Die schottische Marke RHA hat in der Vergangenheit bereits einige sehr hoch angesehene Audioprodukte auf den Markt gebracht. Meine ersten Erfahrungen durfte ich mit dem T10 machen. Dann der T20i, die wunderbaren CL1 in Kombination mit dem L1 DACAMP und zuletzt die komplett kabellosen True Connect. Alle RHA Produkte haben mich bisher auf ganzer Linie überzeugt. Leider kann ich das vom CL2 am Ende nicht behaupten. Warum, das lest ihr hier.


[Werbung] Der CL2 wurde mir für diesen Test leihweise von RHA zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Der RHA CL2

RHA dürfte mittlerweile den allermeisten InEar Interessierten ein Begriff sein. Die schottische Firma hat in der Vergangenheit wirklich ein paar erstklassige Kopfhörer veröffentlicht. Die True Wireless InEars RHA True Connect haben mich erst kürzlich hier im Test absolut begeistert.

Die CL Serie von RHA indes steht für High-End. Hier möchte man das maximal Mögliche ausloten. So suggeriert nicht nur die Bezeichnung des CL2 (UVP:799,95€), daß es sich um den Nachfolger des CL1 handelt. Ebenso das nahezu identische Design und die verwendeten Materialien erinnern unverkennbar an den CL1. Die Technik im Innern ist jedoch eine völlig Andere: War der CL1 ein Dynamiker, so handelt es sich beim CL2 um einen Planar-InEar.

Finden sich große Kopfhörer mit dieser Technik mittlerweile recht oft, so bekommt man sie im InEar-Bereich erst sehr selten zu Gesicht. Umso gespannter bin ich auf die Performance des CL2. Gerade im Bassbereicht sagt man der Technik ja eine unschlagbare Wiedergabe zu: Kontrolle, Schnelligkeit und Präzison sollen Tugenden dieser Technik sein.


Lieferumfang und Verpackung

Beim Lieferumfang hat sich RHA selbst übertroffen. Sind die Zubehörpakete selbst bei den preisgünstigen InEars der Firma stets sehr umfangreich, so hat man hier nochmal draufgelegt: Neben den InEars selbst befinden sich zwei sehr hochwertige Kabel im Lieferumfang. Zusätzlich gibt es ein Bluetooth Neckband, massig Ohraufsätze, eine Neopren-Tasche und eine Art „Organizer“, der sich prima zur Aufbawahrung von Kabel und Zubehör eignet.

Die Verpackung ist clever gemacht: Im weißen Pappschuber befindet sich ein ausfaltbares Inlay, auf dem der InEar und das reichhaltige Zubehör untergebracht ist.

Im Einzelnen findet sich in der Packung folgender Inhalt:

• CL2 Planar In-Ear-Kopfhörer
• Ag4x Silber beschichtetes Kabel: MMCX – 2,5 mm symmetrisch
• Geflochtenes sauerstofffreies Kupfer (OFC) Kabel: MMCX – 3.5mm
• SecureFlex Bluetooth® Nackenbügel: MMCX
• Faltbares Transportetui 
• Transporttasche
• Ohrstöpselhalter aus rostfreiem Stahl
• USB C Ladekabel
• Flugadapter
• Dual-Density-Silikon-Ohrstöpsel: 2xS, 2xM, 2xL
• Doppelflansch-Silikon-Ohrstöpsel: 1xS, 1xL
• Comply ™ Foam Tsx400 Ohrstöpsel: 1xS, 1xM, 1xL
• Sport-Clip

[Quelle: RHA]


Technische Daten

Wie immer gilt: Technische Daten bitte lediglich als Orientierung verstehen. Klangliche Rückschlüsse kann man bekanntermaßen keine daraus ziehen.

  • Gewicht: 9g (ohne Kabel)
  • Impedanz: 15 Ohm
  • Max / Nennleistung: 2 / 10mW
  • Empfindlichkeit: 89 dB
  • Frequenzbereich: 16 Hz – 45.000 Hz
  • Herstellergarantie: 3 Jahre

Design und Verarbeitung

InEars
Rein äußerlich unterscheidet sich der CL2 nur sehr wenig vom CL1 – auf den ersten Blick sind beide nicht zu unterscheiden. Das hochglanz-schwarze Gehäuse aus spritzgegossenem Zirkonium (eine Art Keramik) ist Understatement und ikonisches Design zugleich – es folgt konsequenterweise dem Design, welches bereits mit dem RHA T10 eingeführt wurde. Nicht ohne Grund wurde dieses Design auch mit dem reddot Award 2019 ausgeichnet.

