Wahnsinn, was sich auf dem InEar Markt gerade tut. Kopfhörer und InEars boomen, das ist nicht zu übersehen. Während auf der einen Seite Low-Budget InEars aus China für unter 50€ bereits in Preisregionen um die 300€ wildern und auf der anderen Seite scheinbar keine Preisgrenze mehr existiert, greift FiiO gewohnt ehrgeizig mit dem FH7, einem 5-Treiber Hybrid-System für knapp 500€ an. Und ohne zuviel vorwegnehmen zu wollen: Dieser InEar ist schlicht erstklassig und braucht Konkurrenz bis 1.000€ nicht zu fürchten. Aber der Reihe nach…


[Werbung] Der FiiO FH7 wurde mir für diesen Test leihweise vom Fiio Deutschlandvertrieb zur Verfügung gestellt – vielen Dank!


Der Fiio FH7: 4 BA + 1DD Flaggschiff InEar

FiiO startete vor etwas über 10 Jahren mit kleinen Kopfhörerverstärkern für den mobilen Anwendungsbereich. Mittlerweile sind sie wohl einer der bekanntesten Anbieter für portables Audio aus China. Der Hybrid-InEar FH7 ist mit 5 Treibern das aktuelle InEar Flaggschiff. Mit einem Preis von knapp 500€ ist er zwar alles andere als ein Billigangebot, aber wie von FiiO gewohnt ein absoluter Preis-Leistungs Hammer.

Denn technisch hat der FiiO FH7 so einiges zu bieten: Neben BA-Treibern von Knowles™ und einem mit Beryllium beschichteten 13.6mm dynamischen Treiber, bekommt man ein Audio-Filtersystem, mit dem man die Tonalität des InEars anpassen kann: Vormontiert ist ein neutraler Filter. Im Lieferumfang befinden sich darüberhinaus ein Filtersatz für Bass- und einer für Höhenbetonung. Ich bevorzuge die neutralen – schwarzen – Filter. Die Abstimmung mit diesen Filtern passt bereits perfekt zu meiner Vorstellung von einem ausgeglichenen, aber dennoch spaßigen Klang.

Neben den leicht wechselbaren Filtern legt FiiO noch eine ganze Sammlung an verschiedenen Ohrpassstücken ins Paket, mit denen – neben oder besser durch die Ergonomie – ebenfalls Einfluss auf die Klangsignatur genommen werden kann. So gibt es neben den bekannten Silikon Tips in verschiedenen Ausführungen (Vokal, Bass, Balanced) auch Bi-Flanges (Doppel-Lamellen), Schaumstofftips und Silikontips von Spinfit™. Jeweils alles in verschiedenen Größen. Hier dürfte für jeden die gewünschte Passform und Klangsignatur dabei sein (Probieren ist Pflicht!). Ausserdem unterstreicht man damit erneut den Anspruch, ein möglichst vielseitiges und hoch-individualisierbares Produkt anzubieten.

Abgerundet wird das Paket durch die Beigabe eines tollen Kabels, welches sich keinesfalls hinter teuren Kabeln aus dem Zubehörmarkt verstecken muss. 152 Drähte aus monokristallinem, silberbeschichteten Kupfer sind zu 8 Strängen gebündelt und edel zu einem Kabel verflochten.


Verpackung & Lieferumfang

Der FiiO FH7 kommt in einer recht großen, schwarzen und stabilen Pappschachtel. Außer einem freigestellten (linken) FH7 ist auf der Front nur noch das FiiO Logo und die Modellbezeichnung nebst dem allgegenwärtigen „HiRes“ Logo aufgedruckt. Die Oberfläche der Box ist matt und fasst sich samtig an. Ein sehr edles Understatement, das gefällt mir schonmal gut. Ist der Pappschuber entfernt, findet man eine aufklappbare Schachtel mit zwei „Etagen“ vor. Klappt man die Schachtel auf, präsentiert sich der FH7 eingebettet in ausgeschnittenem, passgenauen Formschaumstoff gleich eines Juwels, geschwungen zu einem Herz aus Kabeln. Unter des Schaumstoff-Trägers ist das reichhaltige Zubehör verstaut: Aufklappbares Ledercase, Stoffbeutel, Eartips,….

