Die größte Sparte der Kopfhörerindustrie ist aktuell vermutlich die der True Wireless InEars. Diesem Trend zum Trotz bringt Beyerdynamic gerade einen klassischen Wireless InEar mit Nackenband in Neuauflage: Der Blue Byrd 2 löst den Vorgänger ab und richtet sich an Leute, die eben eine zusätzliche Sicherheit durch das Neckband haben wollen. Ein Wireless InEar mit Nackenband ist vor allem bei sportlichen Aktivitäten von Vorteil. Wie der Blue Byrd klingt – und was er sonst noch so drauf hat – das lest ihr hier.


[Werbung] Der Blue Byrd 2 wurde mir für diesen Test von Beyerdynamic zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Beyerdynamic Blue Byrd 2

Die Gattung der drahtlosen Inears mit Neckband scheint im Wust der True Wireless InEars unterzugehen. Glücklicherweise stirbt sie nicht aus. Denn daß dieses Konzept weiter seine Berechtigung hat, stellte zuletzt der Sennheiser IE80S BT hier auf Kopfbox unter Beweis (Test).

Den Vorgänger des Blue Byrd 2 hatte ich immer schon im Visier, nur irgendwie war er nie lieferbar wenn ich mal geschaut hatte. Nun hat mir Beyerdynamic – bzw. deren Presseagentur – den Nachfolger zum Testen zugeschickt. Zum UVP von 129€ hat er so Einiges zu bieten. Neben der Klangqualität und der Klangpersonalisierung spielen Komfort, Konnektivität und Akkulaufzeit eine große Rolle. Einer der Vorteile eines Nackenbandes ist ja die deutlich längere Akkulaufzeit. Der Blue Byrd kommt auf 14h, was auch für längere Reisen ausreichend sein sollte. 

Überarbeitet hat Beyerdynamic auch die beiliegenden Silikontips. Diese sind im Gegensatz zu den Alten nicht mehr elipsoid, sondern symmetrisch – was ich persönlich sehr begrüße.

Beyerdynamic bewirbt den Blue Byrd als Kommunikationstalent, der einen fließenden Übergang von Telefonaten, Sprachsteuerung und Musik möglich macht. Machen das nicht alle?

Jedenfalls ist schonmal neueste Technik intergriert: Bluetooth 5.2 mit Multipoint (bis zu 8 Geräte gleichzeitig gekoppelt, zwei aktiv) und Qualcomm® aptX™ Adaptive & AAC.

Natürlich hat Beyerdynamic auch wieder seine Klangindividualisierung Mosayc über die MIY App integriert. Somit ist der Blue Byrd 2 einer der günstigsten Wireless Inears, der eine individuelle Klanganpassung ermöglicht. Das System ist genial – mehr dazu aber später.

Auch wenn der Blue Byrd 2 nicht als Sportkopfhörer vermarktet wird, so ist er doch bestens für viele Aktivitäten geeignet. Er ist mit Schutzart IPX4 schweiß- und wasserabweisend. Somit sollte er nicht untergetaucht werden, übersteht aber locker mal einen Regenschauer oder schweißtreibende Action.


Lieferumfang und Verpackung

Schauen wir aber zuerst mal auf den Lieferumfang und die Verpackung. Letztere ist sehr kompakt und lädt zum spontanen Mitnehmen beim Einkauf im Elektronikdiscounter geradezu ein – wenn es die Geräte dort denn gäbe. Wer jedoch einen Beyerdynamic kaufen möchte, kauft entweder direkt im firmeneigenen Webshop, auf Amazon oder im Fachhandel.

Im Innern der Schachtel befindet sich neben den Inears am Neckband sinnvolles Zubehör. Vor allem bei den Tips bietet Beyerdynamic mit 5 verschiedenen Größen mehr, als die meisten anderen Anbieter. Man hat erkannt, daß der perfekte Sitz im Ohr eben immens wichtig ist für die volle Klangentfaltung – gerade im Tieftonbereich. Durch die gute Auswahl dürfte jeder Nutzer die für ihn passende Größe finden.

Der Lieferumfang im Einzelnen:

  • In-Ear-Kopfhörer Blue BYRD mit Bluetooth®
  • Fünf Paar Ohrpassstücke aus Silikon (XS, S, M, L, XL)
  • Kabel USB-A auf USB-C
  • Hardcase zur Aufbewahrung
  • Bedienungsanleitung

Technische Daten

Wie immer gilt: Daten sind oft Schall & Rauch, lassen sie doch meist keine bis wenige Rückschlüsse auf die Klangqualität zu – auf Features und Codecs jedoch schon. Wer es genau wissen will, der bekommt hier die wichtigsten technischen Daten so wie sie Beyerdynamic auf der Produktseite veröffentlicht hat.

