Oft deutet sich die Veröffentlichung von neuen Inear FLaggschiffen lange vorher an. Demos und Prototypen können oft schon lange vor Release auf diversen Shows gehört werden. Der 64 Audio Volür hingegen kam überraschend – wenn auch nachvollziehbar. Der letzte IEM von 64 Audio – der U4s – ist vor gut einem halben Jahr erschienen und konnte viele TOP-Bewertungen einfahren. Nun liegt der Valür vor mir und ich bin gespannt, was 64 Audio hier wieder aus dem Hut gezaubert hat.


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64 Audio

64 Audio wurde 2010 von Vitaliy Belonozhko, einem Toningenieur, als „1964 Ears“ gegründet. Nach der Umbenennung der Marke 64 Audio nimmt man neben der Pro-Audio Zielgruppe verstärkt enthusiastische Musikliebhaber ins Visier.  

Die Spezialisten aus den USA haben aber dafür auch Einiges zu bieten um sich von herkömmlichen InEars abzusetzen. So kommen 64 Audio Kunden in den Genuss zahlreicher, hauseigener Technologien: tia™, APEX®, LID™ und 3D-Fit™ – um nur die bekanntesten zu nennen. Vor allem das innovative APEX® System ist ein Garant für den typischen, offenen und transparenten Haussound der Amerikaner.

Wenn es einen IEM gibt, der fast durchgeghend auf Anerkennung stößt und der für so ziemlich wirklich alle Genres und auch Anwendungsgebiete gleichermaßen geeignet ist, so ist das der 64 Audio U12t. Über die Jahre in meiner Sammlung, hat er sich nicht im geringsten (klanglich) abgenutzt. Trotzdem habe ich ihn letzens durch den U4s ersetzt, weil dieser das gewisse etwas Natürlichkeit im Bassbereich bietet. Seine immer noch recht neutrale aber gleichzeitig mitreißende Klangsignatur passt fast immer. 

Der 64 Audio DUO ist mein anderer IEM der Firma, der hier ebenfalls regelmäßig Spielzeit bekommt. Der DUO glänzt mit einer unglaublich offenen, angenehmen und einfach großartig klingenden Tonalität, die an offene Overear-Kopfhörer erinnert. Ein ganz besonderer Charme. Manchmal denke ich sogar, daß der DUO mein heimlicher Liebling ist. Schlussendlich ist der Duo jedenfalls ein absolut empfehlenswerter Allrounder mit genial angenehmer Abstimmung und deutlichem Fokus auf den Tieftonbereich. Im Grunde ist der DUO pures HiFi im besten Sinne.


64 Audio Volür

Wenn es einen Farbtrend des Jahres 2023 gibt, dann ist das Violett. Mir gefällt´s – nicht alle stehen drauf. Eigentlich bereits im Jahr 2021 von Vision Ears mit deren fantastischem EXT etabliert, kommt die Farbe in diesem Jahr in vielen Produkten – IEM, DAP und Kabel/Zubehör – vor.

So auch beim 64 Audio Valür, dessen Designsprache ebenfalls ganz unter dem Motto Violett steht. Der optische Eindruck ist also zumindest meinem Ästhtikempfinden nach schonmal perfekt gelungen.

Die erste Frage, die sich mir gestellt hat: Wo hat 64 Audio den Valür innerhalb des eigenen Portfolios positioniert. Mit einem UVP von 2.749€ liegt er preislich jedenfalls zwischen dem legendären Trió und dem U18t. Damit befindet er sich schon im oberen Bereich unter den universellen Inears von 64 Audio.

Technisch handelt es sich beim 64 Audio Volür um einen hybriden IEM, d.h. in ihm werkeln zwei unterschiedliche Treibersysteme – genau so wie im Nio, Duo und U4s. Im Detail ist ein Verbund von folgenden Systemen im Einsatz:

  • 1 tia Hochtöner
  • 1 Hoch-Mitteltöner
  • 6 Mitteltöner
  • 2 dynamische Tieftöner
Exlosionszeichnung 64 Audio Volür
Explosionszeichnung 64 Audio Volür; Quelle: 64audio.de

Diese Treiberkonfiguration erinnert im Grunde an zwei Modelle.

