Der Hifiman HE1000 ist eine Legende.

Dieser Kopfhörer dürfte wohl den meisten Kopfhörer-Junkies bekannt sein. Vor ein paar Jahren war es einer der teuersten Kopfhörer, die zu kaufen waren. Mittlerweile ist er in der dritten Evolutionsstufe angekommen und verfügt über die neueste Stealth-Treiber-Technik von Hifiman. Nach dem HE1000 v2 ist der neue HE1000 Stealth darüberhinaus auch noch deutlich günstiger zu haben – auch wenn 2.399€ natürlich nach wie vor kein Pappenstiel sind. Der HEKv2S – so kürze ich ihn gerne ab – ist ein einzigartiger Kopfhörer mit einem für heutige Verhältnisses gut passendem Preis-/Leistungsverhältnis. Was er kann und was ihn so einzigartig macht, das lest ihr jetzt.


[Werbung] Der Hifiman HE1000 wurde mir für diesen Test leihweise vom deutschen Vertrieb für Hifiman zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!


Aktuelle Situation

Es ist kein Geheimnis, daß in den letzten Jahren die Preise in unserem „Hobby“ exponentiell nach oben gegangen sind. Egal ob Kopfhörer, IEM oder Verstärker und Digital audio Player – die Preise scheinen keine Grenzen zu kennen. Aktuelle Kopfhörer-Flaggschiffe kosten locker 4.000€ und mehr. Wer mich kennt, der weiß wie ich dazu stehe. Ich gehe das alles bis zu einem gewissen Punkt mit, aber irgendwo sehe ich die Grenze überschritten. Ich habe hier keinen festen Betrag, sehe aber irgendwann den Preis in keiner Relation zur gebotenen Leistung mehr – und dann bin ich raus.

Der Hifiman HE1000 markiert in etwa diese Schmerzgrenze für mich aktuell. Ich sehe keine Notwendigkeit für einen Kopfhörer jenseits dessen Preises. Schon gar nicht, da ich den Hifiman auch klanglich fast nicht mehr für verbesserungsfähig halte. Ich habe sowohl einen Meze Elite, einen DCA Expanse & Stealth als auch einen Focal Utopia gehört und sehe hier aus reiner klanglicher Sicht keinerlei Notwendigkeit für diese Preisregionen. Und gemäß meinem Credo „Teste nur das was Du Dir auch selbst kaufen würdest“, wird der Hifiman wohl erst einmal das Nonplusultra hier sein und dementsprechend auch nicht mit den noch teureren Kopfhörern dieser Zeit verglichen werden. Da ich immer auch das Preis-Leistungsverhältnis in meine subjektiven Bewertungen mit einfließen lasse, hätten diese sowieso keine Chance.


Hifiman

Genug der einleitenden Worte. Gehen wir es an! Für alle die, die Hifiman noch nicht kennen: Gegründet wurde die chinesische Firma Hifiman im Jahre 2009 und man sorgte direkt für Furore mit den Modellen HE5 und HE6. Im Laufe der Jahre kamen weitere, hoch-geschätzte Kopfhörer auf den Markt. Die Preise decken einen großen Bereich ab, rangieren sie doch zwischen knapp über 100€ für den HE400SE bis zum Flaggschiff Susvara für 6.000€ und noch teureren Kombinationen mit Verstärkersystemen wie den Shangri-La und Shangri-La jr. Mit dem HE500i und HE400se (Test) gab es zwei absolute Preisknaller. Mehr Kopfhörer für unter 200€ findet man nicht. Und auch der Hifiman Edition XS (Test) ist ein toll klingender Hörer und wartet mit einem Kampfpreis auf – trägt er doch ebenfalls die Stealth Technik der teureren Modelle.


Hifiman HE1000 v2 Stealth | HE1000 v3

Der Hifiman HE1000 schlussendlich gehört zur absoluten Spitzenklasse – nicht nur bei den Hifiman-Kopfhörer. Er ist für anspruchsvollsten Musikgenuß konzipiert. Die Preisgestaltung mag verwundern, kennen andere doch nur einen Weg – nach oben. Nicht so bei Hifiman. Musste man für den HE1000 v2 bei Release noch satte 3.500€ berappen, so reichen für die neuere Stealth Version nunmehr 2.400€. Zugegebenermaßen immer noch eine mehr als beachtliche Summe, aber wie bereits angedeutet: Mit Blick auf die Wettbewerberschaar im obersten Preissegment mir vier- oder fünftausend Euro ist der HE1000 schon fast als Schnäppchen zu sehen.