  • Wandlerprinzip: Dynamisch
  • Arbeitsprinzip: Geschlossen
  • Übertragungsbereich: 10 – 25.000 Hz
  • Klirrfaktor: < 0,069% bei 1 kHz
  • Konform mit EN 50332: Ja
  • Gewicht: 32 g
  • Kabellänge (zwischen beiden Ohrhörern): 0,84 m
  • Codecs: Qualcomm®️ aptX™️ Adaptive, Qualcomm®️ aptX™️, AAC, SBC
  • Bluetooth®-Profile: HSP, HFD, A2DP, AVRCP, AVCTP, AVDTP, SPP, DEVICE ID, RFCOMM, GAVDP

[Quelle: beyerdynamic.de]


Design und Verarbeitung

Die Inears
Das Design des Blue Byrd 2 orientiert sich am Vorgänger, die flachen Gehäuse sind hier wieder als Merkmal vorhanden und sorgen für bündigen Sitz im Ohr, der auch das Liegen auf der Seite ermöglicht. Die Gehäuse fassen sich ordentlich an und sehen auch relativ robust aus.

Welches Material hier eingesetzt wird, kann ich mit finaler Sicherheit nicht sagen, tippe aber stark auf Kunststoff. Die Faceplate mit dem BD Logo scheint aus Alu zu sein. Im Nackenbügel findet sich neben Kunststoff/Silikon aber auch Aluminium. Wichtig finde ich, daß sich alles qualitativ äußerst hochwertig anfühlt und auch die Verarbeitung auf gewohntem Top-Niveau ist. Hier gibt es nichts zu meckern.

Das Case
Beyerdynamic legt dem Blue Byrd 2 ein tolles Hardcase bei, um den Kopfhörer bei Nichtgebrauch sicher zu verstauen. Auch unterwegs bietet das Hardcase optimalen Schutz. Ich mag es immer, wenn man auch beim Zubehör an Details denkt und nicht mit Qualität geizt. Das Case ist äußerst praktisch und m.M.n. eine echte Bereicherung für den Lieferumfang. Aber das kennen wir ja von beyerdynamic: Da, wo andere gern sparen und nicht einmal ihren Topmodellen adäquate Cases beilegen, punktet Beyerdynamic schon immer. Daumen hoch dafür!


Tragekomfort & Isolation

Die Blue Byrd 2 bauen sehr flach, so daß das Gehäuse nicht aus dem Ohr heraussteht. Das sieht nicht nur gut aus, sondern bietet auch viele Vorteile. Es ermöglicht das „auf dem Ohr liegen“ oder enge Kopfbedeckungen.

Die neuen Silikontips sind aus einem sehr soften Silikon und sitzen super. Ich bin sowohl mit dem Tragekomfort und auch dem Seal sehr zufrieden. Die Isolation ist gut. Auch ohne aktive Geräuschunterdrückung schirm der Blue Byrd 2 gut vor Umgebungsgeräuschen ab. Voraussetzung ist selbstverständlich eine optimale Abdichtung mit passenden Tips. Auch Bewegungen macht der Byrd 2 locker mit, einmal eingesetzt sitzen die Dinger bombenfest bei mir. Das ist im Grunde schon fast ein Alleinstellungsmerkmal, denn bei fast allen anderen TWS/Wireless-Kabel-Inears muss ich von Zeit zu Zeit den Sitz korrigieren. Was soll ich sagen? Die neuen Tips von Beyerdynamic sind erstklassig!

Etwas Kritik gibt es aber auch. Das Kabel stößt mir permanent an die Wangen! Aufgrund der Bügelspannung wird das Kabel Richtung Hals gezogen und hält somit keinen Abstand zu meinem Gesicht. Das nervt….


Funktionen und Bedienung

Beyerdynamic beschreibt den Blue Byrd als Multi-Kommunikationstalent. Musik hören, Telefonieren, Sprachassistent – alles ist (wie mit den meisten anderen Wireless Inears auch) möglich. Für beste Sprachqualität sorgt das exzellente Mikrofon, das die neuste Qualcomm® cVc™ Technologie für sehr gute Sprachverständlichkeit garantiert. Das Handling im Alltag ist gut, selten muss Hand angelegt werden. Umschalten zwischen den gekoppelten Geräten geht mittels der Steuereinheit wunderbar.


Steuerung

Die Mediensteuerung erfolgt ebenfalls mittels der im rechten Kabel integrierter Bedieneinheit. Hier sind drei Steuerungstasten vorhanden, mit denen sich alle Funktionen zur Musik-Kontrolle, Telefonieren und Sprachassistenten erledigen lassen.

MIY App

Auch wenn der Linear ohne App gekoppelt und betrieben werden kann, so ist die App ein zentrales und nützliches Feature. Wie einige Beyerdynamic Kopfhörer lässt sich auch der Blue Byrd mit individuellen Klangprofilen anpassen. Der Clou: Mittels „Hörtest“ werden Schwächen im Hörvermögen des Trägers aufgedeckt, welche durch eine passende Anpassung der entsprechenden Frequenzen ausgeglichen werden können.