Den NIO, der statt den 2 dynamischen Treibern lediglich einen Einzelnen hat und den U12t, welcher statt den beiden Dynamikern auf 4 Balanced Armature Treiber für den Bass zurückgreift. Und spätestens jetzt bin ich voll dabei, denn genau diese Gemeinsamkeiten lassen auf einen Bastard der beiden IEM (Nio & U12t) von 64 Audio hoffen, auch wenn die reine Treiberkonfiguration natürlich noch nicht allzuviel über den Klang verrät.

64 Audio selbst positioniert den Volür mit seinen 10 Treibern als direkten Nachfolger des Nio.

Neue Technologie für den Volür…

Für den Volür hat 64 Audio dem bestehenden Set an hauseigenen Innovationen wie tia®, apex® & LiD™ erneut Weiterentwicklungen wie tia® waveguide und TRUE ISOBARIC zur Seite gestellt.

TRUE ISOBARIC

Man kann es schon fast als Trend aktuell sehen: In letzter Zeit werden häufig 2 oder mehr dynamische Treiber verbaut. Im Gegensatz zu einem Verbund von Balanced-Armature Treiber, wo dieses Konzept schon ewig existiert, ist die Koexistenz von zwei dynamischen Treibern recht neu und bietet verschiedene Konfigurationsmöglichkeiten.

Quelle: 64audio.com

64 Audio hat sich beim Volür für ein System entschieden, bei dem zwei 9mm Treiber über ein geschlossenes System miteinander verbunden werden. Nur der Schalldruck des vorderen Treibers wird ausgegeben. Dieses System soll zu einer besseren Dämpfung, geringeren Verzerrungen und einer höheren Belastbarkeit führen. Ich kann mir vorstellen, dass man hiermit eine schnellere und impulsivere Transientenansprache bei tieftönenden Percussioninstrumenten (Bassdrums, Toms) erreichen wird.

tia® waveguide

Wettbewerber setzen neuerdings oft auf elektrostatische Treiber und nutzen diese für die Höhenwiedergabe. 64 Audio geht hier einen anderen Weg und stellt sich eher die Frage:

Wie kann man das bestehende tia-System noch verbessern?

So findet sich im Volür eine Erweiterung/Ergänzung des bewährten tia Treibers in Form des tia waveguides. Das ist im Grunde nur ein Aufsatz auf dem Treiber, welcherEinfluss auch die Schallleitung nimmt. Damit soll ein höherer Wirkungsgrad und eine noch Wiedergabe des Hochtons erreicht wird.

Quelle: 64audio.com

… und bewährte Innovation

Weiterhin dürfen die bewährten Systeme natürlich nicht fehlen. So wartet der Volür selbstverständlich auch wieder mit dem hauseigenen Bundle an effektiven Innovationen auf:

tia™ | TUBELESS IN-EAR AUDIO

Die tia™ Technologie umfasst ein ganzes Konzept über Treibertechnik, deren Platzierung im Gehäuse und der Gestaltung des Gehäusinneren. In der Regel werden im Innern von InEars mit Balanced Armatur Treibern Schallröhrchen eingesetzt. Mit diesen wird der Schall von den einzelnen Treibern zum Schallausgang geleitet. 

64 Audio geht einen anderen Weg: Denn Schallröhrchen und die damit oft einhergehenden Resonanzen und Verzerrungen finden sich nicht in den Produkten. Man setzt vielmehr auf proprietäre, offene Treiber und speziell angepasste Schallkammern. Der Schall gelangt somit ohne störende Röhrchen oder Schläuche zum einzigen Ausgang. Das führt zu einem natürlichen und vollen Klang – so wie man es von Lautsprechern kennt.

APEX® | Air Pressure Exchange

Mit dieser Technologie geht 64 Audio ein weit verbreitetes „Problem“ bei InEars an. Wird der Gehörgang hermetisch durch einen InEar verschlossen und dann Luft bewegt (durch den/die Treiber entsteht Druck), so wird das Trommelfell gestresst. Es entsteht somit ein geringer Druck, der mit der Zeit ermüdend wirken kann. 