Die Modell-Bezeichnung indes ist nicht ganz konsistent, mitunter gar irritierend. Nach dem HE1000 kam der HE1000v2. Soweit – so klar. Dieser wurde im dritten Wurf erst kürzlich mit den Stealth Treibern ausgestattet. Hifiman selbst bezeichnet ihn aber weiterhin einfach nur als HE1000, wohingegen im Internet Bezeichnungen wie HE1000v3 oder HE1000 v2 Stealth zu lesen sind.

Der HE1000 verfügt über einen Planar-Magnetostatischen-Treiber, der für seine sehr präzise und detaillierte Wiedergabe sorgt. Das offene Design ermöglicht eine natürliche Klangbühne und eine gute räumliche Darstellung. Der Kopfhörer ist aus hochwertigen Materialien gefertigt und bietet einen hohen Tragekomfort. In der neuesten Generation verwendet der Hersteller seine Stealth Technik nun auch im HE1000. Mehr dazu später.

Die Planar-Magnetostat Technik

Im Gegensatz zu herkömmlichen dynamischen Kopfhörern sollen Planarmagnetostaten aufgrund ihrer Konstruktion ein überlegenes Klangerlebnis in Bezug auf die Gesamtqualität bieten. Da der Klang auf einer Fläche erzeugt wird, gibt es keine Punktschallquelle. Die Schallwellen bewegen sich also alle parallel vom Treiber weg, es gibt keine Reflexionen oder Laufzeit-Differenzen.

Im Vergleich dazu verwenden dynamische Kopfhörer radiale Schallwandler, bei denen der Schallweg von verschiedenen Bereichen der Membran zum Ohr unterschiedlich lang ist. Man kennt das von der klassischen Lautsprechertechnik. Ein weiterer Unterschied zu dynamischen Kopfhörern besteht darin, dass Planar-Kopfhörer eine deutlich leichtere Membran haben, was zu einem agileren Ansprechverhalten führt. Weniger bzw. leichteres Material kann einfach schneller in Bewegung versetzt werden. Stichwort: Impulsverhalten, Transientenansprache.

Planare Kopfhörertreiber verfügen über leitende Schichten, die über die gesamte Oberfläche der Membran verteilt sind. Die Magnetkraft treibt die Membran gleichmäßig an, wodurch Planar-Kopfhörer im Vergleich zu herkömmlichen dynamischen Kopfhörern deutlich weniger Verzerrungen erzeugen.

Features

NEO Supernano Membran

Der neue Treiber ist 75% dünner als das frühere Design, was zu einer noch agileren Ansprache und damit einem satteren und detaillierten Klang über den gesamten Frequenzbereich führt. Leichtere Membran heißt geringere Masse heißt schnellere Bewegung. Somit können insbesondere Transienten davon profitieren. Es liegt auf der Hand, daß unter anderem vor allem Schlaginstrumente davon profitieren.

Stealth Magnete

Die Magnete sind sorgfältig in ihrer Geometrie optimiert, um sicherzustellen, dass die Schallwellen ohne Interferenzen passieren. Dadurch wird eine maximale Klangpräzision und Reinheit erreicht, ohne jegliche Verzerrung. Diese fortschrittliche Technologie ist noch relativ neu und wird ebenfalls bei einigen anderen Hifiman Kopfhörern eingesetzt. Auch die Impulsfähigkeit wurde dadurch nochmals verbessert. Transienten sind schnell, explosiv und äußerst präzise ohne zu verzerren.

Quelle: Hifiman

Asymmetrische Magnetenanordnung

Die spezielle, asymetrische Anordnung der Magnete sorgt für definierte Schallwellen ohne Diffusion und Verzerrungen.

Quelle: Hifiman

Lieferumfang und Verpackung

Die Verpackung ist ein wenig Understatement für einen Kopfhörer, der mehr als 2.000€ kostet. Die beige Pappe des Umkartons steht im Kontrast zur banderolenartig designten Produktabbildung. Klappt man den Deckel hoch, liegt der HE1000 sicher auf Hartschaum gebettet. Der Trenner in der Mitte kann bei Bedarf als Kopfhörerständer benutzt werden. Ich vertraue hier aber lieber auf die bewährten Ständer von Rooms Design, insbesondere dem FS Pro mit höhenverstellbarer Ablage. Ich glaube der Vorgänger kam noch mit einer Holzschatulle, welche man nun wohl aus Kostengründen wegrationalisiert hat. Finde ich gut.

