Mit dem Shanling M3X stellt sich in 2021 nun das dritte Produkt von Shanling den kritischen Augen und Ohren von kopfbox.de. Der Shanling M3X beerbet die Vorgänger M3 und M3S und wird im Mittelklasse-Segment mobiler DAP positioniert. Ob der Shanling M3X für 339 € überzeugen kann, verrate ich im folgenden Review.
Inhalt
[Werbung] Der Shanling M3X wurde mir von NT-Global für diesen Test leihweise zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!
Allgemeine Beschreibung
Der Shanling M3X ist der aktuelle Mitteklasse-DAP im Produktportfolio. Er folgt den Vorgängern M3 und M3S und hat sich optisch sehr stark an den High-End DAP M8 angenähert. Natürlich muss man auf dem Preisniveau von 339 € auf High-End Features verzichten, aber insgesamt ist der Shanling M3X schon hervorragend ausgerüstet. Als Digital/Analog-Konverter setzt Shanling diesmal auf zwei ES9219C von ESS Technology. Häufig trifft man bei mobilen Mittelklasse-DAP auf DAC aus dem Hause AKM. Es wäre also zu erwarten, dass sich die Klangcharakteristik schon aufgrund dieses Details unterscheiden könnte. Die beiden ESS-Chips können PCM-Signale bis 384 kHz @ 32 bit auflösen, DSD256 kann nativ ausgegeben werden. Support für MQA ist auch mit an Bord. Die beiden letztgenannten Formate konnte ich mangels Quellen nicht ausprobieren.
Der Shanling M3X kann Kopfhörer mit 3.5 mm unbalanced und 4.4 mm balanced Kabeln mit Signalen versorgen. Außerdem kann man ihn im USB-DAC Modus an PC oder Mac anschließen. Und wie sich das mittlerweile etabliert hat, kann der Shanling M3X auch über Bluetooth Musik senden und empfangen. Dabei sind Codecs bis LDAC möglich.
Lieferumfang und Verpackung
Der Shanling M3X wird im weißen Pappschuber ausgeliefert, aus dem man seitlich eine blaue Pappschatulle rausziehen kann, in dem der Lieferumfang ruht.
- Shanling M3X
- USB-C Kabel
- Quick-Start-Guide und ein Garantiezettel
- Zwei zusätzliche Displayschutzfolien
Auf der Verpackung ist ein Foto vom Player zu sehen. In silberglänzendem Prägedruck liest man Hersteller und Modell. An der Seite und auf der Rückseite kann man die wichtigsten technischen Daten in verschiedenen Sprachen nachlesen.
Technische Daten
Hier die wichtigsten technischen Daten
- Gewicht: 168 g
- Abmaß: 109 x 72 x 15.9 mm
- Display: 4.2 Zoll, 769 x 1280 Pixel
- System: Offenes Android 7.1.1
- Auflösung: 384 kHz @ 32 bit & DSD256
- Gain: Low/High
- Speicher: 2 GB RAM, 32 GB intern, Micro SD Kartenslot
- DAC: 2x ESS ES9219C
- Akku Kapazität: 3200 mAh
- Bluetooth: Version 4.2
Senden: LDAC, LHDC, aptX HD, aptX, SBC)
Empfangen: LDAC, SBC - Ausgangsleistung:
Unbalanced: 80 / 101 mW @ 32 Ω (single / dual DAC)
Balanced: 240 mW @ 32 Ω
[Quelle: shanling.com]
Design und Verarbeitung
Die Ähnlichkeit zum High-End-Produkt Shanling M8 lässt sich nicht von der Hand weisen. Zusammen mit M6 Pro und M8 bildet der M3X das aktuelle Dreigestirn bei Shanling die designtechnisch jede Menge Gemeinsamkeiten verbindet. Hochwertigkeit ist hier das Stichwort. Aluminium zusammen mit Glasvorder- und Rückseite machen einen sehr guten Eindruck. Das kleine Gerät ist fast genauso schwer wie der 10 % größere iBasso DX160. Irgendwo muss das Gewicht ja herkommen und ich vermute mal, dass Gehäuse und Fronten beim Shanling M3X viel hochwertiger sind.