Während das APEX® System verschiedene Dämpfungsmodule benutzt, setzt man bei Apex Core auf eine Luft- bzw. schalldurchlässige Faceplate. Der Effekt ist vergleichbar, aber im Gegensatz zum geschlossenen Apex System nicht anpassbar.

LID™ | Lineares Impedanzdesign

Diese Technologie sorgt im Grunde dafür, daß der InEar an jeder Quelle gleich klingt – unabhängig von der Ausgangsimpedanz des Abspielgerätes.

Was dieses System auszeichnet, ist die Konsistenz im Klang. Egal, welches Gerät als Quelle verwendet wird, der 10-Treiber-IEM mit LID bietet eine zuverlässige, unverfälschte Klangqualität. Die Wärme bleibt erhalten, die Höhen sind kristallklar und die Bässe haben die gewünschte Tiefe – unabhängig vom Quellgerät!

Technisch hat der neue Volür also eine Menge zu bieten. Aber vor der Klangprobe steht erst einmal das Unboxing…


Verpackung & Lieferumfang

Das Verpackungsdesign führt das bei den letzten 64 Audio Veröffentlichungen eingeführte Konzept fort. Der schwarze äußere Pappschuber mit dem freigestellten Produktbild umhüllt die aufklappbare Pappschachtel mit den InEar und Zubehör. Die Klappe wird mittels Magneten fixiert. Das Besondere dieses Mal: Die aufgedruckte Schrift ist bunt schimmernd (oil-slick) und die eigentliche Box ist passend zum Farbthema dunkelblau-lila.

Seit einiger Zeit hat 64 Audio den Lieferumfang seiner universellen Modelle auf den audiophilen Musikliebhaber statt auf den professionellen Musikschaffenden (wie bei den Custom IEMs) ausgerichtet. Das resultiert in der Wahl eines schicken Ledercases statt eines praktischen Hardcases – und auch dem Volür liegt ein solches bei. Das beiliegende Kabel ist ebenso bekannt, es handelt sich um das „Premium Cable“ in schwarz – Einzelpreis 249€. Seit einiger Zeit liegen übrigens nun auch original Ear-Tips von SpinFit™ bei.

Dem 64 Audio Volür liegen in den ersten Auslieferungen alle derzeit erhältlichen apex Module bei: M20/15/12 und Mx. Das M12 Modul gibt es allerdings nur „zeitlich begrenzt“, danach kann es separat erworben werden.

Der Lieferumfang im Einzelnen

  • 64 Audio Volür Universal In-Ear Monitors
  • 64 Audio Premium Leather Case
  • TrueFidelity Foam Ear Tips (S,M,L)
  • SpinFit Silicone Ear Tips (CP155 – S,M,L)
  • Silicone Ear Tips (S,M,L)
  • 3.5mm Black Premium Cable
  • Apex Modules: m20, m15, m12*, mX
  • Kabelclip
  • Cleaning Tool
  • 2x Runder Logo Sticker


*das M12 Modul soll nur den ersten Chargen beiliegen.


Technische Daten 64 Audio Volür

Als Multi-Hybrid IEM steckt eine Menge Technik im Volür. Die üblichen Eckdaten dazu liste ich hier auf – auch wenn sie keinen Hinweis auf die klangliche Performance liefern.

  • Treiberkonfiguration: 2 Low DD | 6 Mid BA | 1 High-Mid BA | 1 tia High BA
  • Frequenzgang: 5hz – 22kHz
  • Empfindlichkeit: 103 dB/mW @1kHz @1mW (94mV)
  • Impedanz: 6.3Ω @1kHz
  • Crossover: Integrated 4-way passive crossover
  • Isolation: -20dB, -15dB, -12dB, -10dB (Apex-Module)

Design & Verarbeitung

Wow – was ein fantastisches Design!