Im Lieferumfang befindet sich lediglich der Kopfhörer, und zwei Kabel. Eines mit 6.3mm Klinkenstecker und ein symmetrisches mit 4-Pin XLR Stecker. Beide Kabel sind 3m lang und für den stationären Einsatz gedacht.


Tragekomfort, Design und Verarbeitung

Design

Charakteristisch bei Hifiman Kopfhörern ist die tropfenförmige / ovale Form der Ohrmuscheln. Die Bügelkonstruktion aus Metall ist hochwertig und im Gegensatz zur einfach anmutenden Gestaltung und Ausführung beim Edition XS, strahlt der HE1000 eine sehr gute Qualität sowohl bei Verarbeitung als auch Materialwahl aus.

Allerdings muss ich zugeben: Das Design ist nicht gerade Liebe auf den ersten Blick gewesen – im Gegenteil. Ich fand den Kopfhörer immer irgendwie sehr unattraktiv. Auch die Farbgebung mit dem braunen Leder und dem rotbraunen Holzdekor passt eigentlich so überhaupt nicht in mein eher industriedesign-lastiges Ästhetikempfinden. Mittlerweile scheine ich mich aber daran gewöhnt zu haben, finde sogar teilweise durchaus Gefallen am zeitlosen Look des HE1000.

Verarbeitung

Ein häufiger Kritikpunkt, der bis heute anhält, ist die teils angeblich schlechte Verarbeitungsqualität und Qualitätssicherung bei Hifiman. Dort hört man von ausgefallenen Treibern, kaputten Kopfbändern und fehlerhaften Kabelanschlüssen. Ja, der Hifiman XS könnte besser verarbeitet sein. Er war aber während der Leihdauer hier bei mir unauffällig und hatte keine Mängel entwickelt.

Ich glaube daß es auch etwas mit der Preisklasse zu tun hat, denn der HE1000 hier ist sehr gut verarbeitet und lässt optisch keine Makel erkennen. Es gibt keine Grate bei der Metallkonstruktion und das Holz(Dekor?) ist rundherum sauber verklebt. Auch die Buchsen machen einen guten Eindruck. Time will tell.

Tragekomfort

Der Tragekomfort ist richtig gut. In den großen Ohrmuscheln dürften selbst die größten Ohren Platz finden. Der Innenraum ist vergleichbar mit dem des Sennheiser HD800S. Bei ganz kleinen Köpfen reichen die Ohrmuscheln bis hinunter zum Kinn, verdecken das halbe Gesicht.

Aufgesetzt ist der Kopfhörer überaus bequem, nichts drückt oder ist zu eng – der Anpressdruck ist auf den Punkt für mich perfekt. Ausreichend fest, aber nicht störend. Im Gegensatz zum Edition XS mit dem klassischen Kopfbügel nutzt Hifiman am HE1000 die bekannte Konstruktion mit dem Lederband, welches großflächig auf dem Kopf aufliegt und die Last des Kopfhörers perfekt auf eine recht große Fläche gleichmäßig verteilt. Super gelöst! Auch die Größenverstellung ist viel besser als beim Edition XS, der mir in der kleinsten Stellung fast immer noch zu groß war. Die Rasterung ist fest genug, ohne zu schwergängig zu sein.

Das Kabel

Auch das Kabel erfuhr mit der Version 3 des HE1000 ein Upgrade. Ich hatte den HEKv2 mal leihweise hier und das Kabel – was soll ich sagen – war grauenhaft. Zumindest optisch und haptisch. Erinnerte mich an diese beige-weißen medizinischen Kabel am EKG. Klanglich mag es durchaus brauchbar gewesen zu sein.

Nun liegen dem HEKv3 zwei neue Kabel bei – ein symmetrisches XLR und eines mit 3.5mm Stecker. Beide sind 3m lang und optisch sowie haptisch in einer ganz anderen Liga. Schwarz und schön flexibel, kein Memoryeffekt und kaum Mikrofonie.

