Kopfhörer vom HIFI Spezialisten!
Yamaha ist ein Hifi Urgestein und begleitet mich fast mein ganzes Leben. Angefangen mit der ersten „richtigen“ Anlage, über potente Mehrkanal AV Receiver bis zum aktuellen Netzwerkreceiver im Arbeitszimmer. Nun gibt es von Yamaha zwei drahtlose Noise Canceling Kopfhörer. Einer davon, der Yamaha YH-L700A, bietet sogar 3D Audio. In diesem Test werde ich dem Flaggschiff Kopfhörer der Japaner auf den Zahn fühlen und bin gespannt, ob auch die Kopfhörer der Japaner eine Empfehlung wert sind.
Inhalt
[Werbung] Der Kopfhörer wurden mir für diesen Test leihweise von YAMAHA zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Der Yamaha YH-L700A
Die Yamaha YH-L700A und E700A treten als Wireless Overear Kopfhörer mit ANC erst einmal gegen die Platzhirsche von Sony, Bose und mittlerweile auch Apple an. Am direktesten ist der L700A noch mit den Apple AirPod Max zu vergleichen, denn nur diese bieten ebenfalls 3D Audio mit Headtracking.
Yamaha geht beim L700A sogar noch einen Schritt weiter und bietet insgesamt sieben verschiedene DSP Sound-Modi – ähnlich denen ihrer AV-Receiver. Yamaha nennt die Technologie 3D Sound Field:
- Cinema
- Drama
- Music Video
- Concert Hall
- Outdoor Live
- Audio Room
- Background Music
So scheint der L700A der optimale Kopfhörer für Filmfans zu sein. Wer darauf keinen Wert legt, dem wird vermutlich der E700A reichen.
Wer Yamahas Fähigkeiten in diesem Bereich kennt, dürfte interessiert aufhorchen.. Und ja: Alle Modi sind extrem sauber umgesetzt und klingen sehr glaubhaft.
Aber auch ansonsten ist der L700A mit Features vollgestopft:
- Bluetooth 5.0 mit aptX Adaptive und AAC
- Advanced ANC (abschaltbar durch ANC-Taste oder App)
- Ambient Sound (Transparenzmodus)
- Listening Care (adaptive Loudness, über App abschaltbar)
- Listening Optimizer (Anpassung an den Sitz und die Ohrform, abschaltbar in der App)
- Head Tracking (über App an- und abschaltbar)
- Telefonie und Sprachassistenz
- echter Passivmodus (Kabelbetrieb)
- DSP-Features auch über analoges Signal nutzbar
Technische Daten Yamaha YH-L700A
Ja, für viele Leser wohl eher uninteressant, aber doch gehören sie dazu: Die nüchternen Fakten:
YH-L700A | |
General Features | |
Headphone Type | Over-Ear |
Housing | Closed |
Folding / Swivel | Yes / Yes |
Driver | Dynamic / 40.0 mm |
Frequency response | 8 Hz – 40 kHz |
Line Input | 3.5 mm stereo mini (Power ON: ANC / HT Enable) (Power OFF: Driver Direct) |
Hi-Res | Wired connection only |
Line Input Position | Single-sided |
Weight | 330 g |
Bluetooth® | |
Bluetooth® Version | Bluetooth® V5.0 |
Supported Profiles | A2DP, AVRCP, HFP, HSP |
Supported Codecs | SBC, AAC, Qualcomm® aptX™ Adaptive |
Maximum Communication Range | 10m (without interference) |
Battery | |
Charging Time | Approx. 3.5 h |
Continuous playback time | Approx. 34h (Advanced ANC=ON, 3D Sound Filed=OFF), Approx. 11h (Advanced ANC=ON, 3D Sound Field=ON) |
Listening Care | Yes (Advanced) |
Ambient Sound | Yes |
Active Noise Cancelling | Yes (Advanced ANC) |
Listening Optimizer | Yes |
3D Sound Field | Yes |
Call Function | Yes |
Voice Assistance | Yes (Siri® / Google Asisstant) |
App | Yes (Headphones Controller) |
Lieferumfang | |
USB Power Cable | Yes (50 cm, type A to C) |
Carrying Case | Yes (Hard type) |
Audio Cable | 3.5 mm to 3.5 mm |
Flight Adapter | Yes |
Preis (UVP) | 549€ |
Design, Verarbeitung & Tragekomfort
Design und Verarbeitung ist so wie wir es von Yamaha erwarten. Klassisch und ohne Tadel. Und auch wenn das Design eher unspektakulär ist, so fällt es doch auf. Denn der L700E hat rechteckige, mit einem asymmetrischen Bügel befestigte Ohrmuscheln.