IEM

Der 64 Audio Volür trifft vom Design her voll meinen Geschmack! Die Faceplate ist konsequenterweise an die des Nio angelehnt und besteht somit aus echter Abalone, die aus nachhaltig geernteter neuseeländischer Paua-Muschel hergestellt wird. Dieses Mal gibt es eine neue Farbkombination von blauen und violetten Schattierungen. Das ist ein absoluter Hingucker. Da es sich um ein Naturprodukt handelt, ist jede einzelne Faceplate ein Unikat. Es werden sich keine zwei identischen IEM finden.

Beim Gehäuse bleibt sich 64 Audio treu – die grundlegende Form der universellen Form bleibt auch beim Volür unverändert. Das ist gut so, denn die kompakte Form passt in meinen Ohren perfekt. So weiß ich bereits im Vorfeld, daß der Volür wieder sehr gut passen wird. Ich denke, daß nur wenige Nutzer mit dieser Form Probleme haben. 64 Audio hat hier einfach ein tolles und funktionierendes Konzept und hält daran fest.

Somit gibt es zur Verarbeitungsqualität im Grunde nichts Ergänzendes zu berichten. Und das ist positiv, denn sie ist gewohnt „perfekt“, sowohl in der Oberflächenveredelung als auch bei der Konstruktion. Einzige Änderung im Design des Gehäuse ist die größere Fase der Faceplate im Vergleich zum 64 Audio U4s z.B., wodurch der IEM äußerlich noch schlanker wirkt.

Kabel

Lange Zeit gab es zu den hochwertigen IEM von 64 Audio ein eher zweifelhaftes Kabel dazu. Steif und unergonomisch – dafür robust. Eben für den Bühnenalltag gemacht. Das beiliegende Kabel ist die Weiterentwickung und wird schon länger (seit dem Nio soweit ich weiß) für die meisten universellen IEM von 64 Audio genutzt.

Selbst wenn das alte Kabel klanglich bestimmt okay war, so war es haptisch nicht besonders gut. Das neue Kabel fühlt sich nicht nur wesentlich weicher und edler an. Auch der störrische Memoryeffekt ist nun endlich Geschichte. Mikrofonie ist ebenfalls kein Problem. Ich würde keinen direkten Anlass sehen, das Kabel auszutauschen. 

Anschlussseitig bleibt 64 Audio dem 2-Pin System treu, am Kabelende findet sich ein 3.5mm Stereo-Klinken Stecker. Hier finde ich dann immer noch – wie schon beim U4s auch – meinen einzigen Kritikpunkt: Standard 3.5mm passt zwar überall, jedoch hat sich in der letzten Zeit eindeutig der 4.4mm Stecker – gerade in „audiophilen“ – Kreisen durchgesetzt.

Case

Das runde Ledercase ist zwar sehr stylish, tadellos verarbeitet und bietet einen sehr guten Schutz. Leider ist es bei Verwendung eines Zubehörkabels, z.B. ein Effect Audio Eros S mit 8 Strängen, etwas klein. Einen um zwei bis drei cm größeren Durchmesser würde ich deshalb begrüßen.

Grundsätzlich gibt es bei Ausstattung und Zubehör generell bei 64 Audio absolut nichts auszusetzen. Man könnte allerdings darüber nachdenken, ob es im Sinne der Erwartungshaltung der Käufer ab einem gewissen Preis nicht vorteilhafter wäre, das Zubehör von der „Einstiegsklasse“ abzugrenzen und z.B. ein noch besseres Kabel und ein größeres Case beizulegen. Andererseits geht es ja in erster Linie um die IEM. Am Ende wohl eher eine philosophische Frage.


Komfort & Handling

Die Gehäuse des 64 Audio Volür sind relativ klein und bauen auch nicht sehr tief auf. Eine anatomische Ausformung wie bei vielen UIEM ist nicht vorhanden. Aufgrund der grob anatomischen Tropfen-Form der Gehäuse mit großen Radien gibt es aber (zumindest in meinen Ohren) keine unangenehmen Berührungspunkte, denn die Gehäuseform passt prima in mein Innenohr. Der Sitz mit den beiliegenden SpinFit™ Silikontips ist bei mir wie immer bei 64 Audio sehr gut und ich kann die IEM stundenlang ohne Schmerzen oder unangenehme Druckstellen tragen.