Die Anschlussbuchsen an den Ohrmuscheln sind in 3.5mm ausgeführt, so daß auch leicht Custom-Kabel eingesetzt werden können. So nutze ich am Questyle CMA Fifteen trotz der okayen Serienkabel auf dem Schreibtisch ein wunderbares Kabel von Rotmanns Cables. Der Slawa hat mir schon das ein oder andere Kabel konfektioniert. Das Black Ghost mit 8 Strängen und 4.4mm Stecker hat er mir ursprünglich für den Edition XS gefertigt, es passt aber auch perfekt an den HE1000.

Hifiman HE1000 mít Rotmanns Kabel

Technische Daten

Ja, für viele Leser wohl eher uninteressant, aber doch gehören sie dazu: Die nüchternen Fakten. 

Bauform:ohrumschließend
System:offen
Frequenzbereich:8Hz – 65kHz
Empfindlichkeit:93dB
Impedanz:32 Ω
Gewicht (ohne Kabel):458 g
[Quelle: https://store.hifiman.com/index.php/he1000-stealth-magnet-version.html]

Klangqualität HIFIMAN HE1000 Stealth

Ich falle hier mal direkt mit der Tür ins Haus: Der Hifiman HE1000 Stealth ist aktuell der „beste“ Overear, den ich gehört habe. Das reicht nicht? Gut, dann hole ich etwas weiter aus…

Ich habe den HEKv2S an verschiedenen Quellen gehört. Zum einen natürlich an meinem bewährten Daily-Driver neben dem Mac, dem Questyle CMA Fifteen (Test), zum anderen aber auch an verschiedenen DAP wie dem Astell & Kern KAN MAX (Test) oder dem Fiio M17 (Test). Auch am ifi Audio Gryphon (Test) durfte der HE1000 aufspielen.

Der Hifiman HE1000 ist mir ja bereits vor dem Test schon kein Unbekannter gewesen. Oft habe ich ihn bei verschiedenen Gelegenheiten hören dürfen – sei es auf Veranstaltungen oder als Leihgabe von einem Freund. Bei jeder dieser Gelegenheiten konnte mich der unnachahmlich offene Klang, die breite Bühne, tolle Detailauflösung und wirklich ausgeglichene Tonalität überzeugen.

Und genau das ist es, was auch dieses Mal – also jetzt, wo ich ihn hier leihweise etwas länger nutzen darf – sofort auffällt. Diese Magie, die einen sofort in den Bann zieht. Das ist wie unwiderstehlicher Sirenengesang. Eine entspannte, ausgeglichene Signatur, die alle Frequenzbereiche gleichermaßen bedient und nichts bevorzugt.

Die einzelnen Bereiche im Detail:

Bass

Ich konnte leider den V2 nicht mit dem Stealth direkt vergleichen. Jedoch meine ich aus der Erinnerung, dem V2 eine weniger definierte und punchige Basswiedergabe bescheinigen zu müssen. Der HE1000 Stealth jedenfalls ist in diesem Bereich jedweder Kritik erhaben. Er schafft es mühelos und ohne Anstrengung – vorausgesetzt einer adäquaten Befeuerung – selbst schnellste Double-Bassdrumsalven und Bassläufe mit einer scharf umrissenen Textur und verzögerungsfreiem Attack wiederzugeben. Impulsverhalten bei Transienten ist grandios. Die ultradünne Membran reagiert quasi ohne Verzögerung geradezu explosiv und ermöglicht eine unnachahmliche Präzision.

Was Details und Textur angeht ist mein geschätzter Sennheiser HD800s ganz ähnlich unterwegs. Ihm fehlt allerdings das letzte bisschen Agilität und was noch auffälliger ist: Die Bassmenge. Denn der Senn ist doch hier und da etwas zu zurückhaltend, zu analytisch. Und genau hier punktet der HEKv2 Stealth mit seiner deutlich wuchtigeren Basspräsentation – wohlgemerkt, bei mindestens ebenbürtiger Qualität.