Kabel
Im Lieferumfang befinden sich drei Kabel: Eines mit 3.5mm unbalanced Stecker und eines mit einem 2.5mm balanced Stecker. Das 3.5mm Kabel besteht aus sauerstofffreiem Kupfer (OFC), das 2.5mm balanced Kabel ist sogar Ag4x Silberbeschichtet. Darüberhinaus legt RHA gleich noch ein Bluetooth Nackenband bei – somit ist der CL2 auch „Kabellos“ zu benutzen.

Beide analogen Kabel sind verdrillt und mehradrig, sehen klasse aus und fühlen sich auch super an – sie sind griffig, weich und angenehm lang. Die MMCX-Steckverbindungen sind sehr fest. Zum Lösen empfiehlt es sich, einfach einen Fingernagel in den Spalt zwischen Stecker und Buchse zu drücken. So lösen sie sich trotz festem Sitz ganz problemfrei.

Das Bluetooth Kabel ist dank MMCX Anschlüssen universell auch für andere InEars einsetzbar und verfügt über aptX und eine lange Batterielaufzeit von bis zu 12 Stunden.

Tasche
Wie bereits oben erwähnt liegen dem CL2 zwei Transportlösungen bei. Das erste ist eine einfache Neoprentasche mit Reußverschluss. Diese ist ausreichend groß und praktisch, um den InEar samt Kabel gut zu verstauen.

Etui
Möchte man das ganze Set mitnehmen – also CL2 mit beiden Kabeln und dem Bluetooth Nackenband, so hat RHA hierfür eine interessante Lösung entwickelt: Ähnlich einem Ausroll-Etui für Werkzeuge gibt es ein faltbares Case, welches die genannten Teile plus noch dem USB Ladekabel aufnehmen kann. Dieses Etui ist dann etwas größer als ein Brillenetui – man hat alle Möglichkeiten dabei und bleibt trotzdem transportabel.


Tragekomfort

Nur ein Wort – Perfekt! Ich liebe die Form der InEars von RHA seit dem T10. Die Dinger passen mir einfach perfekt mit den mittleren Double-Density Silikontips. Sowohl die passiver Geräuschisolation als auch der sichere Sitz und damit einhergehend ein perfekter Seal ist das Ergebnis. Durch die Varianten an mitgelieferten Tips dürfte eigentlich jeder seine optimale Kombination finden. Neben den Silikontips sind auch Comply™ Schaumstoffaufsätze dabei.

Die Kabel sind im Bereich vor den Steckern dauerhaft formbar und lassen sich so ideal der Ohrform anpassen.


Klang

Bisher überzeugt der CL2 auf ganzer Linie. Ein wahres Flagschiff, was Verarbeitung, Materialauswahl, Komfort und Lieferumfang angeht. Alles bestens also? Leider nein.
Denn wie in der Einleitung bereits angedeutet, bin ich klanglich unterm Strich recht enttäuscht worden.

Klang ist immer zu weiten Teilen subjektiv, und ich möchte nicht, daß ein Test von mir als Kaufhindernis dient – jeder sollte sich selbst ein Bild machen können. Und hier liegt das Problem. Ich höre viel Metal und Hardrock, und hierfür gefällt mir die Klangsignatur des ansonsten technisch brillianten CL2 überhaupt nicht.

Im Folgenden werde ich also versuchen, die von mir wahrgenommene Klangsignatur so objektiv wie möglich zu beschreiben. So kann sich jeder eine grobe Vorstellung machen. Probehören ist für diesen Ohrhörer aber noch mehr als sowieso schon nötig – und sei dringend vor dem Kauf empfohlen.

Die grundsätzliche Klangsignatur ist recht linear und analytisch – bis auf einen stark angehobenen Bereich der oberen Mitten, genauer so um die 1-4 kHz. Und genau hier liegt für meine Ohren bei vielen Metalproduktionen das Problem. Gitarren werden überbetont und klingen manchmal sogar extrem harsch und in keinster Weise mehr natürlich. Leider disqualifiziert dieser Obere-Mitten-Buckel den CL2 für mich als InEar für Metal komplett – und das, obwohl der übrige Frequenzbereich wirklich genial ist:

Bass
Von der Bassmenge sehr zurückhaltend, punktet der Planartreiber des CL2 qualitativ im Bassbereich durch eine absolut Präzise Wiedergabe aller Formen von tiefen Schlaginstrumenten wie Pauken oder Drums. Ebenso werden die tieffrequenten Schwingungen etwa eines Kontrabasses sehr konturiert und natürlich wiedergegeben.