Die Kabelführung über dem Ohr gibt eine zusätzliche Stabilität und fixieren die kleinen Wunderwerke sicher und bequem.

Ob der 2-Pin Connector die ideale Verbindung ist, das wird in letzter Zeit immer mal wieder in meinem Umkreis diskutieret. Die MMCX Alternative scheint einige Vorteile zu haben. Ich selbst hatte an meinem U12t auch bereits einen Wackler im Sockel, der aber anstands- und kostenlos behoben wurde. 64 Audio hat hier einen super Service geboten.


Klangqualität

Einmal mehr kommen für das Probehören mein ifi Gryphon (zum Test) und der Sony NW-WM1Am2 zum Einsatz. Zusätzlich musste der Violectric HPA-V226 (zum Test des kleinen Bruders V222) und der iBasso DX320 Max Ti (zum Test) ran. An allen Quellen klingt der Valür schlicht atemberaubend – soviel darf ich vorwegnehmen.

Ich teste hier ja eh nur die richtig guten Sachen, aber es ist schon echt lange her, daß mich ein IEM so kompromißlos abgeholt hat. Das war vor fast zwei Jahren, als der Vision Ears EXT den Weg zu mir fand. Seitdem ist er mein absoluter Liebling – aber der Volür könnte ihm gefährlich werden. Mehr dazu weiter unten im Vergleich.

Die folgenden Klangeindrücke sind mit dem m15 apex Modul erfolgt. Mit diesem ergibt sich für mich die schlüssigste Tonalität – bei immer noch wirklich ordentlichem Bass. Die Module m12 & mX sind mir zu „zahm“, mit m20 wird es gerade bei schnellen Metalsachen schon deutlich zu viel und nimmt durch den überprominenten Bass teilweise die Energie und Spritzigkeit aus den Produktionen.

Bombastissimo!

Ja, das ist ein recht treffendes Attribut für den neuen 64 Audio Volür. Denn was zuerst auffällt, ist der grandiose und erstklassige Bass!

Klangcharakteristik

Meine Erwartungshaltung an den Klang war, daß der Volür ähnliche bassstark und spassig abgestimmt sei wie sein „Voränger“, der Nio.

Dem ist auch so. Und auch wieder nicht. Denn der Volür ist überraschenderweise grundsätzlich tonal eher neutral, sauber und sehr aufgeräumt. Und trotzdem punktet er zusätzlich mit einem prominenten Basspunch bei einer extrem sauberen Bassqualität (Textur / Kontur) und erfreulich klaren, detaillierten und natürlichen Höhen. Diese Eigenschaft zieht er aus dem gut abgegrenzten Bass und der Passpräzision, die keinerlei Verwischen oder Unsauberkeiten zulässt.

Die Bereiche im Detail

Bass

Der Bassbereich ist zwar deutlich prominent, aber vor allem eines: Hochpräzise!
Druck, Punch und Schnelligkeit sind bei der Entwicklung wohl eindeutig im Fokus gewesen. Die Bassmenge ist mit dem M15 apex Modul zwar reichlich vorhanden, übertreibt es aber eben nicht. Dieses Modul ist wohl nicht ohne Grund werkseitig eingesetzt. Bassdrums kommen mit ordentlich Wucht und klingen dank des dynamischen Treibers angenehm natürlich. Die Klangtextur ist klar gezeichnet, die Schläge sind definiert und überaus präzise. In der Transientenansprache verhält sich der Volür vorbildlich und beeindruckt mit explosivem Attack und natürlichem Sustain im Nachklang. Auch derb schnelle Musik mit dementsprechend schnell aufeinanderfolgenden Doublebass-Noten werden sehr akurat und frei von jedweder Unsauberkeit dargeboten. Eine der besten Bassdarbietungen unter den aktuell mir bekannten IEM!

Mitten

Im Volür brilliert der Mitteltonbereich durch seine außergewöhnliche Klarheit und Detailgenauigkeit. Die Wiedergabe ist äußerst präzise und frei von Verfärbungen, wodurch selbst die feinsten Nuancen sauber zum Gehör gelangen. Hier erinnert er stark an den U12t.