Die Bedientasten Play/Pause, Vor und Zurück stehen seitlich exponiert in einer Gehäusevertiefung und haben markante, scharfe aber trotzdem saubere Kanten. Im ersten Moment hatte ich Angst mich daran zu schneiden. Aber weit gefehlt: daran tut sich keiner Weh, aber man erhält die Möglichkeit die Knöpfe in der Hosentasche oder im Dunklen sofort zu ertasten.
Daumen runter gibt es für die Abdeckung des SD-Kartenslot. Die Abdeckung ist mit dem Gehäuse verbunden, so dass sie nicht verlorengehen kann, aber trotzdem halbherzig umgesetzt. Sie sitzt bei meinem Exemplar so locker, dass sie immer rausrutscht und locker in der Gegend rumbaumelt. Beim M6 Pro wurde etwas ähnliches auch schon bemängelt. Hier besteht definitiv Verbesserungsbedarf!
Funktionen und User-Interface
Betriebssystem
Im Shanling M3X arbeitet ein offenes Android 7.1.1 Betriebssystem, auf dem man problemlos andere Apps aus dem Play Store installieren kann. Am Anfang hatte ich etwas Startschwierigkeiten mit der vorinstallierten Musikplayer App von Shanling und habe ein paar andere Apps ausprobiert. Ging tadellos, aber im Endeffekt ist die Musikplayer App schon ordentlich auf die Hardware zugeschnitten und war nur auf den ersten Blick ungewohnt zu bedienen.
Musikplayer App
Die vorinstallierte Musikplayer App bietet alle gängigen Navigationsmöglichkeiten innerhalb der Musikbibliothek und wurde kürzlich schon beschrieben. Sie lässt sich grundsätzlich im Android oder Prime-Modus betreiben. Aktiviert man den Prime-Modus werden alle anderen offenen Apps geschlossen und Android rückt in den Hintergrund. Die Leistung des kleinen Kraftpakets steht dann der Musikwiedergabe zur Verfügung.
Ein interessantes Feature besteht mit der Möglichkeit zwischen einem „single DAC mode“ und einem „dual DAC mode“ zu wechseln. Letzteres wird in der Menüführung irreführenderweise „DAC Turbo“ genannt. Die Einstellung hat definitiv einen merkbaren Einfluss auf die Wiedergabequalität und auch den Energieverbrauch wenn beide DAC am Werk sind. Der Effekt soll noch ausgeprägter sein, wenn man am 4.4 mm balanced Ausgang hört. Leider habe ich jedoch nur ein 2.5 mm balanced Kabel und kann das nicht ausprobieren.
Den Equalizer halte ich für wenig gelungen. Alle Voreinstellungen, die der 10-Band Equalizer mitbringt klingen so verzerrt, dass es fast wehtut. Beim Versuch den Effekt etwas abzumindern musste ich feststellen, dass der Equalizer schon auf geringe Gain-Werte an den Frequenzstützstellen sehr stark reagiert. Bisher habe ich es nicht mal geschafft einen gängigen „Rock“ Badewannen-Frequenzganz zu finden, der mir gefällt. Ärgerlich – aber das hat mich aber im Endeffekt dazu motiviert mit dem Shaling in M3X und auch an meinem anderen Player ohne Equalizer zu hören. So kann man das volle Potential des Shanling M3X voll auskosten.
Die Wi-Fi-Transfer-Funktion hat mich neugierig gemacht. Wenn der Shanling M3X und ein Computer im gleichen WLAN angemeldet sind, kann man über eine in der Musikplayer App angezeigte IP-Adresse direkt vom Computer auf die Datenspeicher im Shanling M3X zugreifen um Daten dort abzulegen. Klasse Sache dachte ich mir. Denn dann muss man nicht immer das Kabel raussuchen um ein neues Album auf den Player zu laden.
Nachteilig hat sich erwiesen, dass mit der Funktion nur Dateien aber keine Ordner übertragen werden können. Wenn man also – wie ich – eine Musikbibliothek in Ordnerstruktur pflegt, dann muss man erst die entsprechenden Ordner im Interface manuell erzeugen und kann dann die Dateien darin ablegen. Im Endeffekt viel umständlicher als doch das Kabel aus der Schublade zu kramen und gleich den ganzen Ordern im Explorer oder Finder zu kopieren.