  • FiiO FH7 InEars
  • Kabel, 3,5mm Stecker, 1.20m
  • 3 Paar Klangfilter (Balamce/Bass/Treble) in Transport-Dose
  • 3 Paar Silikontips Balanced (S/M/L)
  • 3 Paar Silikontips Bass (S/M/L)
  • 3 Paar Silikontips Vokal (S/M/L)
  • 1 Paar Silikontips Bi-Flange (M)
  • 3 Paar SpinFit™ Silikon Tips (S/M/L)
  • 2 Paar Schaumstoff Tips (M)
  • Kunstledercase
  • Stofftäschchen
  • Shirtclip
  • Reinigungsbürste
  • Papierkram

Technisches

Chinesische Produkte werden oft liebevoll mit der Wortspielerei „ChiFi“ (statt HiFi) betitelt. Aus dem Reich der Mitte kommen jede Menge OEM Produkte, auch InEars. Die klingen nicht zwingend schlecht – für den Preis von teilweise deutlich unter 100€ leisten sie auch definitiv Erstaunliches -, aber sie haben i.d.R. wenig Innovationen und wirken vor allem irgendwie beliebig austauschbar. Der FiiO FH7 fällt sicher nicht in diese Kategorie. Zum einen enthält er nur erstklassige Innereien in Form von Marken BA-Treibern des Herstellers Knowles™, zum anderen leistet man bei FiiO anscheinend auch viel Entwicklungsarbeit. So ist das innere Design der Akustik-Kanäle klangoptimiert und holt das Bestmögliche aus dem dynamischen Treiber heraus. Zwei Luftausgleichsbohrungen sorgen dafür, daß kein Druck im Gehäuse entsteht der auf das Trommelfell drück, dadurch unangenehm ist und den Klang des dynamischen Treiber beeinflusst. Eine S.Turbo 2.0 genannte Technik bezeichnet eine ausgeklügelte Schallführung mittels turbinenförmiger Röhrchen, die im Innern des Gehäuses den Schall des Basstreibers zielgerichtet zum Ausgang im Nozzle leitet. Weitere Soundtubes leiten die Töne der anderen Frequenzen – Mitten und Höhen – in einem komplexen System von den Treibern weg zum Ausgang.

Hier zur Vervollständigung die nackten Daten:

  • Treiberkonfiguration / Konzept: 5 Driver Hybrid
  • Treiber: 13.6mm Beryllium dynamischer Treiber + 4 Knowles™ Balanced Armature Treiber
  • Impedanz: 16 Ω
  • Empfindlichkeit: 111dB/mW
  • Frequenzgang: 5Hz-40000Hz

Design & Verarbeitung

Der InEar
FiiO bleibt dem beim FH5 eingeführten Wellendesign auch beim FH7 treu. Auf der Rückseite des Gehäuses – der Faceplate – befindet sich auch dieses Mal wieder ein Wellenrelief. Allerdings ist das Design dieser Wellen dieses Mal weniger – nunja, missverständlich ;-)

Das Gehäuse des FH7 wird aus einer Aluminium-Magnesium Legierung gefertigt, was eine sehr hohe Festigkeit bei geringem Gewicht verspricht. Die Gehäusefarbe ist matt-schwarz, um die Faceplate verläuft ein messingfarbener Zierring. Die MMCX Buchsen sind fest im Gehäuse verankert. Die Verbindung mit dem Stecker ist drehbar, sitzt aber ordentlich stramm. Ein um die Buchse laufender Farbring – links in blau, rechts in rot – kennzeichnet die jeweilige Seite.

Die Gewinde der schraubbaren Klangfilter sind sauber geschnitten und laufen schön satt. Aufgrund eines O-Ringes zur Abdichtung sollte man die Filter nicht allzu fest anziehen – hier lieber von Zeit zu Zeit mal nachziehen. Zum Schutz vor Zeug was da nix zu suchen hat, sind die Filter mit einem feinmaschigen Schutzgitter ausgestattet.

Ich habe beide InEars akribisch untersucht und konnte keinen einzigen Makel – weder im Material noch in der Verarbeitung – ausmachen. Und ich bin da wirklich extrem pingelig. Die Verarbeitungsqualität bei FiiO InEars ist mittlerweile auf einem verdammt hohen Level.

