balanced Armature Treiber (2 x Tieftöner / 2 x Full-Range Treiber / 1 x Mittel-Hochtöner / 1 x Hochtöner)
PrinzipGeschlossen
Frequenzgang10 Hz – 22 kHz
Impedanz21 Ω @ 1 kHz
Empfindlichkeit116 dB @ 1mW (@1khz)
Stecker3.5 mm Single-Ended
[Quelle: Vision-Ears]

Design und Verarbeitung

InEar

Ein vorgegebenes Design wie in der alten Serie gibt es nicht mehr: Jeder IEM wird vom Kunde individuell konfiguriert. Egal ob Custom oder Universal Variante. Ich habe mich für einen Universal mit schwarz-transparenter Gehäusefarbe entschieden. Diese gibt den Blick auf die verbaute Technik frei und passt perfekt zur schwarz-goldenen Faceplate. Aus einer Auswahl von unglaublich vielen tollen Designs für die Faceplate habe ich mich für „Obsidian Gold“ entschieden. Die Basis ist schwarz, darin eingearbeitet sind Gold-Flakes und so etwas wie Carbon-Splitter. In Verbindung mit dem messingfarbenen Magnet-Puck des Schalters sieht das absolut edel aus. Zur Abrundung habe ich mich dann für das VE Logo in Gold entschieden. Auf eine Gravur sowohl der IEM als auch des Cases habe ich verzichtet. In dieser Ausfertigung würde der XCON 2.320€ mit dem Standardkabel kosten.

Was die Verarbeitung angeht: Makellos.
Keine Blasen, keine Gussgrate oder Fugestellen sichtbar. Nichts wackelt oder sitzt schief. Der 2-Pin-Anschluss sitzt fest und gerade, die Gehäusehälften sind exakt gefügt und perfekt verschliffen . Es wirkt alles sehr solide, aber ohne wuchtig zu sein. Und weil der Schalter für die Klangmodi komplett ins Gehäuse integriert ist, bleibt das Design makellos – keine störenden Dip-Schalter oder Plastik-Hebel, die abbrechen könnten. Vision Ears gießt übrigens die Technik innerhalb des Gehäuses komplett in Acryl ein. Bei anderen ist das Gehäuse hohl und damit empfindlicher.

Unterm Strich macht der Vision Ears VE XCON auf mich einen extrem hochwertigen Eindruck. Man merkt einfach, dass die Jungs von Vision Ears wissen, was sie tun – und dass sie nicht nur auf guten Klang, sondern auch auf Ästhetik und Verarbeitung großen Wert legen. Und ja, natürlich hat das alles seinen Preis.

Kabel

Das im Standard mitgelieferte, schwarze oder transparente Kabel ist recht einfach gehalten, aber technisch von sehr guter Qualität. Mittlerweile gibt es aber „schönere“ am Markt, ja. Trotzdem ist das beiliegende Kabel bereits die bewährte Vernunftvariante. Eine gute und zuverlässige Qualität – klanglich und mechanisch -, langlebig und unanfällig. Perfekt für den professionellen Einsatz Einsatz.

Von der Haptik ist das Kabel gut. Es ist leicht, flexibel und fällt locker, besitzt keine Federspannung und liegt flach auf dem Tisch auf. Mikrofonie über das Kabel ist auch kein Problem, die Länge ist mit rund 140 cm gut gewählt. Unterm Strich also besteht kein Anlass, hier zu einem Zubehörkabel zu greifen. Außer natürlich man möchte die Optik pimpen…

…und genau das habe ich getan und das gegen Aufpreis erhältliche Premium Kabel gewählt.

Premium Kabel

Bei diesem handelt es sich um das gleiche Kabel, welches auch dem VEX beiliegt. Die Haptik des in Titan und Schwarz erhältlichen Kabels ist erstklassig: Weich, flexibel und leicht. Es fällt ohne Spannung und schmiegt sich perfekt mittels Versteifungen um die Ohren an. Die Länge ist mit 1.20m für meinen Anwendungsfall zwar schon grenzwertig, dürfte gerne 10-20cm länger sein. Ich höre nämlich gern am Arbeitsplatz, und da ist der Weg vom KHV über den Schreibtisch doch etwas länger als vom DAP in der Jackentasche. Bei der flexibleren Nutzung mit den DAP ist es natürlich perfekt.