Der Flaggschiff Kopfhörer Yamaha YH-L700A ist sehr gut verarbeitet und macht auch optisch so Einiges her. Die ausgewählten Materialien wirken hochwertig und langlebig. Der Kopfbügel und die Außenseiten der Muscheln sind mit Textil überzogen. Das wirkt edel und exklusiv. Der Kopfbügel ist angenehm weich und verteilt das recht hohe Gewicht gleichmäßig. Die Bedienelemente haben einen guten Druckpunkt und lassen sich einwandfrei ertasten. Die Ohrpolster aus Kunstleder scheinen nicht abnehmbar und dürften gern etwas dicker sein. Außerdem könnten sehr große Ohren innen am Rand anstoßen.
Die verwendeten Materialien – hauptsächlich Kunststoff und Textil – wirken sorgfältig ausgewählt und die gesamte Konstruktion macht einen durch und durch soliden Eindruck.
Kritik muss ich am Verstellbereich des Kopfbandes üben. Selbst in der kleinsten Einstellung stoßen mir die Pad-Innenseiten oben an meine Ohren, was sehr grenzwertig ist. Hier hat Yamaha schlecht recherchiert und Leute mit kleiner Hutgröße bekommen Probleme.
Bedienung und Funktionen
Die Bedienung erfolgt mittels ordentlichen Tasten auf mechanische Weise. Keine unzuverlässige und fehleranfällige Touch-Fummeleien – das finde ich gut. Wenn man bereits Erfahrung mit Bluetooth Kopfhörern hat, dann findet man sich auch ohne Handbuch zurecht.
Eine Bluetooth Verbindung ist schnell hergestellt. Allerdings: Wechselt man die Geräte, so muss meist neu gepaired werden – obwohl der Kopfhörer mehrere Geräte kennt. Das ist unschön und das machen andere besser.
ANC
Die Active Noise Cancellation ist okay, kommt aber nicht an die von Sennheisers Momentum 3 Wireless heran, allerdings unterstützt die gute passive Geräuschisolierung den Effekt und so ist der Kopfhörer auch gut für die Reise geeignet.
3D Sound Field
Kopf- und Ohrhörer verfügen über Treiber, die sich in unmittelbarer Nähe zum Ohr befinden. Klänge werden an das Trommelfell abgegeben, ohne den Raum zu durchqueren. Das macht die Klangquelle deutlich hörbar, erschwert aber die Lokalisierung einzelner Klänge und Instrumente.
3D SOUND FIELD basiert auf über 30 Jahren Erfahrung mit der Nutzung der CINEMA DSP-Technologie in Heimkinoprodukten zur Umwandlung eines 2-Kanal-Hörerlebnisses in ein Mehrkanal-Erlebnis. Es lokalisiert die Klangquelle mithilfe der geschützten HRTF-Audiotechnologie (Head-Related Transfer Function – Außenohr-Übertragungsfunktion), synthetisiert binaurales Audio und wandelt die Zwei-Kanal-Klangquelle in einen dreidimensionalen Klangraum um.
Am Ende bleiben die Programme natürlich Geschmacksache. Wer etwas ausprobiert, wird schnell seinen Favoriten finden. Für Movies finde ich den Cinema oder Drama Modus perfekt.
Listening Optimizer
Die Größe und Form des Kopfes und der Ohren wirken sich darauf aus, wie man den Klang von Kopf- und Ohrhörern wahrnimmt. Die Klangoptimierung von Yamaha misst nun mit einem Mikrofon alle 20 Sekunden die Abdichtung und den Luftaustritt, die von der jeweiligen Ohrform abhängen. Die Wiedergabe wird in Echtzeit optimiert, um die Abweichungen zwischen der Quelle und den tatsächlichen Hörbedingungen auszugleichen. So entsteht ein maßgeschneiderter, persönlich auf den Hörer abgestimmter Klang.
Advanced Active Noise Cancelling
Der aktiven Geräuschunterdrückung (Active Noise Cancelling, ANC) wird nachgesagt, dass bei der Musikwiedergabe niederfrequente Signale verloren gehen. Die erweiterte ANC-Funktion setzt neue Maßstäbe und unterdrückt Umgebungsgeräusche, ohne das Musiksignal zu beeinflussen.