Im Übergang zu den tiefen Tönen behält der Volür eine ganz leichte Wärme, welche dem Klang eher eine musikalische, statt sterile Note verleiht. Diese angenehme Wärme ist genau richtig dosiert, um ein ausgewogenes Klangbild zu schaffen. Besonders in dicht arrangierten Produktionen – wie im Metal-Genre nicht unüblich – entfaltet der Volür seine Stärken. Die Darstellung bleibt transparent und definiert, was gerade bei komplexen Soundstrukturen hervorragend zur Geltung kommt.

Höhen

Der Volür beeindruckt auch im Hochtonbereich mit einer herausragenden Leistung. Die Abstimmung ist absolut genial und begeistert durch Details und Klarheit wie ich sie gerne und oft bei elektrostatischen Treiberkonfigurationen höre. Das verbesserte tia System ist ein wirkungsvolles Upgrade – hier hat 64 Audio anscheinend die perfekte Balance zwischen analytischer Präzision und musikalischer Natürlichkeit gefunden. Gerade bei oft zu harsch klingenden Cymbals schießen manche IEM gelegentlich über das Ziel heraus und klingen zu aufdringlich. Der Volür hat das gut im Griff und entschärft die Hochtöne gekonnt ohne ihnen Details oder Natürlichkeit zu nehmen.

Bühne

Die APEX® Technologie entfaltet im Bereich des Imaging und der Bühnendarstellung ihr volles Potenzial. Dadurch wirkt der Klang überaus offen, räumlich und plastisch – keineswegs wie man es bei einem beengten, geschlossenen In-Ear erwarten würde. Zudem bietet die Klangbühne eine beeindruckende Weite und Tiefe, schafft somit eine verblüffende dreidimensionale Soundlandschaft und präsentiert sich äußerst luftig.

Separation

Erneut demonstriert er seine Stärke: Alle im Mix vorkommenden Instrumente respektive Spuren werden sauber und präzise differenziert und sind somit mühelos zu analysieren. Kein noch so kleines Detail bleibt verdeckt, alles ist scharf und klar voneinander abgegrenzt. Der ausgewogene Frequenzgang schafft eine kristallklare und fein aufgelöste Struktur, die bis ins kleinste Detail durchhörbar ist.

Isolation

Wenn es passt, dann passt es: Die sehr gute Passform der Gehäuse kommt hier natürlich zum Tragen. Je nach Modul isoliert der Volür passiv richtig gut. Mit dem m20 ist man ordentlich von der Umgebung abgekoppelt.


Vergleich Volür vs. U12t

Mangels Nio, welches der offensichtlichere Vergleich wäre, musste der U12t ran. Dieser Vergleich macht auf den zweiten Blick aber mindestens genauso viel Sinn, denn die Treiberkonfiguration ist bis auf den Bassbereich exakt identisch. Statt den vier BA Treibern im U12t für den Tieftonbereich nutzt der Volür aber das Duo aus den 9mm dynamischen Treibern. Ach ja, und beim tia-Treiber wurde waveguide ergänzt.

Der U12t ist viele Jahre mein Referenz-IEM gewesen. Allerdings hat er mich in der letzten Zeit nicht mehr komplett abgeholt, da er eben in keinem Bereich wirklich herausstechend war. So ist die Vorstellung, einen U12t mit einem dynamischen Bassbereich zu haben, sehr verlockend. Und genau so ist es: Der Volür ist dem U12t verdammt ähnlich – besitzt aber den wesentlich lebhafteren, mitreißenderen und auch noch detaillierteren Bass. Zusätzlich legt der Volür bei den Höhen eine Schippe drauf.

So ist der Volür-Bass organischer, plastischer und natürlicher. Die Bassmenge des U12t ist im Vergleich auf etwa gleichem Niveau (mit U12t@m20 und Volür@m15). Im Midrange sind die beiden absolut vergleichbar, was auch aufgrund der Treiberkonfiguration nicht allzu verwunderlich ist.