Hier noch die Daten des Kabels:

  • 6NOCC versilbertes Kupfer auf 6NOCC Kupfer (made in Taiwan)
  • Golden ratio geometry + custom litz structure
  • 21 AWG
  • Silberfarben
  • 4.4 mm Anschluss
  • 0.78 mm 2 Pins
  • 1.20 m Länge

Case

Zur Aufbewahrung habe ich die runde Metalldose aus Aluminiumin Matt-Gold gewählt, Die passt super zum Design der XCON. Innen ist die Dose mit Gummi und Filz ausgekleidet, so daß die IEM darin sicher aufbewahrt werden können. Das Gewinde des Schraubdeckels läuft super smooth und unterstreicht die hohe Qualitätsanmutung. Alternativ gibt es die Dose in schwarz, silber und grau.

Wer es noch praktischer mag und vielleicht noch zusätzlichen Platz im Case benötigt, der kann auch eine Aluminium-Schatulle mit Klapp-Deckel wählen. Für Profis wie Musiker vielleicht die bessere Wahl.


Der Tragekomfort

Für meine Ohren passt dieses Gehäuse perfekt!
Nach dem EVE20 und dem VE7 ist der VE XCON der dritte Universal-In-Ear von Vision Ears, der bei mir zum Einsatz kommt. Der In-Ear schmiegt sich beinahe wie ein maßgefertigter CIEM ins Ohr – ohne Druckstellen, ohne Justieren. Einfach einsetzen – sitzt.

Diese nahezu perfekte Gehäuseform macht sich gerade bei längerem Hören bemerkbar. Der XCON sitzt bei mir sofort perfekt. Und das bleibt auch so – egal ob für 15 Minuten oder mehrere Stunden. Auch das Einsetzen geht dementsprechend leicht von der Hand. Die ergonomische Form sorgt für ein intuitives Handling, ganz ohne Gefummel. Der Tragekomfort ist insgesamt so unauffällig, dass man den XCON nach kurzer Zeit kaum noch wahrnimmt – was sowohl im Studio, auf der Bühne als auch beim entspannten Musikhören zuhause ein echter Vorteil ist.


Klangeindrücke

Zum Einsatz ist der Vision Ears XCON hauptsächlich an meinen mobilen Geräten gekommen: Cayin N6III (Test), Sony WM-1Z und ifi Audio GO bar Kensei (Test). Stationär durfte er am Questyle CMA Fifteen laufen. Mit 21Ω und 116db ist der InEar leicht anzutreiben und funktioniert deshalb selbst an Geräten mit geringerer Leistung.

Der VE XCON ist klanglich ein echtes Chamäleon. Je nachdem, in welchem Modus man ihn hört – X1 oder X2 –, zeigt er ein völlig unterschiedliches Gesicht. Und das nicht nur in Nuancen, sondern mit echtem Charakterwechsel.

X1 – kraftvoll, lebendig, mitreißend

Im X1-Modus (Magnete eingesetzt) klingt der XCON so, wie man es sich von einem Bühnen-In-Ear oder einem präzisen Genuß- und Spaßhörer im besten Sinne wünschen würde: kraftvoll, dynamisch, mit amtlichem Schub von unten. Der Bass ist tief, konturiert und druckvoll – aber nie übertrieben oder schwammig. Selbst bei bassbetonter Musik bleibt er klar texturiert, schnell und sauber. Für einen BA Treiber ist der Bass fast schon untypisch organisch und federnd – man höre sich nur mal den Song „Long Black Waves“ von Avatarium an…

Die Mitten wirken körperhaft und lebendig, fette Gitarrenriffs haben Energie ohne Ende. Auch Stimmen profitieren davon. Sie treten schön in den Vordergrund, ohne je aufdringlich zu werden. Instrumente wie Gitarren oder Klavier sind authentisch und haben eine tolle Textur, was den XCON im X1-Modus zu einem sehr musikalischen und involvierenden Hörer macht. Die Höhen sind luftig, klar und spritzig frisch – aber trotzdem kontrolliert. Hier wurde ein perfekter Mittelweg zwischen Brillanz, Präzision und Durchhörbarkeit gefunden.