Das Kabel

Das beigelegte Kabel mit 3.5mm Klinkenstecker und MMCX Steckern besteht aus 152 monokristallinen, silberbeschichteten Einzelkabeln aus Kupfer – zusammengefasst in 8 Strängen und sauber zum Kabel verflochten. Das Kabel sieht fantastisch aus, fühlt sich wunderbar weich, schwer (natürlich relativ!) und anschmiegsam an. Stecker und Splitter sind aus Metall und machen einen hochwertigen Eindruck. Der abgewinkelte 3.5mm Stecker aus Aluminium ist massiv und robust. Die MMXC Stecker sind am Ende ebenfalls farbcodiert für links / rechts und sauber in einem transparenten (Acryl?) Gehäuse vergossen. Das Kabel ist im Ohr-Bereich mit einer ergonomischen Ohrführungsversteifung ausgestattet. So schmiegt es sich mittels Memory-Effekt sehr komfortabel an das Ohr an.

Einen Kritikpunkt habe ich aber dann doch: Warum ist das Kabel 3.5mm unbalanced terminiert? Warum kein symmetrisches Kabel mit 2.5mm oder noch besser 4.4mm Stecker und zusätzlich ein kurzes Adapterkabel auf den universellen 3.5mm Stecker?

Das Kunstleder-Case und die Tasche
Insgesamt liegen dem FH7 zwei Transportlösungen bei: Eine kleine Stofftasche mit Reißverschluss und eine Lederschatulle. Auf das Täschchen gehe ich nicht näher ein, das ist funktionell und gut verarbeitet.

Die blaue (Kunst)lederschatulle hingegen sticht positiv hervor: Die ovale Box mit klappbarem Deckel und magnetischem Verschluss ist nicht nur geräumig und robust, sondern sieht auch noch toll aus und ist extrem praktisch beim täglichen Gebrauch. Im Deckel befindet sich noch eine kleine Netztasche, die bei Bedarf Klangfilter und Ersatz-Eartips aufnehmem kann. Selbst für einen oder zwei Adapter ist noch Platz.


Tragekomfort & Handling

Der erste Eindruck war ernüchternd: Obwohl von einem geänderten Design im Vergleich zum mir nicht optimal passenden FiiO FH5 die Rede ist, kommt mir der FH7 zuerst genauso problematisch vor. Und das liegt hauptsächlich daran, das das Gehäuse auf der Seite, welches in der Concha sitzt, nicht ergonomisch angepasst ist. Ein Vergleich mit dem besser sitzenden iBasso IT04 zeigt, daß dieser eine stärkere konvexe Vertiefung auf der Rückseite hat. Somit schmiegt er sich in meinen Ohren wesentlich besser an. Weiter unten beim Vergeich mit dem IT04 gibt es auch ein Bild.

Aber: Das ist schon ein gewisses Jammern auf hohem Niveau, denn mit ein wenig ausprobieren und geraderücken sitzt auch der FH7 gut und dichtet sauber ab. Lediglich die Gehäuse ragen dann bei mir etwas weiter aus den Ohren heraus als ich das von anderen Modellen gewöhnt bin.

Der Tragekomfort ist aber super – nichts zwickt oder drückt, auch nicht bei längeren Sessions. Muss ich erwähnen, daß die FH7 mit Kabel über dem Ohr getragen werden? Dadurch gestaltet sich der Einsetz-Prozess natürlich etwas fummeliger als bei Cable-Down Varianten.


Klang

Die Klangfilter

Die Methode, über Tuningfilter die Tonalität eines InEars zu ändern, ist nicht neu. FiiO hat sie aber erstklassig umgesetzt. Die drei Filter klingen sehr subtil unterschiedlich, die Klangveränderungen drängen sich nicht plump auf, sie sind aber hörbar. Es entstehen keineswegs drei grundsätzlich verschiedene Klangsignaturen. Der bestehende Klang wird aber in feinen Details durch die jeweiligen Filter feinjustiert und bedient unterschiedliche Geschmäcker bzw. Ausprägungen.

Schwarze Filter (Balanced)
Ich habe natürlich alle Kombinationen durchprobiert. Die schwarzen balanced Filter tun es für mich und meine bevorzugte Musikrichtung – harten Metal und Rock – aber definitiv am Besten. Zusammen mit den Balanced Silikontips ergibt sich eine in sich unglaublich homogene und ehrliche Abstimmung, die mich schon ein wenig an gute Studiomonitore erinnert – mit einem Extra-Schuss Bass und Spaß.

Rote Filter (Bassbetonung)
Für Pop & Classic Rock sowie EDM sehr vorteilhafte Signatur. Bassdrums sind aber weniger präzise. Der Bass insgesamt ist dafür tonal eher samtig, wärmer und wuchtiger.