Bei den Höhen punktet erneut der Volür durch eine elektrostaten-hafte, kristallkare und sehr detaillierte Wiedergabe. Für mich ist der Volür somit eindeutig der bessere U12t.

Vergleich Volür vs. Vision Ears EXT

Wenn es in der letzten Zeit einen IEM gegeben hat, der mich komplett abgeholt hat und der so etwas wie mein „all-time Favorite“ geworden ist, dann ist es der Vision Ears EXT (Vision Ears EXT Test). Für diesen Ausnahme-Inear musste ich auch meine Bewertungsskale sprengen, die bedingt durch die Masse an anderen, sehr sehr guten IEM schon am Anschlag angekommen war. Die Latte liegt also richtig hoch und der Herausforderer scharrt mit den Füßen.

Der Vision Ears verfügt über eine recht exotische Treiberkonfiguration. Auch in ihm werkeln zwei dynamische Treiber, allerdings anders implementiert als im Volür. Im EXT ist ein dynamische Treiber für die Bässe und einer für die Mitten zuständig. Um die Höhen kümmern sich gleich vier elektrostatische Treibereinheiten.

Beim Gehäuse gehen beide einen anderen Weg: Der 64 Audio Volür hat das ikonische Alugehäuse während der Vision Ears EXT ein fast schon custom-mäßig anatomisch ausgeformtes Acrylgehäuse besitzt. Kabel und Zubehör unterscheiden sich ebenfalls. Beide Serienkabel sind sehr gut, das Vision Ears Kabel sieht noch mehr nach hochwertigem Zubehör-Kabel aus und ist mit 2.5mm balanced terminiert. Ein Adapter auf 4.4mm liegt bei.

Tonal hat der EXT deutlich mehr Bass, ist wuchtiger und wirkt wirklich wie ein ausgewachsener Subwoofer im Tiefbass. Darüberhinaus tönt er musikalischer – ich kann es nicht anders beschreiben. Dafür hat er etwas etwas zurückgesetzte Mitten, aber sehr entspanntere und – hier kommt das Zauberstück – trotzdem extrem klare und hochauflösende Höhen.

Der Volür auf der anderen Seite ist im Bass präziser und straffer, hat eine definiertere Kontur und mehr Details. Die Mitten sind fleischiger, neutrales als beim EXT und in den Höhen löst er ähnlcih gut auf, ist aber nicht so smotth dabei – dafür spritzige.

Fast unentschieden:
Ein Kampf auf Augenhöhe. Der Vision Ears EXT bleibt aber für mich weiter auf dem Thron, da er einfach noch leidenschaftlicher alle Emotionen in der Musik transportieren kann und irgendwie eine besondere Mischung aus Musikalität und technischer Leistung in sich vereint.


Fotos


Fazit

Der 64 Audio Volür ist ein echter Flaggschiff IEM mit kraftvollem und mitreißenden Sound. Er begeistert mit einen fantastischen Bass und einer technisch brillianten Darbietung!

Obwohl er nicht wirklich neutral ist, bietet er ein bemerkenswert ausgewogenes und harmonisches Klangbild. Diese Kombination aus Klarheit, Ausgewogenheit und dem extrem guten Bass hat mich voll und ganz in ihren Bann gezogen. Jedes einzelne Instrument und jede Stimme wird mit solcher Präzision und Geschmeidigkeit wiedergegeben, dass es ein wahres Vergnügen ist, der Musik zu lauschen.

Der 64 Audio Volür ist ein mehr als gelungener IEM und löst bei mir den U12t aus gleichem Hause ab. Seine Spielfreude und fein texturierte Bassgewalt bei ausgeglichener Klangsignatur macht ihn zu einem meiner persönlichen Favoriten!

64 Audio Volür | Bewertung

9.6

Sound

10.0/10

Verarbeitung

10.0/10

Tragekomfort

9.0/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Ausgeglichene Signatur
  • Präziser Bass
  • Schöner Bass
  • Druckvoller Bass
  • Klare Höhen und tolle Seperation

Cons

  • Kein 4.4mm Kabel