Mitten

Die Mitten innerhalb halb der im Grund schon recht ausbalancierten Tonalität sind leicht angewärmt. Aber nur gerade so viel wie es nötig ist, um eine gewisse entspannte Klangsignatur um die reichhaltig vorhandenen Details der analytischen Präzision zu wickeln. So ist der HE1000 in der Stealth Version trotz seines „Alters“ immer noch auf der Höhe der Zeit und vielen seiner Kollegen sogar deutlich voraus. Die Auflösung und die Transparenz, mit der dieser Kopfhörer zu Werke geht, ist schlicht auf allerhöchstem Niveau. Daraus resultiert eine Instrumentenseparation, die es selbst in den vertracktesten Produktionen und bombastischsten Titeln eine nachvollziehbare Klarheit zelebriert, die jedes Detail hörbar macht und eine vorher nicht für möglich gehaltene Eintauchtiefe ermöglicht.

Übersetzt in Metal heißt das: Fette Gitarrenriffs, dichte Keyboardsounds, donnernde Drums und mehrspurige Gesänge werden regelrecht durchleuchtet und in ihre Einzelteile zerlegt. Aber auch nur wenn man es drauf anlegt: Will man lediglich entspannt Musik genießen, so ist dies aufgrund der leicht warmen Tonalität und gelungenen Abstimmung ohne weiteres möglich.

Höhen

Natürlich gibt sich der HE1000 auch in den oberen Sphären absolut souverän. Sei es bei der detaillierten Wiedergabe von Stimmen oder aber bei Instrumenten, vornehmlich den schonmal schwierig wiederzugebenden hohen Frequenzen von Becken/Cymbals aller Art. Können diese bei einem Dynamiker manchmal komprimiert oder künstlich klingen, so hört sich das hier stets überaus natürlich, echt und kraftvoll an. Eben wie live.

Die klaren und spritzigen Höhen sind es auch, die dem HE1000 seine überaus luftige und transparente Signatur verleihen. Die gesamte Präsentation ist für mich angenehm und überaus gefällig. Junge Ohren könnten vielleicht mit dieser Klarheit hier und da überfordert sein und den HE1000 deshalb als höhenlästig empfinden. Hier würde ein EQ helfen, bis die Ohren mehr Pegel in den Höhen brauchen…. ;-)

Bühne

Im Bereich der räumlichen Darstellung (mein Verständnis wenn ich von Bühne spreche), nähert sich der Hifiman sehr nahe an den Sennheiser HD800s an. Bisher war diese Disziplin für mich definitiv immer das Alleinstellungsmerkmal des Senn – neben seiner Auflösung und der ebenfalls tollen Separation. Der HE1000 Stealth macht das aber nun ebenso gut – so gut, daß ich ins Grübeln gerate und der Thron des HD800S wackelt.

Jedenfalls überzeugt der Hifiman mit grandioser, räumlicher Darstellung in allen Dimensionen und schafft es, eine offene und transparente Atmosphäre zu schaffen, die man sonst son nur von einem guten Lautsprecher-Setup kennt.

Separation

Wie oben schon erwähnt: Der Hifiman HE1000 Stealth ist ein absoluter Separations-Champion. Die Instrumententrennung ist auf Weltklasse Niveau und muss sich selbst hinter einem Sennheiser HD800S keinesfalls verstecken. Egal wie dicht und athmosphärisch eine Musikproduktion ist – der Hifiman seziert sie locker. Mehrstimmiger Gesang, Multi-Gitarrenspuren oder Action-Movies mit vielen Tonspuren – das alles schafft der HEK mit Bravour und auf einem Detail-Level, welches wirklich seinesgleichen sucht.

Hifiman HE1000 v2 Stealth vs. Sennheiser HD800S

Auch wenn der Vergleich natürlich nicht ganz legitim erschein – schließlich nutzt der Sennheiser HD800S einen dynamischen Treiber und der Hifiman einen planarmagnetostatischen. Trotzdem halte ich es an dieser Stelle für nicht nur angebracht, sondern geradezu offensichtlich die beiden zu vergleichen. Grund dafür ist die recht ähnliche Präsentation was Bühne, Separation und offenes Klangbild angeht. Der Sennheiser ist ja für seine unglaublich weite Bühne und klare Detailauflösung bekannt. Aber: Der Hifiman steht dem in nichts nach!

Aber der Reihe nach. Komfort ist bei beiden Kopfhörern sehr gut, die Cups des Sennheiser sind etwas kleiner, aber immer noch geräumig genug. Insgesamt finde ich den HD800S sogar noch etwas bequemer als den HEK, die Pads reichen nicht ganz so tief hinunter. Grundsätzlich ist das alles aber recht vergleichbar. Die Bügelverstellung gefällt mir am Sennheiser ebenfalls etwas besser, wirkt moderner und einfach intuitiver.