Auflösung und Separation ist schon immer eine der Stärken von Vision Ears – und auch der XCON macht hier keine Ausnahme. Auch wenn diese Disziplin im X2 Modus nochmals besser ist, so ist sie bereits mit der etwas dunkleren X1 Abstimmung auf einem Top-Niveau.

Was mich ebenso beeindruckt, ist die Bühnendarstellung: Der XCON baut im X1-Modus ein für einen IEM unglaublich räumliches, dreidimensionales Klangbild auf, mit feiner Staffelung und sauberer Ortung. Man merkt, dass hier nicht einfach „viel“ Klang geboten wird, sondern sehr behutsam in Richtung kraftvoller V- bzw. W-Signatur abgestimmt wurde – mit einem Gespür für Balance und Begeisterung.

X2 – analytisch, kontrolliert, frisch

Ganz anders zeigt sich der XCON im X2-Modus (Magnete nicht eingesetzt). Der Pegel wird im Bassbereich ab 100 Hz um 4 dB abgesenkt, im oberen Mittenband zwischen 1 und 5 kHz nochmals um 3 dB. Das Ergebnis ist ein wesentlich neutralerer und noch detaillierterer – aber auch energetisch anregender – Klang. Der Bass tritt leicht aus dem Rampenlicht, bleibt aber straff und gut kontrolliert mit knackigem, trockenen Punch und noch explosiveren Transienten wie unter X1. Damit klingt er sogar in Richtung eines guten Studiomonitor Lautsprechers.

Auch die Mitten wirken ausgeglichener, was für eine sachlichere und distanziertere Wiedergabe sorgt. Gleichzeitig begeistert der XCON mit überragender Separation und einer erstaunlichen Detailfülle. Stimmen klingen etwas schlanker, aber präzise und immer noch natürlich und richtig. Die Höhen behalten ihre Spritzigkeit und klare Transparenz, stehen aber insgesamt stärker im Dienst des Gesamteindrucks.

In dieser Abstimmung fühlt sich der XCON wie ein neutraler Referenz In-Ear an – ehrlich, direkt, ohne Schnörkel. Aber auch keinesfalls langweilig oder blutleer. Er erinnert mich an den VE7, nur noch eine Spur ausgeglichener. Ideal für Monitoring, analytisches Hören oder alle, die einen möglichst „unspektakulären“ Klang im positiven Sinne bevorzugen.

Auch in dieser Abstimmung bietet der XCON ein exzellentes Imaging. So ist die Bühnenpräsentation weit und dreidimensional – dadurch entsteht eine glaubhafte und räumlich perfekt austarierte Präsentation.

Die Qual der Wahl

Mal so mal so – besser haben als brauchen!
Die beiden Profile sind für sich genommen schon eine Wucht und es absolut wert, in einem Top-IEM realisiert zu werden. Beide in EINEM IEM zu haben und bei Bedarf umschalten zu können zwischen analytischem und begeisterndem Hören – das ist schon der absolute Hammer. Bleibt nur die Qual der Wahl. Ich für meinen Teil bevorzuge am Ende des Tages ganz klar die X1 Variante – und das nicht nur weil der IEM mit eingesetztem Magneten einfach besser aussieht… ;-)
Der Sound ist hier für meinen Geschmack schlicht unwiderstehlich gut abgestimmt. Trotz einem reinem BA-System bietet der XCON einen fantastischen Bass mit klaren Höhen und reichhaltigen Mitten – für mich als Drummer und Musikliebhaber ist das schon ziemlich perfekt.