Das Ergebnis ist erstaunlich – wenn auch zuerst ungewohnt, da man sich natürlich an einen schleichenden Hörverlust gewöhnt und das angepasste Profil dann erst einmal als „übertrieben“ wahrnimmt. Deswegen ist auch der Anteil dieser Anpassung stufenlos einstellbar.
Ich selbst bin mit dem Klang ohne Verbesserung durch die App schon sehr zufrieden. Das Ganze lädt aber zum Experimentieren ein und ist ein geniales und nützliches Feature. Nicht zuletzt ist die Umsetzung in der App wirklich sehr gut gelungen.


Akkulaufzeit

Beyerdynamic gibt die Laufzeit mit 14h an. Geladen ist der Inear in 1.4h, eine 10-minütige Ladezeit sorgt für zwei Stunden Laufzeit. Das reicht für alle mir erdenklichen Nutzungsprofile vollkommen aus. Eine LED zeigt den Akkustatus an. Somit ist der Blue Byrd 2 der perfekte Begleiter in Job, Freizeit und unterwegs.

Multipoint

Die Multipoint Funktionalität bedeutet, daß sich bis zu 8 Geräte mit dem Kopfhörer koppeln lassen. Zwei davon sind aktiv. So kann man auf dem Macbook einen Film schauen und bei einem Anruf auf das iPhone wechseln. Die mittlere Taste in der Bedieneinheit wechselt das aktive Gerät.


Klangqualität

Kommen wir nun endlich zum Wichtigsten – dem Klang. Wer Beyerdynamic kennt, der darf hier zu Recht Einiges erwarten. Auch wenn der Blue Byrd in einer noch durchaus günstigen Preisklasse zu finden ist, so überzeugt er mich definitiv auch klanglich.

Die Tonalität der InEars ist – typisch für mobile Inears – auf der eher warmen Seite mit dezenter Betonung im Bass und Höhenbereich. Es handelt sich aber glücklicherweise keineswegs um einen Bassbomber. Der Frequenzgang kommt ohne Peaks und übertriebene Betonungen oder Absenkungen aus.

Bass
Im Bass ist der Blue Byrd 2 druckvoll und präzise. Zwar durchaus betont, aber nicht zu viel. Insgesamt tonal sehr angenehm mit einer wirklich richtig guten Bassqualität. Er spielt auch bis tief runter sauber und verzerrungsfrei.

Mitten
Die Mitten sind im Vergleich zu den Höhen und den Tiefen zwar etwas zurückgenommen, jedoch nicht so viel, daß der Byrd 2 eine ausgeprägte Badewannen-Signatur hätte. Stimmen sind nicht exponiert, sondern fügen sich gut und passend in den Gesamtsound ein.

Höhen
Die Höhen sind smooth und angenehm, aber noch detailliert und präzise. Hi-Hats dürften manchmal gerne etwas aggressiver klingen, hier nimmt sich der Beyerdynamic doch im Vergleich seiner bekannten Studio-Boliden deutlich zurück.

Bühne
Der Blue Byrd 2 verfügt über eine ausgeprägte und breite Bühnenpräsentation. Für einen Inear ist das schon überdurchschnittlich würde ich sagen. Das Imaging ist dreidimensional und lädt zum Abtauchen in die Musik ein.

Auch die Separation gelingt ihm gut. Ohne Hintergrundlärm im stillen Kämmerlein kann man schon recht genau einzelnen Spuren und Instrumenten folgen.

Die passive Isolation ist mit den neuen Tips sehr gut bei passendem Sitz & Seal.


Fotos


Fazit

Ich gebe es gern zu: Ich mag die halb-drahtlose Gattung der Neckband-Wireless-Inears! Das Nackenband gibt zusätzlich Sicherheit und mehr Akkuleistung. Der Beyerdynamic Blue Byrd (Gen. 2) ist wieder so ein Vertreter.

Klanglich hat Beyerdynamic hier ganze Arbeit geleistet. Bedenkt man den Preis von lediglich 129€, ist der Blue Byrd 2 soundtechnisch ein echter Überflieger – so einen detaillierten, kontrollierten und wohldosierten Bass findet man selten in dieser Preisklasse. Zusätzlich macht ihn die App mit ihren Möglichkeiten der Klangindividualisierung sehr einzigartig und verleiht ihm Fähigkeiten, die man bei anderen nicht findet.

Ich mache es kurz: Wer einen Begleiter für fast alle Lebenslagen und Aktivitäten sucht und dafür keine Vermögen ausgeben will, sollte sich den Beyerdynamic Blue Byrd 2 unbedingt anhören!


Beyerdynamic Blue Byrd 2 | Bewertung

9.3

Sound

9.0/10

Verarbeitung

9.0/10

Bedienung/Funktion

9.5/10

Komfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Sehr guter Sound
  • Komfortabel
  • Tolle Silikontipps
  • Leicht
  • Klasse App mit Individualisierung

Cons

  • Kabelführung