In-Ear-Mikrofone erfassen das kombinierte Signal aus Musik und Hintergrundgeräusch und trennen die Signalverarbeitung beider Quellen. Diese werden durch einen neuen, einzigartigen Algorithmus voneinander isoliert.
Mit dem vom inneren Mikrofon erfassten Signal werden die Störgeräusche analysiert, um den unerwünschten Anteil zu berechnen, der aus dem Musiksignal entfernt werden muss. Dadurch wird das Musiksignal nicht unnötig verarbeitet und die Reinheit der Musik bleibt erhalten.
Klang Yamaha YH-L700A
Kommen wir zum Kernpunkt – dem Klang. Das es sich bei den Geräten um Leihgeräte handelt, unterstelle ich mal daß sie schon eingespielt sind. Tonal lässt der Kopfhörer nix anbrennen und positioniert sich klar im Consumerbereich mit sehr basslastiger Abstimmung – was keinesfalls negativ zu verstehen ist, denn der Bass ist auch qualitativ hochwertig.
Der Yamaha YH-L700A zeigt ungeniert, daß er seine Roots im effektvollen Heimkinobereich hat. Bereits ohne irgendwelche Effekte – aber im Aktiv-Modus – ist er im Bass druckvoll und fett, bleibt aber gleichzeitig detailliert und präzise.
Passivmodus (Kabel)
Der Yamaha YH-L700A kann auch am mitgelieferten Kabel (oder einem handelsüblichen 3.5mm Kabel) völlig ohne Effekte – quasi pur – betrieben werden. Hier überzeugt er durch recht ausgeglichene Spielweise, was ihn absolut universell einsetzbar macht. Natürlich ist er auch so kein neutraler Studiomonitor, bietet aber im Gegensatz zum aktiven Modus deutlich zurückhaltenderen Bass und eine gewisse Neutralität.
Jetzt gehts aber im Aktivmodus weiter, denn so wird der Kopfhörer wohl meistens betrieben: Schaltet man den L700A im Kabelbetrieb an, so wird man vom fett puschenden Bass überrascht.
Bass
Der Bass springt einen sofort an: Der L700A lässt es ohne Umschweife krachen. Und das aber auch auf einem wirklich gutem Niveau: Keineswegs dumpf, schwammig oder dröhnend. Nein, der Bass hier ist absolut akkurat, druckvoll und trocken punchig. Echtes Subwoofer-Feeling. Aber das von einem guten, in die Magengrube drückenden Subwoofers. Nichts dröhnt, übersteuert oder ist schwammig. Brilliant!
Mitten
Die Mitten sind zugunsten einer leichten V-Signatur etwas zurückgesetzt. Aber nicht viel, der L700A bleibt trotzdem kernig bei Gitarrenriffs und stellt auch Gesang sehr natürlich und authentisch dar.
Höhen
Die Höhen sind angenehm, klar und präzise. Gut, daß Yamaha hier nicht zu sehr entschärft, sondern nur soviel daß gerade keine nervenden Spitzen o.ä. auftreten.
Bühne
Das Imaging ist bei Musik & Film sehr gut, unter 3D Audio mit z.B. dem Cinema-Effekt sehr beeindruckend.
Separation
Auch die Instrumentenseparation klappt sehr gut, alles Spuren / Instrumente werden gut getrennt voneinander wiedergegeben.
Fotos
Fazit
Respekt! Yamaha hat mit dem L700A ein heißes Eisen im Feuer und kann durch sehr guten Klang und eine erstklassige Verarbeitung- und Materialqualität überzeugen. Die Klangprogramme beim funktionieren sehr gut und bieten reichlich Spielraum für Experimente. Nötig hätte sie der Yamaha YH-L700A allerdings nicht, denn er klingt auch ohne die Effekte extrem spaßig.
Wer auf der Suche nach einen stocknüchternen Monitorkopfhörer mit Linearem Frequenzband ist, der darf weitergehen. Es gibt hier nix zu sehen. Der Yamaha ist Spaßmacher, Entertainer und Klangmaschine. Kein linearer Studio-Kopfhörer. Und genau das macht ihn so interessant. Yamaha ist für seine AV-Receiver bekannt, und diese Expertise haben die Japaner gekonnt in einen Kopfhörer verfrachtet.
Wer einen bass-starken Kopfhörer für Mediengenuß über reines Musikhören hinaus sucht, der sollte hier etwas genauer hinhören. Für diesen erweiterten Anwendungszweck ist der Yamaha YH-L700A perfekt geeignet.