Grüne Filter (Höhenbetonung)
Die Höhen werden betonter, insgesamt luftiger. Für Metal macht das nicht immer viel Sinn, da es dann schnell zu anstrengend werden kann. Für Klassik und Jazz ist das wiederum sehr angenehm, da mehr Transparenz und Brillianz vorhanden ist. Der Bass bleibt reichlich vorhanden, keine Angst. Langweilig wird der FH7 mit keinem der beigefügten Filter!

Die verschiedenen Aufsätze

Natürlich dienen die verschiedenen Aufsätze nicht nur dem Zweck der anatomischen Adaption an das individuelle Ohr-Innenleben. Mit ihnen kann ebenso – mal mehr, mal weniger – Einfluss auf die Klangsignatur eines Kopfhörers genommen werden.

Balanced-Tips
Die werkseitig aufgezogenen Silikons entsprechen meiner Vorstellung schon ideal. Hier gibt es einen ausgeglichenen, jedoch unglaublich spaßigen Bass – super griffig und einfach mega ausgereift.

Vocal-Tips
Für meinen Geschmack eindeutig zu dünn für Metal und Rock, da fehlt es – für mich – definitiv an Kraft und Power.

Bass-Tips
Durch den betonteren Bass verliert dieser leider an Kontur, Punch und Attack. Für Metal ist mir das definitiv zu viel des Guten. Anhänger basslastiger Genres werden aber vermutlich ihre Freude daran haben.

So klingt der FiiO FH7

Die folgenden Klangeindrücke sind mit den Standardfiltern und den balanced Silikontips am iBasso DX220 entstanden. Grundsätzlcih kann ich dem FH7 eine absolut geniale Abstimmung attestieren. Neutral im Sinne von keiner Überbetonung bestimmter Bereiche, aber doch insgesamt frisch und mitreißend spaßig klingend. Bestleistung erreicht er in der Basswiedergabe, bei der Bühnenpräsentation und der Transparenz. Das Zusammenspiel der verschiedenen Treiber hat FiiO wahnsinnig gut hingekommen, denn alles klingt wie aus einem Guss. Es gibt keine gegeneinander abzugrenzenden Bereiche. Mein Hörempfinden des FH7 im Detail:

Bass
Der Bassbereich im FH7 ist leicht angehoben, um für den nötigen Spaß und Druck zu sorgen. Trotzdem klingt er ausgeglichen und niemals überbetont. Meine erste Reaktion war: Wow, der Bass ist geil! Aber warum? Was genau höre ich da?

Man stelle sich einen Reviewer vor. Abends. Vor dem Rechner. Er hört sich schon eine Ewigkeit mit den FH7 InEars durch seine Musiksammlung: Rock, Metal, Death-Metal. Thrash, Metalcore, Symphonic-Metal. Und dann Jazz, Klassik und Soundtracks. Und die ganze Zeit versucht er, den fantastischen Bass in Worte zu fassen, den er hier Song für Song für Song hört. Ihm kommen Adjektive in den Sinn wie: rund, knackig, punchig, druckvoll, trocken, fett, texturiert, organisch, federnd, warm, voll, authentisch…. Irgendwie strapaziert der riesige Dynamiker im FH7 (13.6mm Durchmesser!) das komplette Vokabelheft „Bass-Spache / Sprache-Bass“. Der kann irgendwie alles….
Deshalb ist es am Ende ganz einfach: Der Bass des FiiO FH7 ist einfach nur geil!

Mitten
Die Mitten sind präsent und frisch, mit einer vermutlich leichten Anhebung aber ohne störende Überbetonung – ausgeglichen und natürlich. Die Wiedergabe von harter Gitarrenmusik ist grandios. Zu der klaren und sauberen Transparenz bei z.B. Rhytmusgitarren kommt ein Hauch Wärme aus dem Bereich der unteren Mitten. Das führt zu einer – für mich – absolut „richtigen“ und sehr kohärenten Abstimmung vom Tiefbass über den Grundton bis hin zu den oberen Mitten. Nichts affektiert andere Bereiche und die Instrumentenseparation ist rasiermesserscharf.

Höhen
Die Höhen sind klar und brilliant, sehr detailliert und strahlend – ohne je nervig oder anstrengend zu sein. Das verleiht dem FH7 eine breite Bühne und eine damit einhergehende, beeindruckend offene Klang-Charakteristik. Cymbals klingen dreidimensional, explosiv und natürlich. Sehr, sehr authentisch.