Mitten
Wie bereits geschrieben, gibt es hier einen überbetonten Bereich zwischen (vermutlich, ich habe nix gemessen) 1 und ca. 4kHz. Das führt bei vielen Aufnahmen zu einer Klangverbiegung von harten E-Gitarren und teilweise auch von Gesang in Richtung von nervigen, zischend-harschen und metallisch harten Klangeffekten, die für mich absolut nicht klar gehen.

Auch wenn ich kein Freund von Klanganpassung mittels Equalizer bin: Der CL2 reagiert sehr gut darauf und der angesprochene Makel lässt sich relativ leicht beheben. Bei meinem Sony ZX300 sieht das z.B. so aus (im Bassbereich habe ich auch ein wenig „nachgeholfen):

Höhen
Die Höhen wiederum sind absolut smooth und sehr gut hörbar. Die Detailauflösung und Feinzeichnung ist fantastisch. Keine Spur von Zischen bei Sibilanten.

Bühne
Der CL2 protzt in keinster Weise mit einer aufgeblasenen Bühne, vermag es aber stets das Dargebotene in ansprechender und natürlicher Weise akkurat im Raum zu verteilen.

Separation
Im Bereich der angesprochenen Anhebung geht meines Erachtens auch viel Potential in Richtung auf die Separationsfähigkeit und Transparenz verloren. Im Bass und im Bereich der unteren Mitten und der Mitten ist diese nämlich aufgrund der Planartechnik ausserordentlich sauber und plastisch.

Isolation
Die passive Isolation ist aufgrund des bei mir perfekten Seals sehr gut. Umgebungsgeräusche werden sehr effektiv ausgefiltert.

Bei aller Kritik an der klanglichen Abstimmung für „meine“ Musik:
Ich habe neben Metal und Rock natürlich auch viele andere Sachen gehört – und hier klingt der CL2 für mich teilweise sehr gut. Hier kann er die Vorteile der Planartechnik ausspielen, ohne das die abstimmungsbedingte Einschränkung zum Tragen kommt. Der Soundtrack von Battlestar Galactica z.B. wird wirklich extrem gut präsentiert mit seinen vielen Facetten an Schlaginstrumenten und verschiedenen Percussion-Instrumenten. Auch Klassik geht meistens, genauso wie Jazz und Singer-Songwriter Sachen.

In diesem Musikrichtungen bin ich allerdings nicht zuhause, weswegen ich wie bereits vorweggenommen entschieden habe, von einer abschließenden Bewertung abzusehen.


Fotos


Fazit

Tja, hier sitze ich nun und muss ein Fazit unter einen technisch überragenden, aber für meinen Musikgeschmack (und meine persönliche Klangvorliebe) tonal so überhaupt nicht passenden InEar ziehen.
Würde ich ihn nüchtern – ganz objektiv – bewerten, so würde er vermutlich richtig gut wegkommen. Denn technisch ist er einfach richtig gut. Die Bassqualität ist der Wahnsinn. Ebenso lässt die Verarbeitungsqualität und der Lieferumfang absolut keine Wünsche offen. Man bekommt ein All-In-One Paket, daß wirklich keinen Raum zur Kritik lässt. Wäre da nicht der Klang. Und das ist natürlich – so subjektiv die Thematik ist – der Hauptgrund, warum man einen Kopfhörer mag oder eben nicht.

Ich ziehe am Ende statt einer Bewerung mal einen Vergleich aus der Kulinarik. Handwerklich ist das alles ohne Tadel, RHA hat hier ganze Arbeit geleistet. Leider schmeckt mir eine bestimmte Zutat nicht. Deswegen aber das ganze Gericht zu zerreißen, liegt mir fern und wäre unfair. Denn wie beim Essen gilt:
Klang ist am Ende Geschmacksache. Mir hat es dieses Mal nicht geschmeckt. Trotzdem bin ich gespannt, welches Gericht RHA als nächstes zubereitet.
Und für Euch heißt es einmal mehr: Im Zweifel selbst probieren!


[Werbung] Der CL2 wurde mir für diesen Test leihweise von RHA zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

RHA CL2 Planar InEar | Bewertung

7.9

Sound

6.0/10

Verarbeitung

9.5/10

Komfort

9.5/10

Preis/Leistung

6.5/10

Pros

  • Toller Bass & Punch
  • Details
  • Erstklassiger Lieferumfang
  • TOP Verarbeitung

Cons

  • Ungünstige Anhebung in den oberen Mitten