Mit der NAS-Funktion kann man problemlos auf Netzwerkspeicher zugriefen, sofern eine DLAN-Freigabe eingerichtet wurde. Per SyncLink kann man den Player von einem Android-Smartphone fernsteuern.
Akku
Der Shanling M3X bietet gefühlt unendliche Akkulaufzeit. Ich war kürzlich drei Wochen im Urlaub und hatte deshalb konsequenterweise Bluetooth und WLAN deaktiviert. Eine halbherzige Neuladung hatte gereicht um fast jeden Abend ein bis zwei Stunden Musikgenuss möglich zu machen.
Klangqualität
Klanglich kann der Shanling M3X absolut überzeugen. Ich habe es ja nicht für möglich gehalten, dass sich ein Player vom Anderen so merklich im Klangbild unterscheidet kann. Der Shanling M3X macht meinem geliebten iBasso DX160 jedoch mächtig Konkurrenz. Ein Vergleich folgt später, denn hier soll es erst mal nur um den Shanling M3X gehen. Die verwendete Hardware schafft es eine unglaubliche Separationsfähigkeit zu ermöglichen. Es entsteht dadurch eine merkbare Transparenz im Klang, die ich so noch nie wahrgenommen habe.
Der Shanling M3X ist in der Lage, sehr feine Instrumentenstrukturen aufzulösen. Ich habe mir deshalb angewöhnt beim erstmaligen Hören von einem neuen Album oder Song erst mal den Shanling M3X zu verwenden um die neuen Klänge erst mal zu analysieren und wirklich alles rauszuhören. Das Klangbild ist insgesamt sehr luftig und neutral. Bässe könnten je nach Stimmung etwas präsenter sein, jeder Versuch das mit dem Equalizer zu erzeugen, sind mir jedoch missglückt. Aber objektiv betrachtet klingt der Shanling M3X ohne Equalizer so wahnsinnig gut, dass ich gerne die Finger davon lasse.
Vergleich Shanling M3X vs. iBasso DX160
Es gibt keinen klaren Gewinner, wenn man die beiden DAP iBasso DX160 und Shanling M3X miteinander vergleicht. Der iBasso DX160 sieht schicker aus, hat das bessere Display und spielt lebhafteren und spaßigeren Sound. Dagegen spielt der Shanling M3X so unglaublich transparent und klar, dass er sich vor Allem zum Raushören von ganz feinen Instrumentenstrukturen eignet. Und das sind alles Eigenschaften, die ich bei beiden Playern zu schätzen gelernt habe.
Shanling M3X | iBasso DX160 | |
Gehäuse | Aluminium mit Glasfronten | Aluminium mit Kunstsofffronten |
Größe und Gewicht | Kleiner, Gewicht neutral | Größer, Gewicht neutral |
Display | 4.2 Zoll mit Abstand zum Rand | 5.0 Zoll bis dicht an den Rand, wirkt dadurch riesig |
Akkulaufzeit | Gefühlt unendlich, auch mit aktiviertem WLAN und BT | WLAN und BT müssen deaktiviert sein, um ohne frische Ladung ein paar Tage durchzuhalten |
Klangqualität | Starke Separation, unglaubliche Transparent | Lebhafter, dichter, basslastiger Sound |
Equalizer | graphischer 10-Band Equalizer | graphischer 10-Band Equalizer und 6-Band parametrischer EQ |
Schutz | Zwei Displayschutzfolien vormontiert | Silikoncase und zwei Displayschutzfolien mitgeliefert, keine davon angebracht |
Fotos
Fazit
Der Shanling M3X bietet einen erstklassigen, neutralen und transparenten Sound den jeder haben muss, der seine bevorzugte Musikrichtung analytisch durchhören möchte. Nach ersten Startschwierigkeiten mit der Musikplayer App möchte ich das kleine Klangwunder nicht mehr vermissen und höre jeden neue Song erst mal mit dem Shanling M3X.