Bühne und Separation
Die Bühnenpräsentation ist für einen InEar fantastisch. In Verbindung mit dem bequemen Sitz im Ohr vermittelte mir der FH7 mehr als einmal das Gefühl, offene Over-Ear Kopfhörer zu tragen. Die Lokalisation des musikalischen Geschehens ist dabei völlig losgelöst vom Mittelpunkt zwischen den beiden Ohren, es verteilt sich realistisch auf der virtuellen Bühne.

Isolation
Bei gutem Seal – und dieser kommt bei der Wahl der richtigen Ohrstöpsel zustande – ist die passive Geräuschisolation erwartungsgemäß sehr ordentlich. Trotz Ventilationsbohrungen im Gehäuse schottet der FH7 seinen Träger sehr gut vor störenden Umgebungsgeräuschen an.

Vergleich FiiO FH7 iBasso IT04

Obwohl der iBasso IT04 „nur“ 4 Treiber besitzt, drängt sich ein Vergleich an dieser Stelle auf. Denn ebenso wie der FH7 kommt hier ein ein Hybrid-Konzept zum Einsatz. Der IT04 (mein Test hier) hat im direkten Vergleich eher eine flachere „Referenz“-Abstimmung, während der FH7 irgendwie frischer und moderner klingt. Trotzdem ist dieser keineswegs in irgendeinem Bereich überbetont, sondern er sehr kohärent und angenehm abgestimmt klingt.

Im Bass ist der FH7 voluminöser, und energischer. Hier spielt der riesige, dynamische Treiber mit über 13mm Durchmesser sein volles Potential aus. Bassdrums klingen federnd und druckvoll, was mich stark an Klang der Biozellulose-Treiber der Fostexe erinnert. Trotzdem bleibt der Attack schön hart und konturiert, sehr präzise und punchig. Schnell ist er außerdem, schnelle Metalcore Doublebass Pattern sind überhaupt kein Problem – für den IT04 gilt das aber genauso. Aufgrund des etwas organischeren, spaßigeren Basses gefällt mir der FH7 im Bassbereich aber etwas besser..

In den oberen Mitten ist der FH7 im direkten Vergleich weicher, runder, wohliger. Da klingt der IT04 direkter „in your Face“ – was bei sehr aggressiven Metalstücken i.d.R. gut passt, manchmal aber auch anstrengend sein kann. Unterm Strich sehe ich hier aber beide gleichauf, denn beide Abstimmungen haben ihre Daseinsberechtigung. Für Hardrock, Rock & Pop, Progressive(-Metal), Jazz und Klassik gefällt mir der FiiO FH7 besser.
Bei Thrash, Metalcore und Death-Metal greife ich lieber zum iBasso IT04.

Die Höhen sind bei IT04 noch präsenter, auch wenn der FH7 hier vom Detail her nichts vermissen lässt. Tonal klingen Cymbals mit dem IT04 nochmals echter, was aber auch bedeuten kann, daß es schonmal eine Spur zu heftig werden könnte. Hier softet der FH7 die metallischen Obertöne mehr ab und lässt das Ergebnis smoother klingen.

Die Bühne ist beim FH7 breiter und auch die Transparenz der einzelnen Instrumente finde ich nochmal einen Ticken besser als beim IT04. Der Tragekomfort ist natürlich sehr individuell, mir sitzt der IT04 aber aufgrund seiner ausgeprägteren Kontur im Concha-Bereich etwas besser.

Der IT04 ist im Gegensatz zum FH7 nicht durch Klangfilter anpassbar. Dafür liegt ihm ein 2.5mm Balanced Kabel mit Adapter auf 3.5mm bei. Der Lieferumfang ist ähnlich, der FH7 bietet etwas mehr.

Ein Fazit zu ziehen fällt extrem schwer, denn irgendwie ergänzen sich beide InEars seht gut. Der FH7 ist aber unterm Strich noch universeller für alle möglichen Genres einsetzbar, ist spaßiger abgestimmt und trotzdem sehr ausbalanciert, hat das umfangreichere Paket und ist noch rund 100€ günstiger. Müsste ich mich festlegen und für einen entscheiden, würde ich aktuell den FiiO FH7 bevorzugen.