Kommen wir zum Klang.
Wie bereits angesprochen sind Bühne und das weite, luftige Panorama der Präsentation sehr vergleichbar, beide Kopfhörer spielen hier unglaublich breit, transparent und spannen ein sehr großes Klangpanorama auf.

Auch was Instrumentenseparation und Detailgenauigkeit angeht sind beide Spitzenkopfhörer auf recht vergleichbarem Niveau. Hier sehe ich den Sennheiser sogar einen Ticken weiter vorne. Ich finde er kann noch sauberer separieren und die Instrumente / Spuren noch deutlicher, klarer trennen. Aber man muss schon sehr genau hinhören, um überhaupt einen Unterschied herauszuhören. Und überhaupt: Das muss kein Vorteil sein, man könnte es auch als Nachteil auslegen – wenn man eben nicht ein Analysewerkzeug sucht, sondern eher einen angenehm, musikalischen Kopfhörer.

Wo sich die beiden Kopfhörer hingegen deutlicher unterscheiden, das ist die Tonalität. Der Sennheiser wird oft als bassarm bezeichnet – was mMn völliger Quatsch ist. Sein Bass ist qualitativ mit das Beste, was man bei dynamischen Kopfhörern finden kann. Und auch die Bassmenge ist nicht wenig, sie ist nur etwas zurückhaltender, als es die meisten gewohnt sind und für gut halten. Und genau hier rastet der Hifiman HE1000 dann voll ein: Qualitativ auf einem mindestens ebenbürtigen Niveau, legt er im Bass ein paar dB drauf und klingt einfach voller, druckvoller und damit lebendiger und wenn man so will begeisternder. Das macht ihn unterm Strich noch universeller, langzeittauglicher und einfach spektakulärer.

Am Ende stellt sich die Frage nicht unbedingt, welches der „Bessere“ Kopfhörer ist. Ich finde beide unterscheiden sich tonal weit genug, um hier verschiedene Präferenzen anzusprechen. Fakt ist: Beides sind fantastische Kopfhörer, die trotz ihres Alters nicht nur gereift snd, sondern immer noch absolutes High-End. Und das zum – meiner Meinung nach – noch gutem Preis/Leistungsverhältnis.


Fotos


Fazit

Der Hifiman HE1000 v2 Stealth ist ein „echter“ High-End Kopfhörer!
Der HEK war schon lange auf meiner persönlichen Wunschliste. Während des Tests war ich dann wenig überraschend so begeistert, daß ich kurzerhand mein Test-Exemplar gekauft habe. Nach der Zeit beim Testen hier mit diesem außergewöhnlichen Kopfhörer und den vielen Aha-Momenten konnte ich ihn einfach nicht zurückschicken. Und genau das ist wohl die beste Empfehlung schlechthin.

Der Hifiman HE1000v2 Stealth ist tonal meisterhaft genau nach meinem Geschmack abgestimmt und überzeugt dazu auch noch mit seinen technischen Fähigkeiten. Daß er immer noch mit den ganzen aktuellen 4.000€-Plus Boliden mithält, zeigt mir eines ganz deutlich: Die Technik ist ausgereift und im Falle des HE1000 mit den aktualisierten und verfeinerten Stealth Treibern mittlerweile wirklich auf einem absoluten Top-Level angekommen, welches vermutlich nur sehr schwer noch zu toppen ist. Man kann es eigentlich nur noch „anders“ machen – „besser“ wird schwer.

Der Hifiman HE1000v2 Stealth ist ein Overear der absoluten Spitzenklasse und „echtes“ High-End. Wer einen Kopfhörer sucht, der ausgewogen spielt mit tollem Bass und einer faszinierenden Detailauflösung und darüberhinaus eine luftige, breite und transparente Klangdarbietung liefert, der sollte sich den Hifiman unbedingt anhören. Endgame!

Hifiman HE1000 Stealth | Bewertung

9.6

Sound

10.0/10

Verarbeitung

9.5/10

Tragekomfort

9.5/10

Preis/Leistung

9.5/10

Pros

  • Ausgeglichene Tonalität
  • Tolle Bassqualität
  • Große, luftige Bühne
  • Klar & Detailliert
  • Grandiose Impulswiedergabe & Transienten

Cons

  • Hoher Preis
  • Sehr große Ohrmuscheln