Vision Ears VE XCON vs. Vision Ears VE10

Wer den VE XCON und den VE10 gegeneinander hört, merkt schnell: Beide spielen technisch auf Top-Niveau, verfolgen aber klanglich ganz unterschiedliche Konzepte – mit klar erkennbaren Stärken.

Der VE10 setzt vor allem im Tieftonbereich deutlichere Akzente. Er spielt unten herum voller, mit mehr Tiefgang und Nachgiebigkeit. Der Bass wirkt körperlich und trägt das Klangbild mit einem festen Fundament – gleichzeitig satt und kontrolliert. Klares Ergebnis des eingesetzten dynamischen Treibers. Insgesamt wirkt der VE10 auch im Mittenbereich musikalisch noch „runder“, emotionaler und musikalischer abgestimmt – ohne je an Detail oder Präzision einzubüßen.

Dem gegenüber steht der VE XCON, der in beiden Modi hörbar straffer, aufgeräumter und neutraler abgestimmt ist. Die Mitten treten klarer hervor, wirken fokussierter und schlanker. Transienten werden präziser und schneller abgebildet, was dem Gesamtbild mehr Kontur und analytische Schärfe verleiht. Stimmen klingen direkter und zeichnen sich durch eine überzeugende Natürlichkeit aus.

Wechselt man in den X2 Modus beim XCON, geht er klanglich noch weiter in Richtung Studio-Charakter mit extrem kontrolliertem Bass, linearen Mitten und weit offener Bühne. Im direkten Vergleich bleibt der VE10 dabei seiner Linie treu: ein eher genussorientierter In-Ear, der mit einem minimalen Hauch Wärme und einem sehr involvierenden Gesamtbild begeistert.

Am Ende sprechen beide Modelle unterschiedliche Hörer an: Wer ein immersives, kraftvolles und musikalisches Klangbild bevorzugt, ist beim VE10 genau richtig. Wer hingegen Wert auf einen möglichst flexiblen IEM legt, wird den VE XCON mit seinen zwei Klangsignaturen schätzen. Im X1 Modus des XCON sind sich beide sogar etwas ähnlich und unterscheiden sich hauptsächlich durch den im Tiefbass deutlich voluminöser agierenden dynamischen Treiber des VE10.


Fotos


Fazit

Zwei Klangwelten – Ein Inear!
Was den VE XCON neben seinem fantastischen Klang auszeichnet, ist seine Wandlungsfähigkeit. Die beiden Modi klingen nicht einfach wie zwei EQ-Presets, sondern wie zwei individuell entwickelte Tuning-Varianten. Das macht ihn extrem vielseitig – egal ob auf der Bühne, im Studio oder beim entspannten Genuss-Hören.

Dabei bleibt der VE XCON immer präzise, detailliert und kontrolliert – aber nie steril. Gerade in X1 schafft er es, kraftvolle Energie und Musikalität mit einer bemerkenswerten Räumlichkeit zu verbinden. Und wer eher auf akkurate Referenz steht, der bekommt mit X2 ein Werkzeug, das sich auch im professionellen Bereich absolut ernst nehmen lässt.

Für mich klingt der Vision Ears VE XCON in der X1 Abstimmung am besten: Ich liebe den schnellen, druckvollen und sehr gut texturierten Bass, der trotz Balanced Armatur Treibern eine sehr organische und musikalische Wucht mitbringt.

Mit dem XCON bringt Vision Ears einen genial wandelbaren In-Ear auf den Markt, der klanglich in beiden Modi voll überzeugt – ob kräftig und emotional oder analytisch und ausgeglichen. Dazu kommt die gewohnt makellose Verarbeitung. Wer nach einem hochklassigen Universal-IEM sucht, der mehr als eine Klangsignatur beherrscht, sollte sich den VE XCON definitiv anhören!

Vision Ears XCON | Bewertung

9.9

Sound

10.0/10

Verarbeitung

10.0/10

Tragekomfort

10.0/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Zwei Klangsignaturen in einem IEM
  • Voller und natürlicher Klang
  • Präzise und detailliert
  • Klasse Passform
  • Fantastisch für Drummer
  • Konfigurierbar