Hörbeispiele

Tool – Chocolate Chip Trip
Ewig hat es gedauert, aber nun bekommt man wieder neuen Tool Stoff auf die Ohren. Feine Glockenspiel- und andere Percussion Töne, hochtransparent und klar, wabernd von links nach rechts und profitieren von der geräumigen 3D-Darstellung des FH7. Das dann einsetzende Keyboard klingt warm und analog. Das Schlagzeug dann mit ordentlich Nachdruck im Bassbereich. Die Trommelschläge klingen für mich auf Referenzniveau, druckvoll und mit Sahne-Attack, einem perfekten Punch und geräumiger Luftigkeit. Das sich wiederholende, hochfrequente Piepsen kommt wie Nadelstiche – ist aber nicht unangenehm. Am Ende passiert recht viel, der FH7 behält aber locker die Kontrolle und fächert alle Instrumente erstklassig im Raum auf.

Soilwork – Summerburned and Winterblown
Das letzte Output in Studiolänge ist noch nicht allzu alt, da knallen Soilwork mal eben eine EP raus. Und die donnert direkt nach einem Sountrack-mäßigen Intro ordentlich los. Hier kommt denn auch sofort dieses federnde, unglaublich druckvolle in den Bassdrum-Schlägen zum Tragen. Das klingt einfach nur mega, muss man mal hören. Mehrstimmiger Gesang im Chorus gibt dem FH7 Gelegenheit, zu zeigen, wie gut er separieren kann. Alle Instrumente sind sauber separiert – trotz des unglaublich fetten und druckvollen Basses. Aber auch alle anderen Frequenzen sind präsent und klar. An diesem InEar stimmt irgendwie alles..

Motionless in White – Headache
Man nehme: Ein bisschen Linkin Park, The Cure, Tool, Depeche Mode und jede Menge anderes cooles Zeug. Gut vermischen. Scharf anbraten. Das Ganze in einer gehaltvollen Sauce aus Metalcore und Punk servieren und mit deftigen Growls und feinen, clean gesungenen Melodien groovig abschmecken. Diese interessante Komposition ist fett und gehaltvoll zubereitet und stellt das gefundene Fressen für den präzisen und dynamischen FH7 dar. Das stark gesoundete Schlagzeug drückt mächtig und die Pop-Synthie Klänge laden zum Mitschunkeln ein. Von den ganz tiefen bis zu sehr hohen Frequenzen ist hier alles vorhanden und der FH7 verbindet alles auf sehr natürliche Weise, transparente Weise miteinander. Das Ergebnis klingt wie aus trockenen PA-Boxen: Live, explosiv und druckvoll. Einfach energiegeladen.


Fotos


Fazit

Tja, so langsam bekomme ich mit meiner Wertungsskala ein Problem. Normalerweise wird bei immer besser klingenden Probanden auch gleichzeitig das Preis-Leistungsverhältnis schlechter, weil die Preise exponentiell zur Klangqualität steigen. Etwas besserer Klang kostet oftmals sehr viel mehr Kohle. Das ist beim FH7 nicht der Fall. Klanglich ist der InEar für mich – jetzt und hier – so perfekt, daß ich einfach die volle Punktzahl geben muss. Der Lieferumfang ist riesig, das Kabel erstklassig. Die Möglichkeiten zur Klanganpassung sind durch die verschiedenen Filter und Aufsätze fast unbegrenzt und der Komfort ist super. Also was tun? Volle Punktzahl? Und dann? Was mache ich bei einem FH9 (so er denn kommt und die Entwicklung so weitergeht?). Nun, das werden wir sehen. Hier und heute muss ich dem FH7 ganz einfach in der Rubrik Klang die volle Punktzahl geben, denn ich weiß nicht, was man bei einem InEar unter 500€ (und selbst weit darüber) wirklich noch mehr erwarten darf. Ganz leichte Abzüge gibt es nur beim Komfort und wegen dem „fehlenden“ balanced Kabel bei Preis/Leistung.
Also, FiiO: Der FH7 bekommt fast 10 Punkte. So einfach ist das.


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FiiO FH7 | Bewertung

9.6

Sound

10.0/10

Verarbeitung

9.5/10

Tragekomfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Mitreißender Klang auf TOP Niveau
  • Sehr gute Verarbeitungsqualität
  • Umfangreicher Lieferumfang
  • Tolles Kabel

Cons

  • Kein symmetrisches Kabel